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Superman entfesselt“ – Der Titel verheißt Großes und wenn man am Ende dieses ersten Teils der Story angelangt ist, bekommt man zumindest eine Ahnung, was dies bedeuten könnte. Autor Scott Snyder spielt hier clever mit Fakten und Worten. Ein schöner Cliffhanger, der einmal mehr dem Mythos Superman eine neue Facette hinzufügt.

Handlung

Alles beginnt am 9. September 1945 in Nagasaki. Wo die ikonischen Worte: „Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, es ist …“ einen sehr, sehr üblen Nachgeschmack bekommen.

Zeitsprung ins Jetzt. Oder besser die Gegenwart dieser Serie, die unabhängig vom New 52 Superman-Titel erscheint, welcher sozusagen die „Flegeljahre“ des Stählernen auf Erden beschreibt und seinen Fans bereits hinlänglich bekannt sein sollte. Diese neue, zweite Superman-Serie in DCs New 52-Universum, setzt etwa fünf Jahre später an.

Kal-El ist zum jungen Erwachsenen herangereift und allseits bekannt und beliebt.

Doch natürlich sind die bekannten Feinde ihm geblieben. Und so verwundert es nicht, dass sein Verdacht zunächst auf Lex Luthor fällt, nachdem acht Objekte aus der Erdumlaufbahn gerissen und auf einen tödlichen Wiedereintrittskurs gebracht wurden. Satelliten und sogar eine riesige Raumstation donnern der Erde entgegen und die Allgemeinheit vermutet, dass es sich um Anschläge einer Cyber-Terrorgruppe namens Ascension (Erwachen/Aufstieg) handelt. Deren Ziele sind noch ebenso undurchsichtig, wie ihre Methoden, Mitglieder und Hintermänner. Nach einem Gespräch mit Luthor, der natürlich alles abstreitet, ist Superman jedoch nicht wirklich von dessen Unschuld überzeugt. Luthor gibt zwar an, die Welt retten zu wollen, aber es ist ja nichts Neues, dass er Kal-El als außerirdische Bedrohung sieht.

Clark erfährt von Lois Lane, dass der größte und gefährlichste der abgestürzten Satelliten, nicht wie geplant in einer Einöde, sondern im Ozean gelandet ist, was ihn stutzig macht. Er erforscht das Wrack und findet an seiner Hülle einen Handabdruck, der viel größer ist als der Seine. Außerdem findet er noch etwas, das nur wenig angenehmer ist …

Weitere Nachforschungen, unter anderem mit Batmans Hilfe, führen ihn zu General Lane, Lois Vater, welcher ein geheimes Projekt in der Wüste Utahs beaufsichtigt. Es liegt tief unter der Erde, sogar vor Supermans Blicken verborgen. Etwas, das die amerikanische Regierung schon seit langer Zeit vor der Welt verbirgt und das weit gefährlicher ist, als alles was dem Stählernen bisher begegnet ist.

Als dieser den General zur Rede stellen will gerät die Lage außer Kontrolle und Superman wird entfesselt.

Und zu allem Überfluss rüstet Lex Luthor im Hintergrund zum Angriff. Worauf? Auf wen? Die Antwort wird wohl bis Ausgabe 2, in 2 Monaten, warten müssen.

Alles in allem, ein großartiger Auftakt zu einer spannenden Serie. Clever geschrieben, mit einigen Überraschungen und einer Prise Humor, gewürzt mit neuer Darstellung klassischer Charaktere.

Charaktere

Tja, was gibt es dazu zu sagen? Jeder Comic-Fan kennt Kal-El (Clark Kent), Lois Lane, Jimmy Olsen und Lex Luthor. Auch im New 52-Universum hat sich an der Darstellung dieser Charaktere nicht allzu viel geändert, sie gehören zu Superman wie Butter und Salz zum Brot.

Selbstverständlich ist ihr jeweiliger Hintergrund einmal mehr, der Zeit angepasst in welcher die Comics erscheinen und so kommen Alle etwas modernder daher – ihre Charakterzüge haben sich jedoch nicht geändert. Jimmy Olsen ist noch immer der etwas tolpatschige Jung-Reporter, Lois noch immer die taffe Star-Reporterin, die auch gern mal den Chef unterbuttert und Lex Luthor noch immer der aalglatte, intrigante Irre. Und auch Clark zeigt in neuem, frischen Design und Kostüm. Und so geht der Autor davon aus, dass der Leser zumindest die Grundbeziehungen der Charaktere untereinander bereits kennt. Was vielleicht den Einstieg für neue Leser etwas schwieriger machen mag, aber wie schon eingangs gesagt: „Wer kennt sie nicht?“

Zeichenstil

Jim Lee brilliert hier mit der ganzen Macht seines Könnens. Seine Linienführung ist dynamisch und präzise. Er meistert schwierige Perspektiven ebenso, wie Full Body Shots Lee zeichnet einen jüngeren, moderneren Superman, der sich seiner Macht durchaus bewusst ist. Allerdings wurde er noch nicht so sehr von ihr geformt wie der gereifte und durch unzählige Abenteuer geformte Kal-El aus früheren Serien und späteren Jahren. Wir sehen hier einen Superman, kurz nach dem Beginn seiner Karriere. In einem modernen, lockeren Look, welcher ihn als Kind dieses Jahrtausends zu erkennen gibt.

Die Zwischenspiele werden vom ebenfalls recht bekannten Dustin Nguyen gezeichnet, der sich in Stil und Ausdruck deutlich von Lee unterscheidet. Sein Strich ist fahriger und weniger präzise als der Lees und der Ton seiner Bilder ist generell dunkler und weniger bunt Oft nutzt er nur eine Farbe, um der Szenerie einen gewissen Eindruck und ein bestimmtes Feeling zu verleihen. Sein Stil lässt die dargestellten Szenen wie Erinnerungen aus dunkleren Tagen erscheinen und durchbricht somit den teils grellbunten Reigen von Lees Bildern. Was durchaus dazu beiträgt, die Wichtigkeit der Geschehnisse, die sie vermitteln, zu unterstreichen.

Preis/Leistungs-Verhältnis und Erscheinungsbild

SupermanUnchained Cover (c) PaniniFür 4,99 EUR erhält man 68 Seiten geballte Comic-Power von bester Qualität. Das Papier ist grifffest und stark, der Umschlag glänzt und ist schön glatt. Qualität aus deutschen Landen. Der Drucksatz ist ordentlich und gut zu lesen. Mir persönlich gefällt besonders der Erzählstil, welcher den Leser an Supermans Gedanken teilhaben lässt und so Hintergründe und Informationen vermittelt, die dem Stählernen gerade durch den Kopf gehen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: DC/Panini
  • Autor(en): Scott Snyder
  • Zeichner(in): Jim Lee, Dustin Nguyen
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comicformat
  • Seitenanzahl: 68
  • ISBN: 4198669604991
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Ein DIN A2-Wendeposter, gezeichnet von Jim Lee, liegt dem Band bei. Es ist beidseitig mit dem Cover dieser Ausgabe und, wie ich vermute, dem der zweiten Ausgabe bedruckt. Zusätzlich sind am Ende des Bandes/Hefts noch die Titelbilder der amerikanischen Variant“-Ausgaben von Brett Booth, Jerry Ordway und Dave Johnsons angefügt. Diese sind zum Teil den klassischen Titelbildern des Golden und Silver Ages nachempfunden.

Mein einziger, kleiner Kritikpunkt ärgert mich bereits, seit ich zum ersten Mal überhaupt ein Poster in einem Comic fand: die Löcher der Falzklammern. Wann denkt sich endlich jemand etwas aus, das diese dummen Löcher verhindert? Es ist einfach schade.

Fazit

Ein fulminanter Auftakt, welcher Lust auf mehr macht. Ich werde diese Serie gern weiter verfolgen, denn sie bringt, so wie es von den Machern des „New 52“ DC-Universe gedacht war, frischen Wind in eine bereits leicht angestaubte Geschichte.

So wie dereinst bei „Der Tag, an dem Superman starb“ in den 90er Jahren in der berühmt-berüchtigten Story um DOOMSDAY, so wird auch diese Geschichte Superman neu definieren und dem 21. Jahrhundert anpassen. Und, zum Glück, dieses Mal ohne seltsame Energieformen und andere, verschiedene Inkarnationen.

Daumen5maennlich

Artikelbilder: Panini Comics

 

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