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Das Lied von Eis und Feuer, die bislang fünfteilige große Saga rund um den Kontinent Westeros und die Adelsfamilien, die ihn beherrschen, hat viele Fans. Spätestens seit der TV-Serie Game of Thrones schätzen gefühlte Legionen von treuen Freunden die Erzählungen der Fantasy-Welt

Im Lied von Eis und Feuer wird allerdings statt einer Geschichte weniger Protagonisten die Geschichte der Welt erzählt. Ständig wechselnde Blickwinkel und häufig sterbende Protagonisten – das ist manchem Leser zu unübersichtlich.

Die Geschichtensammlung Der Heckenritter von Westeros schließt diese Lücke. Zugleich verkürzt sie die Wartezeit auf den sechsten Band der Hauptserie.

Statt aus immer anderen Perspektiven wird die Handlung aus der Sicht des armen fahrenden Ritters Dunk („Dumm wie eine Burgmauer“ nannte ihn sein alter Lehrer immer wieder liebevoll) erzählt, auch Ser Duncan der Große genannt. Aber eigentlich ist es die Geschichte von Ei, so sein Spitzname, dem Knappen von Ser Duncan. Besser bekannt ist Ei unter dem Namen Aegon Targaryen, nicht der Eroberer, sondern der Bruder von Aemon Targaryen. Diesen kennen Leser der Buchserie von der Nachtwache.

Story & Autor

Die Handlung beginnt wenige Jahre nach der niedergeschlagenen Schwarzfeuer-Rebellion, knapp einhundert Jahre vor der Haupthandlung. Die Rebellion und ihre Auswirkungen ziehen sich auch weiterhin als erzählungsübergreifendes Thema durch das Werk.

Dunk, ursprünglich aus Flohloch, einem Viertel von Königsmund, steht alleine da. Der Ritter, dem er selbst als Knappe gedient hat, ist an einer Erkältung gestorben und hat ihn kurz zuvor zum Ritter geschlagen. Um sich etwas Geld zu verdienen, nimmt er an einem kleinen Turnier teil. Er stellt schnell fest, dass er unter wahren Adligen nicht wirklich willkommen ist, verliert aber dennoch nicht den Mut. Immerhin braucht er eine neue Rüstung und die kann er sich nur mit einem Preisgeld verdienen.

Auf dem Weg zum Turnier trifft er Ei, einen kahlgeschorenen Jungen mit violetten Augen, der in einem Gasthaus arbeitet. Dieser will unbedingt Knappe werden und verhält sich mehr als lästig. Letztendlich nimmt Dunk ihn auf das Turnier mit. Nicht jeder Adlige dort achtet den Ritterkodex, Dunk jedoch schon. So kommt es zu einem heftigen Zwischenfall, bei dem er einen Targaryen-Prinzen angreift. Dieser fordert nach zähen Verhandlungen ein Urteil der Sieben. Sieben Kämpfer auf jeder Seite treten gegeneinander an, der Gewinner erzielt das Recht des Urteilsspruchs. Dabei kommt es zum Tod eines anderen Targaryen-Prinzen. Dunk erfährt zuvor auch die wahre, noble Identität von Ei – doch dieser begleitet Dunk ungeachtet seiner Abstammung weiter auf dessen Reisen.

Im zweiten Abschnitt, einige Jahre sind vergangen, dienen Dunk und Ei einem alten Ritter, der außer einem Wohnturm und kleinen Ländereien wenig sein Eigen nennt. Ei ist nun Knappe. Der alte Ritter Osgrau liegt im Zwist mit seiner Nachbarin, eine Adligen, von der es heißt, sie würde schwarze Magie und Flüche beherrschen und wäre eine Giftmischerin. Man nennt sie die Rote Witwe. Dank der großen Dürre des Sommers liegen die Felder des Ritters brach und als Männer der Nachbarin einen Damm bauen und so verhindern, dass die Felder bewässert werden können, eskaliert die Situation. Dunk wird als Unterhändler zur Adligen geschickt und es zeigt sich, dass einiges anders ist, als zuvor vermutet. Die Geschichte eskaliert in Offenbarungen und der Enthüllung verbotenen Wissens und am Ende steht ein großer Kampf, Mann gegen Mann an.

Die letzte und zugleich wegweisendste Geschichte spielt wieder auf einem Turnier. Eine Hochzeit zweier Häuser steht bevor und es wird gemunkelt, dass die Braut bereits befleckt in die Ehe geht. Dadurch soll aber beiden Häusern ein Vorteil entstehen. In jedem Fall lässt sich der Preis für den Sieger des Turniers sehen – ein echtes Drachenei!

Auf dem Weg zum Turnier treffen Dunk und Ei auf Johann, den Fiedler. Dieser ist ebenfalls ein Heckenritter, der aber weitab von der üblichen Armut dieser Zunft ist und Seite an Seite mit Lords reitet. Dieser mysteriöse Ritter ist bald Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und als er Ser Duncan den weißen Mantel der Königsgarde anbietet, beginnt man zu vermuten, wer er ist. War in der vorherigen Episode noch die Schwarzfeuer-Rebellion ein Nebenelement, kommen ihre Auswirkungen in dieser Geschichte voll zum Tragen. Am Ende ist es niemand anderes als Blutrabe, der dem Treiben und der gigantischen Intrige ein Ende bereitet.

George Raymond Richard Martin wurde 1948 in Bayonne, New Jersey, geboren. Bereits als Kind verkaufte er Monstergeschichten an andere Kinder für wenige Pennies. 1970 schloss er sein Studium der Journalistik ab und veröffentlichte seine erste Geschichte im Magazin Galaxy. Seit 1996 schreibt an der hochgelobten Fantasy-Serie Das Lied von Eis und Feuer. Die Serie ist auf sieben Bücher ausgelegt, der sechste Band wird heiß erwartet.

Sprecher

Reinhard Kuhnert, bekannt durch seine Vertonungen von Kevin Spacey und Pierce Brosnan, macht einen wirklich guten Job. Durch geschickte Betonung und Stimmverstellung schafft er es, jeder Rolle ihren ganz eigenen Charakter zu geben.

Nur wenige Male gelingt ihm der Wechsel nicht perfekt und man fragt sich kurz, wer da gerade spricht. Er ist zudem auch Sprecher der anderen Hörbücher der Lied von Eis und Feuer-Reihe. Hörer, die bereits diesen Hörbüchern gelauscht haben, haben somit ein wohlbekanntes und vertrautes Erlebnis.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 10,95 EUR kann das Hörbuch beim Amazon-Partner Audible gekauft werden. Dafür erhält man etwas über zwölf Stunden Hörvergnügen. Die Anzahl an Details und Seitenverwicklungen sind, wie gewohnt für den Autor Martin, recht hoch. Ein erneutes Anhören nach angemessener vergangener Zeit empfiehlt sich in jedem Fall. Im AudibleAbo ist es für 9,95 EUR zu haben.

Zu bedenken ist, dass man das Hörbuch aufgrund des DRM-Schutzes nur auf den kostenlosen Audible-Apps hören kann, welche es immerhin für alle gängigen Plattformen gibt. Man kann die Dateien jedoch auf Audio-CDs brennen, das ist jedoch fehleranfällig und daher nicht anzuraten. Ich habe das Buch unter Android auf einem Nexus 4 gehört.

Bonus/Downloadcontent

Es existieren keine Bonusinhalte

Erscheinungsbild Cover/Verpackung

Heckenritter_Westeros CoverBeim Kauf als Download entfällt natürlich die Verpackung, das Cover wird aber als kleine eingeblendete Grafik im Client mitgeliefert. Es zeigt eine Brustpanzerung nebst Wappen und Bannern und nimmt so den Fokus auf klassische Rittergeschichten vorweg.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Random House Audio
  • Autor(en): G.R.R. Martin
  • Erscheinungsjahr: 2013
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Download
  • ISBN/EAN/ASIN: B00FATUD3K
  • Preis: 10,95 (Download, Hörbuch) bis 15 EUR (Broschiert, gedrucktes Buch)
  • Bezugsquelle: Amazon, Audible

 

Fazit

Für alle, denen die ganze Westeros-Saga zu viel ist. Für alle, die das Warten auf den sechsten Roman nicht mehr ertragen können. Für alle, die sich Rittergeschichten ohne Magie, aber in einer fiktiven Welt wünschen. Für all jene ist dieses hervorragende Hörbuch gedacht.

Die Geschichten sind spannend und mitreißend und erlauben einen Einblick in das Westeros des kleinen Mannes. Die Fokussierung auf zwei Charaktere erlaubt eine viel engere Bindung als in der großen Serie, in der alle Nase lang ein erdachter Hauptcharakter stirbt. Fast alle Handlungsfäden werden aufgelöst – es bleibt aber Luft für weitere Abenteuer des Ritters Duncan.

G.R.R. Martin hätte der Fokussierung etwas mehr Aufmerksamkeit schenken können, denn minutenlang verliert sich der Text in detailreiche Umschreibungen. Diese sind zwar interessant zu hören, aber dann doch manchmal auch ermüdend. Für mich als Fan der großen Serie war das Hörerlebnis dennoch sehr positiv und die Gesamterfahrung gut.

Schön ist auch, dass der gleiche Sprecher wie in der Lied von Eis und Feuer-Vertonung hier wieder aktiv wurde. So fühlt man sich direkt in heimischen Gewässern. Nicht schön ist die Eindeutschung der Eigennamen. In den ersten Audio-Büchern des Liedes von Eis und Feuer wurde noch mit den englischen Namen gearbeitet. Hörer, welche diese schon kennen, werden nun immer wieder aus der Immersion herausgerissen wird und müssen kurz nachdenken, wer eigentlich gerade gemeint ist.

Alles in allem ist Der Heckenritter von Westeros ein „Muss ich hören“ für alle Wunsch-Westerosi. Rollenspieler sollten einen Blick auf das Lied von Eis und Feuer-Rollenspiel werfen. Hier werden auch für Nichtspieler in themenbezogen fokussierten Büchern einzelne Aspekte auf interessante Weise genauer beleuchtet, so zum Beispiel die Nachtwache.

Daumen4Maennlich

Artikelbilder: Random House Audio | Audible

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