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Vergangenes Wochenende bevölkerten wieder Zwerge, Nazgûl, Horadrim und andere Fantasy-Gestalten das Maritim Hotel in Bonn. Es war RingCon, wie jedes Jahr seit 2002. Drei Tage lang bot die Fed-Con Veranstaltungs GmbH Workshops, Autorgrammrunden und Vorträge rund um das Thema Fantasy an. Im Mittelpunkt stand diesmal weniger der Herr der Ringe, als andere Serien und Filme. Tommy Krappweis unterschrieb Ausgaben seiner Fantasy-Trilogie Mara und der Feuerbringer. Die Wikinger von Northman – A Viking Saga (Tom Hopper, Ken Duken, Anatole Taubman) gaben fleißig Interviews. Manu Bennett schrieb Autogramme für Serien-Fans von Arrow und Spartacus. Aber wo waren eigentlich die Bewohner von Mittelerde?

Tolkiens Erben

Gegründet wurde die RingCon im Jahr 2002, auf dem Höhepunkt der Herr der Ringe-Begeisterung durch die Peter Jackson-Verfilmung. Mitinitiator war damals die Deutsche Tolkien Gesellschaft. Der Name „RingCon“ ist ein Erbe dieser Zeit. Doch die enge Bindung an ein Werk konnte auf Dauer nicht durchgehalten werden. Zwölf Jahre später bevölkerten andere Gestalten die jüngste RingCon: So sah man an diesem Wochenende mehr Game of Thrones-Ritter als Zwerge, mehr Harry Potter-Zauberer als Gandalfs. Diese Tatsache kann aber niemanden ernsthaft verwundern. Heute sind eben andere Serien und Filme „in“. Doch war „Großvater-Tolkien“ auch nicht ganz vergessen: Craig Parker (Haldir) hatte als Gast einen Mittelerde-Hintergrund und in Workshops wie Julian Eilmanns „Romantische Landschaft in Tolkiens Werk“, Renate Knoboch-Maas „Die Geschichte von Moria und das Buch von Mazarbul“ oder Andreas Zeilingers „Harad – der unbekannte Süden von Mittelerde“ verneigte man sich vor dem Gründungsmythos der modernen Fantasy. Wie immer waren alle Workshops sehr gut recherchiert und brachten vielen jüngeren Fantasy-Fans Mittelerde näher. Tolkien war also auch 2014 noch ein Thema, wenn auch ganz klar nicht mehr der Fokus der Convention. Wenn dann mancher Ritter aus Westeros mit einem Ringgeist vor der Kamera posierte oder Kristian Nairn (Hodor) mit Sternchenmuster auf der Stirn zur Game of Thrones-Autogrammstunde erschien, dann ging das schon irgendwie klar – kunterbunte und sympathische Fantasy eben.

Haltung wahren, trotz Absagen

Apropos Stars und Sternchen: Auch dieses Jahr kamen zahlreiche internationale Schauspieler zum Fankontakt nach Bonn. Aber was hatte es im Vorfeld dieser RingCon für Kritik gegeben! Noch Tage vor dem Wochenende brodelte die Stimmung in diversen Foren. Der Grund war eine Reihe von Absagen: Raphael Sbarge, Josef Altin, Mark Ferguson, Keegan Connor Tracy, Charles Dance, George Georgiou, Gethin Anthony, Misha Collins – sie alle wollten kommen, konnten dann aber irgendwie doch nicht. Auf der RingCon war von gedrückter Stimmung aber überraschenderweise keine Spur. Die gekommenen Fans wahrten Haltung, nahmen das Ganze mit Humor, hingen Steckbriefe nach fehlenden Stars auf, veranstalteten Fantreffen als Ersatz und spielten ganze Szenen ihrer Lieblinge nach. Düstere Foren-Befürchtungen hatten sich nicht erfüllt: Etwas ruhiger war die Convention dieses Jahr schon, aber leer ganz sicher nicht – weder von Seiten der Schauspieler, noch der Fans. Und mancher zuvor enttäuschte Besucher war am Ende der drei Tage doch sehr zufrieden. Das lag sicher auch am Ersatz, etwa Alfie Allen, den die FedCon extra für die Ausfälle organisiert hatte.

Lena: „Ich bin positiv überrascht. Im Vorfeld habe ich zwar immer die Updates gelesen. Natürlich war ich wegen der Absage von Misha Collins enttäuscht. Wegen ihm habe ich nämlich eigentlich das Ticket gekauft und mir gedacht ‚hoffentlich wird das doch noch eine gute Con.‘ Aber ich bereue gar nichts.“

Game of Thrones überall

Mit Daniel Portman (Podrick Payne), Kristian Nairn (Hodor), Finn Jones (Loras Tyrell), Alfie Allen (Theon Greyjoy), Gamma Whelan (Yara Greyjoy), Luke Barnes (Rast von der Nachtwache) und James Cosmo (Lord-Kommandant Jeor) waren auf der RingCon 2014 besonders viele Stars aus Game of Thrones vertreten. Viele Fans ließen sich ihre DVD-Hüllen unterschreiben. Besonders häufig gewünscht „Mit Liebe von Hodor!“. Doch nicht jeder war bereit den zusätzlichen Autogrammpreis zu zahlen. Dafür konnte man die Stars in den Live-Panels albern sehen oder abends privat in der Maritim-Bar bei einem Drink erwischen. Manch ein Schelm wie Sebastian Roché kontrollierte sogar die Eintrittskarten der Fans oder gesellte sich einfach einem Fan-Gespräch dazu. Auch das gehört zur RingCon.

Zu Game of Thrones passten einige Workshops und Vorträge aus Westeros. Stefan Servos verteidigte „Sex & Gewalt in Game of Thrones“ und Jan Fiedler der Computeranimations-Profis von Pixomondo gab Einsichten in die digitale „Evolution der Drachen“. Dazu gab es mit Bernhard Eickenberg endlich Panels von einem waschechten Rollenspieler, samt praktischer Spielleiter-Tipps in „Die Kunst des guten Erzfeindes“. Gerne mehr davon! Viele Fans einer Serie schauten eh gerne über den Nischen-Tellerrand.

Martin aus Siegen: „Die Karte habe ich mir wegen Game of Thrones gekauft; habe mir von allen Schauspielern was unterschreiben lassen. Aber genereller Fantasy-Fan bin ich auch – ich bin nicht nur wegen der Serie hier. Ich treffe mich hier mit Freunden und wir setzen uns auch in andere Panels. Das gehört ja alles irgendwie zusammen.“

Mehr Cosplay erwünscht

Die Macher der RingCon 2014 legten dieses Jahr einen besonderen Fokus auf Cosplay. Mit Defcon Unlimited hatten sie sich die richtigen Partner ins Boot geholt. Die Profis für „kostümierte Live Action Promotion“ unterstützen die zahlreichen Kostümträger mit einem Showteam und boten ein Rahmenprogramm. Als Highlight gab es einen großen Cosplay-Wettbewerb, auf dem interessanterweise nicht „das beste Kostüm“, sondern in einzelnen Kategorien wie „Rüstungsbau“ oder „Make Up“ ausgezeichnet wurde. Das führte natürlich zu ganz ausgefallenen Kostümen, die nicht überall Anklang fanden.

Marie aus Köln: „Ich mag Cosplay schon sehr gerne und viele Kostüme sind sehr schön. Aber man merkt schon, dass da Profis dabei sind. Da haben normale Kostüme einfach keine Chance. […] Ob das der richtige Weg für die Con ist, weiß ich auch nicht. Aber man muss halt mal was Neues ausprobieren.“

Fazit

Westeros statt Mittelerde, Cosplay statt Elbenaufmarsch – Die RingCon 2014 mag etwas den ursprünglichen Fokus verloren haben, machte aber als buntgemischte Fantasy-Convention eigentlich vieles richtig. Nur so kann die RingCon auch in Zukunft Bestand haben. Dass zugegeben recht viele Stars kurz vor der Veranstaltung abgesagt haben, ist immer ein Risiko – Drehtermine gehen eben vor. Ich freue mich jedenfalls bereits auf die RingCon 2015, auch wenn diese bald wohl besser „FantasCon“ heißen sollte.

Impressionen

Fotografien: Stephanie Kröncke

 

 

3 Kommentare

  1. Ich denke, jede Con muß sich mit der Zeit weiterentwickeln, ansonsten verschwindet sie bald von der Bildfläche.
    Wichtig ist nur, daß die Wurzeln nicht vergessen werden.
    Aber so, wie es im obigen Bericht geschildert wird, denke ich, ist auch der RingCon auf einem guten Weg, weitere 12 Jahre zu existieren.
    Mir zumindest hätts auf dem Con gefallen.

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