Dick Grayson war lange einer der Robins neben Batman – einer von vielen, die diesen Titel trugen. Doch er entwuchs seinem Jugenddasein, zog ein eigenes Kostüm an und wurde damit zu Nightwing. Durch Einwirkungen des Jokers verlor er all sein Geld und zudem zerbrach das Vertrauensverhältnis zu Batman. Durch Dicks heimliche Liebe erfuhr Dick, dass der Mörder seiner Eltern, Tony Zuccho, mitnichten tot ist, sondern sich in Chicago versteckt.
Doch Chicago hat ein Problem: Nachdem Superwesen den Bahnhof zerstörten, herrscht ein striktes Maskenverbot. Nicht, dass das Dick davon abhalten würde, in die Stadt an den Great Lakes zu reisen.
Der Band besteht aus der Übersetzung der US-amerikanischen Vorlagen Nightwing 19-24.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Es geht direkt heiß los – Nightwing flüchtet rennend, springend, rollend über die Dächer von Chicago vor der Polizei, die großes Geschütz gegen unerwünschte Maskenträger auffährt. Mit einem Cliffhanger springt die Handlung dann erstmal einen Tag zurück.
Dick braucht eine Bleibe in Chicago und kommt bei dem unterbezahlten und gelangweilten Fotojournalisten Mike unter. In dessen Wohnung darf er das Zimmer der Wohngefährtin von Mike bewohnen, die nicht da sein soll. Ist sie aber doch, wie sich später in einer für alle Beteiligten peinlichen Szene herausstellt.
Bei der folgend stattfindenden Spurensuche nach Zuccho trifft Dick den Informationsdealer Spade und wird von der Polizei überrascht. Und damit sind wir wieder am Ende der ersten Szene. Das Setting ist gesetzt, Dick weiß, wo er unterkommt und wen er nach Informationen fragen kann. Diesen sich immer wieder schließenden Bogen finden wir so mehrfach in dem Comic. Nie muss der Leser lang auf erklärende Informationen warten, wird aber immer wieder verblüfft. Dieser Aufbau gefällt mir gut, hält er mich doch in Sachen Spannung bei der Stange.
Nightwing hat ein Talent dafür, in dramatischen Szenen gerade so eben mit dem Hals davonzukommen. Bei der Flucht vor den erwähnten Sicherheitskräften schwingt er sich über Dächer, flieht vor einem Hubschrauber, bringt diesen zum Absturz und rettet die Besatzung auch noch. Farbenfroh und voller Explosionen geht es dann so weiter.
Würze kommt rein, als Prankster, ein alter Bekannter von Nightwing, die Gegnerseite bereichert. Dessen „Spiele“ – meist tödlicher Natur – sind es dann auch, die Dick auf die richtige Spur locken. Johnny Spade hilft dabei, die Informationen richtig zusammenzuführen. Und so dauert es auch nicht lange, bevor Prankster und Nightwing aufeinandertreffen und auch Zuccho auftaucht, sich aber nicht unbedingt so verhält und ein Leben führt, wie der Leser es für einen Schurken erwartet hätte …
Es ist schwer, die Handlung zusammenzufassen, ohne Details dieser delikat verflochtenen Geschichte preiszugeben. Man möge mir dies verzeihen.
Charaktere
Nightwing ist nun wirklich kein Held aus der ersten Reihe. Dennoch turnt er schon lange im DC-Universum herum und hat seine Daseinsberechtigung. Viel über seine Vergangenheit und seine Abenteuer als Robin erfährt der Leser nicht, dafür aber deutlich mehr über die derzeitige Motivation des Maskenträgers in rot-schwarz. Das Dreieck Nightwing-Prankster-Zuccho weiß hierbei vor allem durch glaubhaftes Verhalten und in sich stimmige Motivation zu punkten.
Schön sind hierbei die Spitzen von Nightwing, die mich als Marvel-Fan ein wenig an die flotten Sprüche von Spider-Man erinnern.
Zeichenstil
Die wirklich eingängige Gesamtleistung von Brett Booth und Will Conrad überzeugt auf ganzer Ebene. Selten habe ich so einprägsame Bilder in Panels gesehen, die so farbenstrotzend – ohne grell zu wirken – , kontrastreich – ohne zu dunkel zu wirken – und dynamisch – ohne verwaschen zu wirken – auf mich eindrängen. Dabei gelingen Lichteffekte wie Lensflares, Überblendungen und Explosionen wirklich besonders gut. Zeichnerisch eines der besten Werke, das ich in den letzten Monaten in den Händen halten durfte.
Preis-/Leistungsverhältnis
Die Geschichte rund um Nightwing, der nach Chicago reist, um endlich den Mörder seiner Eltern zur Strecke zu bringen, ist lesenswert. Sie ist komplex, mehrschichtig und lädt zum erneuten Lesen ein. Dass die Zeichnungen dabei noch großartig sind, machen die 14,99 EUR mehr als angemessen.
Erscheinungsbild
Von Haptik und Druck ausgehend, bietet Panini Comics gewohnt hohe Qualität. Griffiges Papier und satte Farben sorgen für ein angenehmes Lesegefühl. Das Cover zeigt Nightwing mit vor Blut triefenden Händen an eine Wand gepresst – fast wie ein in die Ecke gedrängtes Tier, das direkt angreifen wird.
Die harten Fakten:
- Verlag:Panini Comics
- Autor(en):Kyle Higgins
- Zeichner(in):Brett Booth, Will Conrad
- Erscheinungsjahr:2015
- Sprache: Deutsch
- Format:Softcover broschiert
- Seitenanzahl:148
- Preis:14,99 EUR
- Bezugsquelle: Amazon
Bonus/Downloadcontent
Wie üblich liefert Panini die Originalcover im Band mit. Zusatzinformationen bieten Boxen zu Anfang und Ende des Sammelbandes.
Fazit
Ich kannte Nightwing vor der Lektüre des Bandes nur vom Namen her. Ex-Robins haben mich eher selten gereizt. Und ich verstehe, was ich damit für einen Fehler gemacht habe. Durch Witz, Actionreichtum und markante Sprüche, aber auch glaubhaftes Verhalten, hat er mich schnell überzeugt.
Die Geschichte rund um die Hatz auf den Mörder von Nightwings Eltern ist spannend und hat immer wieder überraschende Wendungen. Diese nehmen besonders am Ende deutlich zu und so kommt es zu einer befremdlichen Allianz, von der die Beteiligten wohl nicht viel wissen, aber dennoch am gleichen Strang ziehen. Prankster spielt einen gekonnten Gegner.
Dabei ist die Mehrschichtigkeit der Erzählung zwar großer Segen, aber auch kleiner Fluch. Oft musste ich zurückblättern und Dinge neu nachlesen. Dabei wird klar, wie filigran das Storyboard aufgebaut wurde. Das begeistert nachhaltig.
Zeichnerisch ist der Comic mit der Beste, den ich in 2015 in der Hand gehalten habe. Farben, Bewegungsstudien und dramatische Inszenierungen überzeugen auf ganzer Bandbreite.
Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.
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