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Nach dem Black Adam Kinofilm kommt jetzt das neue Comic Black Adam 1 – Der Prinz von Kahndaq bei Panini Comics. Diesmal übernimmt der legendäre Autor Christopher Priest, bekannt für komplexe und politisch pikante Plots. Kann er den Antihelden Black Adam rehabilitieren? Paul berichtet.

Superstar Dwayne Johnson versprach, sein Kinofilm Black Adam würde „die Hierarchie der Macht im DC-Universum ändern“. Leider schlug das fehl und im Fahrwasser des Films fiel das Auge der Öffentlichkeit eher auf die kleinlichen Firmenintrigen im Hintergrund. Der Charakter Black Adam kann jedoch auf eine lange Geschichte zurückblicken und hat es eigentlich nicht verdient, so abgetan zu werden. Jetzt fällt es Christopher Priest, einem erfahrenen und bewährten Autor zu, in der neuen Reihe Black Adam – Der Prinz von Kahndaq der Figur wieder zu Erfolg zu verhelfen. Schauen wir mal, wie das klappt.

Triggerwarnungen

Gewalt gegen Kinder, Sklaverei, Mord, tödliche Krankheit

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Handlung

Black Adam ist ein schwieriger Charakter – als Person und als Figur. Im antiken Ägypten geboren, von einem Zauberer mit göttlichen Kräften ausgestattet und von seiner Überlegenheit überzeugt, eroberte er in der Gegenwart das Nah-Ost-Land Kahndaq. Dort regiert er nun, trotz einiger Widrigkeiten, als unangefochtener Herrscher. Einerseits behauptet er, das Volk von Kahndaq vor Tyrannei zu schützen und davor, ausgenutzt zu werden – durchaus nicht zu Unrecht. Andererseits hat  Black Adam nun mal ein bronzezeitliches Verständnis von Macht und Herrschaft, verlangt Respekt als göttlich auserwählter Held und wird in Kahndaq tatsächlich religiös als vorbestimmter Gottesherrscher verehrt. Wie passt das zusammen? Black Adam als Anti-Held ist typisch für das Genre der Heroic-Fantasy, wie Conan der Barbar oder Scorpion King: Der mächtige Krieger, der einen korrupten Herrscher stürzt. Aber was im Fantasy-Genre funktioniert, lässt sich nicht unbedingt in die Gegenwart übertragen: Wie interagiert Adam mit anderen Nationen oder den UN, wenn er in Kahndaq sein Wort als absolut unanfechtbar sieht? Diese Seiten von Adam wurden nicht immer gut vereint, vor allem letzteres manchmal stark vereinfacht.

Black Adam bei einem amerikanischen Ausschuss
Black Adam bei einem amerikanischen Ausschuss

Christopher Priest geht diese Punkte und mehr geradezu offensiv an. Black Adam betritt das Feld internationaler Machtspielchen. Terrorist*innen aus einem anderen fiktiven Nahostland, Bialya, schmuggeln Waffen durch Kahndaq, was die CIA verhindern will, um die Vormachtstellung der USA in der Region zu sichern. Adam will den Schmuggel auch beenden, akzeptiert aber die fremde Einmischung in seinem Land nicht. Daher gibt die CIA vor, mit ihm zu kooperieren, finanziert insgeheim aber auch eine Demokratie-Bewegung in Kahndaq, die Adams Herrschaft schwächen soll. Diese Bewegung ist nicht nur eine Puppe der USA sondern aus der Bevölkerung entstanden und wird auch von Batman, in seiner Geheimidentität als Milliardär Bruce Wayne, finanziell unterstützt.

Kahndaq wird ein Brennpunkt internationaler Interessen
Kahndaq wird ein Brennpunkt internationaler Interessen

Zu diesem Pulverfass kommt der zündende Funken: Als Adam sich in Washington aufhält, um mit dem US-Senat zu verhandeln, wird dort der Führer der Demokratiebewegung umgebracht. Adam muss jetzt innerhalb von Kahndaq beweisen, dass er als absoluter Theokrat über schnödem Mord steht. Die USA, die ihn ohnehin als unvorhersehbaren Diktator sahen, muss er ausmanövrieren, damit sie den Fall nicht als Vorwand zum Einmarschieren nutzen können. Gleichzeitig hat ihn auch die Gemeinschaft der Superheld*innen schon lange argwöhnisch im Auge und niemand weniger als Batman und der Martian Manhunter sehen die Zeit für ihr Eingreifen gekommen.

Zusätzlich zu dieser realpolitischen und Superheld*innen-Krise wird Adam auch noch in seiner selbst empfundenen Göttlichkeit angegriffen. Kurz bevor all dies losbrach, begann Black Adam Visionen von den Akkad zu haben, den antiken Göttern von Mesopotamien. Er ist sich nicht sicher, ob es die wirklichen Götter sind oder er mental beeinflusst wird, diese zu halluzinieren: Beides denkbar in der DC-Comic-Welt. Auf jeden Fall führen die Visionen dazu, dass er in dieser kritischen Situation geschwächt ist und seine Kräfte verliert.

Als Lösung sucht er Malik White auf. Der hier neu eingeführte, hippe Medizinstudent ist ein weit entfernter Nachfahre von Black Adam. Grund genug für Adam, Malik als seinen Nachfolger auszuwählen und mit ihm seine Macht zu teilen. Malik ist allerdings ein vollkommen moderner, urbaner Afro-Amerikaner aus New York. Seine modernen, demokratischen, liberalen Werte und Überzeugungen kollidieren extrem mit Black Adams antik-absolutistischem Weltbild.

 

Charaktere

Black Adam prahlt und stellt sich jedem Gegner
Black Adam prahlt und stellt sich jedem Gegner

Black Adam ist natürlich der Hauptcharakter. Die Persönlichkeit des Anti-Helden wird gut eingefangen und spiegelt seine vorherigen Auftritte wieder. Als jahrtausendealter Held ist Adam arrogant und verlangt Respekt, besteht auch auf antiken Titeln die ihm im antiken Ägypten ein Pharao verliehen hat und sieht die moderne Welt zynisch. Er ist auch ein hochintelligenter Machtpolitiker und fähiger Manipulator, der versteht, wie mächtige Leute andere lenken. Trotz seines arroganten Kerns scheint er sich aber wirklich um das Volk von Kahndaq zu sorgen. Und Adam ist alles andere als perfekt: Seine Menschenkenntnis und sein politisches Gespür sind durch Jahrtausende geübt, aber trotzdem kann er jähzornig von seinen Emotionen übermannt werden.  Und auch sein zynisches Verständnis der Moderne greift manchmal einfach zu kurz, wenn die Menschen der Gegenwart doch nicht so simpel sind, wie Black Adam denkt.

Mit dem Namen hat Malik ein Problem
Mit dem Namen hat Malik ein Problem

Malik White ist der zweite Protagonist. Der junge Medizinstudent ist, wie üblich in solchen Situationen, von seinen neuen Kräften überrascht. Er hat kein Interesse daran, ein Superheld zu sein, und sieht als moderner Amerikaner Black Adam als totalitären Diktator eines rückständigen Dritte-Welt-Lands. Ganz kann er sich der Verantwortung, aber auch den Möglichkeiten, die Black Adam ihm aufgehalst hat, jedoch nicht entziehen. Malik ist ein gut geschriebener Charakter, dessen Ausdrucksweise manchmal etwas bemüht flippig-modern klingt. Trotzdem ist er kein flaches Klischee, sondern eine ernstzunehmende Person, die in einer unerwarteten Situation mit komplexen und widersprüchlichen Überzeugungen klarkommen muss.

Zeichenstil

Rafa Sandoval zeichnet mit klaren Linien einen realistischen, aber super-heroischen Stil der gleichzeitig klassisch und modern wirkt. Seine Figuren wirken überzeugend und punkten mit leicht erkennbarer Mimik in Nahaufnahmen, aber auch spannender Dynamik in Kampfszenen. Die Kolorierung ist bunt genug, um etwas comicartig zu wirken, aber nicht so knallig, dass es unrealistisch wird. Einzig die Hintergründe fallen auf, da sie manchmal nur einfarbige Flächen sind und manchmal in schwächeren Farben koloriert, sodass es aussieht, als würden die Figuren vor einem Bild schweben.

Erscheinungsbild

Der Band ist auf typische Panini-Art solide verarbeitet, gut gedruckt und gut lesbar. Das Cover ziert ein gemaltes Bild von Black Adam, der passend zur Handlung düster dreinschaut.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in(nen): Christopher Priest
  • Zeichner*in(nen): Rafa Sandoval
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 164
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Maliks ungewollte Kräfte machen ihn für viele zum Ziel
Maliks ungewollte Kräfte machen ihn für viele zum Ziel

Mit Black Adam 1 – Der Prinz von Kahndaq nimmt Christopher Priest Black Adams grundlegende Charakteristika unter die Lupe: Als Herrscher, als Superheld, als Gott, als Mann aus der Vergangenheit und als nicht-amerikanische Person of Color. Priest, der 1979 der erste afro-amerikanische Editor der Comic-Branche wurde, hat sich darauf spezialisiert, solche schwierigen Themenkomplexe anzugehen. 1998 überarbeitete er Marvels Black Panther und legte mit seiner Revision den Grundstein für den modernen Erfolg des Charakters. Solch einen epochalen Erfolg kann man von Black Adam 1 – Der Prinz von Kahndaq eher nicht erwarten. Die teils nichtlineare Erzählweise kann manchmal leicht verwirren und Priests Dialoge sind dicht mit expliziter und implizierter Information. Bis jetzt wirft die Handlung auch viele verschiedene Elemente und Handlungsstränge zusammen – vielleicht zu viele, um sie alle befriedigend abhandeln zu können. Auf jeden Fall ist Black Adam 1 – Der Prinz von Kahndaq aber interessant genug um Lust auf den zweiten Band zu wecken. Wer sich für Black Adam interessiert oder etwas komplexere Comics mag, die trotzdem noch gute Genre-Kost sind, ist hier genau richtig.

 

  • Komplexe Handlung
  • Mischung aus Realismus und Superheld*innen
  • Toll gezeichnet
 

  • Teils verwirrend erzählt
  • Manche Dialoge nicht überzeugend

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Maximilian Düngen
Fotografien: Paul Menkel
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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