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Beim Cosplay – kurz für „costume play“ (engl.) – verwandelt man sich mit Hilfe von Kostümen, Perücken, Makeup und anderer Accessoires in seinen Lieblingscharakter aus Anime, Manga, Comic, Film oder Computerspiel. Man präsentiert sein Kostüm auf Conventions oder anderen Veranstaltungen, bei Fotoshootings, Videodrehs oder auch im Rahmen von Wettbewerben. Bei diesen führen Cosplayer entweder solo oder in der Gruppe passende Skits (kurze inszenierte Bühnenstücke) auf, die meistens zur Geschichte der dargestellten Charaktere passen.

Wir stellen euch nach und nach die bekanntesten internationalen und nationalen Wettbewerbe vor. Beginnen werden wir mit der Deutschen Cosplaymeisterschaft, kurz DCM, welche dieses Jahr ihr 10jähriges Jubiläum feiert.

Von Manga und Büchern

Die DCM ist der erste landesweite Cosplay-Wettbewerb in Deutschland. Er besteht aus regionalen Vorentscheiden, bei denen sich die Teilnehmer für das Finale, welches traditionell im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse stattfindet, qualifizieren können.

2007 wurde die DCM in Zusammenarbeit des Animexx e.V. (Verein zur Förderung japanischer Populärkultur) mit der Frankfurter Buchmesse ins Leben gerufen. In Frankfurt gab es zwar schon seit 2002 mit dem CosplayCorner eine Plattform für Cosplayer, um dort ihre Kostüme zu präsentieren und der Öffentlichkeit die japanische Popkultur auf diese Weise näher zu bringen, doch wollen die Veranstalter der DCM auch nationale Wertungsstandards entwickeln und das Fairplay in der Cosplayszene fördern. Ebenfalls verstehen sie sich als Mediatoren zu Medienkontakten, um Vorurteile gegenüber Cosplay in der Öffentlichkeit abzubauen.

Ready, Set, Go

Jeder ab 16 Jahren kann bei der DCM antreten, um sein Bestes auf der Bühne zu geben. Selbst Cosplayer aus anderen Ländern nehmen vermehrt die weitere Anreise auf sich, um an einem Vorentscheid teilzunehmen, denn der Wettbewerb wird zwar ausschließlich in Deutschland ausgetragen und von einem deutschen Team organisiert, jedoch ist der internationale Dialog und das Zusammenwachsen der Cosplayszene ein Schwerpunkt der Veranstalter.

Die Kostümwahl beschränkt sich ebenfalls nicht wie bei einigen anderen Cosplay-Wettbewerben auf Charaktere aus Anime, Manga oder japanischen Computer- und Konsolenspielen. Es muss sich lediglich um „ein offizielles/lizenziertes Bild eines vermarkteten Produktes, bzw. zur Vermarktung vorgesehenen Produktes“ handeln. Das heißt, dass einem alle Möglichkeiten offen stehen. Nur Eigenkreationen oder Fanversionen eines Charakters müssen leider zuschauen. 

Die Vorentscheide finden jedes Jahr über ganz Deutschland verteilt auf diversen Conventions statt, um so vielen Cosplayern wie möglich die Chance zu geben teilzunehmen. Die Anmeldung läuft über ein Onlinesystem auf der Homepage der Meisterschaft. Dort findet man auch das Regelwerk, welches jedes Jahr zur neuen Saison aktualisiert wird. Darin finden sich alle wichtigen Informationen, die man zur Teilnahme braucht: die Form der Kostümvorlagen, verschiedene Möglichkeiten zur Auftrittsgestaltung mit Requisiten, Licht und im Finale sogar Videounterstützung, sowie der Zeitrahmen des Auftrittes für die Teilnehmer.

Um für Teilnehmer und Zuschauer eine gute Transparenz zu bieten, kann man auch die genauen Bewertungsrichtlinien und Abläufe der Jurymitglieder einsehen. Sämtliche Inhalte des Regelwerkes sind für alle Vorentscheide genormt und festgelegt, um einen fairen Wettbewerb zu garantieren.

Ja wo starten sie denn?

Bei der DCM geht der Wettbewerbstag meist ziemlich früh los. Vor den Auftritten vor Publikum auf der Bühne müssen die Teilnehmer einzeln zur Kostümbewertung. Hier sieht sich die Vorentscheidsjury die Cosplays jeder Startnummer genau an, vergleicht sie mit den eingereichten Originalbildern des Charakters und stellt Fragen zur Machart oder dem Umgang mit der Vorlage.

Wenn alle Startnummern bewertet wurden, geht es auf die Bühne. Dort haben alle Teilnehmer einen vorgegebenen Zeitrahmen, um ihren vorbereiteten Skit darzubieten. Requisiten und Musikunterstützung sind erlaubt und erwünscht, um sich und den dargestellten Charakter bestmöglich zu präsentieren. Hierbei wertet die Jury den Auftritt hauptsächlich nach Schlüssigkeit und Ablauf des Skits. Die Zuschauerreaktion wird ebenfalls in die Bewertung einbezogen. Diese ist auch als entscheidender Faktor festgelegt, falls mehrere Teilnehmer in der Punktwertung gleichauf liegen.

Die Gewinner des jeweiligen Wettbewerbes rücken weiter vor. Je nach Anzahl der Vorentscheide in der aktuellen Saison, qualifizieren sich die Zweitplatzierten ebenfalls für einen Platz im Finale.

Soloflug oder Tandem

Als die Deutsche Cosplaymeisterschaft gestartet wurde, war das Ziel, einen deutschen Cosplaymeister und eine -meisterin zu suchen. 2010 allerdings wurde der Wettbewerb in eine alternierende Einzel- und Paarmeisterschaft umgewandelt, um auch Cosplayern eine Chance zu geben, als Team teilzunehmen. Dafür wurde das Regelwerk in manchen Punkten, wie zum Beispiel einer verlängerten Auftrittszeit, angepasst.

Dieses Jahr wird zum 10-jährigen Jubiläum eine kombinierte Einzel- und Paarmeisterschaft ausgetragen, deren Finale am 23. Oktober 2016 auf der Frankfurter Buchmesse stattfindet.

Auf die nächsten 10 Jahre

Mit mittlerweile jährlich über 120 Teilnehmern und einer international ständig wachsenden Bekanntheit ist die Deutsche Cosplaymeisterschaft inzwischen auch über Deutschland hinaus ein fest etablierter Bestandteil der Cosplayszene.

Dieses Jahr gab es für dieses Engagement eine Belobigung und Ehrung des japanischen Außenministers Fumio Kishida für die „Förderung des gegenseitigen Verständnisses zwischen Japan und Deutschland.“

Fotografien: Wie gekennzeichnet

 

 

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