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Die bunt zusammengewürfelte Familie um Anya Forger eroberte bereits mit der Mangareihe Spy x Family, einem Genremix aus Spionageaction und Comedy, die Herzen der Fans. Nach einer erfolgreichen Anime-Adaption erschien nun auch eine Light Novel dazu. Wir haben einen Blick hineingeworfen und gleich das komplette Buch verschlungen.

Ja, richtig gehört. Nachdem Spy x Family nun bereits als Manga und Anime seinen Erfolg feiern durfte, kommt nun noch eine Light Novel rund um die Forgers daher. Viele namhafte Franchises haben diese Behandlung bereits bekommen – mit großem oder weniger großem Erfolg. Besonders hervorzuheben wären da beispielsweise die Bücher von Naruto, in denen einige bekannte Nebenfiguren wie Itachi Uchiha im Mittelpunkt stehen. Mit Light Novels haben Mangaka die Möglichkeit, neben dem eigentlichen Fokus in ihrer Story, zusätzliche Geschichten zu erzählen und die Charaktere tiefergehend zu betrachten. Sie werden dabei als Kurzromane aufgebaut und mit passenden Illustrationen bestückt, welche die darin erzählte Story begleiten.

Aber können die Mangakapitel von Spy x Family in Buchform überhaupt funktionieren? Fehlt hier nicht das, was Mangastories so erfolgreich macht: Die unzähligen Zeichnungen? Tatsächlich beweist Spy x Family – das geht auf jeden Fall!

Triggerwarnungen

Keine üblichen Trigger

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Story

Die Geschichten der vier Missionen in der Light Novel spielen zeitgleich zum Geschehen des Mangas, sodass sie ein schönes Extra für alle bilden, die bereits ein Herz für Spy x Family haben. Doch auch neue Leser*innen werden an die Hand genommen. Zu Beginn nimmt sich das Buch Zeit, noch einmal den gesamten Hintergrund zu erklären – was vielleicht für eingefleischte Fans der Serie etwas langweilig daherkommt.

Wir begleiten im Buch die Forgers, eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus Personen, die auf den ersten Blick wie eine glückliche Bilderbuchfamilie daherkommt. In Wahrheit haben sie alle ein Doppelleben und die Familie ist eigentlich nur ein Vorwand, um eigene Ziele zu erreichen. Ein Vorwand, der trotzdem alle Figuren näher zusammenrücken lässt. Anya ist die quirlige kleine Adoptivtochter, die über telepathische Fähigkeiten verfügt. Yor, die herzensgute, aber zurückhaltende Mutter der Familie, ist eigentlich eine waschechte Auftragsmörderin. Währenddessen steckt hinter dem liebevollen Vater Loid eigentlich ein Top-Spion. Und obendrauf kommt noch der Familienhund Bond (wie James Bond). Der Clou: Niemand weiß von der wahren Identität des jeweils anderen, nur Anya, die durch ihre Fähigkeit die Gedanken anderer Menschen hören kann, weiß, dass etwas mit ihren Eltern nicht stimmt.

Die vier Geschichten der Light Novel fokussieren sich jeweils auf drei bekannte Figuren des Mangas, darunter auch die quirlige Anya und zuletzt die ganze Familie Forger. Der übergeordnete Erzählstil fokussiert sich dabei immer auf die wichtigste Figur in der Geschichte. Neben den vier Hauptstories kommt noch ein Bonuskapitel hinzu, welches jedoch sehr langweilig ist. Es erzählt nichts, was nicht bereits im Buch selbst immer wieder erzählt wurde. Dass die Familie Forger auf alle um sie herum perfekt wirkt, lernen wir schon zu Beginn. Dafür sind die vier Kurzgeschichten allesamt liebevoll geschriebene und zum Teil sogar emotionale Geschichten, die man anfangs von einem solchen Buch gar nicht erwartet hätte.

So begleiten wir in der ersten Geschichte Anya auf einen Schulausflug, auf dem sie sich ausgerechnet mit Damian Desmond im Wald verirrt. Damian ist nämlich der Sohn jenes Politikers, der von ihrem Vater Loid beschattet wird. In der zweiten Geschichte wird Yors Bruder Yuri Briar zum Babysitter und muss einen Tag lang auf Anya aufpassen – eine besondere Mission für ihn, denn das Mädchen darf sich auf keinen Fall langweilen. Das Ausflugsziel für die beiden wird ausgerechnet das Berufsinformationszentrum, in dem Anya ganz neue Talente in sich entdeckt. Beide Geschichten wurden sehr süß und mit viel Herz geschrieben. Es sind keine großen Abenteuer, aber sie zeigen mehr vom Slice of Life-Aspekt, der sehr wichtig für Spy x Family ist.

Ein Charaktersheet zeigt zu Anfang, um wen es in der Geschichte geht. © Crunchyroll Manga

Die dritte Geschichte ist herzzerreißend emotional und beinhaltet als Protagonisten einen eher unscheinbaren Charakter: Franky Franklin, einen Kioskbesitzer, der Loid mit hilfreichen Gadgets und Informationen beliefert. Der sonst mit Frauen eher erfolglose Franky lernt ausgerechnet in dieser Light Novel eine Frau kennen und verliebt sich. Doch die Geschichte nimmt eine tragische Wendung, die Lesende sicher rühren wird – aber hier soll nicht gespoilert werden!

In der letzten Story wird es spannend, denn ein Maler will ein Porträt der Familie Forger anfertigen. Das Problem: Weder Yor, noch Loid dürfen wegen ihrer Arbeit zulassen, dass ein Bild von ihnen kursiert. Das Chaos ist perfekt.

Schreibstil

Wer in Spy x Family – Familienporträt einen hochkarätigen Roman sucht, wird mit dieser Light Novel nicht fündig. Das ganze Buch ist ein schönes Extra für Fans der Serie und setzt bewusst auf Kurzgeschichten, die man sich so oder so ähnlich auch als Folge eines Anime vorstellen könnte. Dementsprechend leicht sind die Kapitel geschrieben und tragen den Witz der Serie in sich, der auch in geschriebener Form sehr gut funktioniert. Auf große Action wird verzichtet, was jedoch nicht tragisch ist, bieten die Geschichten dennoch schöne Einblicke in das Leben der darin behandelten Figuren. Fans werden es lieben, all jene, die jedoch zuvor mit Spy x Family nichts am Hut haben, könnten sich dabei jedoch langweilen.

Der*die Autor*in

Aya Yajima ist hierzulande wohl wenigen ein Begriff und wirklich viel findet man über sie leider nicht – trotz akribischer Recherche. Was jedoch klar ist, die Autorin hat bereits Erfahrung in Sachen Textadaptionen beliebter Anime-Namen. So schrieb sie bereits Light Novel Abenteuer für Demon Slayer und Blue Exorcist. Yajima liefert in Spy x Family – Familienporträt die Texte, während die Illustrationen vom Original-Mangaka Tatsuya Endō stammen.

Erscheinungsbild

Ein Charaktersheet zeigt zu Anfang, um wen es in der Geschichte geht. © Crunchyroll Manga

In der Hand wirkt die Light Novel glattweg wie ein Mangaband: Sie ist leicht, die Haptik einfach und das Cover wurde vom Stil stark an den Zeichenstil der Mangas angelehnt. Es ist damit ein tolles Buch, um es auch mal für unterwegs mitzunehmen. Ansonsten fällt es von außen nicht besonders auf, wenn es neben anderen Taschenbüchern im Regal steht. Das ändert sich jedoch, wenn man die erste Seite aufschlägt. Mangaka Tatsuya Endō liefert gleich zu Anfang des Buches eine schöne kolorierte Illustration von zwei Bildern zum Aufklappen. Hinzu kommen zu jeder Geschichte kleine Illustrationen – eine jeweils am Anfang und eine mitten im Kapitel, um den Text zu unterstützen. Ganz am Anfang gibt es zudem noch eine Charaktereinführung für alle Figuren, die in dem Buch eine Rolle spielen und welche ebenfalls vom Mangaka selbst gezeichnet wurden. Das alles ist nochmal ein schöner Zusatz zu der Light Novel im Allgemeinen. 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Crunchyroll Manga
  • Autor*in(nen): Tatsuya Endō (Konzept und Illustrationen), Aya Yajima (Autorin)
  • Erscheinungsdatum: 06.04.2023
  • Sprache: Deutsch (übersetzt aus dem Japanischen)
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 216
  • ISBN: 978-2-88951-402-1
  • Preis: 14,00 €
  • Bezugsquelle: Crunchyroll Shop, Amazon, idealo

 

Bonus

Neben einigen exklusiven, farbigen Illustrationen von Spy x Family-Schöpfer und Original-Mangaka Tatsuya Endō gibt es für Neueinsteiger noch eine Übersicht der in der Light Novel vorkommenden Charaktere.

Fazit

Die Light Novel Spy x Family – Familienporträt kommt fast wie eine Sammlung von verschiedenen Folgen eines Anime daher. Die vier Geschichten passen perfekt in das Gesamtkonzept der Serie und bieten vor allem Fans noch zusätzliche Einblicke in das verrückte Familienleben der Forgers. Besonders eine der Kurzgeschichten rückt den eher unscheinbaren Charakter Franky in den Vordergrund und ist ungewohnt ernst, am Ende sogar herzzerreißend. Abgerundet wird das Ganze zusätzlich mit schönen Illustrationen des Original-Mangaka Tatsuya Endō. 216 Seiten sind jedoch schnell durchgelesen und wenngleich der Schreibstil flüssig und leicht verständlich ist, so bietet diese Light Novel eher seichte Unterhaltung. Lesende, die zuvor mit der Serie nicht viel am Hut hatten, werden sich schnell langweilen und das Buch womöglich sogar nach Kapitel eins abbrechen. Für eingefleischte Fans hingegen ist diese Light Novel ein Muss!

 

  • Schönes Extra zum Manga & Anime
  • Rührend erzählte Kurzgeschichten
  • Illustrationen des Original-Mangaka
 

  • Eher etwas für Fans
  • Sehr schnell durchgelesen
  • Bonuskapitel langweilig, fast unnötig

 

Artikelbilder: © Crunchyroll Manga
Layout und Satz: Andreas Hübner
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Lisa Murach

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