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Gigantische Sandwürmer, verfeindete Adelshäuser und der ewige Kampf um Spice: Dune von Frank Herbert gehört zu den ikonischen Science-Fiction-Geschichten des 20. Jahrhunderts. Nicht nur steht für 2021 eine neue Verfilmung vor dem Einzug in die Kinos, sondern auch die offizielle Graphic Novel-Adaption fand vor kurzem ihren Weg in die Läden.

Dune von Frank Herbert gehört zu den erfolgreichsten und bekanntesten Science-Fiction-Romanen aller Zeiten. Das geschaffene Universum des US-amerikanischen Autors wurde stetig erweitert, unter anderem von seinem Sohn Brian Herbert. Gemeinsam mit dem Autoren Kevin J. Anderson ist dieser für die Schaffung mehrerer Prequel-Romane und einiger Nachfolgewerke zur Hauptreihe seines Vaters verantwortlich.

Wer würde sich damit besser eignen, das Skript für die Graphic Novel-Adaption des Klassikers aus dem Jahre 1965 zu schreiben? Im Vorwort des Hardcover-Bandes erläutern die beiden ihre Ansprüche an die Umsetzung und die Bedeutung, möglichst nahe an der Vision des ursprünglichen Autors zu bleiben. Um der Fülle an Inhalt des Romans Rechnung zu tragen sind drei Bände nötig, wovon wir uns endlich dem ersten widmen können.

Handlung & Charaktere

Herzog Leto Atreides tritt auf Befehl des mächtigen Imperators die Herrschaft über den Planeten Arrakis an. Der Wüstenplanet weist enorme Bedeutung für das feudale Imperium, seine Adelshäuser und verschiedene Institutionen auf, da er der einzige Ursprung des Spice ist. Diese Substanz besitzt eine Vielzahl nützlicher Eigenschaften, die in Technologie, Medizin und spirituellen Bereichen Anwendung finden. Die Kontrolle über den Wüstenplaneten bietet dadurch sowohl die Chance auf großen Reichtum, aber auch auf große Schande durch Nichterfüllung der imperialen Nachfrage.

Ein Großteil der Graphic Novel beschäftigt sich mit der Einführung in die Welt. © Splitter

Vor und nach der Ankunft des Herzogs, seiner Konkubine Lady Jessica, deren gemeinsamen Sohn Paul und dem Gefolge des Adelshauses verdichten sich die Anzeichen, dass Arrakis lediglich eine große Falle ist. Leto vermutet dahinter seine alten Rival*innen aus dem Hause Harkonnen. Gleichzeitig versucht der Herzog die eingeborenen Fremen des Wüstenplaneten als Verbündete zu gewinnen, da sie sich über Generationen an das Leben in der unbarmherzigen Umgebung angepasst haben. Zu den Gefahren von Arrakis gehören beispielsweise gigantische Sandwürmer, die die wertvollen Spice-Vorkommen bewachen.

Neben diesen Herausforderungen muss sich Letos Sohn Paul mit eigenen Problemen auseinandersetzen. Durch das Erbe seiner Mutter, die einer Schwesternschaft mit besonderen Fertigkeiten angehört, scheint ihm eine bedeutende Zukunft bevorzustehen. Welche Rolle seine Ankunft auf Arrakis dabei spielt, wird der junge Mann im Laufe der Geschichte herausfinden.

Wie durch diese Kurzbeschreibung ersichtlich wird, ist das Universum von Dune ein Komplex voller Organisationen, Völkern, Interessengruppen und Adelshäusern. Ein Großteil der Graphic Novel beschäftigt sich mit der Einführung in die Welt, sowie der Etablierung der verschiedenen Charaktere. Gerade zu Beginn wird man von der Fülle an Informationen erschlagen, wodurch der Einstieg zäher ist als das Finale des Bandes. Gleichzeitig bleiben die meisten Figuren oberflächlich, da in kurzer Zeit sowohl die Mitglieder des Hauses Atreides, ihr Gefolge und die Gegenspieler*innen vorgestellt werden.

Diese Vorarbeit ist jedoch nötig, um den Detailreichtum der von Frank Herbert geschaffenen Welten zu verstehen. Allein durch Andeutungen erkennt man die Liebe und komplexen Hintergründe, die in die Schöpfung des Dune-Universums geflossen sind. Brian Herbert und Kevin J. Anderson geben sich dabei außerordentlich viel Mühe, diese Leistung auch in der Adaption greifbar zu machen.

Im letzten Drittel der Handlung merkt man einen deutlichen Anstieg des Spannungsbogens. Gegen Ende des Bandes sehen sich Leto, Jessica und Paul immer mehr Gefahren gegenüber, von denen sie nur einige kommen gesehen haben. Besonders die Zukunft des jungen Atreides-Erben sorgt für Neugier, da mehr und mehr Andeutungen über sein Schicksal fallen.

Gegen Ende des Bandes sehen sich Leto, Jessica und Paul immer mehr Gefahren gegenüber. © Splitter

Zeichnungen & Kolorierung

Der visuellen Umsetzung von Dune haben sich die Spanier*innen Raúl Allén und Patricia Martín angenommen. Das Ergebnis inszeniert die Handlung stimmungsvoll in Bildern mit einer Mischung aus futuristischen und feudal-aristokratischen Elementen. Besonderen Eindruck hinterlassen großflächige Panels, wie beispielsweise der erste Auftritt eines gigantischen Sandwurms.

Davon abgesehen hat mich die Schlichtheit der visuellen Gestaltung überrascht. Die Szenerien sind als detailarm, beinahe minimalistisch zu bezeichnen. Ebenso sieht es mit der Kolorierung aus, die bis auf wenige Akzente einem Flatart-Stil folgt. Darüber hinaus wirken die Farben in einigen Szenen sehr grell, was angesichts der Kargheit des Schauplatzes unerwartet ist.

Dabei soll keineswegs impliziert werden, dass die Qualität der Zeichnungen und Kolorierung sich nicht auf hohem Niveau befindet. Allerdings hätte man aufgrund der mit Dune assoziierten Welten spontan mehr Epik oder Düsternis im Zeichenstil erwartet. Möglicherweise erlaubt aber gerade diese Schlichtheit die Handlung glänzen zu lassen und nicht die Bilder in den Vordergrund zu rücken.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter
  • Autor*innen: Frank Herbert, Brian Herbert, Kevin J. Anderson
  • Zeichner*innen: Raúl Allén, Patricia Martín
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 176
  • Preis: 25,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Die Graphic Novel zu Dune bietet einen wunderbaren Einstieg in das Franchise und dürfte aufgrund der Treue zum Original auch bei Fans Anhänger finden. Da das Universum von Dune komplex ist, benötigt der Pilotband einige Seiten zur Etablierung von Welt und Charakteren. Dadurch wirkt die erste Hälfte der Erzählung stellenweise langatmig und verwirrend. Dieses Gefühl legt sich allerdings, sobald der Spannungsbogen merklich anzieht und die Mitglieder des Hauses Atreides sich all den Gefahren ihrer neuen Heimat stellen müssen.

Der visuellen Gestaltung gelingt die Inszenierung der futuristisch-feudalen Welt von Frank Herberts Vision. Gleichzeitig überrascht die Schlichtheit der Umsetzung, besonders nach der für damalige Verhältnisse bildgewaltigen Umsetzung von David Lynch aus dem Jahre 1984 oder dem Trailer für die 2021 erscheinende Film-Adaption.

Die Geschichte des Romans wird im zweiten Band (Muad‘Dib) der insgesamt dreiteiligen Graphic Novel-Adaption fortgesetzt. Darüber hinaus wurde mit Dune: Haus Atreides ebenso die Umsetzung der offiziellen Vorgeschichte als Trilogie angekündigt. 2021 verspricht somit ein erfreuliches Jahr für alle Fans des Genres zu werden.

  • Originalgetreue Adaption des Romans
  • Spannungsbogen zieht gegen Ende merklich an
  • Visuell gelungene Umsetzung der futuristisch-feudalen Welt von Dune
 

  • Zäher Anfang aufgrund des komplexen Hintergrundes

 

Artikelbilder: © Splitter
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Sabrina Plote
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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