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In Japan ist dieser Anime ein Erfolg und befindet sich nun auch hier auf der Überholspur: In Spy x Family trifft Familienleben auf Spionage-Action. Denn die Hauptfiguren Anya, Loid und Yor sind alles andere als das, was sie vorgeben zu sein. Wir haben den Anime unter die Lupe genommen!

Sie ist überall: Anya Forger. Ein kleines Mädchen mit großen Augen und pinkem Bobschnitt. Sei es als Merchandise in etlichen Manga-Läden oder als TikTok-Trend mit ihrem ikonischen „Waku Waku“-Lied. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Trend und der Figur? Anya ist eine der drei Protagonist*innen des quietschbunten Manga- und Anime-Hits Spy x Family. Mangaka Tatsuya Endō kreiert darin eine Serie, die auf clevere und humoristische Weise alles, was man so von Spionage-Thrillern kennt mit einer „Slice of Life“-Familiengeschichte zu verbinden. In Japan ist die Shōnen-Serie bereits seit ihrer Geburt 2019 ein großer Erfolg, und eroberte auch hierzulande schnell die Herzen der Fans. So ließ es nicht lange auf sich warten, bis aus dem beliebten Manga auch eine Animeserie wurde, die in Deutschland im April 2022 auf Crunchyroll ihre Premiere feierte. Jetzt gibt es die erste Staffel schon als Blue-Ray Disc in Form von drei Bänden zu kaufen. Ob der Anime etwas taugt, und wie die Umsetzung als physische Filmdisk ausschaut, das haben wir geprüft.

Triggerwarnungen

Keine typischen Trigger

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Story

Nach der Ermordung eines hochrangigen Diplomaten gibt es Unruhen zwischen Westalis und Ostania. Um den Frieden zwischen den rivalisierenden Nationen aufrechtzuerhalten, wird ein westalischer Agent mit dem Codenamen „Twilight“ mit einem wichtigen Auftrag betraut. Er soll den Führer der Einheitspartei in Ostania, Donovan Desmond, auszuspionieren. Das Problem: Desmond lebt notorisch zurückgezogen und zeigt sich nur sehr selten in der Öffentlichkeit. Die einzige Möglichkeit für Twilight, an ihn heranzukommen, besteht darin, ein Kind in derselben Privatschule wie Desmonds Söhne anzumelden und sich als Elternteil auszugeben. Um dies zu erreichen und das Bild einer glücklichen Familie zu vermitteln, gibt er sich den Decknamen Loid Forger, adoptiert ein junges Waisenmädchen namens Anya und heiratet eine Frau namens Yor Briar. So weit, so gut.

Was Loid jedoch nicht weiß, ist, dass Anya Gedanken lesen kann und Yor in Wirklichkeit eine professionelle Mörderin ist. Weder Loid noch Yor sind sich der wahren Identität des jeweils anderen bewusst und auch nicht, dass Anya ihre wahren Berufe kennt. Später stößt zu dieser verrückten Truppe auch noch ein Hund mit präkognitiven Fähigkeiten, dem sie den Namen Bond geben. Bei dieser Familie ist Chaos vorprogrammiert.

Eine schrecklich nette Familie: die Forgers
Eine schrecklich nette Familie: die Forgers

Charaktere

Die Serie präsentiert eine bezaubernde Gruppe von Charakteren, von denen jeder seine eigenen Stärken und Schwächen mit sich bringt. Die scheinbar zufällig zusammengeworfene Familie, bestehend aus dem Top-Spion Loid, der Assassinin Yor und der Gedankenleserin Anya, entwickelt im Verlauf der Folgen eine herrliche Dynamik. Da ist es wirklich kein Wunder, dass man alle drei schnell ins Herz schließt.

Der stets ernsthafte Spion Loid ist spezialisiert auf das Fälschen von Identitäten, Dokumenten und allem, was für seine Missionen erforderlich ist. Dabei ist er auch bekannt für seine eindrucksvollen Fähigkeiten, sein strategisches Denken und seine Fertigkeiten im Umgang mit gefährlichen Situationen. Trotz seiner Professionalität und kühlen Fassade offenbart die Serie jedoch auch seine menschliche Seite. Als Ehemann von Yor Forger und Vater von Anya Forger zeigt er, dass er nicht nur als brillanter Spion funktioniert, sondern auch nach und nach in der Rolle des Familienvaters aufgeht. Dabei steht sein ernsthaftes Auftreten im direkten Kontrast zu den humor- und liebevollen Momenten, die er mit seiner zusammengewürfelten Familie teilt.

Yor hingegen erscheint auf den ersten Blick eher unauffällig, entfaltet ihre Fähigkeiten aber von null auf hundert, wenn sie ihre Klinge zieht. Im Alltag gibt Yor vor allem den Eindruck einer klassischen Hausfrau und Mutter. Sie ist charmant, fürsorglich und bemüht sich, eine gute Ehefrau und Mutter für ihre Familie zu sein. Ihre äußere Erscheinung und freundliche Art lassen nicht sofort auf ihre Fähigkeiten als Assassinin schließen. Umso mehr Spaß macht es, sie in Action zu sehen. Doch auch sie hat Schwächen: Yor ist von Selbstzweifeln geplagt und fühlt sich manchmal unbeholfen in der Rolle der Ehefrau.

Anya hingegen kann zwar Gedanken lesen, bleibt jedoch abseits davon nicht sonderlich brillant. Sie lässt sich dafür allzu gerne von Tagträumen mitreißen. Dass niemand um sie herum weiß, dass Anya stets in der Lage ist zu hören, was sie denken, macht das ganze besonders lustig und führt immer wieder zu verrückten Situationen. Besonders interessant ist auch, dass obwohl Anya adoptiert ist, die Familie in ihr eine Schlüsselfigur findet und sowohl Yor als auch Loid über Anya mehr und mehr zusammenrücken. Das Mädchen sucht währenddessen die Anerkennung ihrer Adoptiveltern, und bemüht sich so gut es geht eine gute Tochter zu sein.

Die kleine Anya weiß alles – denn sie ist eigentlich eine Telepathin
Die kleine Anya weiß alles – denn sie ist eigentlich eine Telepathin

Synchronisation

Die deutsche Synchronisation bei Spy x Family kann sich hören lassen. Sie ist nicht die beste, im direkten Vergleich zu anderen Animeserien wie One Piece, aber auch nicht die schlechteste. All jene, die darauf Wert legen, Anime in deutscher Sprache zu schauen, bekommen eine sehr solide Synchronisation. Die Stimme von Anya passt hervorragend auf das quirlige junge Mädchen, ohne dass es zu viel wird und man Schmerzen in den Ohren bekommt. Dies ist besonders schön für die Serie, da viele Anime-Serien bei den Stimmen von besonders jungen Charakteren straucheln. Unnatürlich und hoch klingen dann die Stimmen, was Zuschauer*innen schnell aus dem Fluss der Serie bringt. Bei Anya hingegen ist die Synchronisation vergleichsweise gut. Dasselbe gilt auch für Loid Forger und die anderen Figuren. Hier und da merkt man allerdings, dass sich das Gesprochene eher unnatürlich anhört. Dies fällt besonders auf, wenn man eine direkte Übersetzungen nicht gut ins Deutsche übernehmen kann. Besonders Anyas „Waku Waku“, was sie recht häufig verwendet, wurde in deutsch zu „spannend, spannend“. Das hört sich oft unpassend und nicht alltagstauglich an. Dass es im Japanischen so gut funktioniert, liegt wahrscheinlich am Klangbild der japanischen Sprache, was im Deutschen nicht der Fall ist.

Animation

Die Animation wurde bei Spy x Family von Wit Studio, Cloverworks produziert und ist für aktuelle Verhältnisse sehr solide. Alles läuft fließend und die Hintergründe sind sehr schön und detailreich gemalt. Die wenigen Kampfszenen, die es in der Serie gibt, sind gut animiert, flüssig und dynamisch. Tatsächlich spielt dieser Stil sogar erstaunlich gut in den Genremix ein, und passt sich den Emotionen der Szenen an. Einzig und allein die Nutzung von 3D-Elementen, wie die Animation einer großen Menschenmenge, stört den grundsätzlichen Fluss des Animes und passt nicht. Man sieht, wo 3D eingesetzt wird und das nimmt am Ende die Immersion.

Inszenierung & Erzählstil

Was zunächst wie der Beginn eine Anime-Version von Bond-Filmen wirkt, kombiniert auf kluge Art und Weise Spionage-Action, „Slice of Life“ und Comedy miteinander. Dadurch entsteht ein Anime, der sich selbst nicht zu ernst nimmt. Doch genau das ist eine große Stärke und vielleicht auch die große Einzigartigkeit von Spy x Family. Wir begleiten nicht nur Loids und Yors „Arbeit“ in der die beiden immer wieder in actionreiche und dynamische Konflikte hineingeworfen werden und stets versuchen müssen, ihr Gesicht zu wahren. Nein, wir sind auch Teil von Anyas Geschichte, die uns in eine Schule führt. Hier muss das junge Mädchen die Schulbank drücken und wird mit denselben Problemen konfrontiert, die man in dem Alter so hat – nur, dass Anya obendrein noch eine Telepathin ist. Und dann gibt es noch die idyllischen Familienmomente, die die drei Protagonist*innen überhaupt zusammengeführt haben.

Spielerisch schafft die Serie es zwischen diesen sehr gegensätzlichen Realitäten zu springen und dadurch auch den Charakteren mehr Tiefe zu bieten. Man taucht richtig ein in dieses „Slice of Life“-Abenteuer der Forgers mit allen verrückten Momenten, die uns die Serie entgegenwirft. So wirkt auch jede Folge anders und man entdeckt immer wieder neue Aspekte der Figuren.

Für die Mangaleser*innen gibt es auch eine Entwarnung: Die Serie hat ein wunderbares Tempo. Es wirkt nicht, als wäre man bei den Folgen möglichst schnell durch die einzelnen Kapitel der Mangabände gehetzt. Im Gegenteil, es wird sich vergleichsweise Zeit genommen und das kommt der Serie ultimativ auch zugute. Es wird nicht langweilig und gleichzeitig fühlt es sich an, als wären die Folgen in ihren Geschichten sehr rund.

So warmherzig und lustig der Anime auch ist, wer hier ein komplexes Werk mit vielen Plottwists und Überraschungen erwartet, sucht leider vergeblich. Spy x Family ist nicht sonderlich anspruchsvoll und auch für eine jüngere Zielgruppe geeignet. Wer eher ernstere Themen oder bombastische Action möchte, wird mit Spy x Family nicht wirklich glücklich werden. Auch die bunte Aufmachung und die kindliche Art von Anya können womöglich hartgesottene Animefans abschrecken. Wer hingegen eine warmherzige Geschichte mit viel Witz und zwischendurch etwas Action sucht, ist hier goldrichtig!

In der Schule muss sich Anya durch die üblichen Probleme eines Kindes kämpfen

Erscheinungsbild/Umfang

Spy x Family Volume Eins kommt in einem schicken, aus Hartpappe gefertigten, Schuber. Dieser bietet neben Volume Eins Platz für die beiden weiteren BlueRays (Vol. Zwei & Drei), die man braucht, um Staffel Eins zu komplettieren. Für alle Sammelwütigen, die sich gerne ihre Blue-Rays gebündelt ins Regal stellen, ist das eine schöne und vor allem praktische Möglichkeit. Nimmt man die Blue-Ray nun heraus, präsentiert sich die Schutzhülle mit Loid Forger als Cover-Model. Darin findet man schließlich die eigentliche Hülle mit den Filmdiscs darunter, welche wiederum mit einem anderen Motiv bestückt ist. Dieses zeigt einen Cafétisch mit diversen Spionagematerialien. Das ganze Produkt wirkt ein wenig wie eine Matroschka-Puppe, da man auf diese Weise ein bisschen braucht, bis man an die tatsächliche Blue-Ray Disc kommt. Dennoch macht alles zusammen einen hochwertigen Eindruck.

Die harten Fakten:

  • Studio: Wit Studio, Cloverworks
  • Mangaka: Tatsuya Endō
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch/Japanisch
  • Format: DVD oder Blue-Ray
  • Preis: 34,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, crunchyroll-shop

 

Fazit

Spy x Family ist ein leichter Anime, der auf perfekte Art und Weise einen Genremix aus Spionage, Action, Comedy und „Slice of Life“ hinbekommt. Die drei Hauptfiguren Anya, Loid und Yor Forger haben eine wundervolle Dynamik, die sich über die Folgen hinweg entwickelt und aus Höhen, wie auch Tiefen besteht. Wir begleiten die Charaktere durch ihren Alltag und erfahren dabei ihre Stärken und Schwächen, die ihnen Tiefe verleihen. Gleichzeitig ist jedoch der Anime alles andere als anspruchsvoll und bietet keine großen Überraschungen. Dafür ist die Animation solide und man bekommt einen Anime geliefert, den man sehr gut nach einem stressigen Tag auf der Couch schauen kann – sogar in Deutsch, denn die Synchronisation kann sich hören lassen. Alles in allem ist Spy x Family ein wirklicher „feel-good“-Anime, der Zuschauende auf humorvolle Art und Weise in die Abenteuer der Familie Forger eintauchen lässt.

 

  • Quirlige Charaktere
  • Viel Humor
  • Schöne Blue-Ray-Box für Sammler*innen
 

  • Seichte Unterhaltung mit wenig Überraschungen

 

Artikelbilder: © Crunchyroll
Layout und Satz: Verena Kröger
Lektorat: Sabrina Plote
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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