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Matsumoto Naoyas Kaiju No. 8 versetzt in eine Welt, in der das Schicksal der Menschheit durch kolossale Bedrohungen auf dem Spiel steht. Er entführt in eine Saga über Identität, Pflicht und die Frage nach der Grenze zwischen Held*innen und Monstern. Was hinter den Kaijus steckt, das schauen wir uns an.

Matsumoto Naoya ist bereits bekannt durch seine Manga Pochi & Kuro und Nekko Wappa. 2020 wurde Kaiju No. 8 in der Shōnen Jump veröffentlich. Der Manga begeistert seitdem Manga-Fans mit einer berauschenden Mischung aus Action, Geheimnissen und der Komplexität des menschlichen Geistes. Aktuell sind sieben Bände bei Crunchyroll erschienen. Band acht ist für Januar 2024 und Band neun für März 2024 in Planung. Zudem wurde eine Anime-Adaption ebenfalls für 2024 angekündigt.

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Handlung

In Kaiju No. 8 arbeitet Kafka Hibino als Mitglied der Kaiju-Beseitigungsfirma Monster Sweeper und träumt davon, dem Verteidigungskorps beizutreten, einer Eliteorganisation, die die Menschheit vor Kaiju-Bedrohungen schützen soll. Kaijus sind riesige, echsenartige Monster, die am häufigsten in Japan auftreten. Neben diesen Haupt-Kaijus gibt es kleinere Begleit-Kaijus, die entweder parasitenartig Haupt-Kaiju befestigt sind, oder eigenständige kleinere Kreaturen darstellen. Trotz seiner Ambitionen scheitert Kafka, der als Außenseiter und Versager gilt, mehrmals bei der Aufnahmeprüfung.

Doch eine plötzliche Begegnung mit einem monströsen Kaiju verändert sein Schicksal für immer. Während eines Kaiju-Säuberungsauftrags stellt sich heraus, dass ein weiteresaiju in dem Chaos übersehen wurde. Beim Versuch, seinen neuen und jungen Kollegen Reno Ichikawa zu retten, wird Kafka angegriffen und beinahe getötet. Er überlebt zwar den Angriff, scheint aber vom Kaiju infiziert worden zu sein und hat nun die Fähigkeit, sich in einen Kaiju-Mensch-Hybriden zu verwandeln – den mysteriösen „Kaiju No. 8“. Diese Verwandlung verleiht ihm unglaubliche Stärke und Fähigkeiten, was die Aufmerksamkeit der Verteidigungsstreitkräfte auf sich ziehen wird.

Kafka wagt es noch einmal, sich gemeinsam mit Reno der Eignungsprüfung des Verteidigungskorps zu unterziehen. Wie er bereits befürchtet hatte, schneidet er schlecht ab und ist kurz davor disqualifiziert zu werden. Dabei lehnt er es ab, seine neugewonnenen Kaiju-Fähigkeiten einzusetzen, da er auf einer fairen Art und Weise in die Einheit aufgenommen werden will, in der auch seine Kindheitsfreundin Mina Ashiro eine hohe Position besetzt. Als Kinder hatten sie sich nach der Zerstörung ihrer Heimatstadt wegen eines Kaijus gegenseitig versprochen, die Kaijus gemeinsam zu vernichten. Während des letzten Teils der Eignungsprüfung wird er gezwungen, seine Kaiju-Fähigkeiten doch einzusetzen, um eine Mitstreiterin zu schützen.

Beim Lesen des ersten Bandes findet sich eine sehr typische Shōnen-Manga-Tradition, die in Manga wie Attack on Titan oder Tōkyō Ghoul ebenfalls zu finden sind. Der Protagonist, der zu dem Monster wird, das er jagt und/oder verabscheut. Das Grund-Prinzip ist daher keineswegs etwas Neues. Selbst die Rückblende, in der Kafka auf seine zerstörte Heimat blickt und schwört, alle Kaijus auszulöschen, erinnert stark an den Protagonisten Eren Jäger aus Attack on Titan, der ebenfalls die Zerstörung seiner Heimatstadt mitansehen musste und daraufhin von dem Wunsch besessen ist, alle Titanen umzubringen. Auch Eren tritt später dem Aufklärungskorps bei und entdeckt in einer aussichtlosen Situation seine Fähigkeit, sich in einen Titanen zu verwandeln. Einerseits könnten diese Parallelen als negativ und repetitiv gesehen werden, oder es führt zu noch mehr Fragen und dem Wunsch herauszufinden, was hinter den Kaijus steckt und woher sie kommen.

 

Charaktere

Kafka Hibino, der Protagonist der Serie, ist ein ehrgeiziges und entschlossenes Individuum, das dem Verteidigungskorps beitreten möchte, um die Menschheit vor Kaiju-Bedrohungen zu schützen. Nach einer unerwarteten Begegnung wird er zum Kaiju Nr. 8, einem Hybrid mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Kafka kämpft mit seiner doppelten Identität und versucht, seine Menschlichkeit mit seinen neu entdeckten Kräften in Einklang zu bringen, während er die Herausforderungen innerhalb der Verteidigungseinheit meistert. Da er bereits 32 Jahre alt ist, bis dahin immer wieder bei der Eignungsprüfung durchfiel und letztendlich dem Säuberungsteam beigetreten ist, ringt er mit dem inneren Konflikt, versagt zu haben, aber dennoch einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten zu wollen.

Mina Ashiro ist eine Kindheitsfreundin von Kafka und zeichnet sich durch ihre Rolle als Mitglied der Verteidigungsstreitkräfte aus. Sie unterstützt Kafkas Träume und hat eine tiefe Bindung zu ihm. Ihre unerschütterliche Entschlossenheit und Loyalität machen sie zu einer wichtigen Figur in Kafkas Leben, auch wenn Geheimnisse und Konflikte im Laufe der Handlung auftauchen.

Reno Ichikawa ist ein charismatischer und entschlossener Charakter, trotz seines jungen Alters von 18 Jahren. Anfangs gibt es Reibungen zwischen ihm und Kafka, denn Reno kann nicht verstehen, wie Kafka aufgeben kann und ermuntert ihn, es mit ihm gemeinsam zu versuchen, dem Verteidigungskorps beizutreten. Durch Kafkas Aktion, bei der dieser sich infizierte, aber zugleich Renos Leben rettete, entsteht eine Bindung, die dadurch noch stärker wird, dass Reno erst einmal der Einzige ist, der von Kafkas Kaiju-Identität weiß.

 

Zeichenstil und Erscheinungsbild

Matsumoto zeichnet sich durch die Illustration von Actionszenen aus, insbesondere bei Kaiju-Kämpfen. Die Panels sind voller Energie und zeigen wirkungsvolle Angriffe, flüssige Bewegungen und intensive Zusammenstöße zwischen Charakteren und monströsen Kreaturen. Die Verwendung von unterschiedlichen Panelgrößen und Anordnungen verstärkt das Gefühl von Bewegung und Aufregung.

Die Charaktere in Kaiju No. 8 sind unverwechselbar und visuell ansprechend. Die Gesichtsausdrücke sind detailliert und gefühlsbetont und vermitteln effektiv eine breite Palette von Emotionen, von Entschlossenheit bis hin zu Angst oder Überraschung. Die Gesichtszüge finden sich, bei Panels, die zum Zweck der Komik dienen, vereinfacht und reduziert wieder. Matsumoto achtet bei der Darstellung der Umgebungen auf Details, egal ob es sich um die futuristische Stadtlandschaft oder die mit Trümmern übersäten Folgen eines Kaiju-Angriffs handelt.

Die Komplexität der Hintergrundelemente verleiht den Schauplätzen der Geschichte Tiefe und Atmosphäre. Auch das Design des Kaiju selbst ist phantasievoll, wobei jede Kreatur ein einzigartiges und oft imposantes Aussehen hat, das das Gefühl der Bedrohung, die sie für die Menschheit darstellen, noch verstärkt – obgleich das ein oder andere Kaiju Ähnlichkeiten zu Godzilla aufweist. Das Tempo des Manga ist gut umgesetzt, mit effektiven Panel-Layouts und Kompositionen, die die Leser*innen reibungslos durch die Geschichte führen.

Trotz der actiongeladenen Szenen sind die Panels immer sauber und die Leser*innen verlieren nicht den Überblick. Matsumotos Verwendung von Panel-Anordnungen, Übergängen und Seitenlayouts verbessert die Erzählung und stellt sicher, dass die Action-Sequenzen, Charakter-Interaktionen und dramatischen Momente in einer visuell ansprechenden und kohärenten Weise präsentiert werden.

 

Eigene Identität vs. gesellschaftliche Erwartungen

Kaiju No. 8 berührt auf subtile Weise ein aktuelles Thema, das in der japanischen Kultur weit verbreitet ist: den inneren Kampf mit gesellschaftlichen Erwartungen und persönlichen Bestrebungen. Im Manga ist Kafka Hibinos Reise eine Parallele zu den Herausforderungen, denen sich viele in Japans Wettbewerbsgesellschaft stellen müssen. Der Druck, sich den gesellschaftlichen Normen anzupassen, der durch Kafkas Bestreben, den Verteidigungsstreitkräften beizutreten, dargestellt wird, spiegelt die gesellschaftlichen Erwartungen wider, die oft an den*die Einzelne*n gestellt werden, um einen vorbestimmten Weg zum Erfolg zu verfolgen.

Darüber hinaus spiegelt Kafkas Verwandlung in Kaiju No. 8 die Idee wieder, Einzigartigkeit und Individualität in einer Kultur anzunehmen, die oft auf Konformität setzt. Die Serie befasst sich mit der Komplexität von Identität und der Idee, sich selbst zu akzeptieren, trotz des gesellschaftlichen Drucks, einer bestimmten Form zu entsprechen. Die Darstellung von Kafkas innerem Konflikt zwischen seinen menschlichen Sehnsüchten und seinen neu entdeckten Fähigkeiten spiegelt das Ringen um den Ausgleich zwischen persönlichen Ambitionen und gesellschaftlichen Erwartungen wider – ein Thema, das bei vielen Menschen in Japan mitschwingt, die sich in einem heiklen Gleichgewicht zwischen individueller Entfaltung und gesellschaftlichen Normen befinden.

So regt Kaiju No. 8 auf subtile Weise zum Nachdenken darüber an, wie wichtig es ist, die eigene Individualität zu bewahren und gleichzeitig mit den gesellschaftlichen Normen zurechtzukommen.

 

Die harten Fakten:Kaiju-Cover

  • Verlag: Crunchyroll
  • Autor & Zeichner: Matsumoto Naoya
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover 182mm (Höhe) x 128mm (Breite)
  • Seitenanzahl: 205
  • Preis: 7,50 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazonidealo

 

Fazit

Zwar scheint die Grundidee des Manga nicht sehr innovativ zu sein, die Umsetzung aber macht neugierig auf den weiteren Fortgang der Geschichte. Die Charaktere sind liebenswert und positiv hervorzuheben ist der Protagonist Kafka. Mit seinen 32 Jahren hat für gängige Shōnen-Manga ein eher untypisches Alter. Somit werden auch ältere Leser*innen angesprochen. Den inneren Konflikt und den Drang, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu sein, können sicher Leser*innen weltweit nachempfinden. Diese gute Umsetzung der Gesellschaftskritik ist an dieser Stelle zu loben.

Der saubere und zugleich dynamische Zeichenstil steigert das Leseerlebnis und führt die Leser*innen mit einem nicht zu hastigen und nicht zu langsamen Tempo durch die Geschichte. Besonders schön sind dabei auch die Farbseiten, die am Anfang des Manga zu sehen sind.

Shōnen-Manga-Fans werden sicherlich auf ihre Kosten kommen, aber auch Fans aus jeglichen Genres könnten mit Kaiju No. 8 ihren Spaß haben.

 

  • Spannende Handlung

  • Lustige und liebenswürdige Charaktere

  • Sauberer, übersichtlicher Zeichenstil

 

  • Wiederholendes Thema innerhalb der Shōnen-Manga

 

 

Artikelbilder: © Crunchyroll
Layout und Satz: Norbert Schlüter
Lektorat: Saskia Harendt
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