Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Für Orks gibt es auf der Krallensee doch keinen besseren Weg, das Schwimmen zu lernen, als mit der geballten Ladung von zwanzig Kanonen vom Deck ihres Schiffes gesprengt zu werden. So oder so ähnlich beginnt das digitale Seespektakel Man O‘ War: Corsair, bei dem man in die von Salzwasser durchtränkten Stiefel eines Kapitäns schlüpft, um Piraten zu jagen, Seeungeheuer zu vernichten, Waren auszutauschen – oder von einer Horde Untoter an Bord überrascht zu werden.

Das Action-Abenteuer aus dem Hause Evil Twin Artworks, das sich im Universum von Warhammer ansiedelt, ist damit eine direkte Adaption des Tabletop-Klassikers Man O’ War von Games Workshop. Ich konnte mir den Early Access des Spiels aus erster Nähe anschauen und einen aufregenden Blick durch das Fernrohr werfen, um zu sehen, was am Horizont lauert.

Mit der Schiffstaufe geht es los!
Mit der Schiffstaufe geht es los!

Ein Kapitän und sein Schiff

Ein Kapitän, der seinen Ruhm und seine Ehre in Seeschlachten erringt, hat auch einen Namen verdient. In bekannter Rollenspielmanier dürfen wir unserem Alter Ego daher zu Spielbeginn einen Namen geben und unsere Nationalität wählen. Für den Early Access beschränkt sich das allerdings darauf, dass wir erst einmal „unabhängig“ sind. Für Evil Twin Artworks steht aber schon fest, dass es zur Vollendung des Spiels eine Auswahl zwischen den Bretonen, dem Imperium und dem Chaos geben wird – inklusive eigener Kampagne.

Man O’ War: Corsair bietet dem Spieler alsdann drei Schwierigkeitsgrade an, die gleichzeitig den Charakterhintergrund des Kapitäns festlegen. Sehr einfach hat es natürlich der gute Adlige aus der Handelsstadt Marienburg aus der Alten Welt. Beschädigte Schiffsbereiche werden an Häfen zu einem Minimum von 50 Prozent repariert; ganz kostenfrei. Beim schweren Schwierigkeitsgrad dagegen spielt man einen Kapitän, der der Armut entfloh und dessen Schiffe werden nur bis auf 10 Prozent repariert.

Beinahe wichtiger, als der Kapitän selbst, ist selbstverständlich das Schiff, mit dem wir Piraten jagen und Schätze heben. Wir können unserem majestätischen Gefährt nicht nur einen eigenen Namen geben, sondern wählen auch seine Segel und damit unser eigenes Wappen aus. Zwar sind wir selbst keine Seeräuber, doch der schwarze Grund mit dem Totenkopf und dem Schriftzug „Sieg oder Tod“ gefiel uns dann doch zu gut, als dass wir ihn nicht nehmen hätten können. Und damit sind alle Voreinstellungen getan. Leinen los … wir legen ab!

Diesen Kahn steuere ich mit links!

Im Rahmen des Tutorials wird unsere Crew direkt in eine turbulente Seeschlacht gegen ein paar Fregatten der Orks geführt. Einblendungen am Bildschirm erklären die schnell erlernbare Steuerung. Unser Schiff bewegen wir mit der Tastatur, während wir die Kamera mithilfe der Maus um 360 Grad drehen können, um alle Seiten des Schiffes im Auge zu behalten. Halten wir die rechte Maustaste gedrückt, greifen wir auf unsere Bordkanonen zu. Ein roter, geschwungener Pfeil deutet uns dann an, wo unsere Kugeln einschlagen werden. Bewegen wir die Maus vor oder zurück, können wir diesen Trefferpunkt entsprechend beeinflussen. Um die Schiffe der Orks aber überhaupt zu treffen, müssen wir diese natürlich erst einmal auf Backbord bekommen.

Eine Seeschlacht, die ist lustig, eine Seeschlacht, die macht ...
Eine Seeschlacht, die ist lustig, eine Seeschlacht, die macht …

Doch Vorsicht! Kommen wir mit unserem Schiff zu nahe an unseren Kontrahenten heran, geraten wir nicht nur in Gefahr, durch den Aufprall Schaden zu nehmen. Es besteht auch die gute Möglichkeit, dass unser Schiff geentert wird. In diesem Fall übernehmen wir nun die direkte Kontrolle unseres Kapitäns und können wählen, ob wir dem Feind mit unserer Flinte aus der Ferne begegnen wollen – oder ob wir stattdessen direkt in den Nahkampf stürmen und die Klingen aufeinanderprallen lassen. Fast wie ein Spielpunktestand deutet eine Anzeige am Bildschirmrand außerdem an, wie viele Crewmitglieder uns und dem Gegner noch bleiben. Sobald der Kampf sein Ende gefunden hat, verabschiedet sich das Schiff der Orks auf den Meeresgrund und wir haben den Ozeanen ihren Frieden zurückgegeben, zumindest fürs Erste.

Wetzt die Säbel -wir entern!
Wetzt die Säbel -wir entern!

Güter handeln, Schiffe aufrüsten, Kopfgelder eintreiben

Unsere Reise führt uns weiter an den Hafen von der Stadt Norden, wo unser Erster Maat uns rät, das Schiff reparieren zu lassen. Die Häfen von Man O’ War: Corsair werden damit zu den Dreh- und Angelpunkten des Geschehens, wenn wir gerade nicht die Meere erkunden oder uns Gefechte mit anderen Parteien liefern.

Mit einem einfachen Tastendruck legen wir am Dock an und werden von einem übersichtlichen Spielmenü begrüßt, welches den Hafen verkörpert und uns die Möglichkeit gibt einzelne Gebäude aufzusuchen. In der Taverne erhalten wir Informationen zu profitablen Handelsmöglichkeiten. Entsprechende Waren werden auf dem Marktplatz angepriesen, auf dem man zwölf Güter, darunter Nahrung, Kohle und Gold, ein- und verkaufen kann. Die Preise variieren dabei von Hafen zu Hafen. Clever ist der Kapitän, der weiß, was er wo zu einem guten Preis bekommt.

In jedem Hafen 'ne Braut, oder?
In jedem Hafen ’ne Braut, oder?

Wer kein Händler sein möchte, kann sich das Geld für seinen Rum aber auch anders beschaffen. So lässt sich in der Loge der Weisen Frauen das Kopfgeld für Gefangene eintreiben. Welch ein glücklicher Zufall, dass zwei Orks von der letzten Schlacht tatsächlich schwimmen konnten und jetzt unsere Kasse klingeln lassen. In der Loge haben wir aber auch die Möglichkeit Missionen für das Reich anzunehmen, in dem wir uns gerade befinden. Ein findiger Auftraggeber kam beispielsweise auf die Idee, dass wir unsere fehlende Bekanntheit an der Westküste dafür verwenden könnten, ein wenig Spionage bei den Feinden zu betreiben. Na, unter diesen Umständen wird das nicht lange was mit der „Unabhängigkeit“.

Wir lehnen höflich ab und betrachten stattdessen das Schwarze Brett, auf dem wir eher neutral gehaltene Aufträge finden, um zum Beispiel Piraten zu jagen. Eine verstörende Anfrage fällt uns direkt ins Auge. Offenbar wurde die Stadt von einer Plage fleischfressender Toten überrannt. Ein paar wehrlose Bürger bitten uns wehmütig darum, sie zum nächsten Hafen zu bringen. Unser Erster Maat stellt die Idee zwar infrage, Bürger aus einer verseuchten Stadt an Bord zu lasse, aber wer kann da denn schon Nein sagen?

Spartanisch geht es im Hafenmenü zu
Spartanisch geht es im Hafenmenü zu

Bevor wir ablegen, betrachten wir aber noch die Docks. Hier können wir in einem Warenlager Güter verstauen, neue Schiffe kaufen und unser bestehendes Schiff aufrüsten oder reparieren. Auch für unseren Kapitän haben die Hafenanlagen etwas in petto: Sollten wir einmal einen neuen Säbel oder ein besseres Gewehr benötigen, sind wir hier genau richtig. Außerdem können wir hier an den Docks unsere Crew aufstocken und spezielle Charaktere wie Scharfschützen, Magier oder verbündete Kapitäne anheuern.

Mit voller Kraft voraus!

Das Schiff ist repariert, die Mannschaft ausgeschlafen und wieder nüchtern. Dann wollen wir doch einmal diese Bürger zum nächsten Hafen bringen. Auf der Weltkarte können wir erkennen, wo sich das Ziel unserer Quest befindet. Wenn wir uns auf dem Schiff befinden, wird dieses aber auch am Bildschirmrand, sprich Horizont, abgebildet. Notfalls können wir auf der Karte aber auch einen persönlichen gelben Marker setzen, der verdeutlicht, in welche Richtung wir uns bewegen sollten. Und damit sagen wir: Anker lichten und Segel setzen!

Damit die Reisen zwischen zwei Häfen nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen, bietet das Spiel die Möglichkeit, das Ganze zu beschleunigen oder bei Bedarf auch zu verlangsamen. Durch ein einfaches Drücken einer Taste können wir den Verlauf der Spielzeit bis auf das Vierfache setzen. Das kommt unter Umständen auch unserer Geduld zugute, sollte der Wind gerade einmal nicht so stehen, wie wir das gern hätten. Eine Anzeige am Bildschirmrand gibt uns nämlich Auskunft darüber, in welche Richtung der Wind gerade weht. Ärgerlich nur, wenn unser Ziel genau in der entgegengesetzten, gerade windflauen, Himmelsrichtung liegt. Doch erfahrungsgemäß dreht der Wind schnell genug, dass wir nie zu lange warten müssen. Außerdem könnte sich die Gelegenheit ergeben, zum Fernrohr zu greifen, um in der Ferne die Seeschlacht von, uns gegenüber, neutralen Parteien zu beobachten.

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Unerwartete Gefahren

Unser Zielhafen ist schon am Horizont zu sehen, da wird es auf einmal unruhig an Deck. Plötzlich schreit eines der Crewmitglieder, dass sich Untote auf dem Schiff breitmachen. Oh, oh … Vielleicht war es doch keine gute Idee, diese Bürger mitzunehmen? Doch unsere Crew tritt der Plage tapfer gegenüber. Ein paar Minuten später können wir durchatmen. „Immerhin haben sie im Voraus bezahlt“, merkt unser Erster Maat an.

Ein anderes Mal dringen wir durch die tiefen Gewässer eines Seeungeheuers. Dieses Megalodon gleicht dabei einem Hai, der die Größe eines Wals angenommen hat. Wir können anhand seiner Schwanzflosse beobachten, wie er sich auf uns zu bewegt. Die lauernde Musik im Hintergrund frischt dabei direkt unsere Erinnerungen an den Film Der Weiße Hai auf, ehe die Meeresbestie gegen unser Schiff knallt und sich am Rumpf festbeißt. Mithilfe unseres Gewehrs und gezielten Schüssen auf die Augen der Monstrosität können wir sie wieder abwimmeln. Die Gefahr ist dennoch nicht gebannt. Wir nehmen daher das Steuer wieder in die Hand und bringen unsere Kanonen in Position, um dem Vieh den Garaus zu machen. Besonders in solchen Momenten sollten wir nie den Blick auf die Windrichtung verlieren, damit der Megalodon nicht ein weiteres Mal die Gelegenheit bekommt, unser Schiff zu rammen. Jeder Treffer endet schließlich in höheren Reparaturkosten. Von der Gefährdung unseres eigenen Lebens mal ganz abgesehen.

Ist der Megalodon dann endlich erledigt, machen wir uns schleunigst auf den Weg zum nächsten Hafen, um unser Schiff zu reparieren und neue Pläne zu schmieden.

Beute voraus!
Beute voraus!

Was stelle ich mit meinem Leben nur an?

Es wird recht schnell klar, dass Man O’ War: Corsair eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet, wie wir als Kapitän zu Ruhm, Ehre und vor allem mehr Geld kommen können. Durch unseren Einsatz für bestimmte Städte können wir unsere Beziehungen verbessern und neue Feinde machen. Ein klares Ziel bleibt allerdings bisher auf der Strecke. Zwar hat Evil Twin Artworks angekündigt, mehrere Kampagnen in das Spiel zu implementieren, doch ob diese dem Spieler einen rollenspielgerechten Handlungsrahmen geben, bleibt bis dato offen. Es wäre allerdings auch gar nicht schlimm, sollte Man O’ War: Corsair ein Spiel bleiben, bei dem der Spieler selbst entscheidet, welchen Zweck sein Dasein als Kapitän auf den weiten Meeren haben soll. Diese Freiheit wird ihm nach aktueller Einschätzung durchaus gelassen.

Vorfreude auf kommende Features

Da sich das Spiel noch in der Early Access-Phase befindet, sind natürlich noch nicht alle Funktionen von Man O’ War: Corsair eingebunden. Ausgegraute Buttons geben aber schon einen Hinweis darauf, auf welche Dinge wir uns noch freuen dürfen. So sehen wir bei den Informationen zu unserem Kapitän einen Menüpunkt namens »Skills«, der jetzt schon die Frage aufwirft, welche Fähigkeiten wir später im Spiel wohl ausbauen dürfen. Im Hauptmenü sehen wir außerdem die Option »Benutzerdefinierte Schlachten«. Die Entwickler haben auch schon angekündigt, dass sie gerne einen Geplänkel-Modus als Multiplayer in das Spiel einbauen wollen.

Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Man O’ War: Corsair bedient ein unverbrauchtes Spielkonzept. Während sich Kenner des Warhammer-Universums auf den westlichen Meeren wie zu Hause fühlen werden, müssen Neulinge nicht abgeschreckt sein. Das Spielprinzip ist einfach, die Steuerung schnell zu lernen. Die Freiheit, welche das Spiel dem Kapitän und seiner Crew lässt, könnte damit für zahlreiche vergnügliche Stunden des Jagens, Enterns und Handelns sorgen.

Artikelbilder: Evil Twin Artworks

Über den Autor

foto-kai-hagenKai Hagen ist ein verträumter Rollenspieler, der sich gerne von fremden Welten gefangen halten lässt. Er schreibt leidenschaftlich gerne an fiktiven Geschichten und gönnt sich dafür ab und an eine Inspirationspause im Reich der Videospiele.

 

 

 

 

1 Kommentar

  1. Das klingt für mich wie eine Mischung aus dem Seeschlachtmodus von Assassin’s Creed: Black Flag und dem Sandbox-Prinzip von Mount&Blade-Warband. Was würdest du sagen, kommt das hin?

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