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Ein hohes Mitglied im Templerorden, das das Leben seines Vorfahren erforscht. Ein geheimnisvolles Schwert mit überirdischen Kräften. Eine junge Frau, die Stimmen hört und eines Tages Nationalheilige Frankreichs sein wird. Dies sind die Zutaten für Christie Goldens Roman Assassin‘s Creed: Ketzerei.

In der Spielereihe Assassin‘s Creed kämpfen seit Jahrhunderten der Orden der Templer und die Bruderschaft der Assassinen gegeneinander. Die Templer streben nach Kontrolle über die Welt, und die Assassinen nach der Freiheit aller. Wichtiges Instrumentarium dabei ist der „Animus“, ein Gerät, welches es ermöglicht, das Leben eines Vorfahren nachzuerleben, auf Basis der in der DNS gespeicherten Informationen.

Mittlerweile haben Assassinen und Templer jedoch längst die Grenzen des Computerspiels überschritten, es gibt Merchandise, Kleidung, einen Kinofilm und Romane.

Zeit also, sich einen der Romane vorzunehmen. Unsere Wahl fiel dabei auf Assassin‘s Creed: Ketzerei, der, anders als die meisten der anderen Romane, keine Spielhandlung nacherzählt, sondern eine eigene Geschichte behandelt. Ähnlich wie bei den Spielen geht es jedoch auch hier um wichtige historische Ereignisse, in diesem Fall den Hundertjährigen Krieg und Johanna von Orléans.

Story

Simon Hathaway ist Historiker und hochrangiges Mitglied im Templerorden. Er übernimmt die Leitung der historischen Forschungsabteilung der Londoner Niederlassung des Templerkonzerns Abstergo, wo er im Animus mit der Erforschung des Lebens seines Vorfahren Gabriel Laxart beginnt. Dieser begleitete Jeanne d‘Arc, von ihrer Zeit als einer jungen Frau aus einem kleinen Dorf, über ihre Siege, bis zu ihrem Ende auf dem Scheiterhaufen. Simon ist fest überzeugt, dass er dadurch herausfinden kann, wie die Kräfte eines der legendären Edenschwerter wieder genutzt werden können, da laut seiner Theorie Jeanne d‘Arc dieses Schwert führte.

Anfangs wird Simon bei seinen Forschungen vorwiegend von Neugier getrieben, und dem Drang, anderen führenden Templern die Bedeutung seiner eigenen Theorien zu beweisen. Doch mit der Zeit verändern die erlebten Fakten und nachempfundenen Gefühle Gabriels für Jeanne seine Einstellung, und schrittweise kommt er einem Geheimnis auf die Spur, das alles ändert, woran er bisher geglaubt hat.

Die Geschichte springt immer wieder zwischen der Gegenwart und dem Mittelalter, wobei bei letzterem immer nur wichtige Abschnitte von Gabriels Leben beleuchtet werden. Dabei ist das Ende von Jeanne ebenso absehbar, wie die Tatsache, dass die Erfahrungen Simon verändern werden. Doch dazwischen erwarten den Leser immer wieder überraschende Wendungen und zahlreiche, liebevolle Details für Kenner der Spiele und des Films.

Simon ist zu Beginn selbstbewusst bis arrogant, passend für einen Templer, aber nicht komplett unsympathisch. Wie auch seine beiden Mitstreiterinnen in der Gegenwart ist er fähig und begabt in seinem Aufgabenbereich, ohne perfekt zu sein. Allerdings vermochte er es nicht so sehr, mich zu fesseln, wie einige der Nebenfiguren in der Vergangenheit.

Schreibstil

Christie Golden erzählt flüssig in gefälliger, verständlicher Sprache. Der Fokus des außenstehenden Erzählers springt vorwiegend zwischen Simon und Gabriel hin und her, doch an einigen Stellen werden auch die beiden anderen Teammitglieder Simons begleitet.

Jeder Abschnitt in der Vergangenheit wird mit einer Zeit- und Ortsangabe eingeleitet, sodass der Leser den zeitlichen Fortgang auf der Vergangenheitsebene gut nachverfolgen und bei Interesse mit einem Geschichtsbuch vergleichen kann. Wenn der Historiker über den Animus die Vergangenheit bereist, gibt es immer wieder gedankliche Überlagerungen der beiden Charaktere, in denen entweder Simons Einstellung zu den Geschehnissen oder historische Eckdaten und Informationen für den Leser vermittelt werden. Außerdem ermöglicht es, den Effekt, den Gabriels Erinnerungen auf Simon haben, besser nachzuvollziehen.

Bei historischen Erklärungen wird nicht in Fachsprache oder Faktenauflistungen verfallen, allerdings ist es für das Verständnis des Romans empfehlenswert, die Spiele zu kennen. Es gehen sonst nicht nur viele Details und Anspielungen verloren, auch der Zugang zur Geschichte selbst fällt  mit Kenntnis der Spiele deutlich leichter.

Für den Hintergrund der Spiele, besonders Assassin‘s Creed: Unity, sei an dieser Stelle noch eine Spoilerwarnung ausgesprochen!

Die Autorin

Die US-Amerikanerin Christie Golden wurde 1963 in Atlanta, Georgia geboren. Sie hat bereits über dreißig Romane veröffentlicht und gehört bei etlichen Franchises zu den Stammautoren. Denn neben eigenen Welten haben viele ihrer Bücher verschiedene Serien- oder Spieleuniversen als Hintergrund. Sie hat neben mehreren Werken für Assassin‘s Creed auch Bücher für Star Wars, World of WarCraft, StarCraft und Star Trek verfasst, unter anderem die Voyager-Reihe.

Ihre offizielle Webseite findet ihr hier.

Erscheinungsbild

Das Cover des Romans ziert das Halbportrait einer Frau mit geschlossenen Augen, die eine Kettenhaube trägt und nach rechts halb in der Dunkelheit verschwindet. In weiß ist der Schriftzug Assassin‘s Creed vor dem Logo der Bruderschaft der Assassinen zu sehen, darunter in rot der Romantitel auf Englisch und kleiner auf Deutsch, und der Name der Autorin.

Ein besonders schönes Element der Gesamtgestaltung offenbart sich auf der Rückseite des Buches: Diese ist in pastelligem Braun gehalten und mit angedeuteten Linien überzogen, die sie aussehen lassen wie eine Computerplatine. Davor ist das Halbportrait eines jungen Mannes in moderner Kleidung zu erkennen. Die beiden Zeitebenen des Romans werden so auf Vorder- und Rückseite gespiegelt.

Gedruckt wurde in einem romantypischen, schlichten Satz, dazu relativ groß und generell gut lesbar, auf einem eher dicken Papier. Keine Rechtschreibfehler stören den guten Eindruck, und auch die Klebebindung hat sich als stabil herausgestellt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini
  • Autor(en): Christie Golden
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Format: Broschur
  • Seitenanzahl: 400
  • ISBN: 978-3-833-23351-7
  • Preis: 14,99 EUR (Taschenbuch)/11,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Es gibt keinen Bonus- oder Downloadcontent zu diesem Buch.

Fazit

Assassin‘s Creed: Ketzerei erzählt von den Forschungen des Templers Simon Hathaway nach einem Edenschwert. Dafür erforscht er mittels des Animus‘ die Erinnerungen seines eigenen Vorfahren, der im Gefolge von Jeanne d‘Arc diente. Doch ist die Vergangenheit nicht immer so, wie erwartet, und auch in der Gegenwart begegnen Simon Probleme.

Die Autorin Christie Golden ist eine erfahrene Erzählerin, der es gelingt, dem Leser einen Templer als Hauptfigur nahezubringen. Zielsicher führt sie ihre Geschichte durch Gegenwart und Vergangenheit, durch den Hundertjährigen Krieg, die Auseinandersetzungen zwischen Assassinen und Templern, und die Intrigen innerhalb der Bruderschaft.

Für Fans der Serie ist Ketzerei definitiv die Lektüre wert. Wer sich jedoch nicht für Assassin‘s Creed interessiert, wird mit dem Verständnis hin und wieder einige Schwierigkeiten haben, und sollte eher zu einem anderen Buch greifen.

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

 

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