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Horrorfilme aus Deutschland sind meist nur Insidern bekannt. Die Produktionen mit kleinen Budgets werden oftmals von großen Hollywood-Produktionen weit überschattet. Dennoch sind die Filme oft einen Blick wert. Wir haben mit Annika Strauss über deutsche Horrorfilme und die Arbeit als Schauspielerin gesprochen. Dabei haben wir einige sehr persönliche Einblicke bekommen.

La Petite Mort, Schlaraffenhaus, Plastic oder German Angst sind vermutlich nur eingefleischten Fans des Horrorgenres ein Begriff. Diese und noch rund 25 weitere Horrorfilme eint eine Darstellerin: Annika Strauss. Aber was treibt einen an, Darstellerin für Horrorfilme zu werden, und wie ist es um die deutsche Filmlandschaft jenseits von Komödien und Schweighöfer bestellt?

Annika Strauss stammt aus Nürtingen und ist als Schauspielerin, Schriftstellerin und Drehbuchautorin aktiv. Nach ihrem Master in Allgemeiner Rhetorik in Tübingen arbeitete sie unter anderem an ihrem Debütroman Kaleidoskop der Scherben und drehte in den USA das Sequel Seed 2. Bereits mit 18 Jahren moderierte sie bei dem regionalen Fernsehsender RTF.1 die Jugendnachrichten. Besonders während ihres Studiums war sie dann in vielen Horror-Produktionen aktiv. Heute lebt sie mit ihrem Mann in der Nähe von Reutlingen und arbeitet auch als Online-Redakteurin für einen Lifestyle-Blog.

How I Met My Killer

Teilzeithelden: Der Spiegel bezeichnete dich bereits als die deutsche Scream-Queen. Wie findest du diesen Spitznamen?

Annika: (lacht) Im ersten Moment mag es seltsam klingen, aber ich fühle mich tatsächlich sehr geschmeichelt. Immerhin werde ich dadurch mit den bekannten „Scream-Queens“ der Filmwelt verglichen. Allen voran natürlich der großartigen Jamie Lee Curtis, die wohl als Erste diesen Spitznamen bekam. Abseits meiner Begeisterung für sie, kann ich ziemlich gut mit dem Spitznamen leben, wenn ich mir ihre Leistungen und Auszeichnungen anschaue.

Teilzeithelden: Mit über 25 Horrorproduktionen, in denen du mitgewirkt hast, ist der Titel definitiv nicht unverdient. Da stellt sich aber schnell die Frage: Wie kommt es, dass man in so jungen Jahren schon in so vielen Horrorfilmen mitgewirkt hat, oder kurzum, wie wird man Horrorfilm-Darstellerin?

Annika: Vorweg muss ich gleich sagen, ich bin allem voran Schauspielerin. Dass der Großteil meiner Filmografie Horrorfilme aufweist, ist ein bisschen dem Zufall geschuldet. Wobei meine Affinität zu diesem Genre dem aber sicher entgegenkam. Aber ich habe nicht gezielt versucht, in diesem Genre einzusteigen. Bevor ich mich für ein Studium der Allgemeinen Rhetorik entschied, habe ich zunächst eine Schauspielschule in Stuttgart besucht. Dort lernte ich die Grundlagen, habe dann aber beschlossen, möglichst viele praktische Erfahrungen zu sammeln – quasi „Learning by doing“. So kam es, dass ich anfangs fast jede Anfrage angenommen habe, da ich einfach nur spielen wollte.

Teilzeithelden: Und eine davon war ein Horrorfilm?

Annika: Ja, ich hatte mich 2009 auf die Produktion La Petite Mort von Marcel Walz beworben und bekam auch prompt eine Rolle. Mein Auftritt und blutiges Werk als Dominique war wohl der Auftakt zu meiner Horrorfilm-Karriere. Dem folgten zahlreiche weitere Lang- und Kurzfilme im Genre. Allerdings alles in der Regel Low-Budget-Produktionen.

Teilzeithelden: Die meisten Horrorfilme aus Deutschland scheinen mit sehr kleinem Budget auskommen zu müssen. Sind deutsche Horrorfilme einfach zu schlecht, als dass sich Investoren finden?

Annika: Da ist schon einiges an Trash dabei. Aber daran liegt es nicht. Auch die großen US-Splatterfilme glänzen jetzt nicht immer mit genialen Effekten oder einer extrem außergewöhnlichen Story. Es gibt auch einige wirklich gute deutsche Horrorfilme, die brauchen nicht mal die ganz krassen Effekte, sondern leben von einer guten Inszenierung und Individualität. Das Problem liegt viel eher in der deutschen Filmlandschaft allgemein. Da fehlt es an Mut und Innovationsfreude.

Made in Germany?

Teilzeithelden: Etwas Ähnliches hat Robert Amper auch gesagt, daher dreht er fast nur noch in den USA.

Annika: Ja, da ist es durchaus einfacher, an Mittel zu kommen. Dabei hätten wir ebenfalls viele Möglichkeiten. Immer wieder tauchen ja mal deutsche Filmperlen auf. Aber in der Regel können wir Deutschen anscheinend nur Komödien und Nachrichten. Und das dann auch nur mit immer denselben Darstellern. Perlen wie Der Untergang, Das Leben der Anderen oder Das Experiment bleiben Ausnahmen. Ansonsten wird es schon wieder ganz schwere Kost mit wenig Unterhaltungswert. Als würde Tolstoi alle Drehbücher schreiben. In deutschen Studios tut man sich schwer, mal was Neues zu probieren, da bleibt man lieber beim Alten, was vor zwanzig Jahren schon funktioniert hat.

Teilzeithelden: Das klingt jetzt fast nach einem frustrierten Uwe Boll.

Annika: Man kann über Uwe Boll sagen was man will. Aber der hat zumindest mal was Neues versucht und schaffte als Einziger einen sehr amerikanischen Look. Und das ist es doch anscheinend, was die meisten Kinobesucher sehen wollen. Die gehen lieber in große Produktionen wie Kong: Skull Island als in Lommbock. Boll musste nicht selten ordentlich selbst in die Tasche greifen, um eine Finanzierung zu stemmen. Unterstützung von Filmförderungen – vergiss es! Die setzen nur auf profitable, sichere Produktionen. Was ja irgendwie verständlich ist. Die wollen ihr Geld schließlich auch nicht in den Sand setzen. Dieser fehlende Mut zieht sich wie ein roter Faden durch die deutsche Filmlandschaft, das sieht man auch besonders bei Serien.

Teilzeithelden: Aber es gibt ja durchaus einige erfolgreiche deutsche Serien.

Annika: Ja, aber die innovativen Ideen bleiben auf der Strecke. Mein liebstes Beispiel: Alarm für Cobra 11. Die Serie ist wirklich unsere deutsche Vorzeigeserie. Seit 21 Staffeln, also über 20 Jahren, immer dasselbe. Autobahn, Überschlag, Explosion. Seit 310 Folgen. Aber sie hält die Quoten. Ganz nach dem Motto: „Never change a winning team!“ Aber was haben wir sonst?

Teilzeithelden: Da ist was dran. Ausgenommen vielleicht Weinberg. Eine durchaus gelungene Mystery-Serie, wenngleich vielleicht etwas trist. Da sind uns andere Länder, allen voran die USA, voraus. Da könnte man sich durchaus mal inspirieren lassen.

Annika: Die Serie kenne ich leider nicht. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass ich mittlerweile auch wenig deutsche Sachen gucke – aus genannten Gründen. Vielleicht müsste ich dieser Serie mal eine Chance geben, wenn du sie empfiehlst. Aber das beste Beispiel für die deutsche Herangehensweise war eine Pressemeldung des ZDF vor einigen Jahren. Da wurde ganz stolz angekündigt, man würde eine Adaption von Breaking Bad machen. WTF? Wie jetzt? Sind wir so einfallslos, dass man schon offen zugibt, dass man ein erfolgreiches Konzept kopieren muss, obwohl von vornherein klar ist, dass diese Serie niemals nur im Entferntesten an Breaking Bad herankommen kann? So etwas verstehe ich einfach nicht. Da haben wir zum Beispiel einen Sebastian Fitzeck, der einen Bestseller nach dem anderen schreibt. Und wie lange brauchen die, um mal die Storys zu verfilmen? Ewigkeiten! Das Kind wurde zwar relativ zügig verfilmt, aber das war auch mehr schlecht als recht.

Es gibt genug progressive Autoren in Deutschland, man könnte durchaus was Neues machen. Aber dazu sind die meisten Studios zu verstaubt. Da bedarf es erstmal einer Generationenänderung und der Erkenntnis, dass der durchschnittliche Zuschauer einfach gute Unterhaltung möchte, auch jenseits von Komödien. Es muss nicht immer schwer sein. Und wer Unterhaltung und schwere Stories kombinieren kann – der geht sowieso nach Hollywood. (lacht)

Das liebe Geld

Teilzeithelden: Werden wir an der Stelle konkret. Mit welchen Budgets müssen die meisten deutschen Horrorproduktionen zurechtkommen?

Annika: Da das meistens Indie-Produktionen sind, reden wir über niedrige und mittlere fünfstellige Summen. Das ist zwar viel Geld, aber nicht für Produktionen. Doch mit so einem Budget kommt man auch ganz gut klar, wenn man den Fokus richtig setzt. Ein ganz beliebter Fehler vieler unerfahrener Produzenten ist der Drang zu tollen Effekten und viel Splatter. Nicht selten wird ein erheblicher Teil des Budgets für ein paar krasse Effekte aufgewendet. Dass der Film aber noch weitere 88 Minuten hat, bedenkt man dann nicht. Manchmal reichen auch schon Andeutungen, um viel mehr Effekt zu erzielen. Die Fantasie der Menschen ist der beste Special Effect. Persönlich denke ich, dass der deutschen Horrorszene weniger Splatter und mehr Story guttäten. Das Beste ist ja, Story kostet eigentlich kaum Geld. Indie-Projekte sollten mehr Zeit in wirklich gute Storys, die auch umsetzbar sind, investieren.

Teilzeithelden: Trägt sich dann so ein Film überhaupt?

Annika: Es gibt eine Faustregel, die mir Uwe Boll mal sagte. Mehr als 100.000 EUR sollte ein Horror-Film in Deutschland nicht kosten. Alles was drüber ist, spielt man nicht wieder ein, wenn man nicht gerade mehrere Millionen und ein riesen Marketingbudget hat. Wenn ich so auf meine Produktionen blicke, hat er damit absolut Recht. 100.000 bekommt man durch Rechte-Verkäufe und den normalen DVD-/Blu-ray-Verkauf wieder rein. Alles darüber wird schwer. Und mit so einem Budget kann man im Horrorgenre schon was drehen.

Teilzeithelden: Reich wird man dabei aber wohl nicht.

Annika: Nein, absolut nicht. In Deutschland kann in dem Genre kaum jemand davon leben, geschweige denn, dass er davon reich wird. Aber das ist auch nicht der Anspruch. Im Indie-Bereich werden Filme aus Leidenschaft gemacht, da rechnet niemand mit dem großen Gewinn.

Teilzeithelden: Aber warum lässt man sich dann als Schauspielerin auf so etwas ein, wenn man vielleicht auch einen Teil seines Lebensunterhaltes verdienen möchte?

Annika: Gerade als junge Schauspielerin oder Schauspieler geht es vor allem um Erfahrungen. Gute und Schlechte. Da sind kleine Indie-Produktionen gar nicht so schlecht. Außerdem hofft man immer auf ein paar gute Szenen für das Portfolio. Das sollte man aber nicht ewig machen. Viele Produzenten setzen auf kostenfreie oder sehr günstige Darsteller. Man darf sich zwar nicht zu schade sein, aber eben auch nicht ausbeuten lassen. Abgesehen davon ist die Indie-Szene für jedes Genre wichtig. Hier kommen meist neue Ideen zustande und sind damit eine Zündkerze für die Branche.

Teilzeithelden: Sich nicht ausbeuten lassen ist wahrscheinlich leichter gesagt als getan. Hattest und hast du No-Gos?

Annika: Ja, absolut. Und ich empfehle auch jedem, solche für sich festzulegen. Ich distanziere mich zum Beispiel total von Scripted-Reality-Formaten. Dann drehe ich lieber einen schlechten Horrorfilm, als mich von großen Sendern für 150 EUR brutto/Tag ausbeuten zu lassen und gleichzeitig mein Gesicht dafür zu verbrennen. Das finde ich einfach frech.

Auch mag ich nicht, wenn die sexuelle Komponente in Filmen überbetont wird. Das ist leider ein Phänomen im Horrorgenre. Sehr oft kommt da eine sexuelle Komponente ins Spiel, die aus meiner Sicht absolut nicht sein muss. Klar gibt es Ausnahmen, wo das für die Story tatsächlich wichtig ist. Zum Beispiel in I spit on your grave erklärt der sexuelle Missbrauch der Protagonistin ihren absoluten Gewaltexzess gegen ihre Peiniger im Laufe des Films. Aber sexuelle Gewalt um der sexuellen Gewalt willen? Nein, das geht gar nicht. Außerdem würde ich in solchen Filmen nicht nackt spielen.

Erfahrungswerte

Teilzeithelden: Du sprachst gerade gute und schlechte Erfahrungen an. Welche sind dir da im Gedächtnis geblieben?

Annika: Bei so vielen Produktionen ist schon einiges zusammengekommen. Wobei die schlechten Erfahrungen sich tatsächlich sehr in Grenzen hielten. Ich hatte meistens ein gutes Bauchgefühl, welcher Produktion ich zusage und welcher nicht. Katastrophal war wirklich nur eine. Die dafür aber richtig. Das Highlight war, als der Tontechniker nicht mehr weiterwusste und ich ihm die Nummer meines Mannes gab, um zu helfen.

Teilzeithelden: Der Tontechniker ist?

Annika: (lacht) Nein, der ist tatsächlich Fahrlehrer. Bei einigen meiner Produktionen hat er in der Tontechnik geholfen und sie zum Teil auch ganz übernommen. Er ist damit trotzdem eher ein Hobby-Tontechniker. Aber er konnte dem „echten“ Tontechniker trotzdem helfen. Das war schon unfreiwillig komisch bei diesem Film. Und natürlich alles andere als professionell. Aber so verhielt es sich auch mit dem restlichen Dreh, und der Film gehört zu Recht in meine „Flop Five.“

Teilzeithelden: Und gute Erfahrungen?

Annika: Die hatte ich zum Glück reichlich. Das ist sicher auch dem wirklich tollen Zusammenhalt der deutschen Indie- und Horror-Szene geschuldet. Ich durfte mit vielen wunderbaren Menschen arbeiten und kreative Denker kennenlernen. Darunter Marcel Walz, eine der Größen der Szene, aber auch den visionären Andreas Marschall, Jörg Buttgereit und Michal Kosakowski, mit denen ich German Angst drehen durfte. Marcel verdanke ich schließlich auch einen Teil meiner internationalen Erfahrung. Für Seed 2 und Avantgarde holte er mich in die USA, für Schlaraffenhaus nach Spanien.

Teilzeithelden: Wo du dann auch gehreiratet hast?

Annika: Ja, das war wirklich ein ganz wundervoller Dreh. Mein Mann, der unter anderem auch den Ton bei Seed 2 gemacht hat (da hätten wir es wieder), war dadurch bei den Dreharbeiten in Las Vegas dabei. Zufällig war es auch noch unser 9ter Jahrestag, und so machte ich (!) ihm einige Monate vorher einen Heiratsantrag. Wir wollten immer irgendwie „anders“ heiraten, und was passt besser zu uns, als während einem Horrorfilm-Dreh zu heiraten? Und das auch noch in Las Vegas! Marcel Walz war übrigens unser Trauzeuge.

Teilzeithelden: Wie sieht es denn im Moment mit der Schauspielkarriere aus? Stimmt es, dass du dir eine Auszeit genommen hast?

Annika: Ja, das stimmt. Ich habe 2014 gemerkt, dass ich mich selbst zu sehr unter Druck gesetzt habe, und musste mir eine Zwangspause verpassen. Außerdem habe ich mich intensiver meinen Tätigkeiten als Autorin gewidmet. In dieser Zeit habe ich mich mit meinem ersten Roman Kaleidoskop der Scherben und einem Hörspiel beschäftigt. Außerdem bringen mich die Horrorfilme auf Dauer auch nicht weiter. Erfahrung habe ich mittlerweile genug gesammelt, und nun selektiere ich meine Projekte viel mehr. Dafür spiele ich mehr Theater und schreibe auch viel mehr. So richtig eine „Pause“ kann man es aber auch nicht nennen. Ich habe seit 2014 trotzdem in rund 6-7 Projekten mitgewirkt. Mir fehlt das Drehen auch immer sehr schnell, sodass ich von Zeit zu Zeit einfach drehen muss. Seit diesem Jahr habe ich aber auch eine Agentin, die mir hilft, mich völlig neu aufzustellen und zu positionieren. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber ich bin mittlerweile auch nicht mehr so ungeduldig. Ich habe genug Arbeit mit einigen anderen Projekten – darunter ein Theaterengagement für den Sommer, ein neues Drehbuch und mein fast abgeschlossener eigener Roman.

Must see

Teilzeithelden: Als eingefleischte Horrorexpertin, die auch ihre Master-Thesis über die Ästhetik von Horrorfilmen geschrieben hat: Welches sind deine drei Favoriten?

Annika: Nur drei? Das ist echt schwer. Ich versuche es mal. Ganz vorne steht für mich Martyrs. Ein echtes Meisterwerk, aber nur in der französischen Originalversion. Das Remake ist furchtbar. Während die Version von 2008 düster und gruslig-grausam war, hat man die Version von 2016 mit einem Orangefilter bedacht. Ich habe die ganze Zeit auf Horatio Caine und seine Sonnenbrille gewartet, der alles aufklärt. Mich nervt dieser Remake-Wahn sowieso. Selten wird dadurch was besser, und die Abstände werden wirklich bedenklich kurz, siehe die Millennium-Trilogie.

Ansonsten noch Insidious, ein ganz klassischer, aber wirklich sehr schön umgesetzter Horrorfilm, der einem das gute, alte Gruselfeeling zurückbringt. Und dann neuerdings noch The Collector, sehr brutal, aber einfach gut gemacht und sehr konsequent. Auf Zitronenzauber.de habe ich noch ein paar weitere meiner Highlights zusammengefasst. Schade nur, dass die meisten Filme in Deutschland nur geschnitten erhältlich sind.

Teilzeithelden: Wir haben eine strenge FSK in Deutschland, höre ich da Kritik?

Annika: Aber sowas von! So richtig plausibel konnte man mir nämlich noch nie die Einstufungen erklären. Auf der einen Seite verweigert man Volljährigen und vor dem Gesetz mündigen Menschen, zu entscheiden, welche Filme sie in welcher Intensität sehen wollen. Auf der anderen Seite haben Serien, in denen wie wild gevögelt und brutal gemordet wird, eine FSK 16. Oder Filme wie Jeeg Robot verharmlosen sexuelle Gewalt und haben ebenfalls eine FSK 16. Das ist für mich absolut unverständlich und im Falle von Schnitt und Index eine Verstümmelung von Kunst. Sicher, verfassungsfeindliche Publikationen sollten nicht frei zugänglich sein. Aber Horrorfilme?

Teilzeithelden: Ein heißes Eisen, das sicher mal diskutiert werden sollte. Aber zunächst zurück zu dir und deinen Aktivitäten. Dein Buch Kaleidoskop der Scherben, ein Wirtschafts… ja, was eigentlich?

Annika: Ja, das ist eine berechtigte Frage. Ein Wirtschaftsthriller – aber eben ein ungewöhnlicher. Heißt: Es ist eine spannende Story, die allerlei Tipps und Lebensphilosophien beinhaltet, die sich vor allem auf große Unternehmen, aber auch das alltägliche Leben anwenden lassen. Aber in Form eines Wirtschaftsthrillers. Eine große Herausforderung, die mir aber unheimlich Spaß gemacht hat und anscheinend auch sehr gut ankam.

Teilzeithelden: Ein Buch mit durchweg guten Kritiken. Was darf man also als Nächstes erwarten?

Was da kommen mag

Annika: Da ich alles nebenher machen muss, arbeite ich natürlich langsamer als ein Vollzeit-Autor. Wenn alles gutgeht, erscheint aber 2018 mein erster ganz eigener Roman Grand Guignol.

Teilzeithelden: Verrätst du uns ein bisschen mehr?

Annika: Es wird ein waschechter Psychothriller mit Horrorelementen, den ich am liebsten auch als Serie adaptieren würde. Grand Guignol ist nämlich der Pilot einer Serie mit insgesamt 13 Folgen. Die Geschichte ist vom legendären Pariser Théâtre du Grand Guignol inspiriert. Von diesem, auf Horror spezialisierten, Theater gingen viele Impulse in die moderne Horrorszene aus. Also ein guter Ausgangspunkt für eine ganz eigene Geschichte. Im Fokus stehen dabei zwei Journalisten, die während ihrer Recherchen immer tiefer in ein psychisches Grauen verwickelt werden.

Teilzeithelden: Es wird also nicht langweilig. Hast du zum Abschluss vielleicht noch ein paar Tipps für Menschen, die sich auch gerne in der Schauspielerei versuchen wollen?

Annika: Aber gerne doch. Als Erstes sollte man darüber nachdenken, ob man das wirklich will. Also so wirklich, wirklich! Man braucht eine hohe Frustrationsgrenze und muss Niederlagen gut ertragen können. Der Weg wird nicht leicht. Wenn man das bejaht, sucht man am besten eine staatliche Schauspielschule, diese sind wirklich die besten und lehren sowohl das Handwerkszeug als auch persönliches Marketing. Außerdem sollte man wachsam sein und sich nicht ausnutzen lassen. Bei Angeboten und Anfragen außerdem die Produktion genau überprüfen – es gibt zu viele schwarze Schafe in dem Business. Bei sehr kleinen Produktionen muss man akzeptieren, dass es wohl keine Gage gibt. Wenn es aber etwas größer wird, dann sollte man sich nicht unter Wert verkaufen. Gage muss drin sein! Immerhin arbeitet man dafür.

Aber das Wichtigste: Mach einfach. Mach Fehler. Mach Erfahrungen. Aber mach!

Trailer zu La Petite Mort 2 – Achtung: Explizite Gewaltdarstellung

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Artikelbild: ©Annika Strauss, sonst wie ausgewiesen

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