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Auf der Role Play Convention in Köln am vergangenen Wochenende gab es nicht nur für Tisch- und Liverollenspieler sowie Cosplayer eine Menge zu sehen, sondern auch für Brettspieler. Was für Neuheiten es bei Pegasus gab, und was in näherer Zukunft aus dieser Richtung zu erwarten ist, lest ihr hier.

Aufgrund einer anderen in Kürze stattfindenden Veranstaltung, die für die Verantwortlichen von Pegasus eine höhere Priorität hatte als die RPC, war leider niemand am Stand zu finden, der wirklich umfassend über das aktuelle und zukünftige Programm Bescheid wusste. Daher gab es weit weniger Informationen, als wir erhofft hatten. Dennoch waren bei den Spielen, die es zu finden gab, einige dabei, die wir erwähnen wollen.

Magic Maze

Das Spiel Magic Maze ist vor Kurzem dadurch geehrt worden, dass es auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres 2017 gelandet ist.

In dem kooperativen Echtzeitspiel verkörpern die Spieler Helden, die sich zur Vorbereitung auf ihr nächstes Abenteuer in einem Kaufhaus ausrüsten wollen. Aber es verkörpert nicht jeder Spieler einen Helden, sondern jeder steuert jede Figur. Das erste Problem ist dabei, dass die Richtungen, in die ein Spieler eine Figur bewegen darf, beschränkt sind. Bei vier Spielern kann jeder die Figuren nur in genau eine Richtung ziehen. Problem Nummer Zwei ist, dass die Spieler zwar alle grob wissen, welche Figur wohin soll, aber die Ziele nicht zu Beginn auf der Karte sichtbar sind. Um sie zu finden, muss man erst einmal herumirren und weitere Teile der Karte aufdecken. Dabei dürfen sich die Spieler jedoch nicht absprechen. Lediglich eine große Holzfigur ist zur Kommunikation da und kann genutzt werden, um einem Spieler mitzuteilen, dass er nun bitte etwas tun soll. Auch kann man in manchen Situationen kurz auch wirklich miteinander sprechen bevor die nächste Stumme Phase des Spiels beginnt.

Logischerweise passiert all das unter Zeitdruck, sodass der entstehende Stress mit der Zeit immer größer wird. Ein kooperatives Spiel ohne Kommunikation ist dabei recht ungewöhnlich und trifft sicherlich nicht jedermanns Geschmack.

Onitama

Das Spiel Onitama ist im englischen Sprachraum schon seit einigen Jahren recht erfolgreich. Hierzulande war es bisher nur relativ schwer zu bekommen. Das hat Pegasus zum Anlass genommen, es nun in einer deutschen Version herauszubringen. Die ersten paar Exemplare davon konnte man auf der RPC kaufen, wenn auch nicht probespielen.

In dem Spiel für zwei Personen übernimmt jeder Spieler die Kontrolle über einen Kung-Fu Meister und dessen vier Schüler. Ziel ist es, die Schule des Gegners einzunehmen oder dessen Meister zu schlagen.

Onitama kommt dabei komplett ohne Zufallselemente während des Spiels aus. Lediglich zu Beginn werden die in fünf Zugarten zufällig bestimmt, die in dieser Partie möglich sein werden. Jeder Spieler erhält zwei dieser Karten, eine weitere liegt in der Tischmitte und definiert zugleich den Startspieler.

Wer nun an der Reihe ist, muss eine seiner Figuren gemäß den Regeln auf einer seiner beiden Karten ziehen. Danach tauscht er diese Karte gegen die neutrale in der Tischmitte ein, und der andere Spieler ist an der Reihe. Das Spiel endet, sobald ein Meister geschlagen wurde oder eine beliebige Figur die Schule des Kontrahenten erreicht.

Durch die Vielzahl der vorhandenen Zugkarten ist jede Partie anders und es gilt jedes Mal aufs Neue, herauszufinden, wie man in dieser Partie gewinnen kann. Ein hochgradig abstraktes aber auch spannendes Spiel.

Superieur

Das Kartenspiel Superieur beruht auf dem Roman Des Teufels Gebetsbuch von Markus Heitz. Den Roman kenne ich nicht, kann mir aber kaum vorstellen, dass diese Kenntnis mein Urteil über dieses Spiel ändern würde. Das Spiel besteht aus einem Set aus übergroßen Pokerkarten und ein paar Extrakarten, auf denen in mehreren Sprachen die Regeln des Spiels stehen:

Jeder Spieler muss zu Beginn des Spiels einen Einsatz von einer Spielmarke setzen (die dem Spiel im Übrigen nicht beiliegen), dann zieht jeder eine einzelne Karte. Reihum kann dann jeder passen oder erhöhen. Für das Erhöhen gibt es kein Limit, und sobald jemand erhöht hat, müssen alle anderen mitgehen oder aussteigen. Sobald jeder einmal die Möglichkeit zum Erhöhen hatte, darf nun jeder entscheiden, ob er seine Karte behalten möchte oder lieber eine neue zieht, mit der er dann weiterspielen muss. Es folgen zwei weitere Setzrunden mit jeweils der Möglichkeit, seine Karte am Ende gegen eine neue auszutauschen. Sollten am Ende noch mehrere Spieler im Rennen sein, gewinnt der mit der höchsten Karte den kompletten Einsatz.

Dazu gibt es dann noch eine optionale Regel, dass jemand, der das Pik-Ass zieht sofort aussteigen muss, und dieses Pik-Ass ist dementsprechend mit Totenköpfen markiert.

Solltet ihr Interesse daran haben, diese völlig unsinnige Light-Variante von Poker zu spielen, so könnt ihr das nun mit euren normalen Pokerkarten tun. Den entsprechenden Koffer bräuchtet ihr ja ohnehin, da die Pokerchips in Superieur nicht enthalten sind.

Für Sammler und Liebhaber von Markus Heitz ist das Spiel vielleicht etwas, das man sich ins Regal stellen kann. Für alle anderen ist es beinahe eine Unverschämtheit, dass dieses übergroße und ansonsten völlig gewöhnliche Pokerkartenspiel nicht als genau solches deklariert sondern als echtes „Spiel“ verkauft wird.

Titelbild: Michael Fuchs
Artikelbilder: Pegasus Spiele

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