Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Hexpanse fiel auf der Messe gleich doppelt ins Auge: Zum einen durch ein hervorragend gestaltetes Artwork rund um einen interessanten Spielaufbau, zum anderen durch den Namen, der Assoziationen weckt – fälschlicherweise, wie sich herausstellt. Doch wie spielt sich das, laut Entwickler entfernt auf Tic-Tac-Toe basierende, Area-Control-Spiel? Henning hat es sich angesehen.

Es handelt sich nicht um das erste Spiel des ungarischen Publishers Korona Games. Hexpanse wurde als Kickstarter finanziert, dieser spielte mit rund 1100 Backern knapp 89000 USD ein, wodurch viele Stretch-Goals ermöglicht wurden. Die Auslieferung des Spiels hat begonnen, und die Nachfrage wird entscheiden, ob das Spiel in den freien Verkauf kommt.

Spielablauf

Das Grundspiel ist ausgelegt auf zwei bis vier Spieler und bietet Spielmaterial für vier Factions: die Terranische Union, das Cyberische Kollektiv, die Allianz der Handelswelten und die Weltraumnomaden. Zwei weitere Factions, Alienrassen namens Ox und die Mentacles, werden in den Regeln zwar vorgestellt, sind aber im Grundspiel nicht spielbar.

Jede Faction verfügt am Anfang über einen Warlord, bis zu 12 Standard-Einheiten, optionale Elite-Einheiten und optional noch drei Einheiten einer Minor-Faction unter ihrer Kontrolle. Der Warlord jeder Faction hat eine andere Spezialfähigkeit. Deshalb dürfen die Spieler die Factions nicht frei wählen, sondern sie werden nach Ermittlung des Startspielers reihum ausgewählt.

Der gewünschte Schwierigkeitsgrad des Spiels bestimmt, wie viele Standard-Einheiten im Spiel sind, ob eine Minor Faction gewählt werden kann und wie viele Missionskarten im Spiel sind (dazu gleich mehr). Elite-Einheiten sind eine optionale Regel, auf deren Verwendung sich die Spieler vorher einigen müssen.

Jede Minor Faction bringt ebenfalls eine Spezialfähigkeit mit, mit der sie ihren Warlord unterstützt. Wenn Minor Factions im Spiel sind, werden nach der Wahl der Haupt-Faction zufällig Minor Factions aufgedeckt, eine mehr, als Spieler mitspielen. Aus diesen wählen die Spieler in umgekehrter Reihenfolge ihre Minor Faction aus, beginnend mit dem Spieler, der als Letzter seine Haupt-Faction gewählt hat. Die übrig bleibende Minor Faction spielt nicht mit.

Hexpanse im hauseigenen Test

Hexpanse spielt auf einer kreisförmig dargestellten und in Hexfelder unterteilten Planetenoberfläche. Auf einigen Feldern lässt sich bei Betreten Hexilum, die Währung des Spieles, abbauen, ansonsten verhalten sich alle Felder gleich. Ziel des Spiels ist es, die eigenen Einheiten so auf dem Feld zu platzieren, dass ein auf einer offen ausliegenden Missionskarte vorgegebenes Muster erreicht wird. In der schweren Variante des Spieles hat jeder Spieler eine zusätzliche Missionskarte mit einem persönlichen Muster, mit dem er ebenfalls gewinnen kann. 

Pro Runde hat jeder Spieler zwei Aktionen. Mit diesen kann er Truppen aus seiner Reserve auf das Spielfeld setzen, sie wieder in die Reserve zurückholen, andere Einheiten angreifen, verwundete Einheiten vom Bergungsschiff in die Reserve zurückholen, Hexilum abbauen, eine Aktionskarte ausspielen oder sein Einkommen aufbessern. Es ist mit den Standard-Aktionen nicht möglich, Einheiten auf dem Feld zu bewegen. Alle Aktionen lassen sich auch mit dem Warlord ausführen, wobei dieser einmal pro Runde auch eine seiner speziellen Aktionen benutzen darf: Er kann sich heilen, oder er kann einen Lebenspunkt ausgeben, um entweder seine Spezialaktion ausführen oder sich zu ein Feld zu bewegen.

Der Warlord hat bei Spielstart 6 Lebenspunkte, die durch Aktionen auf bis zu 12 angehoben werden dürfen. Wenn ein Warlord auf 0 Lebenspunkte sinkt, ist der Spieler sofort aus dem Spiel.

Am Ende seines Spielzuges darf der Spieler sein abgebautes Hexilum am Markt ausgeben, um Aktionskarten und Söldner zu kaufen. Diese bieten ihm verbesserte Versionen der Standard-Aktionen, beispielsweise können sie mehr als eine Einheit gleichzeitig auf dem Feld platzieren, oder Sonderaktionen, die ohne Karten nicht möglich wären. Auf jeder Karte sind zwei Aktions-Icons, von denen der Spieler eines wählen darf. Damit sind die Karten flexibler und nicht nur auf einen Einsatzzweck festgelegt.

Söldner sind ebenfalls Karten, auf denen sich ein Aktions-Icon befindet. Dazu gibt es ein Einheiten-Plättchen, welches mit einem Plastikrahmen in Armeefarbe als zur eigenen Faction gehörig markiert werden kann. Ein Söldner ist eine reguläre Einheit, kann also in einer späteren Aktion normal auf das Spielfeld gesetzt werden. In dem Moment wird seine ebenfalls als Icon aufgedruckte Fähigkeit ausgelöst. Einige Söldner können ihre Fähigkeit auch später noch nutzen, wenn sie sich auf dem Spielfeld befinden.

Die Fähigkeiten selbst erweitern das Aktions-Spektrum, beispielsweise um das Vertauschen von Einheiten auf dem Feld, Angriffe auf andere Einheiten, Angriffe auf den Warlord (egal, wo der sich befindet), Angriffe auf die Reserve eines Spielers und vieles mehr. Der interessanteste Punkt ist aber die Platzierung neuer Einheiten. Angriffe auf andere Einheiten und das Platzieren von neuen Einheiten geschieht dabei meist in einem aufgedruckten Muster aus Hexfeldern um die platzierte Einheit herum. Die so neu ins Spiel gebrachten Einheiten lösen ebenfalls ihre Spezialaktionen aus, wenn sie ins Spiel kommen. So ist es möglich, durch eine Kettenreaktion in einer einzelnen Aktion mehrere Einheiten nacheinander aufs Feld zu bringen. Diese Kettenreaktionen können spielentscheidend sein.

Alle Söldner- und Aktionskarten liegen offen vor dem jeweiligen Spieler aus. Jeder Spieler kann sich also jederzeit ein Bild davon machen, welche möglichen Kombinationen seine Mitspieler ausführen könnten.

Zielgruppe und Spielzeit

Hexpanse ist ein sehr taktisches Spiel. Spieler müssen stetig im Blick behalten, welche Optionen den Gegnern zur Verfügung stehen, welche Optionen sie selbst haben, wie man gegnerische Kombinationen verhindern kann oder welche Karten man nur deshalb kaufen sollte, damit der Gegner sie nicht in die Finger bekommt. Die Zielgruppe dürften Taktik- und Wargame-Spieler sein. Es erfordert ständige Konzentration, um keine Aktion des Gegners zu verpassen und angemessen darauf reagieren zu können. Gelegenheitsspieler können Hexpanse auch mit weniger Tiefe spielen, dann basiert der Sieg aber weniger auf Können und guter Vorausplanung, sondern ist zufallslastiger, da nicht jede Karte optimal eingesetzt wird.

Ein Spiel wird angegeben mit 30-60 Minuten. Je nachdem, wie viel Bedenkzeit die Spieler sich nehmen, wird diese Zeit deutlich überschritten. Hier ist es ratsam, ein Limit einzuführen, um das Spiel flüssig zu halten. Die mögliche Eliminierung eines Spielers, der in Folge nur noch zusehen darf, ist unschön in der Kombination mit langen Bedenkzeiten. Bei dem Hinweis der Entwickler, das Spiel sei inspiriert von Tic-Tac-Toe, musste ich in den sich teilweise länger ziehenden Testspielen unwillkürlich an die Rolle von Tic-Tac-Toe im Film Wargames denken: Sie dauerten teilweise recht lange und es schien unmöglich, einen klaren Sieg herauszuarbeiten.

Wiederspielwert

Jedes Spiel ist anders und stark abhängig davon, wer welche Factions wählt, welche Minor Factions zur Auswahl standen und wer welche gewählt hat, welche Karten wann zur Verfügung stehen und vor allem: wie die Zielmission aussieht. Dadurch ist ein hoher Wiederspielwert gegeben.

Von insgesamt 10 Testspielen ist keines gleich verlaufen, und je nachdem, wie taktisch die Spieler spielen, ändert sich die Spielerfahrung enorm.

Hexpanse auf der SPIEL 2017, Foto: Boardgamegeek

Ausstattung

Sämtliches Spielmaterial ist stabil und sauber verarbeitet. Alle Einheiten im Spiel sind als Papp-Token in Hexform ausgelegt und haben dieselbe Stabilität wie der Spielplan und die Factions-Boards. Die Token liegen gut in der Hand und lassen sich einfach benutzen. Die Aktions- und Söldnerkarten sind ordentlich verarbeitete Spielkarten. Insgesamt macht das Spielmaterial einen hochwertigen Eindruck.

Die Spielanleitung ist übersichtlich geschrieben, lediglich eine Schritt-Für-Schritt-Aufbauanleitung für den Spielstart fehlt. Diese kann man sich aber aus der mit vielen Abbildungen versehenen Beschreibung des Spielmaterials ableiten. Hinten in der Anleitung gibt es eine Referenz für die auf den Karten verwendeten Aktions-Icons, sowie eine Abbildung samt textlicher Beschreibung aller Karten. Jede Karte hat eine eindeutige Nummer, die auch auf die Karte aufgedruckt ist, so dass die jeweilige Beschreibung schnell gefunden werden kann.

Das Artwork des Spiels ist großartig. Auf jeder Karte, jedem Factions-Board und auf den Minor Factions gibt es neben den Icons auch eine passende fotorealistische Zeichnung. Im Handbuch gibt es zu jeder Karte eine Beschreibung, die neben der nochmaligen Erklärung der möglichen Aktionen auch noch Fluff erwähnt, der zwar für das Spiel keine Auswirkung hat, aber zeigt, mit welcher Liebe zum Detail der Hintergrund des Spiels aufgebaut wurde. Die Anlehnungen an Serien, Filme und Romane, hauptsächlich, aber nicht nur, aus dem Genre Science-Fiction, sind mal mehr, mal weniger deutlich.

Der Spielplan, alle Spielerboards, der Marktplatz, das Rettungsschiff und die Minor Faction Boards lassen sich zu einem großen Spielplan zusammenlegen. Ich empfehle hier eine rutschfeste Unterlage.

Ebenfalls mit viel Liebe gestaltet wurde das Inlay der Box. Hier findet das meiste Spielmaterial seinen festgelegten Platz, und die Token können in den mitgelieferten Zip-Lock-Beuteln verstaut werden.

Zu dem Spiel existiert eine, ebenfalls aufwendig und interessant gestaltete, Webseite, auf der unter anderem eine deutsche Anleitung (inklusive einer deutschen Beschreibung aller Karten) und ein englisches How-To-Play-Video angeboten werden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Korona Games
  • Autor(en): Toldi Gábor (Design), Gyula Pozsgay (Artwork)
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Englisch (Deutsche Regel als Download verfügbar)
  • Format: Box
  • ISBN/EAN:
  • Preis: Standard-Edition 45 EUR (Kickstarter-Preis), Admirals Edition 59 EUR (Kickstarter-Preis), diverse Erweiterungen verfügbar
  • Bezugsquelle: Spiele-Schmiede (in der Spezialedition)

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der offiziellen Produkthomepage gibt es ein englisches How-to-Play-Video, das man sich alternativ auch direkt auf YouTube ansehen kann. Hier findet man auch ein deutsches Regelbuch zum Download.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

PGlmcmFtZSBsb2FkaW5nPSJsYXp5IiBjbGFzcz0ieW91dHViZS1wbGF5ZXIiIHdpZHRoPSI2OTYiIGhlaWdodD0iMzkyIiBzcmM9Imh0dHBzOi8vd3d3LnlvdXR1YmUtbm9jb29raWUuY29tL2VtYmVkL2l0bDFfUUN1UEE4P3ZlcnNpb249MyYjMDM4O3JlbD0xJiMwMzg7c2hvd3NlYXJjaD0wJiMwMzg7c2hvd2luZm89MSYjMDM4O2l2X2xvYWRfcG9saWN5PTEmIzAzODtmcz0xJiMwMzg7aGw9ZGUtREUmIzAzODthdXRvaGlkZT0yJiMwMzg7d21vZGU9dHJhbnNwYXJlbnQiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj0idHJ1ZSIgc3R5bGU9ImJvcmRlcjowOyIgc2FuZGJveD0iYWxsb3ctc2NyaXB0cyBhbGxvdy1zYW1lLW9yaWdpbiBhbGxvdy1wb3B1cHMgYWxsb3ctcHJlc2VudGF0aW9uIGFsbG93LXBvcHVwcy10by1lc2NhcGUtc2FuZGJveCI+PC9pZnJhbWU+

Fazit

Die Möglichkeit, einen Spieler vorzeitig auszuschalten, ist bei Strategiespielen nicht unüblich. Trotzdem sorgt sie dafür, dass eliminierte Spieler für den Rest des Spieles, der durchaus noch länger dauern kann, zuschauen müssen. Bei einem Spiel mit zwei Spielern ist diese Sieg-Möglichkeit okay, aber bei drei oder gar vier Spielern ist sie ein Negativpunkt.

Der Vergleich mit Tic-Tac-Toe ist sehr treffend gewählt. Zwar denkt man bei dem Spiel anfangs erst an Vier Gewinnt, aber nach den ersten Spielen wird klar: Es ist tatsächlich eher eine Kreuzung aus Tic-Tac-Toe, Go und einheitenbasierten Strategiespielen. In den Testspielen kam der Sieg meist über eine Kettenreaktion des Gegners zustande, die man übersehen hatte. Die Zeitangabe von 30-60 Minuten konnten wir bei Spielen jenseits der Einsteiger-Schwierigkeit bislang nicht einhalten.

Das Artwork ist großartig und stimmig. Die Icons sind logisch und schnell erlernbar. Optisch bleiben keine Wünsche offen. Für Fans von Hintergrundinfos ist viel Fluff zu den Factions und Einheiten vorhanden.

Zur Rezension lag eine Admirals-Edition-Box des Spiels vor. Aufgrund begrenzter Zeit für Testspiele sind in die Wertung nur die Regeln der Standard-Edition eingeflossen. Bei Interesse reiche ich einen Spielbericht mit Sonderregeln der Admirals Edition gerne nach.

Artikelbild: Korona Games
Fotografie: Henning Lechner, Board Game Geeks
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein