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Wenn man dem Klappentext dieser Ausgabe trauen darf, ist dieses Crossover ein über lange Zeit gehegter Wunsch der Fans beider Franchises. Und nun endlich, nach langen Jahren des Wartens, Flehens und Bettelns ist er in Erfüllung gegangen. Die adoleszenten Kampfkunst-Kriechtiere treffen auf den dunklen Ritter. Und wie!
Furiose Action und philosophische Gespräche, Gags und sanfte Momente, hier ist alles drin, was der Comic-Fan gern liest.

Handlung

Ein Kampf mit dem multidimensionalen Bösewicht Krang hat die Turtles nach Gotham verschlagen. Und nicht nur sie. Auch Shredder und seine Foot-Clan-Ninjas sind von Krang hintergangen und in das DC-Universum verbannt worden, damit die körperlose Kreatur ohne Konkurrenz uneingeschränkt herrschen kann.
Das kann der stolze Oberfiesling Shredder natürlich nicht auf sich sitzen lassen und macht sich daran, die benötigte Technologie zu stehlen, und das nötige Know-How in Form von Wissenschaftlern zu entführen, um wieder in die heimatliche Dimension zurückzukehren. So will er dem impertinenten Hirn-Alien in den metaphorischen Hintern treten. Die Turtles, die sich behelfsmäßig in Gothams Kanalisation eingerichtet haben, wollen natürlich ebenfalls nach Hause. Nur sind sie in einer Zwickmühle gefangen. Verhindern sie die Kidnappings und Diebstähle, oder lassen sie Shredder gewähren, damit er die benötigte Maschine bauen kann, um dann später, heimlich ebenfalls heimzukehren? Aber es sterben Unschuldige! Also beschließt man doch zu kämpfen und sich um die Heimreise später zu kümmern. Dumm ist nur, dass ein anderer amphibischer Nutznießer der Gothamer Kanalisation das Quartier der Schildkröten entdeckt, und dass Batman natürlich zunächst fälschlicherweise annimmt, dass die Jungs zu den Bösewichten gehören.

Ebenso natürlich prügelt man sich erst einmal, das gehört in solcherlei Geschichten ja zum guten Ton. Jedoch weicht die Story hier dann doch vom üblichen Rezept eines Crossovers ab. Denn überraschend lange arbeiten die Helden erst einmal nicht zusammen, sondern bemühen sich separat um Aufklärung einiger brennender Fragen. Die Turtles sind innerlich gespalten. Ihrem jeweiligen Naturell entsprechend, finden sie Bats entweder beeindruckend, total genial, oder sind misstrauisch. Turtle-Fans wissen wahrscheinlich welcher der Brüder welche Position einnimmt. Meister Splinter geht derweil einen eigenen, überraschenden Weg.
Batman versucht natürlich ebenfalls herauszufinden, mit wem oder was er es hier zu tun hat. Und da kommen ihm eine zurückgelassene Sai-Gabel und einige Blutspritzer gerade recht. Bei deren Untersuchung stößt er jedoch auf eine unerwartete Komplikation, welche die Geschichte zu einem tollen Rennen gegen die Zeit ausweitet.

Wo Ninjas aus einer anderen Welt auftauchen, sind die Schattenkrieger der hiesigen natürlich nicht weit. Und so sieht sich auch Shredder alsbald mit einem anderen, mächtigen Anführer einer Legion der heimlichen Assassinen konfrontiert. Batman Fans wissen hier natürlich sofort, von wem die Rede ist. Und ab hier nimmt die Geschichte erst so richtig Fahrt auf.

Charaktere

Batman und die Turtles sollten wohl jedem geneigten Leser ein Begriff sein, doch wird beider Parteien Hintergrund recht clever in den Verlauf der Geschichte eingewoben, um weder aufgesetzt noch langweilig zu wirken. Einzig und allein die ewig gleichen Reaktionen der Schildkröten-Brüder sind ein wenig eintönig geraten. Klar, es ist witzig zu sehen, wie Donatello in der Bat-Höhle einen Geek-Gasm bekommt, Leonardo der Fledermaus im Sparring die Flügel stutzt und Michelangelo konstant Witze reißt, aber Raphaels intensives Misstrauen Batman gegenüber und sein erneuter „Ich-mach-das-nicht-mehr-länger-mit-keiner-versteht-mich-Abgang“, sowie dessen folgende Auflösung, gehen doch ein wenig auf die Nerven. Sind sie doch zu deutlich als „Plot-Device“ erkennbar.

Batman ist sein gewohntes, kaltes, analytisches Selbst. Doch Meister Splinter kann selbst ihn aus der Reserve locken.

Zeichenstil

Freddy E. Williams II Zeichenstil gefällt mir sehr. Er hat eine Dynamik, die den Protagonisten in diesem Werk sehr gut zu Gesicht steht. Seine wunderbar detailreichen Szenen erinnern an die ersten TMNT-Comics von Kevin Eastman und Peter Laird, sowie an Batman-Altmeister wie Jim Lee und Scott Snyder. Er bietet eine sehr gelungene Mischung, die einfach gefällt. Sein Strich ist weich und tanzt sicher zwischen dunkler und heller Stimmung.

Intensive Close-ups und große Spreads wirken wie aus einem Guss, und die hervorragenden Farben von Jeremy Colwell tragen zu einem angenehmen Gesamtbild bei.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 140 Seiten geballte Action, Spaß und Spannung in einem semi-festen, voll-farbigen Einband zahlt man mit 16,99 EUR einen absolut fairen Preis, wie von Panini gewohnt.

Erscheinungsbild

batman-teenage-mutant-ninja-turltles-review-rezension-coverDas Buch erscheint im klassischen Sammelband-Format, 140 Seiten dick und vollfarbig. Auf dem Cover ist Batman zu sehen, umgeben von den Turtles, die sich in passend martialischen Posen vor dem Hintergrund Gothams einem gemeinsamen Gegner entgegenstellen. Es liegt gut in der Hand, und das Papier ist, wie immer, von sehr guter, fester Qualität.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini (DC / IDW Publishing)
  • Autor(en): James Tynion IV
  • Zeichner(in): Freddie E. Williams II
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comic-Sammelband
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus-/Downloadcontent

Zwischen den Kapiteln und auf den letzten Seiten sind die Original-Cover sowie eine Variant-Ausgabe des Covers der US-Miniserie zu finden.

Fazit

Batman und die Teenage Mutant Ninja Turtles. Wenn man dies zunächst nur auf sich wirken lässt, mag man es für eine reichlich seltsame Idee halten. Aber, durch die Überarbeitung Batmans der letzten Jahre, und wenn man nicht gerade von den jugendfreien Versionen der „Hero Turtles“ ausgeht, entsteht tatsächlich eine ziemlich gute Geschichte, die zwar nicht ohne einige klassische Versatzstücke des Comic-Crossovers und der Comic-Erzählkunst auskommt, aber dennoch sehr gut unterhält. Ninja mit Ninjas gegen Ninjas, gewürzt mit Spaß, Spannung und Action, ist ein ziemlich gutes Rezept für einen solchen Comic.

Was mir besonders gefallen hat, ist der Umstand, dass sich sowohl die guten Jungs als auch die Bösen mit einer jeweils anderen, härteren und vielleicht sogar besseren Version von sich konfrontiert sehen. Wo Shredder in den Gotham-Bösewichten, auf die er trifft, zunächst nur Witzfiguren sieht, weist ihn einer von Batmans ältesten Feinden schnell in seine Schranken. Und wo Batman zunächst nur monsterhafte Metawesen sieht, erkennt er schließlich, dass es sich um Wesen handelt, die ebenso wie er nach Gerechtigkeit streben, und die ihm sogar noch etwas beibringen können, über die Bedeutung von Familie und Loyalität. Trotz einiger etwas erzwungen wirkender Wendungen und Klischee-Bedrohungen ist es ein sehr lesenswerter Comic, der gerne noch einige Seiten (eine Originalausgabe) mehr hätte vertragen können, um ein bis zwei Info-Dumps zu umschiffen. Diese lassen den Leser doch etwas enttäuscht zurück.

Doch trotz aller (inhaltlicher) Schwächen, Verschiedenheiten und Animositäten raufen sich Fledermausmann und Schildkröten-Teenager zusammen und treten gemeinsam einer Front des Bösen entgegen. Also, wie Leonardo es im Verlauf des Buches selbst sagt: „Das oberschärfste Team der Welt!“

Daumen4maennlichNeu

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt. 

 

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