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Matthias Reuter und Matthias Schröder sind 2015 mit dem Ziel angetreten, LARP-Shopping ein bisschen besser zu machen. Zu Beginn dieses Jahres polarisierten sie dann stark mit einem Bild für ihre Facebook-Seite. Zum zweijährigen Geburtstag haben wir daher einen genaueren Blick auf den Larp Basar geworfen.

Am 01. Juni 2015 erblickte eine neue Shoppingseite für LARPer das Licht des Internets: Der Larp Basar versprach seinen Kunden eine große Vielfalt an unterschiedlichen Händlern, mit dem Vorteil, alles in einem Shop zu erwerben und auch nur einmal Versandkosten zu zahlen. Kleinere LARP-Händler sollten vor allem von Cross-Selling und einer umfangreichen Händlerbetreuung profitieren.

Hinter dem Projekt stehen Matthias Reuter, der als gelernter Marketingkaufmann und freier Webprogrammierer Technik und Marketing verantwortet, sowie Matthias Schröder, Vollzeitpapa und bekannt als Betreiber von Etarus Allerlei, der sich um alle anderen Aufgaben kümmert.

Das Auf und Ab des ersten Jahres

Wer sich schon mal selbstständig gemacht hat, weiß, dass die ersten drei Jahre die entscheidenden sind. Manche Experten sprechen aber auch von bis zu fünf Jahren. Erst nach dieser Zeit zeigt sich, ob der Erfolg eines Unternehmens auch nachhaltig ist. Das macht diese erste Zeit natürlich besonders nervenaufreibend für Neugründer.

In ihrem eigenen Resümee des ersten Jahres kommen sie, nebst ein paar beinahe pathetischen Abschnitten, auch zu nüchternen Erkenntnissen, wie dass zu schnelles Wachstum meist nicht sinnvoll ist. Ein neuer Mitarbeiter für Vertrieb und Koordination konnte sich nicht tragen, sodass diese Stelle wieder reduziert wurde. Dafür konnten aber zahlreiche Händler gewonnen werden. Von diesen Erfahrungen des ersten Jahres geprägt, wollte man für die Zukunft lernen. Der Vertrieb wurde überarbeitet, das Marketingkonzept neu aufgesetzt und weitere Händler gewonnen.

Sex sells?

Ein Teil des neuen Konzepts betraf auch die Bilderwelten des Larp Basars. Monatlich sollte das Titelbild wechseln, um verschiedene Facetten des LARPs zu zeigen. So reihten sich, von der großen Masse fast unbemerkt, professionelle und stimmungsvolle Bilder Monat für Monat aneinander; bis zum 03. März 2017. Das sogenannte Mood-Bild des Monats März zeigte eine bekannte deutsche LARPerin (Mia Shinda) und alternatives Modell, die in einem Endzeit-Outfit erotisch auf einer Kiste posierte.

Selten hat wohl ein Bild in der LARP-Welt so ausgeprägt polarisiert. Über 532 Kommentare erfolgten allein direkt unter dem Bild, dazu unzählige Diskussionen in sozialen Medien. Der Larp Basar war in aller Munde.

Facebook

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Während ein großer Teil die Ästhetik des Bildes lobte, kritisierte ein mindestens genauso großer Teil das Bild als sexistisch. Ein wahrer Streit brach zwischen den Fraktionen in einigen Kommentarspalten aus, der nicht selten über das Ziel hinausschoss.

Die Kritiker des Bildes bemängelten unter anderem die fehlende Sensibilität für das Thema Sexismus. Im LARP mag man zwar an manchen Stellen schon länger weiter sein als in der Realität, doch macht ein so globales Thema auch vor einem vergleichsweise progressiven Hobby nicht halt.

Obwohl die Befürworter, die der Meinung sind in jeder Duschgel- oder Tattoo-Werbung sieht man mehr, zweifelsohne recht haben, muss man sich schon die Frage stellen, ob das als Grund ausreicht, im 21. Jahrhundert ebenso zu agieren.

Larp Basar veröffentliche daraufhin auch recht fix eine Stellungnahme, in der man sich von Sexismus distanzierte und auch dem Vorwurf widersprach, dass hier die alte Werbeweisheit „Sex sells“ angewendet wurde. Dem an sich glaubwürdigen Statement verschaffte diese Aussage jedoch mindestens einen Knacks.

Eine Beschwerde von Nutzern beim Deutschen Werberat bestätigte die Auffassung der Larp Basar-Betreiber, dass die Verwendung des Bildes nicht zu beanstanden ist. Ob der Entscheidung durch die Beschwerdeführer widersprochen wurde, ist zum Zeitpunkt des Artikels nicht bekannt.

Je nach Perspektive und vor allem persönlicher Erfahrung, kann man die Meinungen der Befürworter und Kritiker durchaus nachvollziehen. Aber die Diskussion und ihre Eskalation haben deutlich gezeigt, dass es Diskussions- und wohl auch Handlungsbedarf in der LARP-Szene gibt. Ob ein Onlineportal aber dafür der richtige Ort ist bleibt offen. Andererseits, was ist schon der richtige oder falsche Ort?

Was habe ich als Kunde vom LARP Basar?

Angebot

Jenseits diskutabler Bilder bietet der Larp Basar tatsächlich reichlich Auswahl. Aktuell sind rund 30 Händler im Portal aktiv und vertreiben, laut eigener Angabe, um die 5.000 Produkte.

Von der Axt bis zum Zelt finden sich auch zahlreiche Angebote, die LARPer-Herzen höher schlagen lassen. Dem Versprechen den kompletten (Ausrüstungs-)Einstieg ins LARP über den Larp Basar abzuwickeln, wird das Portal durchaus gerecht.

Dank der Preisgarantie der Händler zahlt man auch auf dem Portal nicht mehr als im eigenen Onlineshop des Händlers. Versandkosten zu sparen, viele Händler angeboten zu bekommen und auch nur ein Kundenkonto zu benötigen, ist durchaus komfortabel.

Die vertretenen Händler reichen von kleineren unbekannten LARP-Werkern bis zu bekannten Namen wie Freyhand, Wyvern Crafts oder dem Zauberfeder Verlag.

Ein Produkt wird man fast nicht vermissen. Verglichen mit den anderen großen deutschen LARP-Händlern hat man einen ähnlichen Produktumfang, aber tendenziell viel mehr kleinere Händler, die man sonst vielleicht übersehen würde.

Ausländische Händler sucht man indes vergebens. Obwohl es wohl einige Interessenten und sicher auch einen Markt gäbe, machen die hohen Versandkosten einen Strich durch die Rechnung. Auch Gewährleistungsansprüche sind bei Händlern in Deutschland einfach leichter durchzusetzen.

Zudem liefert der Larp Basar nicht ins Ausland, um seine Versandpauschale, die unabhängig von der Bestellmenge und -größe bei 6,90 EUR liegt, halten zu können.

Das Portal

Technisch macht die Seite einen guten Eindruck, wenngleich im Test bei einigen Browsern die Menüs nicht aufklappen wollten. Die Bedienung selber ähnelt den meisten Shops. Heraus sticht dabei jedoch die Möglichkeit, nach Epochen zu suchen und sich alle Artikel einer bestimmten Zeit anzeigen zu lassen. Eine gute Idee, wenn man ein bestimmtes Konzept verfolgt, das sich auf eine Epoche festlegt. Über die Historizität lässt sich dabei freilich streiten.

Unter Gewandung findet sich noch die Möglichkeit nach Charaktertypen und sogar Völkern zu unterscheiden, um sich passende Gewandung und Ausrüstung anzeigen zu lassen. Beide Varianten sind eine witzige Idee und gerade für Einsteiger eine gute Hilfe.

Der Einkauf selber klappt reibungslos, wie man es aus zeitgemäßen Shopsystemen kennt. Einzig die angebotenen Zahlarten sind übersichtlich. Bis auf PayPal und Vorkasse gibt es derzeit keine weiteren Zahlmöglichkeiten. Vorkasse gehört jedoch zu den unbeliebtesten Zahlarten in Deutschland, wie eine Studie von ibi research 2013 zeigte. Wenngleich PayPal eine der beliebtesten Zahlarten ist, wächst doch auch die Zahl derer, die dieser Möglichkeit skeptisch gegenüber stehen und kein PayPal-Konto haben oder auch keine Daten an ein US-Unternehmen geben wollen. Bedenkt man, dass rund 53% der Kaufabbrüche in einem Shop auf fehlende Zahlarten zurückzuführen sind (Untersuchung der trbo GmbH), ist hier sicher noch Handlungsbedarf.

Die Lieferzeiten schwanken je nach Zahlart zwischen drei und fünf Tagen und sind damit absolut im Rahmen.

Und die nächsten Jahre?

Larp Basar plant für die nächsten Jahre an zahlreichen Baustellen. Unter anderem soll das Händlerspektrum weiter ausgebaut werden, indem die Leistungen und Reichweiten für Händler verbessert werden. Dazu zählen auch die Möglichkeiten Rechnungen über Larp Basar zu versenden, den Versand direkt auf dem Portal abzuwickeln und weitere Zahlarten anzubieten.

Für Nutzer soll die Kommunikation zu Händlern erleichtert, mehr Zahlarten angeboten und künftig auch Kunden in Österreich und der Schweiz bedient werden.

Idee mit Potential

Über das provokante Titelbild im März kann man gespaltener Meinung sein. Das Konzept an sich ist auf jeden Fall spannend und hebt sich durchaus von anderen Anbietern ab, das merkt man auch schon an den angebotenen Produkten. Massenware wird man hier viel seltener finden, das spiegelt sich aber auch im Preis wieder.

Mit mehr Händlern und Artikeln sowie einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Vorteile für Nutzer und Händler, bietet der Larp Basar jedoch viel Potential, um die LARP-Shopping-Landschaft abzurunden. Ob das Konzept vom Kunden angenommen und tragfähig wird, werden die nächsten Jahre zeigen müssen.

Artikelbilder: Larp Basar, Matthias Reuter

LARP-Basar, das Einkaufsportal für Liverollenspieler im Internet

2 Kommentare

  1. Die Kategorien sind oft aber sehr beliebig, und haben oft nur was damit zu tuhen, eine möglich weite Streugung zu erzeugen.
    Unter Chaosanhänger sind 80% der Sachen nicht spezifisch sondern ehr beliebig -> Tropfenduftkette, sei hier mal als Beispiel genannt.

    • Moin N.R,

      hier Gasparo vom Larp Basar. Wir ärgern uns selbst darüber, wenn manche Produkte zu weich / beliebig einsortiert werden. Zum Teil hat es auch etwas mit der Historie zu tun, dass wir den Händlern anfangs auf Vertrauensbasis erlaubt haben, die Kategorisierung selbst vorzunehmen. Teilweise raucht uns aber auch manchmal der Kopf, wenn wir mehrere Hundert neue Produkte einkategorisieren müssen – da leidet dann manchmal die Qualität in der Sortierung. Wir finden dein Feedback goldrichtig und werden da nochmal nachbessern.

      Liebe Grüße,

      Gasparo

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