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Seit Beginn der Zweitausender Jahre zeichnet Geoff Johns für immer mehr Geschichten von DC verantwortlich. Höhepunkte seiner Werke sind epische Bände und Crossover, wie Infinite Crisis, Flashpoint oder das hier besprochene Blackest Night. Doch fasziniert die dunkelste Stunde von Green Lantern auch fast 10 Jahre nach ihrem ersten Erscheinen?

Im Jahre 2018 kommt man als Fan der Helden aus dem Hause DC nicht mehr an dem Namen Geoff Johns vorbei, egal ob man nur vereinzelt ausgewählte Bände liest oder dem gesamten Comicuniversum folgt. Diese Karriere begann Anfang des Jahres 2000 mit ersten Arbeiten an Geschichten zu Stars and S.T.R.I.P.E. oder The Flash.

18 Jahre später ist Johns als Präsident und Chief Creative Officer bei DC Comics etabliert und auch unmittelbar an der Schaffung des Filmuniversums der DC-Helden beteiligt. Maßgeblichen Anteil daran haben seine Arbeiten an entscheidenden Ereignissen, wie Infinite Crisis, Flashpoint, Batman: Earth One oder sein Mitwirken an (New) 52

Doch seine größte Errungenschaft liegt wahrscheinlich in der Wiederetablierung zweier Legenden – namentlich die Rebirth-Serien um The Flash Barry Allen und Green Lantern Hal Jordan. Und tatsächlich sollte es für den letztgenannten nicht nur dabei bleiben. Durch das Verfassen von Geschichten wie Green Lantern: Rebirth, Sinestro Corps War und weiterer Storys rund um das Geschwader der Green Lanterns konnte die Mythologie dieses in Deutschland vergleichsweise unbekannten Helden massiv erweitert werden und mit neuen faszinierenden Facetten auftrumpfen. Und ein unbestrittener Höhepunkt dieser Entwicklung findet sich in Blackest Night – dem Kampf zwischen Leben und Tod!

Handlung

Die wichtigste Frage zu Blackest Night im Voraus: Muss man die gesamte Vorgeschichte aus der Feder von Geoff Johns kennen? Die Antwort darauf ist leider nicht ganz so einfach.

Zum einen bemüht sich Geoff Johns sichtlich, kurze Zusammenfassungen zu den wichtigsten Vorereignissen zu liefern und dem Leser einige Hilfestellungen und Gedächtnisstützen zu geben. Aufgrund der Vielzahl an aufgegriffenen Ereignissen und Charakteren ist dies jedoch in der Gesamtheit nicht umsetzbar. Damit hat Blackest Night zwar auch für Neulinge der Geschichten um Green Lantern definitiv seinen Reiz und kann verstanden werden. Jedoch wird das Leseerlebnis mit Kenntnis des DC-Universums und seiner Charaktere allgemein sowie mit den Vorgeschichten von Geoff Johns im Speziellen deutlich intensiver. Empfohlen sind hierbei die Omnibus-Bände von Geoff Johns, wobei gerade der erste Band die relevantesten Vorgeschichten zur Blackest Night aufgreift.

Doch genug Vorspiel – lasst uns den Fokus nun ausschließlich auf diesen Band legen. Worum geht es denn nun in Blackest Night?

Blackest Night - Ein Auszug
Blackest Night – Ein Auszug

Über das gesamte Universum hinweg tobt der Krieg des Lichtes. Darin involviert sind die verschiedenfarbigen Lantern Corps, von denen jedes einen Aspekt des emotionalen Spektrums abbildet. Während die Mitglieder der Green Lanterns das grüne Licht der Willensstärke nutzen, greifen ihre Widersacher und Verbündeten auf die Farben Rot (Zorn), Gelb (Furcht), Orange (Habgier), Blau (Hoffnung), Indigo (Mitgefühl) und Violett (Liebe) zurück. Doch wie alle Dinge des Universums war diese Verteilung nicht immer so.

Denn ursprünglich tobte ein Krieg zwischen dem das Leben symbolisierenden Licht und der todbringenden Dunkelheit, bis das blendend weiße Licht in die oben genannten Bestandteile aufgespalten wurde. Das emotionale Spektrum bildet damit zur Zeit des Krieges des Lichts die Repräsentation allen Lebens, das trotz der Zersplitterung bestehen blieb. Denn seit dem ursprünglichen Konflikt hat die Dunkelheit lediglich geschlafen, gewartet und gelauert.

Und durch den Schurken Black Hand scheint nun die Chance gekommen zu sein, um dem Leben den Krieg zu erklären. Dieser wurde zur ersten sogenannten Black Lantern, der Verkörperung des Todes, mit nur einem erklärten Ziel: sämtliche gefallenen Helden, Schurken und Zivilisten des Universums zu untotem Leben zu erwecken und damit die Macht des Black Lantern Corps zu entfesseln. Und wo könnte man besser beginnen, als auf der Erde …

Blackest Night kann damit zwar den Geschichten von Green Lantern zugeordnet werden, umfasst aber das gesamte DC-Universum. Man begegnet einer Vielzahl von Handlungssträngen bis in die weitesten Winkel des Alls und unzähligen Charakteren in ihrem Kampf gegen die Black Lanterns. Tatsächlich bildet dieser Band nur die Hauptgeschichte des Handlungsbogens ab und etabliert dabei einige Nebenschauplätze, welche in separaten Bänden im Detail behandelt werden.

Der Fokus liegt damit eindeutig auf den Bemühungen von Hal Jordan und seiner Kampfgefährten, dem Ansturm an untoten Heerscharen die Stirn zu bieten, bis ein Mittel gegen die dunklen Mächte gefunden wird. Dabei erlebt man als Leser zum einen die gesamte Bandbreite des Mythos der Lantern Corps, wie die Bedeutung der Wächter von Oa, der anderen Lanterns und der Vergangenheit von Hal Jordan selbst. Doch zum anderen werden auch die vielen gefallenen Helden und Schurken von DC zu wichtigen Akteuren, da die Macht der schwarzen Ringe sie wieder zum zombiehaften Leben erweckt und auf unsere Protagonisten hetzt. Und gerade hierbei liegt eine Stärke dieses Bandes.

Denn neben den grandiosen Action-Szenen, die stellenweise ganze Doppelseiten füllen, sorgt die psychologische Kriegsführung für eine enorme Anspannung. Verstorbene Helden verspotten ihre einstigen Kampfgefährten, machen ihnen Vorwürfe oder greifen gezielt bekannte Schwachstellen an. Im Gegenzug haben die Kämpfer für das Gute ihre Probleme damit, den einstigen Verbündeten im Kampfe gegenüberzustehen, selbst wenn sie als skelettartige Parodie des einstigen Selbst außer Kontrolle geraten.

Blackest Night - Ein Auszug
Blackest Night – Ein Auszug

Der Konflikt zwischen den rachsüchtigen Toten und den verzweifelten Lebenden wird gerade durch diese Unterschiede, gepaart mit der schieren zahlenmäßigen Überlegenheit der Untoten, zu einem nervenaufreibenden Ereignis.

Charaktere

Und somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Charaktere und ihre jetzigen und vergangenen Beziehungen einen wichtigen Bestandteil der Geschichte ausmachen. Wie zuvor bereits erwähnt, nimmt eine Vielzahl an mehr oder weniger bekannten Akteuren an dem Krieg teil – der Fokus bleibt aber immer noch bei Hal Jordan, Akteuren der anderen Corps sowie dem wiedergeborenen Barry Allen. Im Hinblick auf Geoff Johns eigene DC-Historie kommt dies auch nicht überraschend.

Jedoch ist diese Entscheidung eine gelungene. Durch die stetige Besinnung auf Hal Jordan als Ankerpunkt der Geschichte erscheint dieses an Charakteren und Schauplätzen überladene Epos für den Leser greifbarer. Zwar wirkt es etwas unbefriedigend, all die Nebenschauplätze nur angedeutet zu bekommen, doch im Endeffekt erleichtert diese Zentralität des Protagonisten das Verständnis des großen Ganzen.

Interessant ist auch die Darstellung der übrigen Corps bzw. ihrer Rolle innerhalb der Ereignisse der Blackest Night. Gerade im Hinblick auf die vorangehenden Ereignisse um den Krieg des Lichtes erzeugt das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Ringträgern eine fesselnde Dynamik. Hier stechen besonders Hal Jordans Nemesis Sinestro und der Anführer der Orange Lanterns (Larfleeze) hervor, da ihre Eigenheiten und Persönlichkeiten sehr schön zum Tragen kommen. Und auch einige Charaktere abseits der Corps haben ihre Sternstunden, allen voran Mera und Atom.

Zeichenstil

Blackest Night - Ein Auszug
Blackest Night – Ein Auszug

Großen Anteil an der besonderen Wirkung der Akteure haben zudem die Zeichnungen von Ivan Reis. Der Detailgrad ist außergewöhnlich und versteht es, sowohl die Lebenden als auch die Toten stimmig in Szene zu setzen. Tatsächlich haben gerade die Black Lanterns einen speziellen Reiz – man ertappt sich immer dabei, sich selbst zu fragen: Wie würde wohl dieser Charakter als Zombie aussehen? Dem Zeichner gebührt hier besonderes Lob, dass selbst die verwesenden Superhelden und -schurken ihre Eigenheiten behalten und damit identifizierbar bleiben.

Die Vielfalt der Handlungen und Akteure spiegelt sich dadurch auch im visuellen Stil wider – man wird an so viele Winkel des Universums geschickt und erlebt so vielfältige Abenteuer im Kampf gegen die Untoten, dass nie Monotonie aufkommt. Und gerade in einigen der Massenszenen, die Begegnungen mit Unmengen an Zombies beinhalten, zeigt sich die Klasse des Zeichners. Denn auch in diesen lässt der Detailgrad nicht nach, sondern vermittelt die hoffnungslose Überlegenheit des Todes umso deutlicher.

Die farbliche Gestaltung ist, dem Titel Blackest Night entsprechend, hauptsächlich schwarz gehalten. Doch passend zur Gesamtgeschichte werden die Farben der übrigen Corps auch gezielt eingesetzt, beispielsweise zur Hervorhebung des von ihnen symbolisierten Teils des emotionalen Spektrums.

Erscheinungsbild

Die Neuauflage der Blackest Night von Panini Comics erscheint in einem Softcover-Band mit 284 Seiten. Neben der Hauptgeschichte beinhaltet der Band auch einige Covermotive sowie einige Kommentare der Macher zu den wichtigsten Szenen und Ereignissen. Die Verarbeitung von Einband und Papier ist hochwertig und widerstandfähig.

Das Cover zeigt Green Lantern Hal Jordan, umringt von diversen Black Lanterns. Somit spiegelt das Titelbild perfekt die Gesamtgeschichte wider, in der ein Licht umringt von Dunkelheit gegen diese ankämpft. Und auch die Wahl von Hal Jordan lässt deutlich erkennen, wer der Held der gesamten Geschichte ist.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Geoff Johns
  • Zeichner(in): Ivan Reis
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 284
  • Preis: 25 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Panini Comics

 

Fazit

Blackest Night ist ein Superheldenspektakel, dem in puncto Epik wenig das Wasser reichen kann. Die Gesamtheit des DC-Universums befindet sich im Kampf gegen die untoten Heerscharen des Black Lantern Corps, während die Lebenden verzweifelte Gegenwehr leisten müssen. Im Mittelpunkt des Ganzen stehen die Green Lanterns um Hal Jordan, die langsam erkennen müssen, wie die Dunkelheit untrennbar mit ihrer eigenen Geschichte verknüpft ist.

Blackest Night ist damit ein explosives Finale der Storyline um die Rückkehr von Hal Jordan und den Krieg des Lichtes. Das hat jedoch zur Folge, dass das Lesevergnügen ohne Kenntnis der Vorgänger etwas eingeschränkt und deswegen nicht bedingungslos für jeden zu empfehlen ist.

Kenner und Liebhaber des DC-Universums sollten sich diesen epischen Kampf von Licht gegen Dunkelheit nicht entgehen lassen, um in den Genuss der spannungsgeladenen Geschichten von Geoff Johns und der unglaublich detaillierten Zeichnungen von Ivan Reis zu kommen. Und für Fans von Green Lantern ist der Band sowieso ein Pflichtkauf.

Artikelbilder: Panini Comics, DC Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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