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Im Jahr 1989 erschien bei DC Comics ein großartiger Elseworld-Comic von Brian Augustyn und Mike Mignola. Gotham by Gaslight versetzte Batman und seine Welt in das Jahr 1889, wo der maskierte Vigilant den Kampf gegen Jack The Ripper aufnehmen sollte. Nun erschien bei DC Entertainment ein gleichnamiger Animationsfilm, der neugierig macht.

Als die ersten Ankündigungen zum Animationsfilm Gotham by Gaslight im Netz erschienen, jubilierte mein Fanherz. Einer der besten Titel, den DC Comics jemals unter dem Label Elseworld auf den Markt gebracht hat, sollte nun endlich eine filmische Umsetzung erhalten. Elseworld bedeutet, dass bekannte Helden und Figuren aus dem DC Universum in einer alternativen Realitäts- bzw. Zeitlinie anders und neu interpretiert wurden. In dem spektakulären Band von Brian Augustyn, der von Mike Mignola hervorragend illustriert wurde, nahm Batman es mit Jack The Ripper auf. Es war ein Abenteuer, das seine Fans begeisterte und sogar einen Folgeband nach sich zog.

Voller Freude nahm ich also das Paket mit dem Film entgegen und erfreute mich bereits an den Cover-Abbildungen. Was ich aber beim Einschalten erlebte, hatte bis auf den Titel und das Elseworld-Konzept nichts mehr mit dem Kultcomic gemeinsam.

Story

Wir schreiben das Jahr 1889. Gotham City bereitet sich auf die Weltausstellung vor. Eine der dreckigsten und vom Laster verseuchtesten Städte der westlichen Welt soll die Nationen der Erde zu Gast bei sich begrüßen. Da erschreckt es natürlich, wenn ein Serienmörder die Straßen Gothams heimsucht, der es besonders auf Prostituierte abgesehen hat. Millionär Bruce Wayne gerät in den Sog des Verbrechens, als er die mysteriöse Selina Kyle kennenlernt, eine junge Dame aus zweifelhaftem Milieu, auf die es auch sein alter Freund Harvey Dent abgesehen hat. Ist Bruce Wayne, der nachts den Mantel des Batman anlegt, wirklich der Frauenmörder? Vielleicht ist aber auch Harvey Dent nicht ganz so harmlos, wie er erscheint. Um das Rätsel zu lösen, verbündet sich Batman mit dem Polizeiinspektor James Gordon, dem die Bekämpfung des Abschaums in seiner Stadt eine Herzensangelegenheit ist.

Die Geschichte ist ganz gut erzählt, wird aber insbesondere die Leser des gleichnamigen Comic-Bandes verwirren. Denn erzählt wird eine völlig neue Geschichte, die einen neuen Ansatz bei den Figuren und Schauplätzen verfolgt. Damit stimmt auch die erwartete Auflösung nicht mehr. Das muss an sich nichts Schlechtes sein, jedoch kommt die erzählte Geschichte in keiner Weise an die Interpretation von Brian Augustyn heran. Abgesehen von ein paar interessanten Nebenwendungen ist das Geschehen entweder vorhersehbar oder sehr eigenwillig und entbehrt teilweise der Glaubwürdigkeit.

Darsteller

Dem Voice Cast des Films muss man höchste Einsatzbereitschaft attestieren. Insbesondere Bruce Greenwood (Batman) und Jennifer Carpenter (Selina Kyle) kämpfen mit starken Leistungen gegen die mangelnde Emotionalität der Zeichnungen an. Besonders aber Scott Patterson bietet als James Gordon eine überzeugende Darstellung, die auch Höhen und Tiefen des Charakters deutlich herausarbeitet und durch eine gewisse Eindringlichkeit besticht.

Inszenierung

Neben der stark veränderten und nicht ganz gelungenen Geschichte ist ein Problem des Films ein Zeichenstil, der die Illusion des Gotham um die 1890er Jahre völlig zerstört. Der Film ist im Stil der Batman: The Animated Series gezeichnet. Die Zeichnungen wirken kantig und starr. Was für die Serie von einst gut wirkte, lässt hier das Setting fade und zu detailarm wirken. Auch Emotionalität kann nicht ausreichend transportiert werden. Da können auch die durchaus liebevollen Charakter-Cameos wie das Auftreten der Jungenbande bestehend aus Tim, Jason und Dick den Film nicht mehr retten.

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Erscheinungsbild/Umfang

Das Cover der Blu-ray ist sowohl stilvoll illustriert als auch völlig irreführend. Die Illustrationen legen einen klassischen Comic-Stil mit einer Liebe für Details nahe, der, wie oben ausgeführt, leider nicht geboten wird. Die Ausstattung der Disc ist mager. Neben Caped Fear, einem kleinen Guide zum Elseworld-Hintergrund des Films, gibt es einige Audio-Kommentare zum Film und Ausschnitte aus anderen DC/Warner Animationsfilmen.

Die harten Fakten:

  • Regie: Sam Liu
  • Darsteller: Bruce Greenwood, Jennifer Carpenter, Scott Patterson
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Format: Blu-ray
  • Preis: 9,99 EUR
  • BezugsquelleAmazon

 

Fazit

Gotham by Gaslight ist ein mäßiger Animationsfilm, der nicht an seine große Vorlage heranreicht. Das liegt zum Teil an den massiven Story-Änderungen, die von der Original-Geschichte nicht mehr viel erkennen lassen. Zum anderen liegt dies aber auch an der Entscheidung, den Film im klobigen Zeichenstil der Batman-Animationsserie aus den 1990er Jahren zu gestalten. Dieser Stil ist für ein viktorianisches Setting, dass viele Details und Schnörkel benötigt hätte, einfach nicht geeignet. Auch erlaubt er wenig Emotionalität, was bei einem Ripper-Szenario, das von Furcht, Verzweiflung und Wahnsinn lebt, einfach nicht stimmig ist. Vergeblich spielen Bruce Greenwood, Jennifer Carpenter und insbesondere Scott Patterson gegen diesen Mangel an Emotionalität an. Ihre wirklich gelungene Darstellung reicht nicht, den Zuschauer in den Bann des Films zu ziehen.

Spaß macht es aber, all die kleinen Auftritte beliebter Nebenfiguren zu entdecken, die ihren Weg in den Film gefunden haben, von Hugo Strange bis zur Bande der kleinen Robins. Hier kann der Fan ein wenig Detektiv spielen.

Leider ist insbesondere das Ende des Films ziemlich verpfuscht und wirkt aufgesetzt und unglaubwürdig. Das hat der große Elseworld-Titel von einst nicht verdient.

 

mit Tendenz nach unten

Artikelbild: © DC Entertainment | © Warner Bros. Studios, Bearbeitet von Verena Bach
Diese BluRay wurde das Patreon-Projekt finanziert.

 

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