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Der erste Teil der schwulen Space Opera Sternenbrand endete für die Leser mit einem brutalen Cliffhanger. Hauptfigur Xenen hatte zwar gleich zwei attraktive Männer kennengelernt, steckte zum Ende des Buches aber in großen Schwierigkeiten. Ob der zweite Band die Spannung aufrechterhalten kann, erfahrt ihr in unserer Rezension.

Mit Sternenbrand 1 – Blind hatte die Autorin Annette Juretzki eine schwule Space Opera begonnen, die ich mit Freude gelesen und rezensiert Da stand es außer Frage, dass ich auch Band 2, Blau, lesen und hier besprechen würde. Soviel vorweg: Ich hatte bei der Lektüre erneut Spaß, dennoch hatte ich zwischendurch das unangenehme Gefühl, einen zweiten Teil zu lesen, der ohne den ersten nicht verstanden werden kann.

Story

Blau setzt dort an, wo Sternenbrand 1 – Blind endete. Der harte Cliffhanger des ersten Bandes wird direkt aufgenommen und die Geschichte an Bord des Raumschiffes Keora fortgesetzt.

Xenen, der naive, junge Mann von einem technologisch scheinbar rückständigen Planeten, ist immer noch auf der Keora und steckt im romantischen Zwiespalt zwischen dem Kapitän Jonas Brand und dem Kämpfer und ersten Offizier Zeyn fest. Diese beiden anderen Hauptfiguren sind zudem zu Beginn des Buches verletzt und in einer eher ungünstigen Situation. Auch trauen sie einander nicht mehr, nicht nur aufgrund ihrer Gefühle für Xenen, sondern auch aufgrund der Verschwörungen und Mordversuche aus dem ersten Band.

Zu diesen kommen schnell der nächste Verrat und die nächste überraschende Enthüllung, die zu weiteren Eskalationen auf der Keora führen. Letztlich geht es um die Frage, was in der Vergangenheit wirklich geschehen ist, wer Xenen küsst, ob die Phantome genannten Aliens zurückkehren und erneut die Galaxie überrennen werden und welche Möglichkeiten es in diesem Fall gäbe. Daneben versucht nicht nur Xenen sich über seine Gefühle klar zu werden.

Schreibstil

Wie auch der erste Band ist Blau in gut zugänglicher, bildreicher und mitunter auch derber Sprache geschrieben. Leider sind auch hier die Details zu Welten und Spezies wieder etwas knapp gehalten, gefühlt sogar knapper als im Vorgänger. Es wäre für die Lektüre hilfreich gewesen, beispielsweise einige kurze Beschreibungen der verschiedenen Spezies und ihrer Besonderheiten einzufügen, auch wenn diese bereits in Blind enthalten waren.

Der erzählerische Fokus liegt noch immer auf den drei zentralen Figuren Xenen, Jonas und Zeyn, die zwischen teilweise ungeklärten Gefühlen für- und gegeneinander feststecken, während sie um ihr Überleben und die Zukunft der Galaxis ringen.

Erneut gibt es zahlreiche Konfliktpunkte und Eskalationen unterschiedlicher Größe und Tragweite, die immer wieder mit kleinen „Zwischencliffhangern“ erzählt werden, die zu einem schnellen Weiterlesen zwingen. Auch hier geht es wieder um Liebe, aber wie im ersten Teil auch um Rassismus, Verrat, Führungsprobleme und den Umgang mit Gewalt. Anders als Blind endet Blau jedoch nicht mit einem Cliffhanger, sondern schließt die Geschichte ab – auch wenn Möglichkeiten bleiben, an die Handlung erneut anzuknüpfen.

Hilfreiches Personenverzeichnis

Leider gibt es in der actionreichen Spannung ein Problem in der Benennung der Figuren. Immer wieder wird in der wörtlichen Rede wie auch der Beschreibung zwischen Vor- und Nachnamen, dem Rang, der Spezies oder der Aufgabe an Bord gewechselt und leider sind es zu viele Personen, um sie alle immer parat zu haben. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich mehrfach die Loyalitäten und Positionen an Bord ändern. Ohne das Personenverzeichnis wäre ich aufgeschmissen gewesen, allerdings stört ständiges Blättern den Lesefluss etwas.

Ebenfalls störend sind Verweise auf bereits stattgefundene Ereignisse und Gespräche des ersten Bandes, die nicht weiter ausgeführt werden. Wenn eine Figur eine andere an etwas erinnert, was diese gesagt haben soll und das Ganze für die Szene relevant ist, wäre es enorm hilfreich, dafür nicht in Teil 1 nachschlagen zu müssen, in dem dieses Gespräch stattgefunden hat, sondern den Inhalt erneut kurz an dieser Stelle zu erwähnen.

Die Autorin

Annette Juretzki wurde 1984 in Polen geboren und wuchs in Norddeutschland auf. Sie studierte Religionswissenschaften und lebt mittlerweile in Osnabrück. Sie hat für das Rollenspiel Das Schwarze Auge die Abenteuer Krötengold (in der Anthologie Spuren der Verheißung) und für die Heldenwerk-Reihe das Abenteuer Kaiser der Diebe verfasst. Die Sternenbrand-Reihe umfasst ihre ersten Romane.

Auf ihrer offiziellen Webseite lässt sich mehr über die Autorin und ihre Werke in Erfahrung bringen.

Erscheinungsbild

Das Cover ziert eine blaue Gebirgswüste unter einem dunklen Planeten, der von hinten weiß-blau angestrahlt wird. Darüber ziehen sich in schlichter Schrift Titel und Name der Autorin. Das Äußere des Buches verrät deutlich, dass hier Weltraumabenteuer zu erwarten sind. Da sich die Cover von Band 1 und 2 vor allem in der Farbgebung unterscheiden, aber sich ansonsten bis auf Details der sichtbaren Gebirgsformation stark ähneln, ist ihre Zusammengehörigkeit sofort zu erkennen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Traumtänzer-Verlag
  • Autorin: Annette Juretzki
  • Erscheinungsdatum: Dezember 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 392
  • ISBN: 978-3947031092
  • Preis: 13,95 EUR / 4,99 EUR (E-Book)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Wie schon der erste Band enthält das Buch eine Mannschaftsliste der Keora, die hier dringend benötigt wird. Letzteres gilt auch für die Zusammenfassung der Ereignisse des ersten Bandes, die dennoch leider nicht ausreichend ist. Dazu bietet Amazon den üblichen Blick ins Buch.

Auf der Webseite der Autorin sind ausführliche Leseproben zu beiden Sternenbrand-Bänden zu finden, dazu eine Reihe Szenen, die es letztlich nicht in die beiden Bücher geschafft haben.

Fazit

Sternenbrand 2 – Blau hat ähnliche Stärken wie der erste Teil: eine konsequent erzählte, schwule Space Opera, bei der die Spezies der Beteiligten des Beziehungsdreiecks vollkommen egal sind. Dazu gibt es Spannung, Vertuschung der Vergangenheit, Action, Xenophobie, Verrat, Verschwörungen und Täuschungen.

Gleichzeitig liegt darin auch die größte Schwäche des Buches. Irgendwann habe ich bei all dem Verrat den Überblick darüber verloren, wer jetzt auf wessen Seite steht. Zudem wurde zwischen verschiedenen Bezeichnungen einer Figur ständig gesprungen, was in einem komplexem Figurengeflecht für den Leser alles andere als hilfreich ist.

Die Beschreibungen von Welt, Spezies und Figuren fallen noch einmal knapper aus als in Sternenbrand 1 – Blind, an den Blau auch direkt anschließt und dessen mit einem Cliffhanger brutal beendete letzte Szene weiterführt. Der Band hat die Schwäche vieler zweiter Teile: Ohne den ersten funktioniert er leider nicht wirklich. Er führt die Geschichte dann aber konsequent und actionreich zu einem Finale.

Sternenbrand 2 – Blau sollte keinesfalls allein gelesen werden, auch eine zeitliche Lücke zwischen den beiden Bänden kann ich nicht empfehlen. Direkt im Anschluss an den ersten Teil gelesen setzt das Buch die Geschichte der schwulen Space Opera jedoch gut fort.

mit Tendenz nach oben

 

 

Artikelbild: © Traumtänzer-Verlag, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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