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Viele Tabletop-Systeme leben von liebevoll gestalteten Spieltischen. Gerade Gebäude werden inzwischen von vielen Herstellern als MDF-Bausätze angeboten. Da diese oft sehr gradlinig sind, schreckt das einige Spieler ab. Wir zeigen euch wie ihr MDF-Gelände am besten zusammenbaut und bei der Bemalung gute Ergebnisse erzielen könnt.

Für Tabletop-Gelände hat sich MDF schon lange als Werkstoff etabliert. Für kaum ein Thema oder einen Maßstab sind aus diesem Material keine Bausätze erhältlich. Inzwischen existiert eine sehr große Bandbreite an verschiedenen Anbietern, und so gibt es neben kostengünstigen und relativ einfach gestalteten Gebäuden auch deutlich ausgefeiltere Modelle. Der Markt bietet außerdem bereits vorbemalte Gelände, welche nur noch zusammengebaut werden müssen. Wir wollen uns in diesem Artikel auf die etwas günstigeren Varianten konzentrieren und zeigen, dass man aus diesen mehr herausholen kann, als man auf den ersten Blick vermuten mag.

Kurze Warenkunde

Im Gegensatz zu anderen, für Gelände übliche, Materialien wie Resin oder Hartschaum, gibt es bei MDF einige Vor- und auch Nachteile. Auch beim Umgang mit MDF-Bausätzen muss man grundlegende Dinge beachten.

Was ist MDF?

MDF steht für Medium-density fibreboard, also mitteldichte Holzfaserplatte. Sie besteht, wie der Name vermuten lässt, aus feinen Holzfasern. Diese werden, mit Hilfe von Leim und anderen Zusatzstoffen, in Plattenform gepresst. Dadurch erhält man ein homogenes Material, welches recht starr ist und an allen Stellen die gleichen Eigenschaften besitzt. Somit unterscheidet es sich von Naturholz, bei welchem der Wuchs Einfluss auf Stabilität und Struktur hat.

Das MDF-Gelände wird mit dem Laser aus Platten ausgeschnitten.
Das MDF-Gelände wird mit dem Laser aus Platten ausgeschnitten.

Im Tabletop wird üblicherweise eine Stärke von 3 mm verwendet. Am Computer werden Schnittmuster erstellt und die Platten mit einem Laser zurechtgeschnitten und graviert.

Was sind die Vorteile von MDF?

Da MDF, im Verhältnis zu anderen Materialien, günstig ist, bekommt man, in der Regel, viel für sein Geld. Durch die dünnen Wände lassen sich einfach von innen bespielbare Gebäude herstellen, welche mehrere Ebenen haben können. Durch das Design am Computer und Zuschnitt und Gravur mit dem Laser, sind viele verschiedene Formen umsetzbar. Einige Hersteller bieten auch Individualisierungen, wie zum Beispiel Schilder mit Wunschgravur, an. Offene Fenster und Türen sind ohne Weiteres möglich, und bei vielen Bausätzen kann man selbst entscheiden, ob man diese dauerhaft verschlossen halten möchte oder nicht. Vorgravierte Muster und Linien ermöglichen eine gute Orientierung bei der Bemalung. Wegen der geringen Höhe und der sehr ebenen Oberfläche der Einzelteile, lässt es sich gut mit Maskiermaterial arbeiten.

Aus MDF lässt sich einiges herausholen.
Aus MDF lässt sich einiges herausholen.

Was sind die Nachteile von MDF?

Als Nachteil muss die Gradlinigkeit der Bausätze erwähnt werden. Da alle Teile aus einer dünnen Platte ausgeschnitten werden, sind Kurven und Rundungen nur eingeschränkt und mit Umstand möglich. Deshalb wirken MDF-Bausätze oft etwas kastenförmig. Außerdem wird MDF nur von einer Seite graviert, wodurch die Gegenseite keine Struktur hat. Deshalb muss man bei begehbaren Objekten im Innenraum kreativ werden.

Mit von nur einer Seite gravierten Teilen muss man leben.
Mit von nur einer Seite gravierten Teilen muss man leben.

Das dünne und starre Material ist außerdem bruchanfällig, und für komplexe Bausätze mit vielen Einzelteilen ist der Zusammenbau nicht ganz einfach. Es ist zusätzlich erschwert, wenn die Bauanleitungen nicht optimal gestaltet sind oder gar keine mitgeliefert wird.

Besonders zu beachten ist, dass MDF Feuchtigkeit absorbiert und zum Aufquellen neigt und daher vor Nässe geschützt werden muss. Dies führt zudem dazu, dass Farbe auf dem Material fleckig austrocknen kann. Eine Versiegelung ist darum essenziell.

Vorbereitungen

Bausätze aus MDF werden in einer oder mehreren Platten geliefert, in welchen die ausgeschnittenen Teile häufig noch an ein oder zwei kleinen Stegen mit der Platte verbunden sind. Dies verhindert, dass Einzelteile verloren gehen. Durch das Schneiden mit dem Laser sind die Platten zusätzlich mit einer dünnen Rußschicht bedeckt. Diese kann die Farbaufnahme negativ beeinflussen. Man kann sie vorsichtig mit einem feuchten, fusselfreien Tuch abwischen. Da MDF, wie bereits erwähnt, zum aufquellen neigt, sollte das Tuch nur leicht feucht sein und in keinem Fall nass.

Es ist durchaus möglich, die Teile noch im Rahmen zu grundieren und sogar zu bemalen. Dies erleichtert die Arbeit und es gehen keine Kleinteile verloren, jedoch werden die Ränder dann nicht bemalt. Dies müsste entweder nach dem lösen aus dem Rahmen nachgeholt werden, oder man lässt sie unbemalt, was aber auffällt. Zudem muss man sich bei der Bemalung mehr Gedanken machen, welches Einzelteil wie bemalt wird, damit am Ende alles zusammenpasst.

Um die Teile  aus dem Rahmen zu lösen bietet es sich an, die Verbindungsstege mit einem scharfen Bastelmesser anzuritzten. Dies erleichtert das Herauslösen und reduziert die Gefahr, dass Teile beschädigt werden. Reste dieser Stege können vorsichtig glatt gefeilt oder mit dem Messer entfernt werden.

Der dünne Verbindungssteg hält das Teil im Rahmen.
Der dünne Verbindungssteg hält das Teil im Rahmen.

Hat man die Teile nicht bereits im Rahmen bemalt, kann man sie wahlweise einzeln bemalen, vorher in Baugruppen zusammensetzen oder das ganze Modell vor der Bemalung fertig bauen. Handelt es sich um einfache, kleine Objekte, ist das vollständige Zusammensetzen ratsam. Ist das Modell aber komplexer, ist das Bemalen in Einzelteilen oder Baugruppen jedoch einfacher. So vermeidet man schwer erreichbare Winkel. Auch hier muss bei der Bemalung die Übersicht behalten werden, um alles stimmig zu halten. Auch das vorherige Zusammenfügen von Teilen, ohne zu kleben, ist ratsam. Sollte es doch einmal an einer Stelle Passungenauigkeiten geben, kann man diese, vor der Grundierung, mit Feile oder Bastelmesser angleichen. Besonders an Teilen, welche später herausnehmbar sein sollen, ist es ratsam etwas mehr Luft zu lassen.

Der Zusammenbau

Egal ob vor oder nach der Bemalung, und ob in Baugruppen oder alles auf einmal, dass Vorgehen ist immer gleich. Nachdem überprüft wurde, dass alle Teile passen, wird, mit einem Zahnstocher oder etwas ähnlichem, eine Schicht Holzleim auf die zu klebenden Flächen aufgetragen und die Teile werden zusammengesetzt. Überschüssiger Leim wird vorsichtig mit einem Tuch aufgenommen. In Ecken und Winkeln kann leicht angetrockneter Leim mit einem Zahnstocher ausgekratzt werden. Manchmal kann es hilfreich sein, Teile mit Klammern oder Gummibändern zu fixieren, bis der Leim getrocknet ist. Wer schnell arbeitet, kann schnelltrocknenden Leim verwenden. Bei komplexeren Modellen, bei denen Nachjustieren von Teilen nötig sein kann, sollte eher normaler Leim benutzt werden.

Die Grundierung

Das Grundieren von MDF-Geländen mit der Sprühdose ist die einfachste Methode. Doch auch hier gibt es ein paar Dinge zu beachten. Durch seine Saugfähigkeit nimmt MDF zunächst viel Farbe auf, und die Grundierung wird fleckig. Zwar gibt es im Netz viele Ideen, wie man das Material vor der Bemalung versiegeln kann, jedoch ist das mehrmalige, dünne Grundieren eine einfachere Lösung. Dazu sollte nicht unbedingt eine teuere Grundierung verwendet werden. Diverse Lacksprays, welche eigentlich nicht für Miniaturen gedacht sind, eignen sich überraschend gut dafür. Diese können im Übrigen auch für Miniaturen gut benutzt werden.

Bewährt hat sich unter Anderem Spraila Matt Schwarz. Dies ist eigentlich ein Autolack, und kann im Internet als Einzeldose oder in größeren Gebinden bestellt werden. Diese Dosen stehen unter höherem Druck, so dass die Anwendung etwas anders, als bei den im Hobby üblichen Dosen ist. Die Nutzung ist nach kurzer Umgewöhnung dennoch Problemlos möglich. Es kann Hilfreich sein, den Sprühkopf der Dosen durch druckmindernde Köpfe zu ersetzen. Solche sind im Fachhandel für Graffiti und Streetart erhältlich.

Die Einzelteile oder fertigen Modelle sollten nun mit einer ersten, dünnen Schicht grundiert werden. Es sollte nicht versucht werden, bereits ein gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen, da dies dazu führen kann, dass das Modell in Farbe ertränkt wird. Stattdessen sollten ein bis zwei weitere Grundierungen nach einer Trockenpause erfolgen.

Die Bemalung

Die grundierten Teile können nun, wie gewohnt, bemalt werden. Die Benutzung einer Airbrush-Spritzpistole ist hierbei besonders nützlich. Sie erleichtert und beschleunigt die Arbeit sehr und ermöglicht, ohne viel Aufwand, besondere Effekte. Natürlich kann auch mit dem Pinsel gemalt werden, und durch vorsichtiges Schichten der Farbe oder ausdauerndes Trockenbürsten, ähnliche Ergebnisse erzielt werden.

Der Plan

Vor der Bemalung sollte man sich Gedanken machen, wie genau das Modell später aussehen soll. Bei modernen oder historischen Modellen kann man sich dazu durch Fotos inspirieren lassen. Bei Modellen aus Science-Fiction oder Phantastik können Filme, Comics oder Illustrationen eine Anregung sein.

Man sollte sich nicht davor scheuen, die gravierten Strukturen auch farblich abzugrenzen. Gleichzeitig sollte natürlich berücksichtigt werden, welche Farben miteinander harmonieren.

Licht und Schatten

Um die flachen Strukturen effektvoll zu gestalten, sollte mit Licht- und Schatteneffekten gearbeitet werden. Hierbei überlegt man sich, aus welcher Richtung und aus welchen Quellen das Licht auf das Objekt scheint. Flächen, die näher am Licht sind, beziehungsweise direkt davon beschienen werden sind heller, weiter entfernte oder im Schatten liegende Flächen dunkler. Mit der Airbrush-Spritzpistole lassen sich hier besonders weiche Übergänge erzielen. Es ist nicht essenziell, dass die Effekte realistisch sind. Dies ist auch gar nicht möglich, da sich je nach Blickwinkel die Effekte verändern müssten. Es muss nur für das Auge schlüssig sein. Zerbrecht euch also nicht zu sehr den Kopf, sondern spielt ein wenig mit der Farbe.

Das Licht scheint aus mehreren Quellen von der Decke zu kommen.
Das Licht scheint aus mehreren Quellen von der Decke zu kommen.
Jede Strebe des Fensters wurde als eigenes Objekt behandelt. 
Jede Strebe des Fensters wurde als eigenes Objekt behandelt.

In unserem Beispiel ist die Wand grau, wobei das Licht aus mehreren Quellen von der Decke kommt. Dadurch ergibt sich ein Farbverlauf von Dunkelgrau bis hin zu Weiß. Je weiter man nach oben kommt, um so heller und schmaler wird der Effekt. Mit Weiß wird nur ein kleiner Bereich am Übergang zur Decke aufgehellt.

Bei unserem zweiten Beispiel fällt das Licht auf das Fenster, welches aus vielen miteinander verbundenen Streben besteht. Jede Strebe wurde als eigenes Objekt behandelt und die Effekte entsprechend angewendet.

Schablonen und Muster

Der Türrahmen wurde auf die nicht gravierte Seite übertragen.
Der Türrahmen wurde auf die nicht gravierte Seite übertragen.
Glatte Flächen wurden mit leuchtenden Hexagonen aufgelockert.
Glatte Flächen wurden mit leuchtenden Hexagonen aufgelockert.

Die glatten Flächen, welche besonders auf den Innenseiten von Gebäuden zu finden sind, können mit Hilfe von Schablonen mehr Struktur verliehen bekommen. Hierfür können fertige, so genannte, Stencils verwendet werden, oder man fertig selbst eine Schablone an. Auch das Abkleben mit Maskierband ist eine Möglichkeit. So können, beispielsweise bei einem Fachwerkhaus, Holzbalken simuliert oder die Wände mit Mustern verziert werden. Es ist hierbei eine gute Idee die Außenseite der Wand in Augenschein zu nehmen, und bestimmte Strukturen an passender Stelle auch innen darzustellen. Besonders gut eigen sich Fenster- oder Türrahmen. Diese sind zwar nur auf einer Seite graviert, müssten aber eigentlich auch auf der anderen Seite sichtbar sein. Durch gezieltes abkleben lässt sich leicht ein entsprechendes Muster malen. Dies gilt sowohl für Bemalung mit der Airbrush-Spritzpistole, als auch mit dem Pinsel.

Doch auch beim Bemalen vorgravierter Flächen kann es praktisch sein, mit Maskierband ein übermalen zu verhindern. Dadurch erzielt man scharfe Abgrenzungen und verhindert, dass sich Sprühnebel auf den bereits bemalten Flächen absetzt. Besonders bei vielen kleineren Strukturen kann das ganze Teil mit dünnem Maskierband abgeklebt werden. Die gelaserten Linien sind durch das Band sichtbar und können vorsichtig mit einem scharfen Bastelmesser nachgezogen werden. Dann lassen sich die Ausschnitte der zu bemalenden Flächen entfernen.

Noch sieht der Boden nicht nach viel aus.
Noch sieht der Boden nicht nach viel aus.
Das ist viel besser als blankes Holz.
Das ist viel besser als blankes Holz.

Auch große Flächen lassen sich so bearbeiten. Hier wurde auf einem Fußboden ohne eigene Struktur, mit einer Schablone, ein Muster aus Hexagonfliesen erzeugt. Um den Effekt noch aufzuwerten, wurde vor der Benutzung der Schablone ein unregelmäßiges Gitter aufgetragen. Es wurde mit immer heller werdendem Blau geschichtet, wobei nur die letzten Highlights mit Weiß gesetzt wurden. Danach wurde das Muster mit oben erwähnten Lichtspielen aufgebracht. Es wurden zunächst alle Fliesen mit einem dunklen Grau aufgetragen und dann Stufenweise mit heller werdenden Tönen aufgehellt.

Gut Holz

Wie man sieht, lässt sich, mit etwas Arbeit, viel aus MDF-Gelände herausholen. Besonders Spiele, bei denen begehbare Gebäude genutzt werden können, profitieren von der Möglichkeit kostengünstig große Spieltische zu erstellen. Es gibt jedoch ein paar Dinge zu beachten, und MDF hat durchaus seine Nachteile. Mit ein wenig Arbeit lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Besonders die Nutzung einer Airbrush-Spritzpistole, Maskiermitteln und Schablonen ermöglichen zügiges Arbeiten mit tollen Effekten. 

Fotografien: Dennix Rexin

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