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Das kleine Dorf Schnutenbach wird von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht. Wenig später verschwinden Dorfbewohner*innen und man hört seltsame Klänge in der Nacht. Etwas Böses ist wieder aufgetaucht, das besser in Vergessenheit geblieben wäre. Können die Abenteurer*innen ihm rechtzeitig Einhalt gebieten, bevor Schlimmeres geschieht?

Schnutenbach – Der Klang des Untergangs ist der fünfte Szenarioband rund um das Dorf Schnutenbach aus der Feder von Karl-Heinz Zapf. Dieses Mal stellt das Dörfchen nur den Ausgangspunkt dar. Besorgniserregende Ereignisse führen die Abenteurer*innen in das Riesenjoch-Gebirge. Dort stoßen sie auf viele Gefahren, uralte Geheimnisse und ein blutrünstiges Volk, das tief im Berg haust.

Spoilerwarnung

Im Folgenden werden einige, wenn auch nicht alle Teile des Szenarios genannt. Solltet ihr Schnutenbach – Der Klang des Untergangs als Spieler*innen ohne Vorwissen erleben wollen, sei empfohlen, euch nur das Fazit durchzulesen.

Triggerwarnung

Die Texte des Szenarios sind sehr bildhaft geschrieben. Dadurch kommt es, insbesondere in der zweiten Hälfte, zu detaillierten Beschreibungen von Dingen wie Folter, Gewalt, Blut, Eingeweiden und Tod. Als Spielleitung solltest du im Vorfeld mit deiner Gruppe klären, welche Inhalte für die Spieler*innen zu weit gehen würden und gegebenenfalls Beschreibungen anpassen oder weglassen.

Inhalt

Das Szenario Schnutenbach – Der Klang des Untergangs ist linear aufgebaut, wobei die Abenteurer*innen ab und zu verschiedene Möglichkeiten haben, um weiterzukommen. Neue Handlungsstränge werden sich daraus jedoch nicht entwickeln, sofern die Spielleitung diese nicht selbst ausarbeitet. Da es sich um ein Universalsystem handelt, kann es theoretisch mit den Regeln jedes Rollenspielsystems gespielt werden, das auf einem Fantasy-Setting basiert. Ein Glossar zu den wichtigsten Begriffen am Ende sowie Informationskästen liefern der Spielleitung alle nötigen Informationen, um das Szenario auch ohne weitere Bücher vorbereiten und leiten zu können.

Die Geschehnisse beginnen im Dorf Schnutenbach, in dem die Abenteurer*innen sich zurzeit aufhalten. Ein schreckliches Erdbeben beschädigt oder zerstört viele Häuser. Doch dies war nur der Auslöser für weitaus grauenhaftere Dinge, die nun ihren Lauf nehmen. Geraume Zeit später verschwinden Bewohner*innen oder werden orientierungslos in der Wildnis aufgefunden. Zudem sind aus der Ferne die Klänge einer Glocke zu hören, die damit in Verbindung zu stehen scheinen.

Die Charaktere werden schon bald gebeten, sich darum zu kümmern. Hier können sie sich entweder direkt auf den Weg machen, indem sie beispielsweise den schlafwandelnden Dorfbewohner*innen des Nachts folgen, oder sie holen weitere Informationen ein. Diese erhalten sie in Form von alten Geschichten und geben ihnen erste Hinweise darauf, was im Riesenjoch-Gebirge vor sich gehen könnte: Ein in den Höhlen hausendes böses, menschenfressendes Volk, die Magrond, scheint sich ein altes Artefakt eines dunkeln Zwergenvolkes angeeignet zu haben.

Aber auch ohne diese Informationen gelangen sie irgendwann in ein Tal, in dem sie zum ersten Mal von Vertretern dieses Volkes angegriffen werden. Der Weg führt weiter über einen See, der neben erweckten Wasserleichen ein riesiges Monstrum beherbergt. Irgendwann stoßen sie auf die nur auf den ersten Blick verlassenen Hallen der Dunkelzwerge. Viele verschiedene Gegner lauern darauf, das Leben der Abenteurer*innen zu beenden. Zudem finden sich deutliche und schreckliche Beweise dafür, wie sehr die Dunkelzwerge von Folter und Menschenopfern besessen waren.

Schließlich gelangen sie in ein weiteres Höhlensystem: die Heimat der menschenfressenden Magrond, in denen sie gefangenen Menschen grausame und ekelerregende Dinge angetan haben müssen. Auch hier gilt es, sich durch Scharen von Gegnern zu kämpfen, bis die überlebenden Dorfbewohner*innen gerettet und das Artefakt geborgen werden können.

Viele Gegner und schreckliche Entdeckungen erwarten die Charaktere.
Der Hintergrund

Durch das Erdbeben entstand ein Zugang zwischen den Höhlen der Magrond und den verlassenen Hallen der Dunkelzwerge. Dort stießen die Magrond auf eine Glocke, ein altes Artefakt der Dunkelzwerge, mit dem sie willensschwache Menschen und entlaufene Sklaven zu sich holen konnten. Der Schamane des Magrond-Stammes will seinem Volk wieder zu alter Größe verhelfen, die sie zusammen mit der Gunst ihres Gottes vor langer Zeit verloren haben. Jetzt, mit Hilfe der Glocke, wittert er seine Chance. Er schlägt die Glocke, worauf immer wieder Menschen aus nahen Dörfern, darunter auch Schnutenbach, in eine Trance verfallen, sich auf den Weg in Richtung der Klänge machen und schließlich von den Magrond gefangen genommen werden.

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Erscheinungsbild

Das Deckblatt des dünnen Hardcover-Buches ziert eine Szene, in der die Charaktere sich über den gefährlichen See wagen. Der Text ist in angenehm großer und leicht zu lesender Schrift gehalten. Lediglich die für die Überschriften gewählte Schriftart kann etwas gewöhnungsbedürftig sein. Auf den Seiten befindet sich rechts und links ein breiter Rand, der Ornamente zeigt. Alle wichtigen NSC und Gegner besitzen entweder ein stimmungsvolles, farbiges Porträt oder Bild, zusammen mit einem Informationstext.

Fast alle Informationen sind in einem Fließtext verpackt. Dadurch kann alles sehr bildlich beschrieben werden, einzelne Informationen können aber schwieriger zu finden sein.

Bestimmte Hintergrundinformationen sind in Kästen eingebettet, und am Ende findet sich ein Glossar, das wichtige Begriffe der Welt erklärt.

Etwas schade ist, dass die beiden farbigen Abbildungen der Dungeons zwei Seiten überspannen und durch den Knick schlecht kopiert werden können. Ihr Aufbau ist jedoch nicht sonderlich kompliziert, wodurch eigene Zeichnungen erstellt werden können.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore-Verlag
  • Autor*in(nen): Karl-Heinz Zapf
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 56
  • ISBN: 9783961881086
  • Preis: 9,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel

 

Fazit

Schnutenbach – Der Klang des Untergangs ist ein geradliniges, extrem kampfbetontes Szenario. Spieler*innen mit gesellschaftlich orientierten Charakteren werden hier kaum auf ihre Kosten kommen, Kämpfer*innen dafür umso mehr. Allerdings ist es fraglich, ob dies während des gesamten Szenarios anhält, da es besonders in den Höhlen außer Kämpfen und Beute machen nicht viel zu tun gibt. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Kampf, Rätseln und Fallen wäre hier vorteilhafter, um eventuell aufkommender Langeweile durch ständige Kämpfe vorzubeugen. Da es sich jedoch um ein Szenario handelt, gibt es für die Spielleitung durchaus Möglichkeiten, die Geschehnisse an den Spielstil der Gruppe anzupassen. Wobei auch hier Diskussionen oder gar gepflegte Unterhaltungen mit den Magrond kaum möglich sein werden. Fraglich ist auch, ob die Gruppe überhaupt bis zum Ende überleben kann, wenn alle Kämpfe wie vorgesehen stattfinden, da manche direkt aufeinander folgen und einige Gegner fast schon übermächtig wirken.

Durch den vielen Text kann es ohne Markierungen etwas schwieriger werden, bestimmte Informationen wiederzufinden. Jedoch wird durch die konstant detaillierten und bildhaften Beschreibungen von Umgebung und Gegnern auch unerfahreneren Spielleitungen etwas in die Hand gegeben, um Stimmung aufbauen zu können. Auch das Glossar ist sehr hilfreich und erklärt die wichtigen Begriffe. Der Preis von knapp 10 € ist für dieses vollfarbige Szenario durchaus angemessen.

Insgesamt ist Schnutenbach – Der Klang des Untergangs ein solider Dungeon Crawler. Der Fokus liegt zwar etwas zu sehr auf dem Kampf, was jedoch mit etwas Aufwand seitens der Spielleitung abgemildert werden kann. Das Szenario kann einige Stunden Spielspaß bringen und wird den Charakteren aufgrund der schrecklichen Dinge, die sie in den Höhlen sehen, mehr als einmal einen Schauer über den Rücken jagen. Doch wenn das Grauen überwunden wurde, winken Belohnungen in Form von Gold und Artefakten sowie der Dank der Bevölkerung Schnutenbachs.

  • Detaillierte Beschreibungen
  • Verschiedenste Umgebungen
  • Vorhandenes Glossar
 

  • Wenig diverse NSC
  • Sehr viele Kämpfe
  • Ständiger Fließtext erschwert das Finden von Informationen

 


Artikelbilder: © Mantikore-Verlag

Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Ayleen Schmidt

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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