Interview: Mattias Lilja (Free League) über Symbaroum für D&D 5e

Der schwedische Verlag Free League Publishing hat sich in den letzten Jahren mit vielen neuen Systemen einen Namen gemacht. Ihr neuestes Projekt ist die Adaption eines bestehenden Systems für D&D 5e. Mattias Lilja hat uns eine Woche vor Ende der Kickstarter-Kampagne ein Interview zu Symbaroum 5e gegeben.

Mit der fünften Edition von Dungeons & Dragons haben Rollenspiele ordentlich Aufwind bekommen. Die mediale Aufmerksamkeit für unser liebstes Hobby steigt und einige Stigmata werden abgebaut. Free League Publishing hat sich dazu entschieden, das sehr spezielle Setting Symbaroum in D&D 5e zu adaptieren. Die Kickstarter-Kampagne endet am 6. Mai.

Zur Person: Mattias Lilja ist seit 2018 bei Free League Publishing. Nachdem er unter anderem einen Bachelor of Science gemacht und bei Paradox Interactive als Producer und COO gearbeitet hat, designte er die erste Version von Coriolis. Danach hat er hauptsächlich an Symbaroum mitgearbeitet und ist als Partner, Autor und Spieldesigner des Verlags tätig. Mattias lebt mit seiner Familie in der Nähe von Stockholm. 

Über den Symbaroum-Kickstarter

Teilzeithelden: Hallo Mattias. Danke, dass du dir Zeit für Teilzeithelden nimmst. Kannst du uns beschreiben, was Symbaroum genau ist und worum es geht?

Mattias: Symbaroum ist eine Fantasy-Welt im Konflikt zwischen den schöpferischen Naturmächten, den kontrollierenden Mächten der Menschen und der Korruption durch menschliche Ausbeutung der Natur.

Teilzeithelden: Warum habt ihr euch dazu entschlossen, Symbaroum für D&D 5e zu adaptieren?

Mattias: Die Gründe dafür liegen Jahre zurück. Es mag seltsam für Außenstehende wirken, aber für mich ist dieser Schritt ganz natürlich. Ich spiele D&D seit den 80er Jahren und das originale Symbaroum wurde auch davon beeinflusst. Wir kennen Leute aus der 5e-Fangemeinde, die am Setting von Symbaroum interessiert sind, aber ihr Lieblings-Regelsystem nicht verlassen wollen. Also haben wir einen Testballon gestartet (Ruins of Symbaroum – The Promised Land, gratis auf DrivethruRPG verfügbar) und die Reaktionen überzeugten uns davon, dass wir das Projekt umsetzen wollen.

Teilzeithelden: Aus welchem Grund habt ihr euch für eine Kickstarter-Kampagne entschieden? Die Throne of Thorns-Kampagne wurde zuletzt ohne Crowdfunding herausgebracht.

Mattias: Dafür gibt es mehrere Gründe. Kickstarter ist großartig, um das Interesse abschätzen zu können. Wir wollten mit Ruins of Symbaroum 5e auch Leute erreichen, mit denen wir nicht bereits auf andere Art und Weise Kontakt haben. Wir können leider nicht so viele Kickstarter in kurzer Zeit auf die Beine stellen, denn das ist harte Arbeit. Wir nutzen Vorbestellungen bei Produkten, von denen wir die Zielgruppe bereits kennen. Als grobe Richtlinie kann man sagen, dass wir Grundregelwerke und experimentellere Produkte eher über Kickstarter finanzieren und für Produkte wie Throne of Thorns – The Haunted Waste Vorbestellungen passender sind

Teilzeithelden: Empfiehlst du, dass Fans, die Symbaroum bereits kennen, auch am Crowdfunding teilnehmen? Wenn ja, was wären die Vorteile?

Mattias: Um ehrlich zu sein: Nein. Ruins of Symbaroum ist eine Adaption des originalen Spiels in eine neue Regelmechanik. Der Inhalt ist der gleiche, die Artwork ebenfalls, wobei die Präsentation sich unterscheidet (was in welchem Buch ist und so weiter), um den Erwartungen einer 5e–SL gerecht zu werden. Es gibt einige Kickstarter-Exklusivinhalte, wie beispielsweise eine Stoffkarte, aber ich denke nicht, dass sich die Teilnahme dafür allein lohnt. Wenn man Interesse an der Umsetzung des Systems in 5e-Regeln hat, wäre das vielleicht ein Grund zur Teilnahme.

Ein weiterer Anreiz könnte sein, dass der Erfolg von Ruins of Symbaroum 5e in gewisser Weise allen Symbaroum-Spieler*innen zugutekommt: Je mehr Fans Symbaroum hat, desto mehr können wir dafür kreieren, egal für welche Regeladaption.

Die Adaption von Symbaroum zu D&D 5e

Teilzeithelden: Symbaroum benutzt ein eigenwilliges Regelsystem: Die SL würfelt nicht, es gibt keine Charakterstufen, aber Erfahrungspunkte, die man zum Beispiel auch für Rituale oder um Würfel neu zu würfeln ausgeben kann. Was sind die großen Änderungen in 5e?

Mattias: Mir gefällt der Gedanke, von Stimmung und Details zu sprechen: Ruins of Symbaroum 5e (RoS) teilt mit dem Originalspiel das Setting, die Konflikte und die Themen – sie erzeugen die gleiche Stimmung. Die Mechanik unterscheidet sich aber, also weichen sie in den Details ab, wie das Setting durch die Regeln abgebildet wird.

Du hast erwähnt, dass es keine Charakterstufen gibt, doch auch im originalen D&D 5e sind Stufen eher für die Bestimmung der Schwierigkeit von bewältigbaren Herausforderungen wichtig. Insgesamt wird sich das Gefühl von Gefahr aus Symbaroum auch auf 5e übertragen: SCs werden nicht so sehr an die Hand genommen wie im D&D-Standardspiel. Ein SC in 5e RoS wird sich nicht sicher sein können, ob eine Begegnung angemessen schwierig ist. Die Welt ist nicht immer fair zu den SCs und ob sie schleichen, verhandeln oder vor einem Angriff erst den Rückzug antreten müssen, lernen die Spieler*innen gegebenenfalls auf die harte Tour.

Wie auch im originalen Symbaroum werden schlaue Gegner ihre Chancen ebenfalls abwägen und nicht angreifen, wenn sie im Nachteil sind. Einigen Gegner*innen ist es egal, weil sie durch Korruption, blinde Wut oder unersättlichen Hunger auch so gefährlich genug sind.

Teilzeithelden: Da du gerade davon sprichst: Wie ist Korruption in der 5e-Adaption umgesetzt?

Mattias: Korruption wird in beiden Systemen sehr ähnlich gehandhabt. Für 5e bedeutet das, dass es keine Zauberplätze gibt, sondern man zeitweilig Korruption erhält, wenn man zaubert oder sich auf magische Gegenstände einstimmt. Da Korruption sehr gefährlich ist, muss man darauf sehr gut aufpassen.

Teilzeithelden: Was gibt es sonst noch für Regeländerungen in Symbaroum 5e?

Mattias: Eine Sache, bei der die Adaption abweicht, ist die Vielfalt der Möglichkeiten, die man bei den SCs hat. Das ist in die Grundmechanik eingebaut und wir müssen das durch alle 20 Klassenlevel hinweg managen. Das haben wir unter anderem durch die Einführung der erweiterten langen Rast gemacht, die nur an einem sicheren Ort gemacht werden kann. Jene, die sich in Davokar (Der Wald Davokar bildet das Herzstück der Spielwelt von Symbaroum, Anm. d. Red.) auskennen, wissen, dass sichere Orte eine Seltenheit sind – besonders, wenn man es geschafft hat, sich mit den Elfen, Hexen oder sogar beiden anzulegen.

Lebenspunkte mit Trefferwürfeln zu regenerieren oder zeitweilige Korruption abzubauen ist nur während einer erweiterten langen Rast möglich. Das bedeutet, dass sogar hochstufige Charaktere ihre Ressourcen und Beziehungen in den Tiefen des Waldes Davokar im Auge behalten und organisieren müssen.

Ein Blick über den Tellerrand

Teilzeithelden: Ihr arbeitet mit Foundry VTT zusammen. Kannst du Einsichten über das Projekt teilen und uns einen Ausblick geben, was wir dort erwarten können?

Mattias: Das ist etwas, dass Free League schon bei anderen Spielen begonnen hat, so dass es sich bei Ruins of Symbaroum 5e ebenfalls passend angefühlt hat. Es war eines der Stretch Goals des Kickstarters, um der offensichtlichen Begeisterung der wachsenden Symbaroum 5e-Fangemeinde zu begegnen. Wir haben noch nicht mit der Entwicklung begonnen, deswegen kann ich buchstäblich keine Details nennen, aber das Ziel ist, die Foundry VTT-Module mit allem anderen im Februar 2022 auszuliefern.

Teilzeithelden: Gibt es Pläne, was nach dem Crowdfunding kommt? Zum Beispiel die Throne of Thorns-Kampagne?

Mattias: Angesichts des Erfolgs des Kickstarters denke ich, dass wir noch mehr Inhalte für die 5e-Version herausbringen werden. Ich bin noch nicht sicher, wann das sein wird. Die Throne of Thorns-Kampagne ist ein wahrscheinlicher Kandidat – wir wurden sogar schon gefragt, diese in den aktuellen Kickstarter zu integrieren. Das passt zeitlich nicht mehr in den Veröffentlichungsplan, aber es ist etwas, das auf unserer To-do-Liste steht.

Teilzeithelden: Vielen Dank, Mattias. Es ist mir wie immer eine Freude gewesen, jemanden von Free League zu interviewen. Alles Gute!

Artikelbilder: © Free League Publishing
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Alexa Kasparek