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Draußen im All steht nur ein gutes Raumschiff zwischen Leben und kaltem Tod. Bei Starfinder ist das Raumschiff mehr als ein Transportmittel: Es kann Arbeitsplatz, Waffe oder Heimat sein. Das Quellenbuch Einsatzbuch: Raumschiffe stellt eine Vielzahl neuer Optionen für Raumschiffe zur Verfügung.

In fast jedem Science-Fiction-Universum spielt das Raumschiff der Protagonist*innen eine wichtige Rolle. Tatsächlich sind SciFi-Welten ohne Raumschiffe kaum denkbar und sehr oft spielt sich die gesamte Handlung darauf ab. Die Namen der Raumschiffe aus Serien, Büchern und Filmen sind legendär. Bei Starfinder spielen die Schiffe eine genauso große Rolle. Grund genug, dass ihnen und den Begegnungen im All extra ein Buch gewidmet wird. Im vorliegenden Starfinder Einsatzbuch: Raumschiffe wird werden eine Vielzahl neuer Regeln, Ausrüstungsoptionen und natürlich viele neue Schiffe vorgestellt. Für das Verständnis des Inhalts, sollte einiges an Vorwissen aus dem Starfinder-Universum vorhanden sein.

Inhalt

Die ersten zwei Kapitel vertiefen und ergänzen die Regeln für Raumschiffe aus dem Grundregelwerk. Obwohl im Grundbuch einige Seiten zum Raumschiffbau vorhanden sind, wird das Thema im Einsatzbuch um neue Optionen erweitert. Es werden neue Interstellarantriebe vorgestellt, von denen der Archontenantrieb und der Höllenantrieb die exotischsten sind. Wo der Archontenantrieb mit der Macht der Göttin Iomedae und den Gebeten ihrer Gläubigen angetrieben wird, dienen beim Höllenantrieb die Seelen der Verdammten als Treibstoff. Dagegen wirken ein Planarportalantrieb oder Raumtore fast schon normal. Hier wird der Science-Fantasy-Aspekt von Starfinder hervorgehoben.

Der Glaube versetzt nicht nur Berge, sondern kann auch ein Raumschiff antreiben.

Weiter geht es mit neuen Raumschiffwaffen, alternativen Materialien für Panzerung und Schiffsystemen. Dabei werden weitere, teils sehr exotische, Schiffsysteme vorgestellt. Während Enterkapseln für die Leserschaft aus anderen Universen noch bekannt sind, wird ein arkanes Leichenhaus oder ein Geisterantrieb als Schiffssystem bei den Mitspielenden für staunende Gesichter sorgen. Der Raumschiffkampf wird unter anderem um Regeln für Enterkämpfe ergänzt und auch Verfolgungsjagden lassen sich regeltechnisch gut umsetzen.

Kapitel 3 startet mit einer Übersicht der größten Raumschiffhersteller. Dabei wird jede Firma mit einen Hintergrundtext und einem charakteristischen Vorteil vorgestellt. Beispielsweise hat sich die Werft „Neue Rotverschiebung“ auf Hochleistungsraumschiffe spezialisiert und jedes ihrer Schiffe ist regeltechnisch etwas schneller als die anderer Hersteller. An dieser Stelle ist hervorzuheben, dass im Text nicht nur auf den militärischen Nutzen der Schiffe eingegangen wird, sondern auch die zivile und wissenschaftliche Verwendung ihren Platz findet. Die Begleittexte zu den Herstellern sind mit allerlei Anekdoten gespickt, die als Abenteueraufhänger genutzt werden können. 

Die biomechanischen Schiffe der Vereinigten Konservatorien dienen hauptsächlich zur Aufklärung und Erforschung.

Gut ein Drittel des Buches beinhaltet neue Raumschiffe aller Größenklassen. Jedem Schiff wird dabei eine Seite gewidmet, auf der es mit einer Abbildung, Werten und einem Hintergrundtext vorgestellt wird. Hier sei wieder der abwechslungsreiche Hintergrundtext hervorgehoben, der sich als Fundgrube für mögliche Abenteuer herausstellt. Die vorgestellten Schiffe stammen aus allen Fraktionen des Starfinderuniversums.

Beispielhaft für das Science-Fantasy-Konzept sei hier das Modell der VK-Librama genannt. Der Hersteller „Vereinigte Konservatorien“ hat sich auf Schiffe mit einer Mischung aus Technologie und Biologie spezialisiert. Erneuerbare und nachhaltige Energiequellen wie solarbetriebene Antriebe werden mit biologischen Komponenten in den Schiffen kombiniert, sodass die VK-Schiffe im Prinzip fliegende Ökosysteme sind.

Maschinen sind sehr viel verlässlicher als Lebewesen.

Dem gegenüber steht zum Beispiel ein G7 Automatik-Lastschiff der „Vielschichtwerke“, das komplett automatisiert ist und von einer virtuellen Intelligenz gesteuert wird.

Ein Schiff und seine Besatzung stellt wohl die eigentliche Essenz des Science-Fiction-Genres dar und so werden Raumschiffkampagnen das letzte Buchkapitel gewidmet. Besatzungen von berühmten Raumschiffen mussten sich in Serien und Filmen mehr als einmal mit stellaren Phänomenen herumschlagen. In einer Raumschiffkampagne können die SC ebenso filmreife Abenteuer erleben. Im Buch werden geläufige Gefahren im Weltraum vorgestellt und deren regeltechnische Auswirkungen, sowie die Darstellung am Spieltisch erläutert. Stellare Phänomene wie Asteroiden, ein Protonensturm, strukturfressende Bakterien oder die Corona eines Sterns könnten zwar von den Spielercharakteren umflogen werden, stellen aber auch oft eine dramaturgische Bereicherung für ein Abenteuer dar.

Hier werden auch einige weitere raumschiffgroße Kreaturen erwähnt, die als Begegnung im All oder als Bedrohung genutzt werden können. Ein paar dieser Kreaturen wurden schon in den beiden Starfinder Alien-Archiv-Büchern vorgestellt.

Im All gibt es immer noch etwas Größeres.

Eine gesonderte Erwähnung verdienen die Ideen für Raumschiffabenteuer in diesem Kapitel. Die Autor*innen haben eine Vielzahl von Aufhängern für Abenteuer und Kampagnen vorgestellt, bei denen die Spielleitung die freie Wahl hat. Darunter sind echte Klassiker wie ein Geisterschiff und Raumpiraten, aber auch sehr kreative Abenteuer zwischen den Sternen.

Erscheinungsbild

Das Buch ist ein 164 Seiten starkes Hardcoverbuch im vollfarbigen Layout. Wie bei Starfinder üblich ist rechts oben auf jeder Seite das jeweilige Kapitel markiert, was das Nachschlagen erleichtert. Die Illustrationen sind allesamt hochwertig und zum Thema passend. Tabellen im Buch sind farbig hervorgehoben, was zur allgemeinen Übersichtlichkeit beiträgt.

Die letzten Seiten beinhalten einen Index aller bisher erschienenen Raumschiffe mit einem Verweis darauf, in welchem Starfinder-Buch sie zu finden sind. Ebenfalls werden nochmal alle Regeloptionen aus dem Buch in einem übersichtlichen Index zusammengefasst. Weiterhin findet sich hier ein zum Kopieren geeigneter Bogen für Raumschiffe, Schwadronen und Armadas. Als Kritikpunkt ist zu erwähnen, dass Textsatz und -größe etwas zu klein und damit anstrengend zu lesen sind, was wahrscheinlich im Originallayout begründet liegt. 

Die harten Fakten:

  • Verlag: Paizo Inc., deutsch von Ulisses Spiele
  • Autor*in(nen): John Compton (Herausgeber)
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover/PDF
  • Seitenanzahl: 164
  • ISBN: 978-3-96331-672-2
  • Preis: 39,95 EUR (Hardcover), 19,99 EUR (PDF)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, DriveThruRPG (PDF), Sphärenmeister

 

Fazit

Starfinder führt mit dem Einsatzbuch: Raumschiffe das Konzept eines Science-Fantasy-Universums weiter fort. Neben wissenschaftlich erklärbaren neuen Technologien werden auch magische Technologien vorgestellt. Wo im Grundbuch die Regeln für den Raumschiffkampf noch zu kurz kamen, sind diese hier in aller Ausführlichkeit vorhanden. Als Fortführung des Starfinder- beziehungsweise Pathfinder-Regelkonzepts, basierend auf Hexfeldkarten, können die Regeln dabei sehr kleinteilig werden. Schiffskämpfe mit allen vorliegenden Regeloptionen können so sehr langwierig werden, decken dann aber auch jede Eventualität ab.

Die Hintergrundtexte sind besonders lobend hervorzuheben, da sie immer wieder die Vielseitigkeit der Welt betonen und voller Ideen für Abenteuer stecken. Der Hintergrund des Starfinder-Universums sollte allerdings bekannt sein, da es im Text oft sehr ins Detail geht.

Knapp 40 Euro für 164 Seiten ist ein stolzer Preis, der allerdings mit der guten Qualität der Bücher und ihres Inhalts begründet werden kann.

  • Neuer, frischer Science-Fantasy-Ansatz
  • Übersichtlichkeit
  • Abwechslungsreiche Hintergrundtexte
 

  • Viel Vorwissen nötig

 

Artikelbilder: © Ulisses Spiele
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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