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Pünktlich zum Kinostart bringt Panini Comics den ersten Band der neuen Eternals-Serie heraus. Mit Kieron Gillen als Autor und Esad Ribić als Zeichner hat Marvel ein Top-Kreativteam engagiert. Dazu kommt auch noch Thanos zurück und ein Verräter geht um. Das müssen wir uns anschauen.

Wer von den Eternals als großen Marvel-Held*innen spricht, lügt. Die von Jack Kirby geschaffene Truppe von wandelnden Gottheiten war seit jeher eine Nebenerscheinung in den Comics. Erst die 2006 von Neil Gaiman geschriebene Miniserie brachte ihnen etwas Ruhm ein. Dort ging es darum, dass die unsterblichen Eternals, die von den Menschen seit jeher als Götter verehrt wurden, ihre Erinnerungen verloren und nach und nach zurückerlangen müssen. Außerhalb dieser wirklich lesenswerten Graphic Novel gab es kaum einen Auftritt, an den sich Marvel-Fans erinnern. Doch das heißt nicht, dass um die mysteriösen Held*innen nicht trotzdem gute Geschichten geschrieben werden können. Schon damals gab es einen Verrat in ihren eigenen Reihen. Und so ist es auch in der neusten Serie, die wir hier besprechen. Der Autor Kieron Gillen hat unter anderem mit den Young Avengers bewiesen, dass er ein unverbrauchtes Held*innenteam zu einem Toptitel formen kann. Ihm zur Seite gestellt ist der Zeichner Esad Ribić, der uns bereits in Titeln wie Silver Surfer: Requiem oder Thor: Gott des Donners verzaubern konnte. Die Erwartungshaltung ist somit hoch. Kann der Comic ihr gerecht werden?

Eternals #1 – Die himmlischen Beschützer

Ikaris wacht wieder in der Maschine auf. Er lebt seit einer Million Jahren auf diesem Planeten und ist nun wiederbelebt worden. Schnell trifft er auf Sprite, die sich entschlossen hat, in ihrer neusten Iteration als Mädchen wiedergeboren zu werden. Schnell werden sie in einen Mordfall verwickelt, denn Zuras, der oberste Anführer der olympischen Eternals, wurde ermordet. Schnell führen die Spuren zu Thanos, der nach seinem Tod in Guardians of the Galaxy #1 auch zurückgekehrt zu sein schien. Doch dieser scheint mit einem Verräter oder einer Verräterin in den Reihen der Eternals zusammenzuarbeiten. Es entsteht eine Truppe rund um Sersi, die diesen Fall aufklären will, und jede einzelne der Figuren hätte gute Gründe, der oder die Schuldige zu sein.

Die Geschichte ist interessant geschrieben und führt sukzessive viele Elemente der Eternals ein, so dass auch Leser*innen, die nie Berührungspunkte mit den Figuren hatten, alles verstehen. Dabei dient die Maschine, eine künstliche Intelligenz, als allwissende Erzählerstimme, die aber fehlerhaft zu sein scheint. Das sorgt für einige aufheiternde Elemente und sorgt ähnlich wie beim X-Men-Neustart House of X & Powers of X für viele interessante Schautafeln, die das Verständnis erleichtern. Daneben werden aber auch einige Geschichten aus der Vergangenheit der Held*innen erzählt, die aber scheinbar nur wenig zur aktuellen Handlung beitragen. Sie helfen aber dabei, die Charaktere besser kennenzulernen.

Schöne Figurenzeichnung mit stilvollen Bildern

Die Charaktere sind das Herzstück dieses Bandes. Der Kriminalfall gibt allen Figuren ausreichend Platz, um als glaubhaft erkennbar zu sein. Gillen schafft es hier, dass man Figuren wie Sprite oder Thena schnell ins Herz schließt. Dabei verzichtet er zunächst darauf, alle bekannten Figuren vorzustellen. So bleibt Makkari in diesem Band noch außen vor. Weiterhin ist erkennbar, dass die Charaktere sich zumindest äußerlich (und dem Geschlecht nach) den Schauspielern des neuesten MCU-Films annähern. Einzig Ikaris bleibt bei seinem bekannten Erscheinungsbild.

Die Zeichnungen sind stilvoll und erzeugen eine ruhige Atmosphäre. Dazu wurde ein realistischer Stil gewählt. Einzig die Augen wirken manchmal seltsam unwirklich. Die Farben sind sehr gesetzt und sorgen leider manchmal für eine gewisse Eintönigkeit.

Die Geschichte hat aber leider auch einige Macken. So wird als Nebengeschichte ein Erzählstrang aufgeschlagen, bei dem Ikaris einen Menschen namens Toby Robson mit seinem Leben beschützen möchte. Erst gegen Ende finden die Erzählungen zusammen. Bis dahin wirkt dieser Nebenstrang aber wie ein Fremdkörper und zerreißt immer wieder den Spannungsbogen. Ähnlich verhält es sich auch mit den Erzählungen aus der Vergangenheit der Held*innen. Für einen echten Kriminalfall wird diesem leider nicht genug Beachtung geschenkt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in: Kieron Gillen
  • Zeichner*in: Esad Ribić
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 156
  • Preis: 18 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Fazit

Dieser Comic ist ein gelungener Neustart einer sträflich missachteten Comic-Reihe. Neueinsteiger*innen werden gemächlich an die Figuren und die Welt der Eternals herangeführt. Dazu ist die Handlung spannend genug, dass man dabeibleiben will. Der Kriminalfall wird gut aufgelöst, keine Fragen bleiben offen. Besonders gelungen ist, dass jede Figur potenziell verdächtig ist, selbst die strahlenden Held*innen. Durch Erzählungen aus längst zurückliegenden Leben werden uns diese Charaktere nähergebracht. Leider führt diese langsame und episodenhafte Erzählweise dazu, dass der übergeordnete Spannungsbogen zu oft gebrochen wird und die Nebenerzählungen nicht interessant genug sind. So wird der Kriminalplot selbst in den Hintergrund gedrängt. Hier ist gerade mit diesem Kreativteam mehr möglich. Man sollte sich aber nicht zu sehr abschrecken lassen, denn abgesehen davon, findet man einen besonderen Superheld*innen-Comic, der positiv aus der Masse heraussticht. Es bleibt abzuwarten, was in Zukunft mit den unsterblichen Held* innen geschieht.

  • Gute Charakterisierung der Hauptfiguren
  • Sehr gut für Neuleser*innen geeignet
  • Realistischer Zeichenstil
 

  • Kriminalplot oft in den Hintergrund gedrängt
  • Zu viele uninteressante Nebenstränge
  • Farben oft sehr blass und rauben einigen Bildern so ihre Wirkung

 

Artikelbilder : © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Simon Burandt
Dieses Produkt wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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