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Der Marvel Monthly dreht sich diesen Monat um den Neustart der Guardians of the Galaxy. Ein neues Team versucht zu verhindern, dass Thanos zurückkommt. Auf dessen Testamentseröffnung sind auch der Silver Surfer und der Cosmic Ghost Rider anwesend. Beide erleben darüber hinaus weitere Abenteuer. Also ab ins All!

Als die Guardians of the Galaxy im Jahr 2008 neu erfunden wurden, haben sich die alten Weltraumhelden schnell zu Fanlieblingen entwickelt. Das gipfelte darin, dass sie innerhalb kürzester Zeit einen erfolgreichen Film spendiert bekommen haben. Wie es bei Marvel aber üblich ist, ändern Teams sehr oft ihre Besetzung. So waren die Fans gespannt, wen Donny Cates in seine neuste Inkarnation stecken würde. Ein ganz heißer Kandidat war die von ihm erfundene Figur Cosmic Ghost Rider, eine zukünftige Version vom Punisher Frank Castle, der nach seinem Tod zum Ghost Rider wurde, danach zum Herold von Galactus und später zum Herold von Thanos. Eine eher alberne Figur, die aber schnell ihre Fans gefunden hat. Eine andere Silhouette auf dem Cover ist die des Silver Surfers. Dieser zählte seit jeher zu Stan Lees Lieblingsfiguren. Ob beide Teil des Teams werden, und welche Abenteuer sie sonst noch erleben, erfahrt ihr in unserem Monthly.

Guardians of the Galaxy #1 – Die neuen Guardians

Thanos ist tot. Geköpft von seiner Ziehtochter Gamora. Sein Bruder Starfox soll sein Vermächtnis verwalten. Er lädt zu seiner großen Verkündung des Testaments ein, zu der alle großen Helden der Galaxie kommen. Ein holografisches Ebenbild Thanos verkündet, dass er seinen Geist vor seinem Tod in eine andere Person transferiert hat. Sogleich bilden sich neue Fraktionen: Hela, die nun die Black Order anführt, versucht Thanos wiederzubeleben und macht sich auf die Suche nach seinem Geist. Starfox und Gladiator versuchen Gamora zu finden, da sie diese für die aussichtsreichste Person halten, die ihn beerbt haben könnte. Ihr Ziel: die Ermordung der tödlichsten Frau des Universums. Star Lord und Groot, die letzten Überbleibsel der Guardians, kommen zur Testamenteröffnung zu spät, machen sich dann aber mit neuen Begleitern auf, Gamora zu retten.

Die Zusammenstellung des Teams gefällt: Da gibt es zuallererst Star-Lord, der sich immer mehr seiner Film-Entsprechung annähert. Daneben eine komplett neue Version von Groot, der jetzt anscheinend in einer Punk- oder Trotzphase ist und nur noch wenig von dem feinfühligen Baumwesen hat, das wir lieben gelernt haben. Moondragon, die Tochter des verstorbenen Drax, und dessen Partnerin Phyla-Vell sind ebenfalls mit dabei, obwohl sie aus einer alternativen Realität stammen. Als Ergänzung kommt Beta Ray Bill dazu, der Außerirdische mit der Kraft Thors und der Führer von Stormbreaker. Bill hatte bereits in Der Tod der Inhumans eine wichtige Rolle und überzeugt als moralischer Kompass des Teams. Der Cosmic Ghost Rider schließt sich zunächst auch dem Team an, wechselt aber sehr schnell die Seiten. Nicht dabei, aber immer wieder erwähnt ist Rocket Raccoon, dessen Schicksal angedeutet, aber bisher nicht aufgeklärt wurde. Diese Story spart sich Cates für den zweiten Band auf.

Wie immer: Viel los im Weltall!

Die Guardians stehen zwischen allen Fronten.

Der Band hat ein ähnliches Problem wie alle Comics, die im Weltall des umfangreichen Marvel-Universums spielen: Es gibt sehr viele Fraktionen und Figuren, die relevant sind. Das Kernteam hat zwar eine gute Größe, leider versucht Cates gar nicht erst, die Charaktere ausreichend einzuführen. Er springt direkt in die Handlung. Das verspricht Action und Spannung, führt aber zu keiner ausreichenden Bindung des Lesers. Dabei wäre hier wesentlich mehr möglich gewesen. Moondragon und Phyla-Vell haben außer ihrer Beziehung wenig, was sie besonders macht. Der Antrieb der Antagonisten ist nachvollziehbar, aber platt.

Was gut gelungen ist: das Spiel zwischen den Fraktionen. Die Guardians stehen zwischen allen Fronten. Dadurch entstehen Konflikte und Wendungen. Niemals hat man das Gefühl, sich in diesem Comic zu langweilen. Auch schafft der Band es, den Leser nicht zu überfordern. Neuleser werden zwar nicht mit allen Figuren etwas anfangen können, aber das ist auch nicht nötig, um der Handlung folgen zu können. Wer schon immer in die Comics zum Marvel-Universum einsteigen wollte, findet hier endlich wieder eine gute Gelegenheit.

Die Zeichnungen sind ordentlich und bestehen aus vielen feinen Konturen. Das sieht gut aus, ohne aber besonders originell zu sein. Optisch gibt es hier wenig das stört oder positiv herausragt. Solide Durchschnittskost. Das Cover weckt die Spannung, wer nun wirklich im Team ist. Dabei werden auch Figuren dargestellt, die im Comic gar keine Rolle spielen (Darkhawk und Adam Warlock). Eventuell werden hier falsche Erwartungen geweckt.

Als Fazit kann man sagen, dass der Band sehr viel richtig und wenig falsch macht. Man findet hier eine gute Mischung aus Action, Humor und Spannung. Dabei bekommt man Lust auf den Folgeband, wird den Comic selbst aber vermutlich schnell wieder vergessen. Der Neustart ist gut gemacht, sticht aber aus der großen Masse der Marvel-Comics nicht besonders hervor. Dabei ist schon abzusehen, dass es nur einen Folgeband geben wird und direkt danach der nächste Neustart ansteht. Ob man diesen Einstieg wählt oder lieber ein Jahr wartet, muss jeder selbst wissen.

Die harten Fakten

  • Autor: Donny Cates
  • Zeichner: Geoff Shaw
  • Seitenanzahl: 156
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Silver Surfer: Black – Gott der Finsternis

Es ist kein großer Spoiler, wenn man sagt, dass die Testamentseröffnung von Thanos im Guardians of the Galaxy-Band in einer Katastrophe endet. Nur ein kleiner Teil der Helden kann sich retten. Der Silver Surfer gerät dabei an den Anbeginn der Zeit und trifft dort auf einen Antagonisten, den wir bereits aus den Thor- und Venom-Geschichten kennen: Knull, den Gott der Klyntar. Dieser versucht ihn zu einer Symbiose zu zwingen und weckt so die dunklen Seiten des silbernen Helden. Der Rest des Comics dreht sich hauptsächlich um Norrins Kampf mit seinen inneren Dämonen, der sich in einem äußeren Konflikt mit Knull äußert. Wie es für einen Silver Surfer-Comic üblich ist, dreht sich dabei vieles um philosophische Fragen.

Wer jemals einen Silver Surfer-Comic gelesen hat, weiß, dass diese anders sind als übliche Publikationen aus dem Hause Marvel. Moralische Fragestellungen und philosophische Betrachtungen stehen hier im Mittelpunkt. Action und Gewalt sind höchstens Randerscheinungen. Das Zentrum der Geschichten ist der emotional distanzierte, aber stets von Mitgefühl getriebene Norrin Radd, der durch Galactus zum Silver Surfer wurde. Dabei entstehen teilweise wahre Meisterwerke, wie die Zusammenarbeit von Stan Lee und Mœbius oder der Run von Dan Slott und Mike Allred.

Ein Kunstwerk in Silber, Bunt und Schwarz

Optisch ist dieser Comic wieder einzigartig.

Optisch ist dieser Comic wieder einzigartig. Tradd Moores Zeichnungen erinnern, wie schon die von Mike Allred, an Popart, aber auch an psychedelische Kunst. Sie sind dabei eine Verneigung vor Jack Kirby wie auch vor Philippe Druillet. Trotz all der Vorbilder schafft er seine eigene Bildsprache, die in den buntesten Farben und großen Flächen von Weiß und Schwarz stattfindet. Diese Kunst ist eindeutig nicht für jeden. Wenn man aber damit etwas anfangen kann, verliert man sich zeitweise in den surrealistischen Kompositionen.

Diese Bilder passen perfekt zu der Geschichte, bei der auch nur schwer zu greifen ist, um was es eigentlich geht. Versteht mich nicht falsch: Man kann der Handlung jederzeit folgen. Wer noch nie vom Silver Surfer gehört hat, bekommt auf den ersten Seiten eine perfekte Zusammenfassung. Die Geschichte wird niemals zu komplex, dass man eine ganze Abhandlung darüber lesen müsste, um sie zu verstehen. Man folgt stets der Hauptfigur auf seiner Queste. Und doch lässt sich schwer vorhersagen, was als nächstes passiert oder welche Entscheidung getroffen wird.

Mir gefällt diese Art der Erzählung sehr, denn genau für solche Geschichten werden Comics gemacht. Ich stelle es mir schwer vor, diesen Band in ein anderes Medium zu überführen. Der Comic lebt vom Zusammenspiel aus Bildern und Text. Dabei wird eine ganz eigene Atmosphäre erschaffen. Man kann kritisieren, dass die grundlegenden Ideen hinter dem Band keine Erleuchtungen sind und die Motivationen der Figuren klarer herausgearbeitet werden könnten. Dennoch wirkt dieser Comic nach, und wenn man sich darauf einlässt, hat man hier ein ganz besonderes Werk in den Händen.

Die harten Fakten

  • Autor: Donny Cates
  • Zeichner: Tradd Moore
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 14,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Cosmic Ghost-Rider zerstört die Marvel-Geschichte

Cosmic Ghost Rider ist der neuste Protagonist im Marvel-Universum. Eingeführt wurde er von Donny Cates in seiner Thanos-Geschichte. Kaum ein Jahr später gibt es nun die erste Geschichte, die nicht von Cates geschrieben wurde. Cosmic Ghost Rider ist Frank Castle aus einer weit entfernten Zukunft. In der Zeit dazwischen starb er, hat aber einen Pakt mit Mephisto abgeschlossen und wurde so zum Ghost Rider. Als dann Galactus kam, hat er sich ihm als Herold angeboten und so die kosmische Kraft bekommen. Danach hat er sich Thanos angeschlossen, bis er in die Vergangenheit gereist ist und im Hauptuniversum angekommen ist.

In diesem Comic geht er nun sogar noch einen Schritt weiter zurück und trifft seine Familie, bevor diese umgebracht wurde. Dabei erzählt er, wie er bei den wichtigsten Ereignissen des Marvel-Universums dabei war. Der Band besteht aus lauter humorvollen Kurzgeschichten, in denen diese Ereignisse neu beschrieben werden. So ist der Cosmic Ghost Rider das fünfte Mitglied der Fantastic Four, oder rettet die X-Men, als sie auf die Phönix-Kraft treffen und verbindet sich statt Jean Grey mit ihr.

Die Bilder schaffen es regelmäßig, zum Weiterlesen anzuregen.

Anfangs hatte ich hier ein echt gutes Gefühl, da die Geschichten überraschend weichherzig erzählt sind. Leider habe ich dann schnell gemerkt, dass der Humor bei mir nicht gezündet hat. Meistens bestand er nur daraus, dass da eben ein zynisches Plappermaul in der Szene war, der diese ironisch kommentierte. Dazu fehlt der große Erzählungsbogen. Man kann die vielen kleinen Storys als Hommage sehen, die nah am Original bleiben. Im Gesamten ergibt sich ein Mosaik von vielen Kapiteln, die wenig miteinander zu tun haben.

Humor-Kritik

Der Band zielt hauptsächlich auf Humor und ist eher mit einem Deadpool- als mit einem Punisher-Comic vergleichbar. Vermutlich wäre der Band spannender gewesen, wenn es mehr Querverweise zwischen den Geschichten gegeben hätte. Der Schmetterlingseffekt hätte hier häufiger Thema sein können. Viele der Episoden sind zu brav, um interessant zu sein. Erst am Ende kommt Spannung auf, als er versucht sein eigenes Schicksal zu beeinflussen.

Zeichnerisch weiß der Comic dagegen zu gefallen. Der Stil ist zwar sehr cartoonesk, passt aber gut zum Erzählten. Rückblenden haben einen schicken Retro-Touch mit altmodischer Kolorierung. Dazu schaffen es die Bilder regelmäßig, zum Weiterlesen anzuregen.

Eine abschließende Bewertung des Bandes fällt mir schwer. Letztendlich habe ich mich für eine negative Beurteilung entschieden, da der Comic eben doch den Humor in den Mittelpunkt stellt und dieser bei mir einfach nicht angekommen ist. Es mag da draußen sicher Leute geben, die diesem Humor stärker zugeneigt sind. Für die ergibt sich hier auch ein abwechslungsreicher Band, der vor allem dadurch gewinnt, wenn man die ganzen alten Geschichten im Original gelesen hat. Wer allgemein wenig mit dem Marvel-Universum zu tun hat, wird an diesem Comic auch keinen Gefallen finden.

Die harten Fakten

  • Autor: Nick Giovannetti, Paul Scheer
  • Zeichner: Gerardo Sandoval, Nathan Stockman, Todd Nauck
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Artikelbilder: © Panini Comics, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Diese Produkte wurden teilweise kostenlos zur Verfügung gestellt.

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