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Heute startet mit Dark Phoenix eine neue Geschichte über die Phoenix-Kraft im Kino. In den Comics hat diese Urkraft seit Jahrzehnten eine enge Verbindung mit Jean Grey von den X-Men. Aber auch andere Figuren wurden schon einmal von der Macht ergriffen. Wir erzählen euch alles, was ihr wissen müsst.

Unter den ersten fünf X-Men war Jean Grey die einzige Frau und zunächst die schwächste Figur. Das wollten Chris Claremont und Dave Cockrum mit der Ausgabe X-Men #101 ändern. Nach einer Mission im All kommt sie mit verbesserten Kräften zurück und ist daraufhin eine der mächtigsten Figuren im Marvel-Universum. Doch diese unendliche Macht korrumpiert sie, und sie wendet sich als Dark Phoenix gegen die X-Men um ihren Geliebten Scott Summers alias Cyclops und dessen Nebenbuhler Wolverine.

Aufgrund des Erfolges der Dark Phoenix Saga (Uncanny X-Men #129-137) wurde die Phoenix-Kraft auch nach Jeans Tod immer wieder aufgegriffen. So auch in der kürzlich erschienenen Rückkehr von Jean Grey. In den meisten Geschichten um die Kraft taucht auch die rothaarige Telepathin oder ein Mitglied ihrer Familie auf. Daneben sorgt sie auch für einen großen Konflikt zwischen Avengers und X-Men und hatte früher eine Liebelei mit Odin. Wir versorgen euch mit den passenden Hintergrundinformationen aus den Comics, damit ihr überall mitreden könnt.

Die Ursprünge der kosmischen Kraft

Wann und wie die Phoenix-Kraft entstanden ist, ist nicht klar. Es gibt aber kaum etwas, das älter ist als sie. Sie repräsentiert als Macht der Wiedergeburt sowohl Leben als auch Zerstörung. Sie ist weder gut noch schlecht, sondern hauptsächlich eine Quelle der Veränderung. Jeder Stillstand in der Welt ist für den Phoenix ein Grund, den Wandel hervorzurufen. Die Kraft hat die Möglichkeit, alles Erdenkliche zu erschaffen oder zu zerstören, und sie kann sich mit lebenden Wesen verbinden, die damit über die Macht verfügen. Auch wenn diese Macht in der Hand des Wirtes liegt, so ist die Phoenix-Kraft als eigenständiges Wesen mit eigenem Antrieb zu sehen.

Phoenix © Marvel
Phoenix © Marvel

Der erste bekannte Wirt dieser Kraft war ein außerirdischer Dämon, der gegen den Herrn der Stasis vorging, welcher die Evolution aufhalten wollte. Die erste Verbindung mit einem menschlichen Wirt ging die Phoenix-Kraft mit einer Kriegerin ein, die vor einer Million Jahren lebte. Sie war Teil des ersten Avengers-Teams und die Geliebte von Thors Vater Odin. Das Superheldenteam erlegte zusammen einen Celestial.

Aus dem außerirdischen Volk der Shi’ar stammte Rook’shir – ein starker Kämpfer, der sich mit der Phoenix-Kraft vereinigte und dessen dunkler Seite erlag. Er zerstörte große Teile des Shi’ar-Imperiums. Daraufhin wurde die Imperiale Garde gegründet, die ihn stoppen sollte. Um zu verhindern, dass diese unheilvolle Kraft noch einmal Leid und Zerstörung bringen würde, machte sie es sich zur Aufgabe, Blutlinien auszurotten, welche mit der Phoenix-Kraft kompatibel sind.

Jean Grey und Dark Phoenix

In der Jubiläumsausgabe X-Men #100 sind die Mutanten im Weltall unterwegs, als ihr Raumschiff abzustürzen droht. Nur Jean Grey kann mit ihren telekinetischen Kräften die Struktur zusammenhalten, so dass ihre Kollegen überleben. Sie selbst ist augenscheinlich tot, doch dann erhebt sie sich wie ein Phönix aus der Asche. Sie nennt sich fortan Phoenix und wird mit mächtigen telepathischen und telekinetischen Fähigkeiten ein immer wichtigerer Teil des Teams.

Emma Frost © Marvel
Emma Frost © Marvel

Mit dem von Mutanten geführten Hellfire Club betritt bald darauf ein neuer Gegenspieler die Bühne. Der Illusionist Mastermind will Teil des inneren Kreises dieses Zirkels werden. Um die Mitglieder zu beeindrucken, sucht er sich Jean Grey aus, die er geistig beeinflusst. Mit Hilfe der Telepathin Emma Frost macht er ihr weis, dass sie Lady Grey sei – eine Frau, die unter dem Titel Black Queen im 18. Jahrhundert selbst Teil des Hellfire Clubs war. Doch die Illusion führt dazu, dass sie letztendlich nicht mehr unter seiner Herrschaft steht, sondern vollständig erweckt wird.

Der so entfesselte Dark Phoenix kämpft selbst gegen die X-Men und besiegt sie. Daraufhin fliegt sie ins All und konsumiert immer mehr Kraft. In einem Rausch zerstört sie dabei eine Sonne und den nächstgelegenen bewohnten Planeten. Sie rottet so ein ganzes Volk aus. Zurück auf der Erde kann sich Jean Grey mit der Hilfe von Professor X von dem Einfluss der Phoenix-Kraft befreien. Die Shi’ar aber, die den Tod der Sonne mitbekommen haben, wollen, dass Phoenix stirbt, und so müssen sich die X-Men der Imperialen Garde stellen. Als sie zu verlieren scheinen, entscheidet sich Jean Grey für den Selbstmord als gerechte Strafe.

Jeans Erben: Madelyn Pryor und Rachel Summers

Mister Sinister will schon länger einen perfekten Mutanten erschaffen, der Apocalypse besiegen könnte. Er sieht in Scott Summers (Cyclops) und Jean Grey die perfekten Genträger. Darum erschafft er einen Klon von Jean Grey mit dem Namen Madelyn Pryor. Zunächst schlägt das Experiment fehl. Im Moment ihres ultimativen Opfers springt ein Funken der Phoenix-Kraft von der sterbenden Jean Grey in ebendiesen Klon über und erweckt Madelyn so zum Leben. Sie erinnert sich an nichts, verliebt sich aber in Scott. Die beiden heiraten und zeugen in einer alternativen Zukunft Cable, der später als Zeitreisender auch zu den X-Men stößt. In der Hauptzeitlinie wird Madelyn jedoch wahnsinnig, nachdem sie ihre wahre Herkunft erkennt.

Rachel Summers © Marvel
Rachel Summers © Marvel

In einer anderen alternativen Zeitlinie bekommt Jean zusammen mit Scott eine Tochter namens Rachel Summers. Es ist die Zukunft, in der die Mutanten von Sentinels (großen Kampfrobotern, die für den Kampf gegen Mutanten entwickelt wurden) bis zur Auslöschung verfolgt werden. Rachel hat wie ihre Mutter telepathische Kräfte. Nach einer Gehirnwäsche wird sie gezwungen, andere Mutanten aufzuspüren und zu jagen. Nach einer erfolgreichen Rebellion kann sie sich lösen und verhindert durch eine Gedankenreise ebendiese Zukunft. Die Phoenix-Kraft ist so beeindruckt von ihrer Tat, dass sie Rachel selbst in der Zeit zurückschickt. Sie wird Teil der X-Men und verbindet sich später vollständig mit der Phoenix-Kraft, um ihr Erbe anzutreten.

In dieser Zeit wird Rachel Summers Teil des Excalibur-Teams, dem englischen Ableger der X-Men, dem auch Captain Britain angehört. Als dieser im Zeitstrom verloren geht, tauscht Rachel mit ihm die Plätze. Dabei löst sich die Phoenix-Kraft wieder von ihr. Durch diesen Vorgang wird sie Mother Askani, die sich in der alternativen Zukunft um den jungen Cable kümmert. Eine andere Version von ihr gelangt wieder in die reguläre Zeitlinie, um dort eine Weile bei ihren Großeltern zu leben. Als die Shi’ar später ein Familientreffen überfallen, töten sie alle Greys, damit sich keiner von ihnen mehr mit der Phoenix-Kraft verbinden kann. Rachel überlebt, bekommt aber ein großes Phoenix-Zeichen auf den Rücken tätowiert.

Ein Lied von Tod und Feuer

Jean Grey wurde inzwischen von den Autoren zurückgeholt. Dazu wurden einige Geschehnisse im Nachhinein revidiert: Die Frau, die sich opferte, war nur ein Abbild, welches die Phoenix-Kraft geschaffen hatte. Die echte Mutantin verbarg sich auf dem Grund des Meeres in einem Kokon. Dieser wird von den Fantastic Four gefunden, und so schließt sich Jean wieder verschiedenen Mutanten-Teams an.

Der zurückgekehrte Rotschopf verbindet sich nach einiger Zeit wieder vollständig mit der Phoenix-Kraft. Diese kann nun besser zurückgehalten werden. Erneut entfesselt wird sie erst wieder, als sich Wolverine und Jean in einer ausweglosen Situation befinden. Beide sind drauf und dran, in die Sonne zu stürzen, und Logan entscheidet sich, seine rothaarige Geliebte zu töten, um nicht ertragen zu müssen, wie sie langsam in seinen Armen stirbt. Die so befreite Phoenix-Kraft bewahrt zumindest ihn vor dem sicheren Tod. Jean selbst schafft es noch bis zur Erde, stirbt dort dann aber in Scotts Armen.

Nach einer Zeit der Trauer beginnt Scott eine Beziehung mit Emma Frost, die inzwischen Teil der X-Men geworden ist. Als aber die Phoenix-Kraft erneut auf der Erde erscheint, wird ein Teil von Jean wiederbelebt. Das kosmische Wesen hat so eine tiefe Verbindung zu Jean aufgebaut, dass es inzwischen selbst mit Scott zusammen sein will. Doch er hat mit der Vergangenheit abgeschlossen und verweigert sich ihr. Emma bietet sich als neuer Wirt an, aber auch diese Konstellation funktioniert nicht. Der Konflikt spitzt sich weiter zu, und Jean droht wieder zum Dark Phoenix zu werden. Die Situation kann erst gelöst werden, indem Emma mit ihren Fähigkeiten Jeans Bewusstsein mit dem aller anderen X-Men verbindet. So sieht diese die Liebe, welche jeder X-Men für sie empfindet, und erkennt, dass es für sie Zeit ist, zu gehen. Jean und die Phoenix-Kraft ziehen sich in eine Zwischenwelt zurück, und ihre Gefährten auf der Erde halten sie für tot.

Mit einigen jungen Telepathen wie den Stepford-Geschwistern Esme, Celeste, Mindee, Phoebe und Sophie sowie Quentin Quire hat die Phoenix-Kraft ebenfalls eine starke Verbindung. Doch sollen diese hier nur kurz erwähnt werden.

Die Phoenix Five und der Konflikt mit den Avengers

Scarlet Witch © Marvel
Scarlet Witch © Marvel

Das Crossover House of M bringt die größte Zäsur in der Geschichte der Mutanten. Wanda Maximoff (Scarlet Witch) flüstert: „Nie mehr Mutanten“, woraufhin die meisten Mutanten ihre Fähigkeiten verlieren und keine neuen mehr geboren werden. Dieser Status Quo ändert sich erst mit der Geburt von Hope. Cable rettet diesen Mutanten-Messias in seine Zukunft und zieht sie dort wie eine Tochter auf. Nach ihrer Rückkehr in die Hauptzeitlinie befürchtet jeder, dass sie der nächste Wirt der Phoenix-Kraft sein könnte. Doch es kommt anders.

Die Avengers wollen Hope in Schutzhaft nehmen, um der zerstörerischen Kraft des Phoenix Einhalt zu gebieten. Die Mutanten-Gemeinde sieht in ebendieser Kraft ihre Rettung, denn der Phoenix steht auch immer für Wiedergeburt. Die junge Mutantin als neuer Wirt des Phoenix könnte den Fluch von Scarlet Witch ungeschehen machen. Als aber die Phoenix-Kraft eintrifft, will Hope keine Verbindung, also ergreift die Kraft Besitz von den fünf anderen anwesenden Mutanten: Cyclops, Emma Frost, Colossus, Namor und Magik.

Mit Hilfe der kosmischen Kraft transformieren sie die Welt nach ihren Wünschen, um sie zu einem besseren Ort zu machen. Doch die Avengers leisten Widerstand, und es kommt zu weiteren Kämpfen. Der impulsive Namor will endlich die Initiative ergreifen und zerstört Wakanda, die Heimat des Black Panthers. Die Avengers können ihn mit gesammelten Kräften unschädlich machen. Als er besiegt wird, verteilt sich der Rest seiner Kraft auf die anderen vier Wirte. Diese können ihre so größer gewordene Macht jedoch nur noch schwer kontrollieren, und in weiteren Gefechten fallen auch die Geschwister Colossus und Magik.

Somit sind nur noch Scott Summers und Emma Frost übrig. Nach einem Angriff der Avengers sieht sich Cyclops genötigt, die gesamte Kraft in sich aufzunehmen. Er tötet Professor X, was ihn vollständig zum Dark Phoenix macht. Durch einen gezielten Angriff von Hope und Wanda kann Hope die Phoenix-Kraft in sich aufnehmen und zusammen mit Scarlet Witch den Zauber rückgängig machen, der die Mutanten verfluchte. Nun heißt es: „Nie mehr Phoenix.“ Doch ein Phoenix kehrt immer wieder zurück.

Leseempfehlungen

X-Men: Die Dark Phoenix-Saga

Kein Artikel über die Phoenix-Kraft wäre vollständig ohne eine Leseempfehlung zu einem der wichtigsten Marvel-Comics überhaupt. Dieser Band beinhaltet die Geschichte, wie Mastermind Jean Grey immer weiter manipuliert und so letztendlich den Dark Phoenix entfesselt. Sie kann als Allegorie auf das Verhältnis von Macht und Verantwortung gesehen werden.

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X-Men: Phoenix

Dieser Sammelband beinhaltet die Geschichten Abgesang und Kriegsgesang. Der Phoenix kehrt zurück und belebt Jean Grey wieder. Doch die Konflikte eskalieren, da sich Scott und die X-Men bereits mit Jeans Tod arrangiert haben. In der zweiten Geschichte werden die Stepford-Schwestern thematisiert. Auch hier geht es um den Umgang mit Verlust und der Frage, was eine Wiedergeburt bedeutet.

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Avengers vs. X-Men

Eines der größten Crossover der letzten Zeit. Auch wenn es oftmals so wirkt, als ob Brian Michael Bendis nur einen Grund gesucht hat, um Avengers gegen X-Men antreten zu lassen, so werden dennoch interessante Fragen zum Thema Macht gestellt. Ist eine Welt, die von einigen wenigen nach ihren Vorstellungen geformt wird, ein Utopia, oder sollte es dennoch Widerstand geben? Wie geht man mit absoluter Macht um, und korrumpiert diese jeden, der über sie verfügt?

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Artikelbild: Panini, Bearbeitet von Verena Bach

 

1 Kommentar

  1. Die Idee, den Phönix von Jean Grey zu entkoppeln (und ihr so per Retcon die Schuld am planetaren Genozid in der Dark Phoenix Saga zu nehmen) war m.M.n. eine der schlechtesten Entscheidungen im gesamten X-Kosmos. Das beraubt die Storyline jeglicher Relevanz.

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