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Das neue Crossover A.X.E. Tag der Entscheidung hat es in sich: Die Eternals wollen die X-Men vernichten und die Avengers stehen dazwischen. Ausgelöst wird alles durch das Bekanntwerden der Wiederbelebungstechnologie der Mutanten. Dazu kreuzt Marvel die Zeitlinien der animierten X-Men-Serie mit der von House of X.

In den 90ern war die große Zeit der X-Men bei Marvel. Das erste Heft der zweiten Serie ist noch heute das bestverkaufte amerikanische Comic-Heft. In diesem Heft entstanden die Teams Blue und Gold. Im Jahr 1992 folgte dann eine Zeichentrickserie, die für viele der Einstieg in die Marvel-Welt war. Diese basierte hauptsächlich auf dem Team Blue, in dem aber Psylocke gestrichen und durch Jean und Storm aus Team Gold ersetzt wurde. Nach 76 Episoden und fünf Staffeln war Schluss. Erst vor wenigen Jahren wurde die Welt der X-Men durcheinandergewirbelt. Mit dem neuen Team X-Men: Red kam zuerst Jean Grey von den Toten zurück. Und mit der Gründung der Nation Krakoa in House of X erlernte das Volk der Mutanten als Ganzes die Fähigkeit der Wiedergeburt.

Durch eine journalistische Meisterleistung von Ben Urich kommt in Die furchtlosen X-Men 13 bei der zweiten Hellfire Gala die Unsterblichkeit an die Öffentlichkeit die Unsterblichkeit an die Öffentlichkeit. Dies führte dazu, dass die Eternals ihrer Programmierung nach die Mutanten nun als extreme Abweichung der Evolution wahrnehmen, die es auszumerzen gilt. Dies führt nun zu dem Crossover zwischen Avengers, Eternals und X-Men mit dem Titel Tag der Entscheidung. Parallel dazu erscheint eine neue Reihe namens X-Men: Red, bei der es um die Mutanten-Kolonie auf dem Mars gehen wird, auf dem sich Storm zu einer Anführerin empor gekämpft hat. Als erstes schauen wir aber in eine alternative Zeitlinie in X-Men 92: House of XCII in welchem die Idee weitergesponnen wurde, wie sich House of X entwickelt hätte, wenn es sich im Universum der Zeichentrickserie abgespielt hätte.

Triggerwarnungen

Tod und Sterblichkeit, Genozid

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X-Men 92: House of XCII – Zurück in die Zukunft

Alle Mutanten haben sich vereinigt und gründen zusammen eine eigene Nation auf der lebenden Insel Krakoa. Gleich beim ersten Einsatz stirbt die komplette Truppe der X-Men. Doch es dauert nicht lange und sie werden alle zusammen wiederbelebt. Wolverine ist jedoch wütend, dass Jubilee nicht wiederbelebt werden konnte, die ein paar Jahre zuvor verstarb.

Der Comic beginnt als eine Art Hommage an House of X. Selbst die Cover sind Kopien des großartigen Events. Doch statt wie in House of X eine nicht lineare Geschichte über mehrere Zeitlinien zu erzählen, wird die Handlung im Schnelldurchlauf durchlebt. Bereits in Kapitel drei sind wir bei X of Swords angelangt. Alle Figuren wurden durch Charaktere ersetzt, die es bereits in der Zeichentrickserie gab oder die zumindest in den 80ern schon in den Comics vorgekommen sind. So wurde beispielsweise Hope durch Fabian Cortez ersetzt. Gleich am Anfang gibt es hier auch eine große Überraschung, da in dieser Welt nicht Moira McTaggert die Mutter der Nation ist.

Ein billiger Abklatsch?

Da nahezu dieselbe Geschichte erzählt wird, wie in House of X, ist fragwürdig, was der Mehrwert dieses Bandes ist. Durch die Reduktion der Geschichte läuft dieser Band aber viel schneller auf eine Klimax zu, bei der Henry Gyrich und Dark Beast zu den Antagonisten der Geschichte werden. Das funktioniert, ist aber auch nicht sonderlich originell. Dazu versucht dieser Comic, so viele popkulturelle 90er-Jahre-Anspielungen wie möglich zu platzieren. Fans der alten Zeichentrickserie fühlen sich gleich zu Hause. Dadurch wirken aber auch viele der Dialoge sehr weit hergeholt und gerade die Kommentare von Gambit wirken ein wenig aus der Zeit gefallen. Statt der schwarz-weißen Übersichtstafeln aus House of X gibt es hier flippig bunte Übersichten, die so auch in alten Comicheften gestanden haben könnten.

Mir persönlich war dieser Zeitsprung in die 90er etwas zu viel. Zumal der Zeichenstil mir auch nicht sonderlich zugesagt hat. Die Bilder nehmen sich Anleihen an den alten Cartoons, doch sie wirken durch die modernere Kolorierung nicht vollständig passend. In der Summe hat man hier einen halbgaren Mix aus der animierten Serie und einem modernen Comic, der gleichzeitig aber keins von beiden wirklich wiedergibt. Die Serie hat früher schon die Comics sehr frei interpretiert, ist aber dennoch nah an der ursprünglichen Handlung geblieben. Dasselbe wird mit diesem Band ebenfalls versucht und wer sich an einer soliden Umsetzung erfreuen kann, mag hier zugreifen. Wer von einem Comic ein wenig mehr Originalität erwartet, sollte sich besser andere aktuelle X-Men-Comics anschauen.

Die harten Fakten

    • Autor*in:
    • Zeichner*innen: Lucas Werneck, Michele Bandini
    • Seitenanzahl: 132

 

X-Men: Red – Die Mars Chroniken

Als großes Finale der ersten Hellfire Gala wurde verkündet, dass die Mutanten nun den Mars besiedeln. Seitdem ist einiges passiert: Der Planet wurde in Arakko umbenannt und die Flüchtlinge von Krakoas Schwesterinsel wurden dorthin umgesiedelt. Im Ring von Arakko, der marsianischen Entsprechung des Stillen Konzils von Krakoa, hat sich Storm einen Platz erkämpft. In dieser Position hat sie Arakko zum diplomatischen Hauptplaneten des Sol-Systems ausgebaut, der auch für galaktische Angelegenheiten zuständig ist. Magneto hat seinen Platz im Stillen Konzil aufgegeben und will sich nun auch auf Arakko niederlassen. Sunspot hat derweil eine Bar auf dem Planeten eröffnet. Eben diese drei Figuren sind auch die Protagonisten der neuen Reihe X-Men: Red.

Die Direktorin von SWORD Abigail Brand möchte ein eigenes X-Men-Team für den roten Planeten aufbauen und fragt zuerst bei Cable nach, der sie dabei unterstützen soll. Storm hält ein Mutanten-Team, das den Arrakanern fremd ist, für keine gute Idee und lehnt ab. Vulkan und der inzwischen wiederbelebte Thunderbird verwickeln sich derweil in eine Kneipenschlägerei, bei der Vulkan in die Hände von Brand fällt. Doch ist der ehemalige Imperator der Shi’Ar eine gute Ergänzung für ein X-Men-Team? Vor allem, da sich eine delikate diplomatische Angelegenheit im Shi’Ar-Imperium anbahnt.

Toll geschriebene Figuren

Das was diesen Comic von anderen unterscheidet, ist, dass hier wirklich intensiv auf die Geschichten der Protagonisten, aber auch Nebenfiguren eingegangen wird. So wird neben Magnetos und Vulkans Geschichte auch die Handlung um Rockslide weitergesponnen, welcher der erste Mutant war, der trotz Wiederbelebung nicht zurück geholt werden konnte. Wer sich für das Schicksal dieser Figuren interessiert, sollte hier in jedem Fall zugreifen. Dabei gehören aber außer Magneto und Storm keine der Figuren zu den bekanntesten Mutanten, was die Frage aufwirft, ob dieser Band für den Neueinstieg überhaupt geeignet ist.

Zumindest die wichtigsten Stationen der jüngeren Geschichte der Mutanten sollten bekannt sein, um hier ansatzweise folgen zu können. Die anderen Figuren werden den Lesenden schnell bekannt gemacht und man erhält ein gutes Gefühl für das, was sie antreibt. Diese fast schon behäbige Art der Erzählung wird aber wie schon in Die Unsterblichen X-Men im fünften Kapitel von den Ereignissen aus A.X.E. Tag der Entscheidung umgeworfen, bei dem der Mars Opfer eines Angriffs der Eternals wird. Hier wird wenig Zeit mit Erklärungen verloren und man wird gleich in die Action geschleudert. Dies mag sicher nicht jedem gefallen.

Dennoch halte ich auch diesen Comic für lesenswert. Action steht hier aber ganz klar nur an zweiter Stelle. Die Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren sind im Vordergrund. Wer genau so etwas sucht, wird hier ebenso fündig, wie Komplettisten*innen, die wie ich nicht genug von Mutantengeschichten bekommen können. Ein Must-Have haben wir hier aber nicht, dazu ist der Band zu episodenhaft erzählt.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Al Ewing
  • Zeichner*innen: Lucas Werneck, Michele Bandini, Stefano Caselli
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Die furchtlosen X-Men #13 – Gala mit Hindernissen

Die letzte Hellfire Gala war ein riesiges Spektakel bei dem am Ende verkündet wurde, dass die Mutanten ein Terraforming des Mars erfolgreich durchgeführt hatten. Dieses Mal kommt die große Enthüllung vor der Gala. Der Journalist Ben Urich enthüllt „Unsterbliche X-Men“ und erzählt der Welt viel zu früh, dass die Mutanten momentan nicht sterben, bzw. immer wieder vom Tod zurückgeholt werden können. Die Gala wird dennoch durchgeführt und beispielsweise Clea kommt so auf eine neue Idee, um Doktor Strange zurückzuholen. Doch auch Moira, die inzwischen als Cyborg unterwegs ist und die Seiten gewechselt hat, verschafft sich in der Gestalt von Mary Jane Watson Zugang zur Mutantengala. Auf dieser werden wie schon im Vorjahr die Ergebnisse der Umfrage präsentiert, wer im neuen X-Men-Team dabei sein soll.

Die Gala selbst ist wie schon beim letzten Mal ein Aufeinandertreffen diverser Charaktere, die man auf diese Weise nur selten in Interaktion sieht. Beispielsweise Feilong und Tony Stark am Casino-Tisch. Spannung wird durch die Anwesenheit von Moira ausgelöst, die sich inzwischen als gefährlichste Feindin der Mutanten herausgestellt hat. Dieses Heft soll aber vor allen die nächsten Events vorbereiten. So wird hier ein Prolog zu A.X.E. Tag der Entscheidung geschaffen, wie auch zu Sins of Sinister, dem X-Men-Event, das momentan in den USA veröffentlicht wird.

Viel Prolog, wenig Entscheidungen

Zeichnerisch wirken hier etliche Künstler mit. Die Kostüme sind dabei aber weniger spektakulär als noch bei der ersten Hellfire-Gala. Nur Emma Frost ragt wieder einmal heraus. Die unterschiedlichen Stile der Künstler ergeben ein gelungenes Gesamtbild. Die Story dagegen wirkt eher wie ein Flickenteppich. Das Heft ist gut zum Neueinstieg geeignet, da es Figuren behutsam vorstellt und die aktuelle Situation der X-Men präsentiert. Darüber hinaus gibt es aber keine Handlung, die hier abgeschlossen wird.

Dieser Comic ist gut geeignet, wenn man neu in die X-Men-Reihe hineinschnuppern will oder mehr zum Prolog von A.X.E. erfahren will. Für sich alleine kann dieses Heft aber nur eine durchschnittliche Wertung bekommen, da die Bedrohung durch Moira nicht so recht zünden will und sich am Ende auch nur als weiterer Prolog herausstellt. Das Heft ist gut, aber nichts das man unbedingt gelesen haben sollte.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Gerry Duggan
  • Zeichner*innen: F. Villa, Kris Anka, Matteo Lolli, Rain Beredo, Russel Dauterman
  • Seitenanzahl: 76
  • Preis: 7,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini Shop

 

A.X.E. Tag der Entscheidung #1 – Der Krieg der Unsterblichen beginnt

Seit Kieron Gillen die Eternals-Reihe übernommen hat, weht ein neuer Wind im Marvel-Universum. Mit der Ankündigung von Die Unsterblichen X-Men war es nur eine Frage der Zeit, bis es zum Crossover der beiden Serien kommen würde. In beiden Comics geht es um den Preis der Unsterblichkeit, den nun sowohl Mutanten, als auch Eternals zu zahlen haben. Mit diesem Comicheft wird das Kapitel weiter ausgebaut und mit der Handlung um die ersten Avengers verbunden.

Vor einer Million Jahren erkannte der Eternal Uranos in einer Affenart eine extreme Abweichung, vergleichbar mit der von Deviants. Nach Absprache mit Odin vernichtete er die Affenart. Zurück in der heutigen Zeit hat sich Druig zum Prime Eternal aufgeschwungen. Und er erkennt in der Unsterblichkeit der Mutanten eine ähnliche Abweichung, wie damals die Psi-Fähigkeit bei der Affenart. Sein Ziel: Die vollständige Vernichtung der Mutanten. Doch werden das die heutigen Avengers ebenso einfach hinnehmen?

Dieses Heft umfasst den Comic, der in den USA als Beigabe zum Gratis-Comic-Tag herausgegeben wurde, sowie den offiziellen Prolog zum Crossover. Dementsprechend passiert hier noch nicht viel, doch die Spielsteine werden geschickt platziert. Die relevanten Personen werden vorgestellt und die Tragweite der Ereignisse wird deutlich. Positiv hervorzuheben ist, dass das Ereignis ergebnisoffen dargestellt wird. Man kann davon ausgehen, dass Druig am Ende nicht alle Mutanten vernichten wird, aber wird deren Unsterblichkeit Bestand haben? Werden Figuren das Zeitliche segnen und nicht zurückkehren?

Ein Prolog, der großes erhoffen lässt

Die Zeichnungen dieses Comics erzeugen keine Jubelsprünge bei mir. Dustin Weavers Zeichnungen am Anfang des Bandes erscheinen mir zu flach, was auch mit der Kolorierung zu tun haben wird. Pasqual Ferry, der den eigentlichen Prolog zeichnet, hat einen ganz eigenen Stil, der einen großen Wert auf die Gesichter legt, dabei aber nur bei schurkischen Charakteren Emotionen darzustellen vermag. Durch seine unzähligen dünnen Linien wirkt beispielsweise Wolverine so alt wie schon lang nicht mehr und Captain America sieht ein wenig verschroben aus. Zur Hauptserie wird Valerio Schiti übernehmen, der einen massentauglicheren Stil hat.

Trotz der etwas unglücklichen Zeichnungen bin ich aber froh über diesen Prolog. Er erzeugt einen Spannungsbogen und legt die Grundsteine der Erzählung, bei der klar die Eternals im Mittelpunkt stehen werden. Die Mutanten werden Opfer eines Genozids, der die geschaffenen Strukturen in Aufruhr bringen wird. Würde dieses Event ähnlich wie andere ohne Konsequenzen ablaufen, wäre das nach diesem Auftakt lächerlich. Als Mutanten-Fan muss man sich nun ernsthaft Sorgen um seine Lieblingsfiguren machen und es ist nicht wirklich klar, auf welcher Seite die Avengers stehen werden.

Ob dieser Prolog nötig ist, um die Hauptserie zu verstehen? Das erwarte ich genauso wenig, wie die Notwendigkeit sämtlicher Tie-Ins. Die Eternals-Serie wird ebenso wie die der X-Men Relevanz haben, doch wer die Prämisse akzeptieren kann, dass die Eternals nun einen Genozid an den Mutanten planen, und dabei gespannt mitfiebern kann, sollte hier hineinschauen. Wer allein diese Idee geschmacklos findet und keine Sympathie für die Mutanten hat, sollte einen möglichst großen Bogen um den ganzen Tag der Entscheidung machen.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Kieron Gillen
  • Zeichner*innen: Dustin Weaver, Pasqual Ferry
  • Seitenanzahl: 44
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini Shop

 

Artikelbilder: © Marvel 
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Maximilian Düngen
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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