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Wolverine hat in seinem Leben schon vieles erlebt und wieder vergessen. Gerade deshalb ist und bleibt er einer der bekanntesten und beliebtesten Figuren aus den Marvel-Comics. In den letzten Wochen sind einige neue Comics mit dem Mutanten herausgekommen, der stets der Beste ist, in dem was er tut.

Seit House of X & Powers of X hat sich die Welt der Mutanten und somit auch die von Wolverine komplett auf den Kopf gestellt. Durch die Hilfe von Moira MacTaggert haben Professor Xavier und Magneto ein Paradies für Mutanten auf der Insel Krakoa aufgebaut. Dabei haben sie sämtlichen Mutanten Asyl und Amnestie gewährt. Dies hat auch Omega Red, einer der brutalsten Mutanten und Nemesis von Wolverine, in Anspruch genommen. Es dauerte nur eine kurze Zeit, bis die beiden in Konflikt geraten sind. Zeitgleich kam es in Inferno zu einer Konfrontation von Mystique und Moira. Dieser resultierte damit, dass Moira fliehen musste und ihr die Fähigkeit der Reinkarnation genommen wurde.

In X Leben und X Tode von Wolverine werden nun beide Konflikte wieder aufgegriffen und zu einem großen Finale geführt. Der ebenfalls erschiene Band Wolverine – Patch – Dschungelfieber führt uns dagegen in die Vergangenheit zu einer Zeit, in der Logan als Patch in Madripoor untergetaucht war. Hier gerät er zwischen die Fronten und muss sich mit dem einem anderen Mann mit Augenklappe konfrontieren: Nick Fury.

X Leben und X Tode von Wolverine #1

Der Comic schmeißt uns direkt in die Handlung: Bei der Geburt von Charles Xavier taucht plötzlich der Gärtner der Familie mit einem roten Omega auf der Stirn auf und versucht, Charles‘ Mutter umzubringen. Doch Logan taucht als Retter in der Not auf und ein Katz-und-Maus-Spiel durch die Zeit beginnt: Omega Red versucht Xavier zu töten, bevor er Krakoa erschaffen kann, während Wolverine dies zu verhindern versucht. Doch was die Motive sind, wie es zu den Zeitreisefähigkeiten der beiden Figuren kommt und wohin dieses Abenteuer hinausläuft, wird erst im Verlauf der Handlung klar.

Parallel wird eine zweite Geschichte erzählt: Moira MacTaggert ist im Exil, nachdem Mystique und Destiny sie mit einer Intrige aus Krakoa verbannten. Letztere macht nun Jagd auf Moira, die um jeden Preis versucht, ihr Leben zu retten. Doch dann stellt Jane Foster fest, dass Moira an Krebs leidet. Die Frau, die sich nicht vor dem Tod fürchten musste, da sie die Kraft der Reinkarnation hat, muss sich nun mit der eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen und dies führt zu keimender Wut.

Wer ist der Protagonist? Wolverine oder Moira?

Die beiden Geschichten scheinen vollkommen unabhängig voneinander zu sein, was auch durch unterschiedliche Zeichner unterstrichen wird. Joshua Cassara erzählt von Logans Kampf gegen Omega Red. Stilistisch kann er mit den aktuellen Zeichnern der Mutanten-Reihen mithalten. Er schafft ausdrucksstarke Gesichter und harte Actioninszenierungen, ohne dabei die Hintergründe aus dem Blick zu verlieren. Hier ist auch die Kolorierung besonders stark. Federico Vicentini hat einen Stil, der ein wenig an Manga erinnert und gerade in Actionszenen nicht mit Linien geizt. Durch die vielen Spielereien wird es schwer, die relevanten Details zu erkennen. Dafür schlagen die Bilder ein und erzeugen eine starke Dynamik. Leider muss ich sagen, dass mir diese Richtung wenig zusagt, auch da die Kolorierung hier sehr viel simpler gehalten ist und den Bildern wenig hinzufügt.

Auch die Geschichte von Moira interessiert mich weniger. Ihre Reise ist spannend zu verfolgen, doch dies ist ein Wolverine-Band und das Mysterium um den seltsamen Gesellen aus der Zukunft kommt mir zu kurz. Immer wenn die Geschichte zur Ruhe kommen könnte und die Charakterentwicklung vorangetrieben wird, taucht plötzlich Mystique auf und es endet in der Verfolgungsjagd. Auch bei Logan gibt es ein Katz-und-Maus-Spiel, doch hier wird durch Parallelmontage eine ganz anderer Spannungsbogen erzeugt, der am Ende in einem interessanten Twist endet.

© Panini Comics

Der Band macht Lust auf mehr. Dazu erzeugt er aber auch das Gefühl, als Leser*in irgendwas verpasst zu haben. Diese Lücken werden erst peu à peu gefüllt – wodurch aber auch ein Reiz erzeugt wird. Der Comic verspricht viel Action und sollte jedem gefallen, der sich auf Katz-und-Maus-Spiele einlassen kann. Der große Wurf als Fortsetzung von House of X & Powers of X gelingt ihm dabei nicht. Dies trifft eher auf den vor kurzem erschienenen X-Men Inferno zu, den man auch gelesen haben sollte, um der Handlung um Moira MacTaggert folgen zu können.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Benjamin Percy
  • Zeichner*innen: Federico Vicentini, Joshua Cassara
  • Seitenanzahl: 172
  • Preis: 20 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

X Leben und X Tode von Wolverine #2

Am Ende des letzten Bandes erschien ein Wolverine aus der Zukunft, der vollkommen von der Phalanx übernommen wurde. Charles sendet eine Gruppe von Wolverines los, um den Zeitreisenden zu stoppen: Laura, Gabby und Daken. Doch dann erfahren wir, warum er hier ist: Moira MacTaggert hat ihn zu dem gemacht, der er nun ist, da sie es aus Rache alle Mutanten vernichten möchte.

Erst am Ende laufen die beiden Geschichten zusammen. Eine geniale Zusammenführung wie sie bei House of X & Powers of X passierte, gibt es hier nicht, auch wenn klar erkennbar ist, dass hier der Erfolg dieses Comics wiederholt werden wollte. Dazu kommt leider auch die hanebüchene Wendung, dass Moira nun zu einem Maschinenmenschen wird und alle Mutanten vernichten will. Sie hat Leben für Leben gesehen, wie die Maschinen die Mutanten vernichteten und hat ein neues Zuhause für ihr Volk errichtet. Nun da dieser Traum sich für sie allein als schlecht erwiesen hat, macht sie eine komplette Kehrtwende und will Charles vernichten? Einen Mann, den sie lange geliebt hat, der aber an die Demokratie glaubt und sich dem Willen der Mehrheit gebeugt hat? Das fühlt sich für mich nicht stimmig an.

Ein Twist, der das Lesevergnügen schmälert

Ob der Band gefällt oder nicht, ist davon abhängig, ob man mit dieser Wendung leben kann. Sie hat sich schon am Ende des ersten Bandes angedeutet, sodass dies kein großer Spoiler ist. Hat man den Twist erst einmal akzeptiert, erkennt man, dass dieser Comic gleichzeitig vieles richtig macht. Die beiden Geschichten schaffen eine gemeinsame Klimax und die Spannung steigert sich bis zum Schluss. Dadurch, dass auch bei der Handlung um Moira eine zusätzliche Zeitebene hinzukommt, erreicht dieser Zweig zusätzliche Spannung. Dazu werden Lesende durch immer weitere Wendungen bei der Stange gehalten.

Optisch ist dieser Comic eine gelungene Fortsetzung der vorherigen Geschichte. Hier kann ich mich auch mehr mit den wilden Zeichnungen von Vicentini anfreunden, da er einige sehr stylische Panels dazwischen hat, welche stets wie ein Schlag in die Magengrube wirken und somit die dazugehörigen Twists besser unterstreicht.

© Panini Comics

Mit so einem Panel endet auch der Comic, wodurch aber auch klar ist, dass die Entwicklung rund um Moira MacTaggert noch nicht zu Ende erzählt ist. Insgesamt hat man auch mehr das Gefühl, dass es sich hier um einen Moira-Comic handelt, als dass wirklich Wolverine den Kern der Geschichte ausmacht. Als Gesamtwerk betrachtet man hier die Erschaffung einer Schurkin und Wolverine ist zufällig der Einzige, der sie aufhalten kann. Wer daran Interesse hat, darf gerne zugreifen. Abzug bekommt er nicht, da er schlecht erzählt ist, sondern weil die Entwicklung von Moira unglaubwürdig ist.

Die harten Fakten

  • Autor*in: Benjamin Percy
  • Zeichner*innen: Federico Vicentini, Joshua Cassara
  • Seitenanzahl: 156
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Wolverine – Patch – Dschungelfieber

Logan hat sich gerade erst als Patch einen Namen in Madripoor gemacht, als seine Geschäftspartnerin Tyger Tiger ihn dazu bringt, bei einer Aufklärungsmission teilzunehmen. Hier trifft er auf zwei russische Mutanten, die sich gerade auf der Flucht befinden und es geschafft haben, sowohl S.H.I.E.L.D. um den alten Nick Fury, als auch den KGB und einheimische Warlords auf sich aufmerksam zu machen. Logan muss sich zwischen den Fronten entscheiden und ist die einzige Hoffnung für ein kleines Mädchen.

Die Handlung ist sehr klassisch. Es wird hier aber nicht klar, warum diese Geschichte zu seiner Zeit als Patch spielen muss. Die meiste Zeit befindet sich Wolverine im Dschungel und muss sich mit unterschiedlichsten Gegnern herumschlagen. Der Aufhänger dafür ist auch egal, da er niemals in einen wirklichen moralischen Konflikt gerät. Er entscheidet sich natürlich, ohne mit einer Wimper zu zucken dafür, sich für die Schwachen einzusetzen. So vorhersehbar wie gewöhnlich.

Eine solide Wolverine-Geschichte ohne große Höhepunkte

Der Comic macht wenig falsch, aber wirkt dadurch auch sehr austauschbar. Das einzig besondere ist wohl, dass Wolverine seine Augenklappe trägt, die ihm den Namen Patch eingebracht hat. Dazu wirken die Zeichnungen etwas aus der Zeit gefallen. Die Gesichter haben aufgrund seltsamer Perspektiven oft verzerrte Proportionen und erzeugen dabei wenig Empathie für die Figuren. Die Actionszenen passieren zu schnell, sodass es hier keinen Spannungsaufbau gibt. Als Leser*in fühlt man sich durch die Handlung getrieben, die wenig zu bieten hat.

Wer unbedingt einen neuen Patch-Comic lesen will, kann hier zugreifen, doch ich glaube nicht, dass diese Zielgruppe sehr groß ist. Außerdem bezweifle ich, dass der Comic die entsprechenden Erwartungen erfüllt. Dazu ist der Konflikt zu seicht und vorhersehbar und Madripoor nur für den Aufbau der Handlung von Relevanz. Wer wirklich aus Logans Zeit als Patch lesen möchte, sollte lieber noch einmal zu den alten Comics von Chris Claremont greifen, der einst die Patch-Persönlichkeit erfunden hat und weiterhin der wichtigste Autor in der Geschichte der Mutanten bleibt.

Die harten Fakten

  • Autor*inn: Larry Hama
  • Zeichner*in: Andrea di Vito
  • Seitenanzahl: 124
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop
    1.  

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Alexa Kasparek
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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