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Stolze Krieger in Rüstungen oder doch lieber wilde Bestien aus den Sümpfen? Mit den neuen Starterboxen für Age of Sigmar stehen sich Fraktionen gegenüber, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Wir haben uns die beiden Armeen genauer angesehen und beraten euch welche Armee am besten zu euch passt.

Mit jeder neuen Edition beschert uns Games Workshop für seine Spiele eine neue Starterbox, in der sich unterschiedliche Fraktionen gegenüberstehen. In der dritten Iteration der Regeln für Age of Sigmar hat man die Auswahl zwischen zwei völlig verschiedenen Konzepten. Stolze Stormcast Eternals, Krieger Sigmars, sind dabei die altbekannte Fraktion. Auf der anderen Seite stehen ihnen mit den Orruk Warclans brutale Bestien gegenüber. Am Ende des Tages wird man aber nur eine der beiden Fraktionen dauerhaft sammeln. Um diese Entscheidung leichter treffen zu können, möchten wir in diesem Artikel beide Armeen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten, damit man besser zu einer Entscheidung kommen kann.

Blitz und Modder – Hintergründe und Optik

Bevor man sich für eine Seite entscheidet, kann es sich lohnen, sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen. Auch wenn man seine Fraktion vor allem fürs Spielen bemalt und die Hintergrundgeschichte von Age of Sigmar für die Spielenden nicht von Interesse sein sollte, vermittelt diese einen Eindruck der Spielidee, die hinter einer Armee steckt. Die Stormcast Eternals sind wiedergeborene Helden, die vom Gottkönig Sigmar von der Schwelle des Todes gerettet wurden. Dieser schmiedete sie auf seinem göttlichen Amboss neu, um gewaltige Krieger zu schaffen, die seine Reiche verteidigen konnten. Sigmar ruft seine Krieger nach jedem weiteren Ableben, um sie erneut neu zu schmieden. Dieser Vorgang hat jedoch einen hohen Preis. Mit jeder Widergeburt und jedem schrecklichen Tod, den die Streiter Sigmars erfahren müssen, verlieren sie einen Teil ihrer alten Erinnerungen und damit auch ihrer Emotionen. So werden sie zwar immer effektiver in ihrem Kriegshandwerk, müssen aber alles andere hinter sich lassen.

Diese Entwicklung und in gewisser Form auch die Entmenschlichung zeigt sich auch in der Optik der gesamten Armee. Diese zeichnet sich vor allem durch klare Linien und ein großes Maß an Panzerung aus. Abseits von diversen Reittieren wird die einzige Haut, die man sieht, meist die Gesichter der Krieger*innen sein. Wer auch auf diese verzichten möchte hat fast immer die Möglichkeit, dem Modell einen Helm zu verpassen. Die Stormcast Eternals vereinen somit großen Heldenmut und ein schrechkliches Opfer, das sie immer wieder erbringen müssen.

Die Orruk Warclans ähneln optisch sehr den Orks aus diversen anderen Fantasy-Hintergründen. Sie leben in eher archaischen Verhältnissen und sind, wenn sie nicht Krieg gegen andere führen, mit Auseinandersetzungen untereinander beschäftigt. Trotzdem wäre es ein Fehler, die Grünhäute für dumm zu halten. An vielen Stellen agieren sie beeindruckend clever und überraschen ihre Gegner mit Flankenangriffen oder anderen hinterhältigen Tricks. Die Verkörperung der Orruk Warclans sind ihre beiden Götter, Gork und Mork, die eigentlich zwei Aspekte der gleichen Gottheit abbilden. Gork ist dabei die brutale Hälfte, die den offenen Konflikt sucht. Mork hingegen ist verschlagen und hinterhältig und unterstützt seine Streiter durch alle Arten von Magie. Auch hier findet sich der Hintergrund angenehm in der Optik wieder. Orruk Warclans sind auf der einen Seite brutal anzusehen, muskelbepackt und grobschlächtig. Auf der anderen Seite zeigt sich die Hinterhältigkeit in diversen versteckten Klingen, seltsamen Waffen und hervorspringenden Dornen. Wo die Stormcast Eternals fast nur aus Panzerung bestehen, zeigen sich hier viele Hautflächen, die beim Bemalprozess aufwändig gestaltet werden können.

Beiden Armeen ist gemein, dass man sie mit ganz unterschiedlichen Farbschemata bemalen kann. Der Auswahl sind dabei keine Grenzen gesetzt. Es gibt zwar eine ganze Reihe offizieller Fraktionen mit unterschiedlichen vorgegeben Farben, es stellt aber normalerweise kein Problem da die eigene Armee in selbstgewählten Facetten erstrahlen zu lassen und trotzdem die Regeln einer bestimmten Unterfraktion zu nutzen.

Wer somit eher eine geradlinige Optik schätzt, dürfte hier für die Stormcasts stimmen. Wer aber mehr wild anmutende Modelle mit vielen individuellen Details schätzt, könnte zu den Orruk Warclans greifen.

Alles hört auf mein Kommando – Anführer

Keine Armee ist vollständig ohne eine*n beeindruckende*n Anführer*in, die diese ins Feld führt. Unsere hier vorgestellten Fraktionen bieten beide eine große Auswahl an unterschiedlichen Modellen, die sich dafür eignen. Bei den Stormcast Eternals gibt es 39 verschiedene Modelle mit dem Schlüsselwort Anführer. Eine geradezu albern hohe Zahl, die schon fast eher zum Nachteil gereichen kann. Bei so vielen Möglichkeiten kann die Wahl für das richtige Modell schwierig werden. Gleichzeitig ist so für jeden Spielstil etwas vorhanden. Von gewaltigen geflügelten Bestien bis zu Infanteriemodellen reicht die Spanne an Figuren. So findet sich auf jeden Fall eine Auswahl, die den eigenen Spielstil unterstützt. Wer mehr auf Fernkampfeinheiten setzen will, setzt wahrscheinlich auf eine*n der Zauberer*innen, die sich selbst auch mehr im Hintergrund halten. Wer mehr die direkte Auseinandersetzung sucht, wird bei Modellen wie Yndrasta fündig, die nicht nur immensen Schaden austeilen kann, sondern auch Einheiten in der Umgebung im Nahkampf unterstützt.

Die 20 Helden, die den Orruk Warclans zur Auswahl stehen, erscheinen dagegen schon fast mickrig. Doch auch hier findet man für jeden Geschmack etwas. Die Spitze der Nahrungskette bildet dabei Kragnos, der Gott der Erdbeben. Dieser kostet aber so viele Punkte, dass man ihn nur größeren Spielen einsetzen dürfte. Besonders an unterschiedlichsten Reittieren haben die Orruk Warclans einiges zu bieten. Vom riesigen Schlundmalma, über ein gewaltiges Faultier bis zu einem Riesengeier findet sich hier eine ganze Reihe Exoten.

All diese Auswahlen verleihen den wilden Kriegern aus den Sümpfen sehr viel Charakter und machen sie, trotz der geringeren Auswahl, in dieser Kategorie potenziell etwas spannender.

Schließt die Reihen! – Infanterie und Kavallerie

Helden sind die eine Sache, die meisten Schlachten in Age of Sigmar werden jedoch von den Einheiten aus mehreren Modellen gewonnen. Auch hier besitzen die Stormcast Eternals die größere Auswahl an verschiedenen Einheiten. Für jede Aufgabe gibt es hier gleich mehrere Optionen. Wer beispielsweise Fernkämpfer sucht, hat hier die Auswahl zwischen unterschiedlichen Bögen und Armbrüsten. Auch bei den Nahkämpfern gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, seien es Modelle mit Speeren oder Zweihändern, Hämmern oder Zweihandkolben. Diese Auswahlmöglichkeiten setzen sich auch bei der Kavallerie fort. Hierbei zeigt sich der High-Fantasy Hintergrund von Age of Sigmar recht deutlich, reitet doch kein Modell auf so etwas einfachem wie Pferden. Stattdessen stehen greifenartige Kreaturen, diverse große Echsen und geflügelte Drachen zur Auswahl.

Auch hier haben die Orruk Warclans weniger Auswahl als ihr besprochener Konterpart. Während dies bei den Helden weniger ins Gewicht fiel, fällt hier die fehlende Auswahl auf. Zwar sind mit der dritten Edition eine ganze Reihe unterschiedlicher Orruk Warclans und Hobgoblins hinzugekommen, die älteren Modelle sehen sich untereinander jedoch sehr ähnlich. Wer die erhältlichen Modelle liebt, wird sich daran natürlich nicht stören. Wer jedoch größere Auswahl sucht, könnte hier auf Probleme stoßen.

Und wie spielen sie sich? – Mechaniken der beiden Armeen

Entscheidend sind für viele Sammler*innen neben der Optik natürlich die Spielweisen der Armeen und hier zeigen sich auch deutliche Unterschiede. Die Stormcast Eternals sind offensichtlich eine Elite-Armee, die aus kleinen kompakten Einheiten bestehen wird. Die Werte dieser Einheiten sind denen vieler anderen Fraktionen überlegen, man hat jedoch deutlich weniger Modelle zur Verfügung. So schmerzt der Verlust jedes Modells auf dem Spielfeld mehr, gleichzeitig eröffnet dies aber andere taktische Möglichkeiten. Mit den kleineren Einheiten kann man sich viel öfter die Kampfsituationen aussuchen und zuschlagen, wo diese gebraucht werden. Auch wenn die Stormcast Eternals oft als Einsteigerarmee gehandelt werden, erfordert diese Spielweise aber eine ganze Menge taktisches Geschick und Verständnis. Wer hier blindlings nach vorne stürmt, gewinnt keinen Blumentopf. Zauberei nutzen die Stormcast Eternals vor allem, um eigene Einheiten zu stärken und diese noch effektiver zu machen.

Die Orruk Warclans hingegen können in vielen Fällen auf Masse setzen. Vor allem Hobgoblins sind als Linientruppen spottbillig und können einen breiten Schirm aus Modellen stellen, mit denen man effektiv gegnerische Einheiten von wertvolleren Zielen fernhalten kann. Gleichzeitig können einzelne teurere Einheiten auch genutzt werden, um in einer Art Hammer-und-Amboss-Taktik zu agieren. In diesem Fall halten billige Einheiten den Feind hin, bis die teureren Einheiten mit ihren besseren Kampfwerten dort zuschlagen, wo sie am meisten Schaden anrichten können.

In der Vergangenheit sind aber auch elitäre Orruk Warclans-Listen gespielt worden, bei denen fast ausschließlich auf Helden auf großen Monstern und schwere Kavallerie gesetzt wurde. Mit den aktuellen Regeln bezüglich Missionszielen dürfte diese Taktik etwas schwieriger geworden sein. Ihre Zauberei ist an vielen Stellen darauf ausgelegt den Gegner auf unterschiedliche Weise einzuschränken und so die Initiative im Spiel zu behalten.

Beide Armeen versuchen somit ihre Ziele auf völlig unterschiedliche Weisen zu erreichen. Bei den Stormcast Eternals muss jeder Schlag sitzen, dafür wächst meistens auch kein Gras mehr, wo diese angreifen. Die Orruk Warclans können etwas variantenreicher in der Aufstellung gestaltet werden, dürften aber oft eine ganze Menge Modelle mit aufs Feld bringen.

Sigmar oder Gork und Mork? Ein Fazit

Die Frage, ob man lieber Stormcast Eternals oder Orruk Warclans spielen möchte, ist an vielen Stellen eine Stilfrage. Will man eine kleine elitäre Armee, die mit unzähligen schwer gepanzerten Modellen aufwarten kann, ist man bei den Erstgenannten gut aufgehoben. Wer lieber wilde Bestien ins Feld führen möchte, riesige Geier großartig findet und insgesamt fiese Tricks mag, sollte sich die Orruk Warclans genauer anschauen. Die beiden unterschiedlichen Armeen zeigen eindrucksvoll, welche verschiedenen Spielstile in Age of Sigmar möglich sind und dass diese, auch wenn völlig verschieden, beide ans Ziel führen können.

 

Artikelbilder: © Markus Kastell
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Nina Horbelt
Fotografien: Markus Kastell
Die Battletomes der Fraktionen wurden kostenlos zur Verfügung gestellt

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