Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Auf der Suche nach einer neuen Fraktion für Warhammer: Age of Sigmar? Mehr Lust auf Chaos als auf Ordnung? Wir stellen die unterschiedlichen Armeen dieser großen Fraktion vor und vergleichen die Spielstile. Also die Axt geschärft und ab ins Vergnügen.

Wer kennt das nicht? Man möchte eine neue Armee anfangen, aber man fühlt sich von der Auswahl unterschiedlicher Colour schlicht erschlagen. Von überall bekommt man gute Tipps, Bilder fantastischer bemalter Miniaturen und Spielberichte, in der die eine oder andere Fraktion glänzt. Um diese Auswahl etwas einfacher zu gestalten, möchten wir euch Stück für Stück die großen Fraktionen in Warhammer: Age of Sigmar vorstellen und die einzelnen Armeen vergleichen. Da sich die aktuelle Meta schnell ändert, soll es dabei nicht um kompetitive Vergleiche gehen, sondern um den Stil jeder Armee und was einen beim Anmalen erwartet. Bitte beachtet, dass Games Workshop im Augenblick die Armeenamen nicht übersetzt, die Namen von Einheiten jedoch schon. Wir behalten diesen Stil in unserem Artikel bei. Weiterhin gehören zur großen Allianz des Chaos nominell noch die Skaven. Unseren ausführlichen Artikel dazu findet ihr hier.

Triggerwarnungen

Krieg, Gewalt, Bodyhorror

[Einklappen]

Die Wilden aus dem Wald – Beasts of Chaos

Unsere erste Fraktion ist auch direkt die Animalischste auf der Liste. Die Beasts of Chaos sind wilde Tiermenschen, die aus den dunkelsten Wäldern der Welt hervorbrechen, um Dörfer niederzubrennen und Feinde des Chaos zu opfern. Die Armee setzt sich aus einer wilden Mischung aus Bestien zusammen in unterschiedlichsten Formen und Größen: von kleinen Ungors bis zu gewaltigen Drachenogern. Als eine gewaltige Horde donnern diese vorwärts und versuchen den Gegner vor allem im Nahkampf zu erledigen. Die Anführer der Beasts of Chaos, die Großhäuptlinge, sind furchtbare Gegner, sind aber darüber hinaus nötig, um die Armee zusammenzuhalten. Unterstützt wird eine solche Armee von Zygors und Ghorgors, gewaltigen Bestien, die Auge in Auge mit Riesen agieren können.

Wer sich für die Bestien des Chaos entscheidet, möchte vor allem eine wilde und in einer gewissen Form unberechenbare Armee. Sowohl eine Armee aus großen Einheiten günstiger Infanterie ist möglich wie auch solche, die vor allem auf gewaltige Bestien setzen. Die aktuelle Edition von Warhammer: Age of Sigmar ermöglicht hier völlig unterschiedliche Herangehensweisen. Zwar besitzt die Armee einige Fernkämpfer und durchaus potente Magier, gewonnen oder verloren wird die Schlacht aber zweifelsohne im Nahkampf. Beim Anmalen wird man sich mit einer Vielzahl unterschiedlicher Haut- und Felltöne herumschlagen müssten. Natürlich ist das, vor allem mit modernen Contrast-Farben, gut machbar, man sollte aber schon wissen, worauf man sich einlässt. Die Beasts of Chaos können furchtbar austeilen, verfügen aber kaum über schwere Rüstungen. Man sollte sich also darauf einstellen, dass man die Miniaturen in großer Stückzahl verliert. Wer eine solche wilde Seite auf den Gegner entfesseln möchte, ist hier gut aufgehoben.

Blut für den Blutgott! – Blades of Khorne

Nahkampf ist dein Ding, Zauberei findest du blöd, Rot ist eine attraktive Farbe? Willkommen bei den Blades of Khorne! Die Anhänger des Blutgottes lieben nichts mehr als Gewalt. Ihre Armee besteht aus einer Mischung aus Kultisten, gepanzerten Kriegern und blutrünstigen Dämonen, die nur darauf warten, sich auf den Feind zu stürzen. Der Nahkampf ist das Element dieser Fraktion, obwohl sie mit der Skull Cannon eine einzelne Artillerie-Einheit mitbringen. Im Kern bleibt sie aber eine reine Angriffsarmee. Die armeeweite Fraktion erlaubt das Sammeln von Punkten für zerstörte Einheiten, egal ob es die eigenen oder die des Gegners sind. Khorne ist es am Ende des Tages herzlich egal, wessen Blut fließt. Diese Punkte addieren sich über die gesamte Schlacht auf, und die entsprechenden Effekte werden immer mächtiger. Wer eine von Dämonen unterstützte Armee spielen möchte und dabei auf jegliche Zauberei verzichten will, ist hier gut aufgehoben. Die Fixierung auf die Nahkampfphase zwingt aber Generäl*innen zu taktisch schwierigen Entscheidungen, weiß doch das Gegenüber um diesen Fakt und wird versuchen, aus dem Nahkampf herauszubleiben. Im Bezug auf das Anmalen gibt es hier durch die unterschiedliche Armeebestandteile etwas mehr Flexibilität als zuvor bei den Beasts of Chaos. Rot, Stahl und Bronze sind dabei die klassisch dominierenden Farben. Mit dem Blutdämon kann man ebenfalls eines der ikonischsten Warhammer: Age of Sigmar-Modelle in die Schlacht führen.

Nur der Wandel ist beständig! – Disciples of Tzeentch

Wo die Blades of Khorne den Nahkampf bevorzugen und Magie verabscheuen, ist bei den Disciples of Tzeentch alles etwas anders gelagert. Die Armee ist deutlich fragiler und wird den Nahkampf wo sie nur kann vermeiden. Stattdessen sind es Fernkampfangriffe und Zauberei, die den Spielstil bestimmen. Tzeentch, der Meister der Wege und der Veränderung, liebt nichts mehr als die Täuschung und die Verwirrung, und so ist auch der Spielstil der Armee gekennzeichnet. Schnelle Einheitenverlegungen und Täuschungen sind auch dabei an der Tagesordnung, und so kann man die Gegner*innen manchmal ans falsche Ende des Tisches schicken, wo sie dann im besten Fall nutzlos herumstehen. Im Nahkampf sind Einheiten der Armee schlechter zu treffen, jedoch fehlt es an dem Durchhaltevermögen und Schaden einer Armee des Khorne. Zu Beginn jeder Schlacht darf man, ohne dass die Mitspielenden das verhindern können, einen der endlosen Zauber des Tzeentch nutzen, der sich dann mit seiner Miniatur über das Spielfeld bewegt. Diese lebenden Zaubersprüche haben mächtige Effekte und werden normalerweise schnell gebannt. Bei dieser Variante ist dies erst ab dem zweiten Spielzug möglich.

Tzeentch wird oft als großer vielköpfiger Vogel dargestellt und dies findet sich auch in den Miniaturen wieder. Federn und offensichtliche Mutationen sind allgegenwärtig, Dämonen sehen oft nach amorphen Massen aus, die sich stetig verändern oder aus lebenden Flammen geformt sind. Ein Herrscher des Wandels führt dabei oft die Armeen an.

In der Bemalung nutzt man klassisch Variationen von Blau und Purpur in unterschiedlichen Abstufungen. Große Flügelflächen bei den Dämonen laden ebenfalls zu interessanten Orten für Freehands ein.

Wer sich für diese Armee entscheidet, muss mit schwierigen Entscheidungen auf dem Schlachtfeld rechnen, kann sich dafür aber auch teuflisch freuen, wenn die eigenen Pläne aufgehen.

Begierde und Geschwindigkeit – Hedonites of Slaanesh

Rohe Gewalt und Zauberei haben andere Fraktionen schon geboten, die Hedonites of Slaaenesh setzen auf Geschwindigkeit und Zerbrechlichkeit. Wie keine andere Fraktion aus der großen Allianz des Chaos sind die Hedonites zerbrechlich und tödlich zugleich. Spielerisch nehmen sie die Rolle der klassischen Glaskanonen ein, die furchtbaren Schaden austeilen können, aber selbst Treffer eher schlecht wegstecken. Als Waffen werden neben Bögen vor allem langgezogene Klingen genutzt, sei es bei den menschlichen oder dämonischen Streitern. Die Formen der Miniaturen wirken meist androgyn, Geschlechter verschmelzen bei Slaanesh oft. Viele Modelle sind dabei eher spärlich bekleidet und ansonsten in eine Mischung aus fließenden Stoffen und Metallrüstungen gehüllt. Klassische Farben sind dabei Violett und Purpur-Töne, die man gleichzeitig mit Gold als Metallfarbe kombiniert. Die Hedonites of Slaanesh bieten die interessante Herausforderung, dass die Modelle für eine Chaos-Armee überraschend reinlich und sauber sind und gleichzeitig verstörend wirken können. Eine klare Linienführung beim Bemalen ist dabei merklich von Vorteil. Menschliche und dämonische Teile in der Armee mischen sich dabei deutlich, wobei die stärksten Einheiten die Dämonischen sind. Logischerweise ziehen diese dann aber auch die meiste Aufmerksamkeit auf sich. Durch die hohe Geschwindigkeit der Einheiten bekommt man diese aber relativ fix in den Nahkampf. Und ein Hüter der Geheimnisse vernichtet im Nahkampf fast jedes Ziel. Hier ist somit der*die Spielende gut aufgehoben, der*die mehr auf Geschwindigkeit als auf Durchhaltevermögen setzt.

Kinder der Seuche – Maggotkin of Nurgle

Nurgle ist der Gott der Krankheiten und Seuchen, obwohl er das Selbstverständnis hat, seinen Kindern und allen Personen eigentlich Freude und Glück zu bringen. Und so sind es oft lächelnde Gesichter auf aufgedunsenen kranken Körpern, die die Maggotkin of Nurgle in der Schlacht zeigen. Krankheitsschwanger und verdreht wälzen sich die verseuchten Kranken vorwärts und halten auch schwerste Treffer aus. Die Maggotkin of Nurgle sind nicht schnell, dafür aber widerstandsfähig. Ein*e Gegner*in sieht so eine scheinbar unaufhaltsamen Masse aus Kreaturen auf sich zuwalzen. Die Dämonen des Nurgle greifen diese Idee ebenfalls auf. Große Fliegen oder schleimige Brocken dominieren hier das Bild. Der Große Verpester ist dabei die lebende Iteration von Nurgles Willen. Das Rad der Krankheit ist eine armeeweite Sonderregel, die einen jeden Zug eine andere Krankheit nutzen lässt, die entweder die Armee des Gegenübers schwächt oder eigene Einheiten verstärkt. Die Hauptfarben sind gelbe Pusteln oder ungesundes grünes Fleisch. Hier kann man sich mit Spezialfarben, die Schleimeffekte erzeugen, austoben.

Unterschiedlichste Zaubersprüche unterstützen dabei den Spielstil und verhindern beispielsweise, dass Einheiten sinnvoll beschossen werden können.

Wer eine eher langsamere Armee nutzen möchte, die aber unglaublich viel aushält, findet hier potenziell die richtige Streitmacht.

Und nun alles auf einmal? – Slaves to Darkness

Wo sich die bisher aufgeführten Armeen, bis auf die Beasts of Chaos, auf einen der Chaosgötter konzentriert haben, bieten die Slaves to Darkness den wahrscheinlichsten klassischen Ansatz: menschliche Streiter*innen, die sich den dunklen Göttern verschrieben haben. Der Aufstieg in die Reihen der Dämonenprinzen lockt so manchen in die Fänge finsterer Einflüsterungen, doch viele jener, die emporsteigen wollen, enden als verdrehte Chaosbrut, Wesen ohne Verstand.

Die Slaves to Darkness führen eine gute Mischung aus starken, schwer gepanzerten Einheiten und leichten Kultist*innen ins Feld. Der Charme der alten Conan-Filme findet sich hier durchaus in der Darstellung der Bösewichte wieder. Klassische Farbe der Slaves to Darkness ist schwarz für das Rüstzeug und Bronze oder Stahl für die Waffen. Auf dem Schlachtfeld ist der Nahkampf der Ort, an dem diese Armee ihre Auseinandersetzungen beginnt, besitzt sie doch relevante Fernkampftruppen. Wer sich nicht auf einen Gott gezielt festlegen möchte, findet hier potenziell die passende Streitmacht. Und mit Archaon der ewig Auserwählte kann man eines der größten Age of Sigmar-Modelle in die Schlacht führen.

Und was soll es nun werden? – Ein Fazit

Die Armeen des Chaos sind am Ende so unterschiedlich wie die Spieler*innen, die Spaß an Warhammer: Age of Sigmar finden, und das ist hier durchaus positiv gemeint. Egal ob man Fernkampf oder Nahkampf liebt, zerbrechliche schnelle Einheiten oder zähe Nahkämpfer sucht, egal ob Massenarmee oder kleine Elitetrupps, die Fraktionen des Großen Bündnis des Chaos bieten für jeden Geschmack etwas. Hier mag es sich lohnen, erst einige kleine Gefechte zu bestreiten, bevor man sich endgültig einem der Götter oder gleich allen verschreibt. Wer aber die Armee für sich gefunden hat, bekommt hier tolle Modelle mit noch fantastischeren Umbaumöglichkeiten. Denn am Ende ist es gerade die Vielfalt und Andersartigkeit, die jede der Streitmachten ausmacht und schlussendlich auch verbindet.

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Saskia Harendt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein