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Lion El’Jonson, Primarch der Dark Angels, ist zurück – sowohl als Modell auf dem Spielfeld als auch in der Lore, wo er Protagonist des finalen Bandes der Archen des Omens-Reihe ist. Wir hatten das große Vergnügen, uns beides aus der Nähe anschauen zu können.

Die Rückkehr einer so zentralen Figur, wie es ein Primarch im Warhammer 40k-Universum ist, kann sowohl Begeisterungsstürme als auch Schwemmen der Enttäuschung nach sich ziehen. Die Halbgötter des Imperiums adäquat darzustellen ist ein Balanceakt – sowohl in der Hintergrundgeschichte als auch von der Modellierung eines Modells.

Rückkehr in die Geschichte und auf das Spielfeld – ein Blick auf den Inhalt

Der Plot rund um den Plan Vashtorrs des Arkifanen und seines Verbündeten Abaddon soll mit dem Erscheinen des fünften Bandes nun beschlossen werden. Außerdem läuten die Ereignisse auch das nahende Ende einer weiteren Edition von Warhammer 40k ein, was galaxieerschütternde Umbrüche verspricht.

Archen des Omens: Der Löwe – Das Finale einer Reihe

Um es gleich vorweg zu nehmen: Wie genau Lion El’Jonson seinen Weg in die Welt zurückfand, wird zwar angedeutet, aber nicht aufgeklärt. Trotzdem schließt der narrative Teil des letzten Bandes die Archen des Omens auf spannende und durchaus überraschende Art und Weise ab. Die grafische Aufmachung steht den vorherigen Bänden in nichts nach (die Preisgestaltung mit 45 EUR ebenso wenig).

Vom Aufbau gleicht der finale Band den vorherigen.

Im zweiten Teil des Buches befinden sich Sonderregeln, Verbesserungen und Gefechtsoptionen für die in den vorherigen Bänden noch ausstehenden Fraktionen. Den Abschluss bilden auch hier Missionspakete, wobei zum einen sechs Szenarien unter dem Titel „Schreckensszenario-Missionen“ die Höhepunkte der gesamten Geschichte aufgreifen. Die zwölf „Durchbruch-Operation-Missionen“ zum anderen bieten durch die Einbindung des Geländes aus Kill Team: Seelenfesseln neue Spielvariationen und zudem eine Bandbreite an neuen Layouts und Sonderregeln. Als kleinen Bonus kann man die Datenkarten für den Löwen, Commander Dante und die unterschiedlichen Einheiten der Agenten des Imperiums betrachten, die ganz nach neuem Konzept von Games Workshop auch online frei zum Download stehen.

Ein Primarch betritt das Schlachtfeld: Der Löwe & Gefolge

Wie bei Neuerscheinungen oft üblich (beispielsweise, als neue schweren Waffen der Primaris Marines oder den Modellen von Vashtorr und Azrael herauskamen), kommt die Erstausgabe des Primarchenmodells nicht alleine daher: Begleitet wird er von Klingengarde-Veteranen. Dazu finden sich ein umfangreicher Abziehbogen mit Dark Angels-Heraldik, Bauanleitungen, wie auch zwei Kunstdrucke in der Box Der Löwe & Gefolge. Es hat allerdings kaum Minuten gedauert, bis die Box mit dem neuerschienenen Primarchen ausverkauft war. Für alle, die leer ausgegangen sind, bleibt also nun das Warten auf die Einzelfigur – oder die hohen Preise, die von Weiterverkäufer*innen aufgerufen werden.

Ein Halbgott betritt die Bühne – der Hintergrund

Wie viele der anderen Primarchen, leuchtende Vorbilder der Menschheit und Anführer ihrer jeweiligen Orden, verschwand auch Jonson während des Bruderkrieges, der das Imperium vor zehntausend Jahren erschütterte. In einem Kampf gegen einen Verräter aus den eigenen Reihen tödlich getroffen, sank er zu Boden, doch wurde seine Leiche nie wirklich gefunden. Nach der Zerstörung von „Caliban“, dem Heimatplaneten der Dark Angels, munkelte man, dass die Wächter der Dunkelheit, mystische Dienerwesen der Dark Angels, sich seiner angenommen hätten.

Ein kurzes Gedicht deutet die Umstände des Erwachens von Lion El’Jonson an.

Auch wenn der Band nichts über die genauen Umstände der Rückkehr Jonsons verrät, gibt es zumindest eine kleine prosaische Andeutung über die Rückkehr des Primarchen Lion El’Jonson.

Zehntausend Jahre später beginnt mit diesem Aufschlag nun also die Geschichte des fünften Bandes der Archen des Omens. Wer diese gerne selbst lesen möchte, möge das Folgende guten Gewissens überspringen.

Vashtorrs Pläne und die Rückkehr des Löwen

Vashtorr, ein mächtiger Dämon auf dem Weg zur Chaosgottheit, versuchte im dritten Band der Reihe das finale Teil einer mächtigen Waffe an sich zu bringen. Dieser missglückte Überfall auf die Heimatbasis der Dark Angels hatte zur Folge, dass diese auf Rache sannen.

Im fünften Teil der Reihe nun stoßen die Dark Angels auf die Basis des Dämons. Es bietet sich ihnen ein Bild des Grauens. Der Herrscher der pervertierten Technik hatte ihren vor langer Zeit zerstörten Heimatplaneten als eine korrumpierte dämonische Version wieder auferstehen lassen, welche sich selbst Mitglieder des dunklen Mechanicums in den kühnsten Träumen nicht hätten ausmalen können. Voller Wut stürzen sich die Dark Angels in die Schlacht. Doch diese droht zu kippen, bis plötzlich eine Flotte von Blood Angels auftaucht – in Begleitung des zurückgekehrten Primarchen der Dark Angels, Lion El’Jonson.

In einem großen Finalkampf stößt der wiedergekehrte Primarch der Dark Angels auf seinen dämonischen Bruder Angron.

Vashtorr nutzt die Schlacht, um erneut in die sich im Orbit befindliche schwebende Festung der Dark Angels einzudringen und das letzte Teil seiner Waffe an sich zu nehmen. Er vereint dieses mit den anderen Komponenten und schließt so sein großes Werk ab. Aus der pervertierten Version Calibans wird dadurch eine gigantische Maschinerie, die neue Wege, gleich dem Netz der Tausend Tore, durch Raum und Zeit schneiden kann. Mit dieser allein schon übermächtigen Maschine will Vashtorr nun die ultimative Waffe finden, die tief verborgen im Warp liegt. Er und sein Gefolge verschwinden. Die zurückgebliebenen Krieger der Space Marines werden das schale Gefühl nicht los, dass trotz der Rückkehr eines Primarchen die Schlacht gerade einen katastrophalen Ausgang genommen hat.

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Die Geschichte in Regeln gegossen

Im Regelteil des Buches finden sich die Regelerweiterungen für die Fraktionen Leagues of Votann, Thousand Sons, Adeptus Custodes und, was mich persönlich überrascht hat, für die Agenten des Imperiums, die explizit als eigene Fraktion benannt werden. Auch bei diesen Erweiterungen fällt positiv auf, dass sich die Anzahl an Sonderregeln, Verbesserungen für den Kriegsherren und Gefechtsoptionen in Grenzen hält.

Im Grundregelwerk der Enteraktionen wurden diese stark eingeschränkt und für die individuellen Fraktionen um sechs bis acht Gefechtsoptionen und drei bis vier Verbesserungen für den Kriegsherren ergänzt. Gerade die Masse an Gefechtsoptionen war immer wieder Anlass zur Kritik am Regelsystem der neunten Edition von Warhammer 40k, sodass sich diese Verschlankung durchaus positiv bemerkbar macht. Enteraktionen werden mit Armeen von maximal 500 Punkten auf Gelände gespielt, welches aus vielen engen Gängen besteht. Daher sorgen auch bei den in diesem Band behandelten Fraktionen Regelanpassungen dafür, dass es zu keinem großen Machtgefälle aufgrund von Sonderfertigkeiten kommt, welche für wesentlich größere und offenere Spielflächen geschrieben wurden.

Was die Missionserweiterungen angeht, darf man mit Recht erst einmal skeptisch sein, da dies nun der fünfte Band derselben Spielart ist, der ebenfalls wieder mit neuen Szenarien daherkommt. Für beide Arten der Erweiterung lässt sich jedoch eine durchaus gelungene Umsetzung feststellen.

Die Schreckensszenario-Missionen fangen nicht nur stimmungsvoll Momente aus den vorherigen Büchern auf, sie bringen auch ganz neue Elemente in die Enteraktionen, wie verschwindende Wände, auseinanderdriftende Spielfelder, den Einsatz eines Fahrzeugs, eines Monsters oder der Figur von Lion El’Jonson. Letzteres wirkt allerdings ein wenig erzwungen und es scheint, als hätte man die Figur noch irgendwo verankern wollen.

Die Durchbruch-Operation-Missionen bringen eine eigene Färbung mit ein. Zunächst kommen mit den einreißbaren Wänden und blockierten Türen aus Kill Team: Seelenfesseln neue Elemente in das Spiel. Unabdingbar ist der Besitz dieses speziellen Geländes nicht, da sich dies auch durch Spielmarker nachstellen lässt. Dazu sind die Aufträge vom Layout und den Gewinnbedingungen sehr abwechslungsreich gestaltet. So müssen Reaktoren durch Leckschlagen von Wänden destabilisiert, Missionsziele im gegnerischen Bereich erobert oder zwei völlig unterschiedliche Ziele verfolgt werden. Bei einigen wenigen Beschreibungen kam der Gedanke auf, das schon einmal gesehen zu haben, wobei dann zumeist das Layout der Karte für Abwechslung sorgt.

Eine toll gestaltete und abwechslungsreiche Spielergänzung. Am Ende eine Preisfrage.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: ab 12
  • Seitenzahl: 128
  • Preis: 45 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, KuTaMi

 

Fazit zum finalen Band

Durch die spannende Hintergrundgeschichte und die abwechslungsreichen und vielzähligen Missionen hat das Buch auf jeden Fall seinen Reiz. Besonders in den Schreckensszenario-Missionen gelingt es, einen Bezug zwischen Missionen und der Hintergrundgeschichte herzustellen. Am Ende jedoch bleibt die große Preisfrage nach dem Verhältnis von Kosten Nutzen im Raum. Vom Umfang der gelieferten Szenarien und Hintergründe lässt sich durchaus ein vergleichbares Spektrum mit ein bis zwei der aktuellen Ausgaben des White Dwarfs, dem monatlichen Hobbymagazin von Games Workshop à 9 EUR, erreichen. Natürlich verspricht das Buch neben der hochwertigen Aufmachung und der künstlerischen Gestaltung viel Spaß, die Preisgestaltung ist jedoch auch bei diesem Band dafür zu hoch angesetzt.

  • Neue, abwechslungsreiche Spielarten
  • Ein spannendes Finale der Reihe
  • Hochwertige Aufmachung

 

  • Hoher Preis
  • Fragmentierte Fraktionsregeln

 

Lion El’Jonson auf dem Hobbytisch und dem Schlachtfeld

Die Anforderungen an einen epischen Helden wie Lion El’Jonson sind hoch – sowohl was die Modellierung, als auch was die Regeln angeht. Insgesamt lässt sich feststellen, dass beides gelungen ist. Wallende Beinkleider und ein natürlich wehender Umhang, eine Vielzahl an feinen Details und eine dynamische Pose machen dieses Modell besonders eindrucksvoll. Die begleitenden „Wächter in der Dunkelheit“, die Schwertscheide und Zepter führen und die fast schon metaphorisch wirkende zerbrochene Statue eines gefallenen Engels zu seinen Füßen ergänzen diesen Eindruck. Dabei ist das Modell trotz seiner Komplexität recht einfach aufzubauen, auch wenn das separate Bemalen zumindest des Schildes und Rückenmoduls das Leben wesentlich einfacher macht.

Was den Primarchen auf dem Spielfeld vor allem so hervorragend macht, sind seine Nahkampfangriffe. Ganz der Lore folgend ist Lion El’Jonson ein begnadeter Schwertkämpfer, der mit seinen elf Attacken und extrem hohen Durchschlag vier Schadenspunkte verteilt oder bei zwei Schadenspunkten doppelt so viele Angriffe machen kann. Dazu greift er immer zuerst an und verleiht allen Dark Angel-Einheiten in der Nähe die Eigenschaft, Treffen- und Verwundungswürfe zu wiederholen.

Seine große Schwachstelle ist die Anzahl der Lebenspunkte, die mit neun natürlich hoch ist, aber die neben einem guten Rüstungs- und Rettungswurf von nichts weiterem geschützt werden. Die 370 Punkte, die für den Löwen investiert werden müssen, können also auch recht schnell weg sein. Taktisch bedeutet das, auf dem Spielfeld immer für Schutz durch benachbarte Einheiten zu sorgen. Der Schild des Imperators, welchen Jonson führt, unterscheidet sich von den Werten nicht von einem gewöhnlichen Sturmschild, außer dass es mit einer geringen Chance eine kleine Menge an Schaden zurückwerfen kann.

Begleitet wird der Primarch von drei Klingengarde-Veteranen – ehrenvolle Krieger der ersten Kompanie, die sich in zahlreichen Schlachten verdient gemacht haben. Die Vielzahl an unterschiedlichen Posen, die mit den drei enthaltenen Modellen darstellbar sind, macht die Wahl nicht leicht. Einschränkend an den Modellen ist alleine die Auswahl an Waffenoptionen, die durch die Regeln eng gefasst ist. Es lässt sich auf jeden Fall diskutieren, ob die Primaris-Veteranen die geeignete Begleitung für den Primarchen sind. So schön sie durch ihre Beinkleider und fein gestalteten Schilde sind, hätte ein Kommando-Trupp Deathwing-Terminatoren beispielsweise einen wesentlich engeren Bezug zum Charakter der Dark Angels hergestellt und auf ihre traditionellen Veteraneneinheiten hingewiesen.

Auch die Frage nach der Notwendigkeit, das Modell als Set zu verkaufen, stellt sich. Ansonsten ist der Primarch in der Begleitung einer Klingengarden-Ehrengarde aber sowohl optisch als auch vom Hintergrund gut aufgehoben.

Spieltechnisch sind die Klingengarde-Veteranen schlagkräftige Nahkampfeinheiten, die durch ihre Sturmschilde und drei Lebenspunkte recht stabil sind.

 Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: ab 12
  • Preis: 85 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, KuTaMi

Fazit

Inwiefern Jonson unbedingt in einem Set verkauft werden muss, ist jenseits von Gewinninteressen natürlich ebenso fraglich wie die Preisgestaltung, die im Set bei 85 EUR und als Einzelfigur aller Wahrscheinlichkeit nach bei 55 bis 65 EUR liegen wird. Allerdings ist das Modell von Lion El’Jonson ohne Frage eindrucksvoll gestaltet. Auch die Spielwerte des Charakters sind zum größten Teil gut umgesetzt. Insgesamt handelt es sich bei Jonson also um ein rundum gelungenes Paket, welches sowohl auf dem Spiel- als auch am Maltisch viel Freude verspricht.

  • Wunderschön gestaltetes Modell
  • Gute Umsetzung der Werte
  • Gut zusammenzubauen
 

  • Erst nur im Set bei geringer Auflage erhältlich
  • Preisgestaltung

 

 

 

Artikelbilder: © Games Workshop Ltd
Titelbild: © Games Workshop Ltd.
Layout und Satz: Annika Lewin
Lektorat: Alexa Kasparek
Fotografien: Geoffrey Förste

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