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„Alles stirbt!“ waren die geflügelten Worte vieler vorheriger Events des Verlages Marvel Comics. Jetzt ist es soweit und die Welten wurden vernichtet, jedoch erhob sich eine neue aus der Asche, erzeugt von Gott-Doom: Battleworld.

Hier existieren Helden und Schurken sowohl von Erde-616, als auch der Erde aus dem Ultimate Universe, weiter. Fast alle können sich nicht mehr an die alten Welten erinnern und führen gänzlich andere Leben. Darunter sind sogar einige bereits gestorbene wie James Howlett aka Wolverine. Und was wäre eine ordentliche Comicgeschichte ohne knallharte Action und verwobene Rätsel?

Secret Wars war bereits der Titel eines Ereignisses in den Marvelwelten in der Mitte der 80er Jahre. Damals waren es die Beyonder, die alles verursachten. Jetzt aber sind es der Masterplan der Beyonder und deren Tod, die alles ins Laufen brachte.

Achtung: Aufgrund der Natur einer ausgabenüberspannenden Kritik geht es nicht ohne Spoiler.

Handlung

Spoiler

Band 4 – Kniet vor Doom!

SECRETWARS428VON929_Heft_612Zwei Archen aus beiden vorherigen Welten konnten den Sturm der Zerstörung überstehen. Da wäre zum einen die Arche mit den Helden, allen voran Cyclops, der nun von der Essenz des Phoenix beseelt ist. Auf der anderen Arche sind die Gefährten von Thanos. Es wird wohl nicht lange dauern, bis beide Fraktionen zusammenprallen werden.

Während die Schurken bereits von den Mitgliedern des ThorCorps attackiert werden, erhalten die Helden von Dr. Strange, dem Sheriff von Gott-Doom, einige Antworten. Doch bald werden sie zu Hilfe gerufen und konfrontieren Thanos und seine Schergen. Aber dann schaltet sich Doom selbst ein. Stephen Strange begeht einen Akt der Loyalität und gleichzeitig damit auch einen tödlichen Fehler.

Die zweite Geschichte dreht sich um einen wohlbekannten Beschützer von Hell‘s Kitchen. Der eher als blinde Rechtsanwalt bekannte Daredevil ist jedoch Koch für den Klonherrscher Sinister und verarbeitet Fleisch von Monstern, die „Kollektra“ erlegt hat. Er hofft, sie aus der Unterwerfung durch Sinister zu befreien, aber dies scheint ein zielloser Plan zu sein, der an der Perfidität ihres Herren scheitert.

Band 5 – Die Wahrheit über Doom.

SECRETWARS528VON929_Heft_806Gott-Doom hat seinen Vertrauten, Dr. Strange, getötet. Nach der Trauerfeier setzt er Valeria Richards, die Tochter von Reed Richards und Invisible Woman, darauf an, mehr über die Neuankömmlinge aus den Archen zu erfahren. Und dann – endlich – kommt der Punkt, an dem die Leser endlich erfahren, weswegen alle Welten sterben mussten. In einem Zwiegespräch zwischen Gott-Doom und Molecule Man, irgendwo im von weißen licht durchflossenen Nirgendwo, wird alles offenbart.

Nur so viel sei angedeutet; alles dreht sich um Molecule Man, die Beyonder und einen gefährlichen Plan. Mich persönlich hat die Begründung nicht vom Hocker gehauen. Es ist weniger, dass sie nicht episch oder inspiriert ist, mehr, dass sie schlicht übertrieben scheint, selbst für die weltenumspannenden Ereignisse der Events zuvor.

Dramaturgisch perfekt ist, dass genau in diesem Moment, in dem Doom quasi seinen Ort der Stille gefunden hat, der Widerstand von Schurken und Helden in die aktive Phase übergeht. 

In der zweiten Geschichte, die recht unspektakulär ist, finden wir uns in der Nähe von Greenland wieder. Natürlich sind wir auch auf Battleworld und das Besondere ist hier, dass jeder Einwohner dieser Stadt zu einem Hulk werden kann. Dass das für Probleme sorgt, ist klar. Ein kleines Easter egg verbirgt sich darin, dass der erste Psychotherapeut von Bruce Banner auch hier wieder aktiv wird und Peter Parker-Hulk betreut.

Band 6 – Der geheime Widerstand gegen Doom

SECRETWARS628VON929_Heft_797Durch das Vernichten der Beyonder wurde eine kosmische Kettenreaktion ausgelöst. Die Welten wurden vernichtet und Battleworld entstand. Valeria Richards hatte Erfolg damit, die Eindringliche zu lokalisieren. Black Swan, Corvus Glaive und Proxima Midnight befinden bei Gott-Doom. Aber Erkenntnisse über die Taten der gestrandeten Helden haben sie nicht.

Auf der anderen Seite versuchen die Helden nach wie vor das Geheimnis der Welt zu ergründen und haben dafür beide Spider-Men losgeschickt, sowohl Peter Parker als auch Miles Morales. Und tatsächlich finden sie den Molecule Man!

Auf Dooms Seite hat sich mittlerweile das Gespann der Bedrohungen um Apocalypse und andere Schurken erweitert. Ein Führer der Rebellion, der sich „der Prophet“ nennt, erobert Landstrich um Landstrich. Seine Identität jedoch offenbart der Comic nicht – ein Pünktchen Würze bringt rein, dass Captain Marvel nun auf der Seite der Schurken steht.

Der Knüllermoment steht aber noch aus, als Namor und T’Challa zusammen (Anmerkung der Redaktion: Eigentlich sind sie sich spinnefeind!) das Sanctum von Dr. Strange finden und T’Challa einen gewissen Handschuh bekommt, der fünf ganz besondere Steine in seinen Fassungen hat.

[Einklappen]

Was für ein Ritt! Nach dem eher trägen und verwirrenden Auftakt geht es nun Schlag auf Schlag. Vieles ist Namedropping als reiner Fanservice, aber die Bedrohung, die sich aufbaut, wird von Band zu Band spürbarer und intensiver.

War ich anfangs nicht voll überzeugt, fiebere ich nun der weiteren Geschichte entgegen.

Charaktere

Das wirre Hin- und Herspringen zwischen den Charakteren aus den ersten drei Bänden ist etwas zur Ruhe gekommen. Stattdessen liegt der Fokus immer wieder auf den drei Parteien Doom (und Begleiter), Helden (aus Erde-616 zuzüglich Miles Morales) und den Schurken rund um Thanos. Dabei ist das Pacing sehr angenehm, lässt sich Zeit, auf Details einzugehen, verliert sich aber nicht in Langeweile.

Nach wie vor interessant ist das Verhalten der eigentlich bekannten Charaktere aus der alten, echten Welt. Nun, da das große Rätsel gelöst wurde, fügt sich vieles zusammen, was vorher sinnlos erschien. Viel eher feiert der Leser jeden Moment, in dem ein weiteres bekanntes Gesicht wieder auf Battleworld erscheint und, gesprochen für mich, war ich sehr neugierig, wie die Helden und Schurken nun hier aussehen würden.

Zeichenstil

Autor Hickman arbeitet in allen drei Bänden mit Esad Ribic, einem kroatischen Zeichner, zusammen. Zur Seite stehen einige andere Illustratoren. Allen zusammen gelingt ein optisch beeindruckendes Gesamtwerk mit filigranen Formen, starken Kontrasten und eingängigen Farbgebungen. Besonders hervorzuheben ist die Geschichte rund um Daredevil und „Kollektra“. Diese sehr eigene Art, eine Geschichte grafisch zu erzählen, hat etwas ganz Besonderes.

Der stringente Grafikstil der Hauptgeschichte hilft dem Leser bei der komplexen Storyline, zumindest hier den roten Faden zu finden und sich orientieren zu können.  Gut gelingen vor allem die ikonischen Szenen, die sich in die Erinnerung einbrennen. Schwach wirkt oft die Mimik der Akteure, die stellenweise maßlos überzogen wirkt oder gar unerkennbar unscharf ist.

Preis-/Leistungsverhältnis

Mit einem Preis von 4,99 EUR befinden sich die Bände im normalen Mittelfeld der Branche. Die Geschichtsführung wird stringenter und in sich schlüssig. So entfällt das etwas fade Gefühl der vorherigen Bände, die ich teils mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen.

Hickman beginnt seine Fäden aufzudröseln und das tut dem Event durchweg gut.

Erscheinungsbild

Handwerklich gibt es, wie oft bei Panini Comics, nichts auszusetzen. Kontrastreicher, farbenintensiver Druck, die Rückendrahtheftung ist gut verarbeitet und resistent. Das Papier hat eine gute Haptik und widersteht auch schlampigem, hektischem Umblättern ohne Knicke. Die Cover greifen jeweils die Thematik des Bandes auf und inszenieren sie gekonnt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics (Marvel)
  • Autor(en): Jonathan Hickman
  • Zeichner(in): Esad Ribic et al
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Comic Softcover
  • Seitenanzahl: 52 bis 68 Seiten
  • Preis:  EUR 5,99
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

In einigen Bänden werden die originalen US-Variant-Cover abgebildet.

Fazit

So mittelmäßig die Serie begann, so sehr hat sie sich gemacht. Aus dem zuerst wirren Tohuwabohu von Battleworld und dem Streben der Akteure wurde eine stringente, aber nicht zu gradlinig erzählte Geschichte. Die Offenbarung, woher aber das Sterben aller Welten kam, ist für meinen Geschmack ein wenig zu sehr Deus Ex Machina. Da hätte Hickman sich etwas Schlüssigeres überlegen können. Ich möchte nichts unterstellen, aber es wirkt schon ein wenig nach „Ach, ich brauche ja einen Grund für das alles. Hmmmm… Hah, ich hab‘s!“

Sehr reizvoll ist Gott-Doom, der mitnichten so totalitär ist, wie es in den ersten Bänden den Anschein hatte. Viel eher durchlebt er ein Wechselbad der Gefühle und handelt danach. Das ist wohl der interessanteste Teil der Geschichte. Und es bleibt natürlich die Frage, wer der Prophet ist, der ein Heer von Rebellen führt. Ich bin gespannt, was kommt!

Zeichnerisch gibt es wenig zu bemäkeln – kräftige, beeindruckend inszenierte Panels mit leichten Schwächen bei der Mimik. Handwerklich befinden sich die Bände auf gewohnt hoher Qualität.

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Artikelbild: Panini Comics
Diese Produkte wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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