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Geschichte begann mich erst zu faszinieren, als ich Mitte Zwanzig war. In der Schule hat sie mich fürchterlich gelangweilt. Hätte es damals die historischen Spielbücher gegeben, wäre ich sicher deutlich interessierter gewesen. In dem Solospielbuch, welches ich heute bespreche, dürfen wir die Spannungen zwischen England und Spanien im 16. Jahrhundert miterleben.

Erscheinungsbild

Die mir vorliegende broschierte Taschenbuchausgabe vom zweiten Spielbuch Abenteuer Weltgeschichte – Die spanische Armada macht optisch einen guten Eindruck. Ein verstärktes Cover mit einer Szene der die Weltgeschichte bestimmenden Seeschlacht wirkt als Blickfang. Allerdings ist das Papier recht anfällig für Knicke und Macken. Im Inneren begrüßt uns kein rein weißes, sondern eher mattbeiges, an Büttenpapier erinnerndes Papier.

Schriftsatz und Font sind gut gewählt, so dass die Leserlichkeit gut unterstützt wird. Ein Inhaltsverzeichnis gibt es nicht. Dafür entdecken wir aber zureichend dargestellte Abläufe der echten Geschichte, die auch einem nicht jugendlichem Leser, der sich erst noch an die Schulzeit erinnern müsste, schnell helfen, sich in der richtigen Epoche zurecht zu finden.

Artwork ist eher spärlich gesät und dann auch rein in schwarzweiß und einfach gehalten. Immerhin brechen Zeichnungen von damals gebräuchlichen Waffen und Schiffsteilen den Textfluss auf.

Die harten Fakten:

  • Broschiert: 216 Seiten
  • Verlag: Mantikore Verlag; Auflage: 1 (6. April 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3939212091
  • ISBN-13: 978-3939212096
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 9 Jahren
  • Preis: 12,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon (Klick), Sphärenmeisters Spiele (Klick)

Handlung

Spanische_Armada

Thematisch befinden wir uns im 16. Jahrhundert, zur Zeit der Herrschaft von Elisabeth I. über England. Religiöse und politische Spannungen zwischen England und Spanien kulminieren in einer riesigen Armada, die gegen England segelt, um dort eine Invasion zu vollziehen.

England erhält Nachricht davon und stemmt sich mit voller Seemacht dagegen. Diese Phase, die weit mehr ist als nur eine große Schlacht, dürfen wir miterleben auf Seiten der Engländer oder der Spanier.

Eine kurze Prüfung in entsprechenden historischen Quellen lässt direkt erkennen, dass die Recherche des Buches, welches ursprünglich von Jon Sutherland und Simon Farrel geschrieben wurde, durchaus umfangreich gewesen sein muss, denn wir finden im Spielverlauf auch einige Seitenszenen der Geschichte, die jenseits des Schulwissens liegen.

Während Geschichte hier interessant aufbereitet wird, kommt auch damit sogleich der Nachteil zum Tragen.

Die Geschichte ist unveränderlich, weil bereits geschehen. Somit kann der Spieler auch nichts mehr daran ändern, die meisten Möglichkeiten, abzuzweigen oder generell einen Würfeltest auf das Bestehen einer Aufgabe zu machen, sind meist auf den Kampf fixiert und hier geht es dann um das blanke Überleben. Seemännisches Geschick entscheidet nur, ob man an einer weiteren Schlacht teilnimmt oder sich vielleicht versegelt und in einer Flaute vor sich her dümpelt.

Hier wären durchaus Möglichkeiten gewesen, etwas erzählerische Freiheit einzubauen und kurze Szenen einzubauen, die den Endausgang zwar nicht beeinflussen, aber den Eindruck vermitteln, dass der Spieler mehr Freiheit hat.

Sehr vorbildlich finde ich, dass die echte Geschichte nachfolgend erläutert wird, um zu erklären, wie es dazu kommen konnte. Dafür ein dickes Plus!

Regeln

Spieler erstellen ihren eigenen Charakter im Rahmen dieses Spielbuches. Dafür werden 50 Punkte unter den Fertigkeiten Stärke, Schnelligkeit, Glück, Überredungskunst, Schusswaffen, Schwertkampf und Seefahrt aufgeteilt. Keine Fertigkeit darf niedriger als 2 und höher als 12 sein. Die halbe Stärke bestimmt die Höhe der Lebenspunkte.

Auf diese Fertigkeiten wird geprobt, in dem man 2W6 wirft und kleiner gleich der Fertigkeit bleibt.

Kämpfe finden entsprechen statt und erfolgreiche Proben bleiben kleiner gleich der entsprechenden Kampffertigkeit. Treffer von Fäusten oder Schwertern machen 1 Punkt Schaden, Treffer aus Schusswaffen machen 2 Punkte Schaden.

Würfelt man einen 1er Pasch oder trifft die 2 auf der mitgelieferten Zufallstabelle, stirbt der Gegner sofort. Das passiert jedoch auch im Gegenzug mit dem Spielercharakter, wenn der Gegner entsprechend würfelt.

Alles in allem sehr leichtgängig und einsteigertauglich, wenn mir auch die Gefahr des sofortigen Todes nicht zusagt.

Schreibstil

Ich muss hier schreiben, dass ich mich privat mittlerweile sehr für Geschichte interessiere und daher den rein subjektiven Eindruck hatte, dass die Handlung so an mir vorbeiplätschert.

Vielleicht liegt das daran, dass ich das alles bereits kannte. Objektiv betrachtet kann der gewählte Schreibstil und damit die Übersetzung ein gutes Kopfkino erzeugen und weiß auch die eine oder andere mitreißende Szene zu erzeugen, vollends begeistert bin ich jedoch nicht.

Preis-/Leistungsverhältnis

Ich muss hier beachten, dass das Buch für sich beansprucht, Geschichte interessant aufzubereiten und damit Allgemeinwissen zu mehren. Bedenke ich nun, dass das Buch ab neun Jahren Alter empfohlen wird, finde ich den Preis leicht zu hoch.

Aufbereitung und Darbietung stimmen bis auf die unter Schreibstil angemerkten Punkte, viel falsch macht man mit dem Kauf nicht.

Bonus/Downloadcontent

Das Charakterblatt findet sich auch in Mantikores Downloadsektion: Klick

Fazit

Die spanische Armada ist ein Solospielbuch, welches sich darauf versteht, ein bedeutsames Kapitel europäischer Geschichte interessant und ansprechend aufzubereiten. Auch wenn man oft an der Geschichte nur entlang spielt und wenig Möglichkeiten hat, eigene Entscheidungen einzubringen, vermittelt es gekonnt einige nicht so bekannte Randereignisse der Auseinandersetzung zwischen Spanien und England im 16. Jahrhundert.

Mich begeistert dieses Projekt alleine dadurch, dass hier die Möglichkeit gewählt wird, das Allgemeinwissen durch hautnahes Miterleben zu mehren. Ich wünsche mir, dass so mancher Geschichtsunterricht in der Schule ähnlich gestaltet worden wäre.

Vielleicht spiele ich es mit meinem Sohn, wenn er alt genug ist.

Daumen3maennlich

Artikelbild: English School, 16th century. Wikipedia, CC-Commons

Cover: Mantikore Verlag

 

 

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