Rezension: The Changer #01 – Hard Rock Timetravel (Plem Plem Productions)

Okay, die Prämisse ist nicht neu: Geschehnisse, die dem Protagonisten nicht in den Kram passen, werden geändert. Die Angebetete stirbt und der Held greift in den Lauf der Zeit ein, um dies zu verhindern.Auch dass diese mehr Probleme verursachen als sie lösen, ist nichts Neues. Wenn allerdings auch noch eine mystische Gestalt eine Rolle spielt, die versucht diese Taten ungeschehen zu machen, dann wird das ganze interessant.

Handlung

Jacob Dillon ist unsterblich in Kathie verliebt, sie hat ihn vor dem Absturz und dem Drogentod bewahrt. Dafür ist er ihr unendlich dankbar. Doch nach nur wenigen glücklichen Monaten zusammen, kommt sie bei einem Autounfall ums Leben. Der Fahrer des Unfallwagens wird freigesprochen.

Der Hardrocker Jacob ist am Ende und verfällt zunächst wieder den Drogen. Gerade als er kurz davor ist, wirklich alles hinzuwerfen, geht ein Meteoritenschauer über der Stadt nieder. Einer der seltsam glühenden Brocken trifft sein Apartment. Während der folgenden Ohnmacht hört Jacob Stimmen, die ihm mitteilen, dass seine „Reise beginnt“. Er erwacht und sieht sich einer dunklen, unheimlichen Gestalt gegenüber, die ihm verkündet, seine Reise wäre hier und jetzt beendet und Anstalten macht ihn anzugreifen. Verwirrt wehrt sich Jacob und entkommt – nur um erneut in Ohnmacht zu fallen.

Als er wieder zu sich kommt, steht er einmal mehr vor Kathies frischem Grab und trauert. Das Grab öffnet sich und eine grausam entstellte Kathie kommt hervor, die verlangt, dass Jacob sie rettet. Dieser findet sich in seinem Bett wieder. War alles nur ein Traum? Nein, da sind grün leuchtende Splitter in seiner Haut eingebettet und Zack, sein bester Freund, steht vor der Tür, um ihn mit Chips und Bier etwas aufzuheitern. Während die beiden sich unterhalten, bricht das Balkongeländer und Zack stürzt in die Tiefe. Instinktiv aktiviert Jacob jedoch die Kristalle in seinem Arm und dreht, zur eigenen Überraschung, die Zeit einige Minuten zurück. Zack lebt wieder!Nur wenig später, nachdem er verstanden hat, was da eigentlich passiert ist, entschließt er sich Kathies Leben zu retten. Und da fangen die Probleme erst richtig an.

Charaktere

Jacob ist ein harter Kerl mit weichem Kern. Seine Wandlung, um der Liebe zu Kathie willen, ist schnell, gut und glaubhaft in Szene gesetzt. Auch sind seine Verwirrung und das Erstaunen ob seiner seltsamen Kräfte nachvollziehbar. Ebenso wie sein Unwillen, der dunklen Gestalt Glauben zu schenken, die ihn warnt, dass er Paradoxe hervorruft, die alles nur schlimmer machen. Kathie hingegen wirkt etwas flach, was jedoch daran liegen mag, dass sie die meiste Zeit dieser ersten Ausgabe noch unter den Toten weilt und nur in Jacobs Erinnerung lebt.

Zeichenstil

Der Zeichenstil von Thomas Wagner gefällt mir. Irgendwie schafft er es nah an den typischen, amerikanischen Hochglanzstil heranzukommen, ohne dass der Charme eines Indie-Comics verloren geht. Da steckt noch immer etwas Weiches, Unförmiges in den Bildern, das irgendwie typisch „deutsch“ oder „europäisch“ ist. Die Zeichnungen sind teils schön düster und kontrastreich, der Strich ist ab und an etwas fahrig und unsauber, aber eben das macht das gewisse Etwas aus. Hier ist ein sehr talentierter Mensch am Werk, aber noch lange kein Profi. Und das erwartet man auch nicht.

Preis-/Leistungsverhältnis

Für 4,99 EUR bekommt man ein 40 Seiten starkes, wirklich gutes Heft. Die Farben sind kräftig und sauber, das Lettering ist klar und deutlich. Wirklich gute Arbeit.

Erscheinungsbild

Das Cover ziert ein sehr stimmungsvolles Pin-up des Hauptdarstellers Jacob (Jackie) Dillon. Umtost vom Sturm, zielt er mit seiner glühenden Hand auf den Leser.

Die harten Fakten:

• Verlag: Plem Plem Productions
• Autor(en): Christopher Kloiber
• Zeichner(in): Thomas Wagner
• Erscheinungsjahr: 2014
• Sprache: Deutsch
• Format: Comicformat
• Seitenanzahl: 40 (incl. Cover)
• Preis: 4,90 EUR
• Bezugsquelle: Plem Plem Productions

Bonus/Downloadcontent

Kein Bonus-/Downloadcontent.

Fazit

Ich bin positiv überrascht von diesem Werk. Story und Zeichnungen sind echt gut. Dieses Comic hat meiner Meinung nach das Potential, zu einem Verkaufsschlager von Plem Plem Productions zu werden. Solange das Story-Niveau nicht abrutscht und sich in den altbekannten Klischees der Zeitreise-/Superhelden-Geschichten verfängt.

In dieser ersten Ausgabe umgeht der Autor diese Fallen noch ganz geschickt, ich wünsche mir, dass es so bleibt. Ein Nobody, der besondere Fähigkeiten erlangt und einen hohen Preis dafür zahlen muss, ist ja, wie gesagt, nichts Neues, aber die Herangehensweise ist clever und originell. Weiter so! Einziges Manko sehe ich in den manchmal etwas wenig detaillierten Hintergründen. Aber solange der Rest stimmt, ist das zu verschmerzen.

Artikelbilder: Plem Plem Productions