Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Viele LARP-Gruppen nehmen sich früher oder später einmal vor, eine eigene Taverne zu eröffnen. Doch das Ganze ist leichter gesagt als getan. Von der Suche nach einer geeigneten Lokation bis hin zur Bewirtung der Gäste ist es ein weiter Weg, der mehr als ein Hindernis aufweist.

Wer seine eigene LARP-Taverne eröffnen will, muss an vieles denken. Hier ein paar Denkanstöße und Tipps für alle potentiellen Wirte und Gastgeber.

Was macht eine Taverne aus?

Im Gegensatz zu einer Convention dauert eine Taverne meistens nur wenige Stunden. Aber genau wie bei Cons gibt es auch hier viel Spielraum und einiges an Unterschieden.

Während man sich für reguläre Cons eigentlich immer vorab anmelden muss, gibt es auch etliche Tavernen, die als offene Veranstaltungen gedacht sind. Das hat zwar den Vorteil, deutlich weniger Organisationsaufwand im Vorfeld zu haben, allerdings geht dabei auch sehr viel Planbarkeit verloren. Ein oft gewählter Kompromiss ist es, eine Veranstaltung in den Sozialen Medien zu erstellen, zum Beispiel über Facebook. Zwar können die Teilnehmerzahlen der digitalen und der realen Veranstaltung unter Umständen stark voneinander abweichen, dafür bieten die Sozialen Medien gleichzeitig eine gute Werbeplattform sowie ein Forum, in dem Gast und Wirt auch OT miteinander kommunizieren können.

In aller Regel werden die Möglichkeiten, die eine Taverne bietet, von der Lokation vorgegeben. Befindet sich die Taverne in einem Keller oder anderen Räumlichkeiten, mitten in der Stadt oder außerhalb auf dem Land, kann dies die Möglichkeiten der Spieler unter Umständen vermindern oder einschränken.

Die richtige Lokation und passende Ausstattung sind schlussfolgernd die wichtigsten Grundlagen. Natürlich hat kaum jemand den Fundus, um eine Taverne mit 100 Prozent authentischen Möbeln auszustatten. Einfach ein paar Klappstühle hinzustellen ist jedoch auch keine gute Lösung. Im Außenbereich, so vorhanden, tun es meistens ein paar Bierbankgarnituren mit Tischdecken und/oder passenden Hussen. Trotzdem ist es wichtig, dass der Innenraum nicht zu improvisiert wirkt. Auch wenn die Taverne nicht jede Nacht bespielt wird, sollte sie doch wie eine Räumlichkeit wirken, bei der das der Fall sein könnte. Immerhin will sie ja genau dieses Umfeld darstellen und die Illusion einer Schenke im Betrieb abbilden. Solide Holzmöbel, wie richtige Bänke und Tische, sind das Minimum an Innenausstattung, reichen dafür in aller Regel aber auch völlig aus.

Innerorts kann es gut sein, dass man nicht so laut feiern kann, wie man es gerne möchte. Ohne Außenbereich gibt es oft nicht genug Platz, den man gut für einen Kampf nutzen könnte.

Selbst wenn der Platz nichts zu wünschen übrig lässt, steht es jeder Tavernencrew natürlich frei, das Kämpfen im Allgemeinen zu untersagen. Das kann aus Sorge um das Mobiliar und die Dekoration passieren, es kann aber auch einfach eine Vorsichtsmaßnahme sein, um zu verhindern, dass sich Kontrahenten gegenüberstehen, die vorher zu tief ins Glas geschaut haben. Besonders als Gast sollte man sich daher im Vorfeld informieren, ob es sich rentiert einen kampflustigen Charakter zu spielen – oder ob man seine Waffen einfach gleich zu Hause lässt.

Insgesamt eignen sich Tavernen nicht für jeden Charakter. Der Spieler muss sich hier immer die Frage stellen, ob der Aufenthalt in einer schlichten Schenke zu seiner Darstellung passt. Ein Adliger, der sich ohne Gefolge alleine in einer Taverne aufhält, darf sich nicht wundern, wenn ihm unter Umständen der Respekt verweigert wird. Auch für verschiedene High Fantasy-Konzepte stellt sich die Frage, ob es Sinn ergibt, wenn dieser Charakter eine Taverne besucht. Warum sollte ein Baumgeist, ein Elementar oder ein anderes Naturwesen mit dem normalen Pöbel einen Trinken gehen wollen?

Alles eine Frage des Ambientes?

Welches Ambiente passend ist, hängt natürlich auch davon ab, wer die Taverne ausrichtet. Neben dem jeweiligen Hintergrund spielt es auch eine Rolle, ob die Taverne einfach so bespielt wird, quasi als normaler Abend, oder ob es einen IT-Vorwand gibt. Für ein Verlobungsfest oder eine Hochzeit sollte man natürlich anders dekorieren als für einen Ritterschlag oder ein religiöses Fest.

Wenn die Taverne regelmäßig und unabhängig von irgendwelchen Festen stattfindet, bietet es sich an, Schmuck und Deko vom Hintergrund des Veranstalters inspirieren zu lassen. Wenn die veranstaltende Gruppe bestimmte Farben benutzt, ist es oft leichter, entsprechend farbige Deko aufzutreiben, als Banner mit einem bestimmten Logo herzustellen.

Darüber hinaus spielen besonders Feinheiten eine wichtige Rolle, um die passende Stimmung zu vermitteln. Portraits hintergrundrelevanter Charaktere, eventuell auch von bereits verstorbenen Helden, regen wunderbar zum Austausch von Geschichten und Anekdoten an. Natürlich sind richtige Zeichnungen dafür besser geeignet, im Zweifelsfall kann man hier allerdings auch mit Fotoprogrammen oder entsprechenden Filtern Fotos aufhübschen.

Wenn der Veranstalter eine Gruppe ist, die sich nach historischem Vorbild ausrichtet, können auch daraus viele Details entnommen werden. Wikingergruppen können ihre Banner mit Runenschriftzügen oder nordischen Symbolen wie dem Thorshammer aufhängen, um das Ambiente aufzuwerten. Auch eine typisch mittelalterliche Taverne kann mit ein paar alten Werkzeugen verschönert werden. Wer so etwas sucht, wird auf so manchem Flohmarkt fündig werden. Es gibt einige Dinge, die sich unabhängig vom Hintergrund fast überall zur Dekoration eignen. Dazu gehören unter anderem Felle. Mit einem gemütlichen Schafsfell kann man nicht nur manches verdecken, sondern auch die Bänke und Stühle deutlich bequemer machen. Auch ein paar hübsche Waffen verschönern jeden Raum.

Viele besuchen eine Taverne einfach, um ihren Charakter einmal in Ruhe spielen zu können. Spielangebote, die in Stress und Hektik ausarten könnten, werden eher ignoriert. Andere geben dem Spiel den Vorzug und gehen auf alles ein, das ihnen für ihren Charakter konsequent erscheint.

Da es beide Sorten von Gästen gibt, liegt es bei den Betreibern, wie viel oder wenig Plot sie in ihrer Taverne wollen. Allerdings sollte aus Rücksicht auf die Leute, die gemütliches Charakterspiel betreiben möchten, immer die Möglichkeit bestehen, einfach sitzen bleiben zu können. Es wird ohnehin irgendwann seltsam, wenn man jedes Mal, wenn man etwas trinken geht, am Ende die Welt retten muss.

Ein Grund, warum einige Spieler grundsätzlich nicht mit ihren Charakteren auf LARP-Tavernen gehen, ist die relativ hohe Anzahl an IT-/OT-Kompromissen, die man im Vergleich zu einer Con eingehen muss. Auch wenn sich alle einig sind, dass Toiletten eher modernen als historischen Ansprüchen genügen sollten, ist beispielsweise der Zahlungsverkehr etwas, bei dem man irgendwann um richtiges Geld nicht mehr herumkommt. Um nicht jedes Mal den bösen OT-Geldbeutel in die Hand nehmen zu müssen, haben sich deshalb vielerorts Tavernenkarten durchgesetzt. Meistens sind das kleine Kärtchen aus Pappe oder Papier. Man zahlt beispielsweise 10 Euro für eine Karte, die der Wirt mit einem Stempel oder seiner Unterschrift versieht, um Fälschungen vorzubeugen. Auf dem Kärtchen befinden sich dann zwanzig Kästchen, die jeweils einen Wert von 50 Cent darstellen, was also den gezahlten 10 Euro entspricht. Bestellt der Gast dann ein Getränk für beispielsweise 1,50 Euro, streicht der Wirt drei Kästchen ab. Ist die Karte aufgebraucht, holt man sich einfach die nächste. Falls man nach der Taverne noch Guthaben auf der Karte hat, kann man sich den Betrag entweder auszahlen lassen oder behält die Karte für die nächste Veranstaltung. Auf diese Weise kann man den Bargeldverkehr zwar nicht völlig abschaffen, aber doch zumindest stark reduzieren.

Um das Kostenrisiko gering zu halten, bieten viele Getränkehändler an Ware auf Kommission zu beziehen. Das heisst, man zahlt am Ende nur die Getränke die auch verbraucht wurden. Meist verleihen diese Händler auch günstig Bierbank-Garnituren.

Was gibt es zu Essen?

Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Habe ich in meiner Lokation eine Küche zur Verfügung, und wenn ja, wie ist diese ausgestattet? Habe ich eine Theke zum Anrichten? Kann ich irgendwo einen Grill aufstellen? Und noch bevor man diese Fragen stellt: Will ich überhaupt etwas anderes als Getränke anbieten?

In den meisten Tavernen gibt es in irgendeiner Form etwas zu Essen, und seien es nur vereinzelte Schalen mit Knabbereien.

Wenn es sich um eine Taverne mit Voranmeldung handelt, lohnt sich die Frage nach dem Essen schon bei der Anmeldung. Auf diese Weise ist es möglich, bedarfsorientiert einzukaufen. Außerdem kann, falls man eine Küche hat, die Kochzeit (die ja auch von der Anzahl der Portionen abhängig ist) besser abgeschätzt und dementsprechend geplant werden. Weiterhin können so Vegetarier, Veganer oder Menschen mir Unverträglichkeiten aller Art berücksichtigt werden.

Zwar kann man nicht immer auf jeden Gast Rücksicht nehmen, allerdings kann man dann wenigstens im Vorfeld kommunizieren und gegebenenfalls eine Alternative erarbeiten. Zum Beispiel kann man für Vegetarier einige Portionen zur Seite legen, bevor man eine Fleischeinlage zum Essen hinzufügt.

Warmes Essen wird zwar gerne angenommen, allerdings stellt sich die Frage, welches Gericht am besten geeignet ist. Es sollte idealerweise etwas sein, das sich einfach und in größeren Mengen herstellen lässt. Eintöpfe aller Art bieten sich an. Auch eine Art kaltes Buffet mit verschiedenen Broten, Gemüse und Obst ist eine Möglichkeit, die kostengünstig und mit relativ geringem Aufwand angeboten werden kann.

Es sollte auch rechtzeitig ein Gedanke darauf verwendet werden, wie viel Geschirr, Krüge und Besteck man zur Verfügung hat. Sollte es sich lediglich um einen kleinen Fundus handeln, bietet es sich an, die Gäste rechtzeitig darauf hinzuweisen, dass man bitte einen eigenen Krug und gegebenenfalls Besteck mitbringen sollte.

Wenn man sich außerdem für selber kochen entscheidet, sollte man bedenken, dass ggf. eine Hygieneschulung nach Infektionsschutzgesetzt nötig sein kann. Dies kann man bei seinem lokalen Gesundheits- und meist auch Gewerbeamt erfragen.

Zum Abschluss

Ein gemütlicher Abend in der Taverne ist für den Gast sicherlich mit weniger Aufwand verbunden als für den Betreiber. Doch auch der kann einen schönen Abend haben, wenn er sich nicht von der Situation überfordern lässt. Hierbei hilft es enorm, sich rechtzeitig mit den verschiedenen Punkten, die auf einen zukommen werden, auseinanderzusetzen. Natürlich ist es völlig unmöglich, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Das bedeutet aber nicht, dass Vorbereitung völlig vergebens ist. Wenn man sich wenigstens über die hier angesprochen Punkte Gedanken macht und ein solides Konzept erarbeitet, steht einer schönen Taverne mit viel Spaß und Spiel für alle nicht mehr viel entgegen.

Artikelbilder: Nabil Hanano/Wyvern e.K.

Über den Autor

Robert Hess studiert Ressortjournalismus in Ansbach und verbindet damit Hobby und Studium. Als leidenschaftlicher LARPer treibt er sich hauptsächlich in Süddeutschland auf diversen Cons rum. Über dieses phantastische Hobby schreibt er nun auch bei den Teilzeithelden und widmet sich dabei Praxistipps ebenso wie Bastelanleitungen.

 

 

9 Kommentare

  1. Was jetzt noch da fehlt ist. Getränkehändler bieten Bierbänke zum ausleihen an ( falls man auch draußen im freien was aufbauen will. ) und die Getränke auf Kommission. Man verscherzt sich schnell was Leute trinken. Es ist dann immer gut wenn man volle Kisten oder Metkanister wieder an den Getränkehändler zurück bringen kann.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein