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Die Abenteuer der Monster Hunter International gehen weiter. Einige Monate nach der Vernichtung des von alten Göttern gesegneten Inquisitors winken neue Gefahren. Der schreckliche Oberherrscher, ein kilometerlanger Tintenfisch aus Äonen her, will Owen Pitts Kopf. Wer dachte, dass der erste Teil der Romanserie bereits überlebensgroß war, wird überrascht werden.

Monster Hunter International (MHI) betreibt professionelle Monsterjagd in der heutigen Welt, bezahlt von einem Fond der Regierung. Owen Pitt, ehemals Buchhalter, nun Jäger, trat der Organisation nach dem Kampf gegen einen Werwolf bei. Er besiegte eine große Bedrohung interdimensionalen Ausmaßes, er verliebte sich und er lernte gewaltig viel. Aber seine Taten im ersten Roman sorgten für die Aufmerksamkeit gewaltiger Kreaturen von jenseits der Realität – der großen Alten, wenn man so will.

Story

Als der massige Owen Pitt eigentlich mitten in den Hochzeitsvorbereitungen mit Julie Shackleford ist, holt ihn ein Einsatz in Mexiko ein. Die Plage von Chupacabras ist schnell eingedämmt, aber dann stürmt eine Zombiehorde das Hotel, in dem er und das Team untergekommen sind. Dem nicht genug, wird unser Held dazu noch gleichzeitig von einer mysteriösen Gestalt attackiert, halb Mensch, halb gewaltiger Schatten. Bald ist klar – es geht um ein Kopfgeld auf Owen, ausgestellt von einem der Götter aus einer anderen fürchterlichen Dimension: Der schreckliche Oberherrscher!

Die folgende Reise, um herauszufinden, wer hinter den Attacken steht, ist nur in Grundzügen monomythisch, spielt aber immer mit Satire als führendes Element. Diese neigt jedoch in Actionszenen schnell dazu, in Hyperviolence zu enden, was dem Gesamtergebnis nicht schadet, sofern man diese Überzeichnung mag.

Für das Verständnis mancher Geschehnisse ist es hilfreich, den ersten Teil gelesen zu haben.

Dabei sind immer wieder Bezüge zum ersten Roman gegeben, diese werden aber nicht voll erklärt, sondern nur kurz angerissen. Leser, die den zweiten Band lesen oder hören, bevor sie den ersten gelesen haben, werden nur 80% der Handlung verstehen.

Dennoch glänzt dieser Band wieder mit einigen so abstrusen Dingen, dass sie einfach Spaß machen. Unsere Highlights sind hier vor allem Zwerge, die, aus Skandinavien eingewandert, die US-Kultur von Gangsta-HipHop-Videos gelernt haben. Aber auch die Orks, die aufmerksame Leser aus dem ersten Teil kennen, mitsamt dem russischen Kampfhubschrauber der MHI, können wiederum punkten.

Besonders tut der Geschichte auch gut, dass die Liebe zwischen Owen und Julie nicht überzeichnet und dominant im Vordergrund steht. Sie begleitet die Geschichte zwar, aber nimmt nicht überhand. Auch lernen wir mehr von Owen und seiner Familie kennen – auch sein Bruder Mosh – „der wohl beste Gitarrist auf der Welt“ – spielt eine bedeutsame Rolle.

Das Bashing der parallel agierenden Regierungseinheit hält sich hier im Gegensatz zum ersten Band in Grenzen, auch die Vernarrtheit in Waffen wird im Vergleich zum ersten Teil eher herabgespielt und hat nur wenige akzentuierte Momente. Letztendlich ist es ein Redneck-Roman und dessen muss man sich immer bewusst sein.

Am Ende führt die Geschichte in eine üble Machenschaft innerhalb der MHI selbst.

Von Seiten der Erzähltechnik wird die Handlung aus der Ich-Perspektive erzählt. Das hilft besonders in schwierig zu erfassenden Szenen, in denen viel passiert, nachzuvollziehen, wie und warum Owen Pitt agiert. Der recht natürliche Wortschatz des Helden und der damit verbundene Ausdruck bewirken auch, dass der Leser nah am Charakter ist und sich schnell mit ihm assoziieren kann. Gut kommt dabei heraus, dass Owen sich entwickelt hat und weit abgeklärter mit dem grausigen Umfeld interagiert. Am Ende wächst er ein weiteres Mal aus sich heraus und macht einen wichtigen Entwicklungsschritt – welcher wird natürlich nicht verraten.

Sprecher

Robert Franks Stimme ist etwas Einprägsames. Zuerst mag man der besinnlichen Stimme nicht viel zutrauen, aber sobald Frank beginnt, verschiedene Rollen zu vertonen und dabei jede Emotion, jeden Dialekt und jeden Adrenalinhaushalt perfekt trifft, verfällt man dem Zauber.

Besonders die Kenntlichmachung der verschiedenen Rollen gefiel uns sehr gut beim Anhören des Bandes. Er schafft es geradezu makellos, den Zuhörer in den Bann der Szene zu ziehen. Robert Frank ist absolut kein Fremder in der Szene und hat neben vielen Hörbüchern auch Rollen in Dragon Age eingesprochen.

Autor

Larry Correia, geboren 1977 in Kalifornien, besuchte ferner die Utah State University. In der Tat eröffnete er selbst einen Waffenladen und gab auch Schusswaffen-Unterricht. Es war zu jener Zeit, dass Correia seine Faszination für Waffen und B-Movies mit Monstern verband und am Skript des ersten Buches der MHI-Serie schrieb.

Sein Erfolg mit dieser Geschichte ging so weit, dass er für den Hugo Award nominiert war (das jedoch nicht ganz unter unstrittigen Rahmenbedingungen). Dennoch sollte das nicht Correias Aufstieg bremsen. Seine besten Erfolge erzielte mit den Grimnoir-Chroniken, die in einer parallelen Version der 30er Jahre mit Magie, spielen.

Erscheinungsbild Cover

Beim Kauf als Download entfällt natürlich die Verpackung, das Cover wird aber als kleine eingeblendete Grafik in der App mitgeliefert. Darauf zu sehen sind recht eindringlich schwarze Tentakel, die einen Anzugträger in die Höhe heben.

Klanglich lässt sich rein gar nichts beanstanden, die Stimme Franks ist kristallklar, weder Bässe noch Höhen übersteuern. Unser Test wurde auf einem Huawei Nova mit Audible-App vollzogen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Bastei Lübbe, Audible Studios
  • Autor: Larry Correia
  • Sprecher/in: Robert Frank
  • Erscheinungsjahr: 21. Januar 2016
  • Sprache: Deutsch (Aus dem englischen übersetzt von Michael Krug)
  • Format: Download, proprietäres Format für Audible
  • Preis: 30,95 EUR oder 9,95 EUR im Abo
  • Bezugsquelle: Amazon, Audible

 

Fazit

Dass Larry Correia andere Wege geht, was Urban-Fantasy betrifft, haben wir bereits festgestellt. Wer jedoch nach dem ersten Band dachte, dass es epischer kaum mehr gehen mag, wird hier eines Besseren belehrt werden.

Was die Gegenseite auffährt, um Owen Pitt zu Fall zu bringen, durchbricht jede Erwartungshaltung. Lovecraft auf Steroide, so wird mancherorts behauptet und dieser Aussage wollen wir uns anschließen. Zusätzlich erfährt der Leser schlichtweg vieles mehr über den Protagonisten, was die Bindung an ihn noch stärkt.

Die Superlative werden es der Fortsetzung nicht leicht machen.

Das Feuerwerk an Effekten, welches der Autor auf den Leser abfeuert, kennt kaum eine Grenze und so manches Mal fragt man sich, wie Band 3 das noch toppen will? Äußere Götter, Gangsta-Zwerge, monsterjagende Oni-Kopfgeldjäger, korrupte Regierungseinheiten und zudem noch Frankensteins Monster, welches die Hülle für einen „Gefallenen“ (Engel?) bietet.

Der Roman ist spannend, aufreibend, beeindruckend und hat eine gute, in sich geschlossene, Logik. Wir sind weiterhin begeistert von dem ungewöhnlichen Ansatz, der zwischen Horror-Urban-Fantasy und bezogener Satire, hin- und herpendelt. Nur ein einziges Mal konnten wir der Handlung nicht folgen, wurden aber nach einigen Minuten durch eine Erklärung wieder auf die richtige Spur geführt.

Das mag nun den Eindruck erwecken, dass die Handlung des spannenden Romans vorhersehbar ist, das trifft jedoch nur zu Teilen zu. Natürlich werden gängige Tropoi genutzt, aber Correia verdreht immer wieder gängige Klischees und erschafft etwas Neues und Beindruckendes.

Tendenz nach Oben

 

Artikelbilder: © Audible, © Depositphotos.com/saillor, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

9 Kommentare

  1. Den ersten Teil hab ich mir ja auf Eure Empfehlung hin angehört. Aber ich hätte mal besser auf eure Warnung hören sollen, daß die Waffenbeschreibungen viel Raum einnehmen. ;-)
    Mir wurde es dann doch zuviel, zum xten Mal zu hören, wie butterweich sich ein Abzugshebel bewegt und welche Schönheit ein Schrotgewehr sei. Muss man mögen, solche exzessiven Beschreibungen.

  2. Mir haben vor allem die Hörbücher eine menge Freude bereitet. Robert Frank passt so großartig auf die Perspektive von Owen Pit. Ich mag den Umgang mit Urban Fantasy und das bisschen Lovecraft in den Büchern. Und ja da ist einer ein kleiner Waffennarr :D

    Etwas Spoilerfreie (Agent Franks) hätte der Rezension, aber nicht geschadet.

  3. Ja auch ich habe mir am selben Tag noch das Buch besorgt und bin sehr angetan… manch einer möchte mich als Barbarisch bezeichnen, aber ich bin ein einfacher Mann. Der flache Humor zündet und wenn die Lawine an Waffenbeschreibungen los getreten wird, Google ich alles nach. Ich bin mal gespannt ob die Regeln für das Savage Worlds Ableger auch nach Deutschland kommt

  4. Erst der 2. auf deutsch? Habe alle im Original verschlungen, die Waffenbeschreibungen and etwas ausladend, aber ich fand es nicht störend. Sehr unterhaltsame Serie, wie ein Actionfilm zum Lesen/Hören!

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