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Nachdem sich Guild Ball mittlerweile in der dritten Edition befindet, wurde es irgendwann Zeit eine Starterbox zu veröffentlichen. Die Box mit dem passenden Namen Anstoss! beinhaltet alles was das Einsteigerherz begehrt, um in den Fantasyfußball einzusteigen. Und das auch noch auf Deutsch, sehen wir uns das näher an.

Steamforged Games (von nun an Steamforged) stößt mit der deutschen Variante einer Einsteigerbox auf neues Territorium vor. Der deutsche Markt braucht deutsche Produkte, das haben diese Amerikaner verstanden. Schreiten wir zur Tat.

Inhaltsangabe

  • 3 Regelbücher (Anstoss!, Grundregeln, Handbuch des Kapitäns)
  • 2 ausklappbare Bodenpläne, einer 30x90cm, einer 60×90 cm
  • 7 Pappmaßstäbe und 4 Abweichungsschablonen
  • 12 Lebenspunkträder
  • 12 Würfel
  • Marker für Punkte, Sonderfähigkeiten, Zustände, Gelände und Punktezähler
  • 2 x 6 Spielerkarten; Steinmetze und Braumeister
  • 2 Starterteams (je 6 Spieler + Ball) in einer eigenen Transportbox

 

Box

Die Box (31x31x7 cm) besteht aus stabiler mitteldicker Pappe und ist mit einem schönen Titelbild geschmückt, Teile davon finden sich auf den Seiten des Deckels ebenso. Die Seitenwände der unteren Boxhälfte zieren das Guild Ball-Logo, die Logos der beinhalteten Teams und ein Gruppenbild derselben. Alles passt gut in die Box und auch nach dem Auspacken lässt sich alles wieder wunderbar verstauen. Auf Seiten des Transportes ist alles wunderbar. Volle Punktzahl hier

Inhaltsbeschreibung

Entpackt passt alles gut auf einen handelsüblichen Tisch, auch lagen keine Beschädigungen vor. Alle Pappteile ließen sich gut aus den Bögen lösen ohne beschädigt zu werden. Kommen wir zur den einzelnen Teilen.

Regelbücher

Drei Bücher, gut, eher Hefte, enthält die Box: Anstoss!, Saison III Grundregeln und Das Handbuch des Kapitäns, alle im handlichen A5-Format und nicht sehr dick. Allen ist gemeinsam, dass sie auf griffigem Glanzpapier gedruckt sind. Der Text ist scharf abgebildet und gut lesbar, die Seiten lassen sich gut greifen, was das Umblättern ohne Probleme gelingen lässt. Die Farbqualität der abgebildeten Bilder und Photos ist ebenfalls erwartungsgemäß hoch. Von der technischen Seite aus gesehen wunderbare Produkte.

Wir lesen die Hefte in der gewollten Reihenfolge und beginnen mit dem welches den Titel Anstoss! Lies das hier zuerst! trägt. Eine ziemliche klare Aufforderung. Es hat 16 Seiten und führt auf diesen durch einen vollen Spielzug des Spiels mit vorgefertigten Abläufen, die alle relevanten Regeln des Spiels erklären. Dies geschieht anhand von Schritt-zu-Schritt-Erklärungen und macht alles dadurch sehr nachvollziehbar. Sehr einsteigerfreundlich und durchdacht. Das gibt Bonuspunkte.

Leider hat es auch ein paar Minuspunkte. Angefangen beim Bild für die erste Aufstellung. Alles Notwendige ist zu sehen, aber eine Lupe oder recht gute Augen müssen her, damit die einzelnen Spieler voneinander unterschieden werden können. Einfach die Namen dazuzuschreiben hätte das Problem gelöst. Des Weiteren funktioniert der Ablauf nur bedingt gut, folgt man den Schritten genau, stehen die Miniaturen teilweise nicht dort, wo sie laut Anleitung stehen sollten. Eine Kleinigkeit, könnte neue Spieler aber verwirren.

Das zweite Heft ist das Regelwerk, 54 Seiten dick und mit einem Inhaltsverzeichnis und einem Index versehen. Viele Artworks und Miniaturenbilder zieren die Seiten. Die Regelschaubilder sind übersichtlich sowie die meisten Regeln klar und deutlich erklärt. Hier und da findet sich typisches Denglisch wieder, wenn die Übersetzer den deutschen Satzbau entweder zu sehr nachbauen wollten oder direkt ignorierten. Manche deutschen Übersetzungen sorgen auch für seltsame Abkürzungen wie SCHF für Schussfähigkeit – nicht sehr intuitiv. Aber das sind Kleinigkeiten, im Ganzen ein gutes Regelbuch. Auch die Ablaufdiagramme für alle wichtigen Aktionen im Spiel sind sehr hilfreich, hier stellt man sich nur die Frage warum es diese nicht als Referenzbogen gibt – aber dafür kann das Regelheft ja wirklich nichts.

Das Handbuch des Kapitäns. Strategische Hilfe und Ratschläge; hält was der Titel verspricht. 30 Seiten voller Hintergrund, Kurzgeschichten, taktischer Tipps für die vorhandenen Spieler, Ausblicke auf andere erhältliche Spieler und Teams sowie eine Doppelseite mit Tipps zur weiteren Hobbyvertiefung. Die Ratschläge sind gut geschrieben und weisen auf die offenbaren, aber gerade für Neulinge oft nicht klaren, Synergieeffekte hin. Zu Beginn des Heftes wird die Geschichte des Guild Ball auf einer Seite abgehandelt, etwas mager, dafür folgt aber eine ordentlich geschriebene Kurzgeschichte die Stimmung macht. In allem ein nettes Heftchen, obenauf das Neulingen viel an die Hand gibt. Sehr schön.

Pappe – Bodenpläne und Messstäbe

Beginnen wir mit dem Spielfeld. Zwei aus dickem Karton geschnittene faltbare Bodenpläne befinden sich in der Box. Zusammengelegt ergeben sie ein 90×90 cm Spielfeld, das sich gut flach auslegen lässt. Nicht wundern, auf den Bildern wurde dies nicht getan, um die Klappfalten zu zeigen. Beidseitig bedruckt bieten die Pläne so einen guten Boden für die ersten Spiele. Die Plätze für die Tormarkierungen sind unmarkiert, daher kann man auch variieren wer auf welcher Seite spielt. Einen viel besseren Bodenplan kann man sich nicht wünschen. Volle Punktzahl hier.

Die Messstäbe und Abweichungsschablonen sind ein weiterer Bonuspunkt. Eine 8 Zoll lange gerade Schablone und drei weitere Varianten (je 2x vorhanden), die von 0,5 bis 6 Zoll alles abdecken, lassen keine Wünsche offen. Die Abweichungsschablonen, eine in alle Richtungen und eine für den springenden Ball, sind übersichtlich beschrieben und erlauben klare Abweichungen. Kleines Manko: leider nur in Englisch beschriftet.

Weitere Pappe – Marker und Gelände

Marker soweit das Auge reicht befinden sich in der Box. Weit mehr als man braucht wären dort kleine Marker mit dem Guild Ball-Logo, für Torzähler, Momentumpunkte oder was auch immer man zählen muss. Die Menge ist vor allem gut, weil bei der Größe auch gerne mal welche verloren gehen könnten. Marker für Vergiftungen und Spieler in Panik finden sich ebenso. Jedes Team bringt auch eigene Marker ins Rennen, so gibt es eigene für alle Sonderspielzüge und Attacken oder Effekte der Spieler. Das ist gut mitgedacht und hilfreich, wieder das Manko nur auf Englisch leider. Wobei es hier nur ein halbes Manko ist, da viele Spieler auf Turniere werden gehen wollen und dort ohnehin die englischen Ausdrücke benutzt werden. Kleine Marker mit den Logos der Teams gibt es als Bonus und jedes Team bringt einen Tormarker sowie eine Punkteleiste mit. Drei Stücke 2D-Gelände runden die Pappe ab. Hier war man ein wenig kniepig, vier oder fünf Stücke Gelände wären schnell dabei gewesen und es brächte gut Spielvarianz hinzu.

Die Lebenspunkträder sind ein kleines Highlight dafür. Eins für jedes Teammitglied und spezifisch mit den entsprechenden Lebenspunktleisten beschriftet, erleichtern sie die Buchführung erheblich. Nur sollte man beim Zusammenbau entsprechend keinen Fehler machen. Einzig muss man ein wenig drauf achten wie rasch man sie aufnimmt, sonst verdreht sich der Lebenspunktestand schon einmal.

Miniaturen

… und einen Platz für jedermann.
Alle an ihrem Platz…

Eine kleine hübsche Box in der Box enthält die Miniaturen, schön verpackt wie bei einem Brettspiel. Die Würfel (s.u.) sind auch dazwischen. Nettes Gimmick sind die Silhouetten der Figuren auf dem Boden. Überflüssig, denn das Plastik gibt ohnehin keine Möglichkeiten her eine Figur woanders als an ihren vorgesehenen Platz zu lagern, aber cool ist es schon.

Die Miniaturen sind gutes Brettspielniveau, dementsprechend sind sie aus PVC und aus einem Guss. Die Details können nicht mit den Metallveröffentlichungen von Steamforged mithalten und sie leiden unter den typischen Problemen wie Lendenschürze die in Beine übergehen und Vergleichbares. Leichte Verformungen, wie krumme Waffen kommen ebenfalls vor.

Details sind erkennbar und die Schärfe annehmbar für PVC. Für eine Grundbox ausreichend, aber nichts was einen Miniaturenfreund zufriedenstellen kann. Letztlich der schwächste Teil der Box, was bei einem Miniaturenspiel natürlich etwas schade ist.

Kleinkram

Spielerkarten. Für jeden Spieler gibt es eine doppelseitige Karte mit allen Werte, Sondereigenschaften, Spielzügen und Attacken. Die Gestaltung der Karten ist schön und stimmungsvoll. Immer in Teamfarben gehalten mit dem Logo als Wasserzeichen. Die Artworks auf den Karten sind problemlos mit den entsprechenden Miniaturen in Einklang zu bringen. Sonderfähigkeiten sind immer in Deutsch und Englisch benannt, was eine gute Lösung ist für das erwähnte Turnierproblem (s.o.) und dem deutschen Markt entgegenkommt.

Würfel!!!

Dann bleiben eigentlich nur die Würfel übrig zu erwähnen. Zehn W6 von solider Qualität mit Guild Ball-Logo auf der 6 sind enthalten. In den meisten Fällen ausreichend für alles was im Spiel passiert.

Preis/Leistung

Bei einem UVP von 65 EUR, wobei man sie auch im Bereich von 56-58 EUR bekommen kann, bietet die Box einen soliden Inhalt für Einsteiger. Da einzelne Guild Ball-Teams durchaus in der gleichen Preisliga spielen, ist es ein gutes Geschäft. Die Miniaturen sind natürlich nicht vergleichbar, aber die schiere Menge der Spielelemente aus Pappe, macht es lohnenswert.

Fazit

Die Box hält was sie verspricht. Alles was man braucht um einzusteigen – oder auch direkt loszulegen – ist vorhanden. Die hohe Qualität aller Papierinhalte macht die Box grundsätzlich wertig und auch der Inhalt an sich ist gut durchdacht – alles Grundlegende ist vorhanden. An einzelnen Punkten hätte man mehr rausholen können (Mehr Pappgelände, fehlende Referenzbögen) und auch eine bessere Übersetzung (bei Token anstatt Marker im Deutschen kräuselt sich mir auch was) wäre nicht schlecht. Diese kleinen Sachen ziehen die Wertung etwas nach unten. Die Miniaturen leider auch.

Sie sind nutzbar, von ordentlicher Qualität für das Material, aber für Tabletop-Spieler ist das Niveau einfach nicht gut genug. Hier vergibt Steamforged Eindruck zu schinden im Sinne des Sparens, denn mit Metall- oder Resinmodellen wäre die Box deutlich teurer. Für Einsteiger ins Spiel irrelevant, für die Sammler und Maler da draußen jedoch sehr.

Guild Ball kann unter anderem über Amazon bezogen werden

Zusammenfassend eine gute Box für jeden der sich Guild Ball ansehen möchte, hierfür ist sie hervorragend geeignet und ist ein perfekter Einstieg ins Spiel. Sie ist nur kein perfekter Einstieg ins Sammeln der Miniaturen.

 

Fotografie: © Michael Mattner, Miku, Artikelbild: © Steamforged, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Die Box wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

 

4 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen Artikel. Ich bin aktuell auf der Suche nach einem Scharmützel-Tabletop, wo man eben keine Figuren zusammenbauen oder bemalen muss (*ducke mich um einem geworfenen Gegenstand auszuweichen* ;)). Frage: Muss man die Figuren in den regulären (Nicht-Einsteigerboxen) zusammenbauen und bemalen oder gibt es die auch „fertig“ ?

    • Gerne, und kein Grund sich zu ducken;) Einige Boxen, eher die neueren aus Resin, kommen in einem Stück, die älteren müssen zusammengebaut werden. Bemalt gibt es kein Team direkt aus dem Laden.

  2. @steffen Die neueren Boxen (Farmers, Blacksmiths, Ratcatchers und zukünftige) sind aus farbigem PVC und bereits zusammengebaut. Die älteren Gilden sind aus Metall und die Figuren bestehen meist aus 3-5 Teilen, die geklebt werden müssen.
    Bemalen MUSST Du keine der Figuren. Die PVC Figuren sind in der Farbe der Gilde gegossen (Farmers in Orange, Blacksmiths in grau etc…).damit sind sie sogar tunierlegal. Die Metallminis müssten vor einem Tunierbesuch noch (wenigstens grob) bemalt werden.

    Ich war anfangs auch skeptisch, da ich weder die Zeit noch das Geschick oder die Kreativität für solche künstlerischen Tätigkeiten habe und einfach nur spielen wollte, aber alles in allem ist es gar nicht schwer und sogar eine recht entspannende Tätigkeit.

    Zu dem Review:
    Im Großen und Ganzen gibt es auch meine Eindrücke wieder. Allerdings fand ich das erste Heft mit dem Demospiel nahezu wertlos, wenn man nicht weiß, welche Figur wo hin soll. Die Bilder auf den Karten entsprechen nicht denen im Heft und die im Heft sind ohnehin nahezu unleserlich…
    Die Healthdials hätte ich mir ähnlich fest wie bei X-wing gewünscht…
    Ansonsten schön, ein tabletop zu bekommen, bei dem wirklich alles notwendige dabei ist!

    Ach ja: Steamforged Games sitzt in Manchester in UK – sind also keine Amerikaner. ?

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