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Im neuen Format Let’s Paint wollen wir die Bemalung einzelner Miniaturen in den Fokus stellen. Das Ziel ist nicht Vitrinenware, sondern ein solider gehobener Tabletop-Standard, der sich schick auf dem Schlachtfeld macht. In diesem Erstling beleuchten wir die Bemalung des Abhorrant Ghoul King aus der Warhammer Commemorative Series.

Bei der Warhammer Commemorative Series handelt es sich um limitierte Modelle, die zu verschiedenen Anlässen veröffentlicht werden. Der Abhorrant Ghoul King with Crown of Delusion ist eine Miniatur, die zum Boxing Day 2022 veröffentlicht wurde. Der Boxing Day, grob übersetzt als „Geschenkschachtel-Tag“ ist eine Tradition in den Ländern des Commonwealth.

Triggerwarnungen

Gore, Kannibalismus

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Über die Miniatur

Genannter Ghoulkönig gehört zu den Flesh-Eater Courts aus Warhammer Age of Sigmar, dem Fantasy-Tabletop der bekannten Spieleschmiede aus Nottingham. Üblicherweise sitzt er auf einem Royal Terrorgeist, einer Art Drachen. Hier sitzt er nun auf einem Thron. Wie der König es schafft, seinen Thron über das Schlachtfeld zu zerren, sei dahingestellt.

Die Höfe der Fleischfresser sind die sogenannten Höfe des Wahnsinns, die den Vampiren, die als abscheuliche Ghoul-Könige bekannt sind, dienen und an sie gebunden sind. Die meisten von ihnen sind Mordants, ehemalige Sterbliche, die durch die Zerstörung ihrer Heimat ausgehungert wurden und sich selbst in einem schrecklichen Wahn gefangen haben. Sie sind der festen Überzeugung, dass ihre kannibalistischen Festmahle prächtige und grandiose Visionen von Adel sind. Ihre Aufgabe ist es, Festmahle aus dem Fleisch der Lebenden und der Toten zu sammeln und dieses Fleisch so zuzubereiten, dass es für das kulinarische Vergnügen ihres Herrn geeignet ist. (Quelle: https://ageofsigmar.lexicanum.com/wiki/Flesh-Eater_Courts, lose übersetzt aus dem Englischen)

Im Spiel erweist sich der Anführer als kampfstark. Mit 6 Attacken, die auf die 3+ treffen und ebenso auf die 3+ verwunden, handelt es sich hier um einen formidablen Kämpfer in der ersten Reihe.

Der Zusammenbau

Ein wenig sollte die Seife wirken, dann kann auch schon abgespült und getrocknet werden.
Ein wenig sollte die Seife wirken, dann kann auch schon abgespült und getrocknet werden.

Gussformen, in welchen die Gussrahmen der Miniaturen gepresst werden, sind häufig gefettet, um den Guss leichter lösen zu können. Es bietet sich also an, die Miniatur vorher im lauwarmen Seifenwasser zu waschen. Danach sollte der Rahmen gut trocknen.

Normalerweise ist das Plastik, was Games Workshop nutzt, zugleich biegsam und aber auch stabil genug, um einer Beschädigung beim Lösen aus dem Rahmen schadlos zu widerstehen. Zu besonderer Vorsicht rate ich jedoch bei dem Schwert, was mir beim Herauslösen in der Mitte durchbrach. Einmal stieß ich nur sanft gegen den Griff des Schwertes und schon brach auch dieser ab. Das war frustrierend und verlangsamte den Bauprozess erheblich. Die weiteren Gussteile erwiesen sich als unkompliziert und gut zu verarbeiten. Es empfiehlt sich jedoch eine gute Entgratung und Glättung der Klemm- und Klebstellen durch geeignete Modellbaufeilen.

Am Ende macht die Miniatur einen soliden Eindruck und ist fertig für eine dünne Sprühgrundierung. Mehr als ein Einnebeln soll es nicht sein, denn es geht um Farbhaftung, nicht um eine deckende Grundschicht.

Die Bemalung

Für die Bemalung wurden verschiedene Farben und Pinsel von diversen Anbietern genutzt. Auch wenn es manchen als Sakrileg erscheint, eine Miniatur von Games Workshop nicht ausschließlich mit deren Farben zu bemalen, ist der Schreiber dieser Zeilen anderer Meinung.

Kurze Erläuterung der wichtigsten Bemalungsbegriffe:

Drybrushing/Trockenbürsten: Mit sehr wenig Farbe auf eher steifen Pinseln wird über Kanten und strukturierte Oberflächen „gebürstet“, um einen sanften Farbauftrag zu erzeugen,

Highlights: Erhabene Stellen auf Miniaturen erhalten eine hellere Farbe, um Tiefe zu erschaffen. Bei der Standardbemalung von Miniaturen geht man davon aus, dass das Licht von allen Seiten kommt.

Shading/Lasieren: Auf hellen Bereichen der Miniatur wird eine verdünnte Farbe aufgetragen, die nicht deckend wirkt, sondern die unterliegende Schicht anders coloriert. Bei dieser Technik arbeitet man von Hell nach Dunkel.

Layering/Schichten: Im Gegensatz zum Lasieren arbeitet man hier von Dunkel nach Hell. Immer höhere Bereiche werden in sanft abgesetzten Farben bemalt, so dass Farbverläufe entstehen.

Vor der Bemalung steht die eigentliche Idee. Natürlich kann man ein existentes Farbschema schlicht nachmalen, interessanter ist es jedoch, ein eigenes Konzept zu entwickeln. Für das vorliegende Modell hatte ich das Konzept einer Monstrosität aus rohem Fleisch auf einem Sandstein-Thron. Es empfiehlt sich generell bei Miniaturen von innen nach außen zu malen. So kann man Unsauberkeiten, zum Beispiel durch unachtsame Pinselführung, auf höheren Ebenen besser korrigieren, da man sich erst später dieser Stelle widmen wird.

Der Thron

Nach der weißen Grundierung wurde der Thron mit zwei dünnen Schichten Monster Brown von Army Painter (AP) überzogen. Die Base bekam eine dicke Schicht Agrellan Earth vom Games Workshop (GW). Das ist eine sogenannte Technical Colour, die beim Trocknen die Optik von zerrissener Erde erzeugt. Als alles getrocknet war, wurde der Thron mit Agrax Earth Shade (GW) lasiert, dabei habe ich darauf geachtet, dass sich keine Pfützen bilden. Am besten erreicht man dies, indem man die Pinselspitze dort führt, wo der Schatten liegen soll. Der Pinsel selbst ist nur bis zur Hälfte mit Farbe getränkt. Die Gravitation bewirkt nun, dass die Pigmente im Pinsel in der Spitze am dichtesten sind und in der Mitte nur gering vorhanden.

Die Fangzähne an der Kette am Thron wurden mit Desert Yellow (AP) bemalt, Schatten wurden mit Seraphim Sepia (GW) erzeugt. Die Kordel wurde mit Mummy Robes (AP) bemalt, Highlights wurden mit steter Beimischung von Skull White (GW) geschichtet. Nachfolgend habe ich den Thron und alle Kanten dessen sanft mit den Master Class Drybrush Pinsel (AP) gebürstet. Als Farbe wurde hier eine 50/50-Mischung von Desert Yellow (AP) und Mummy Robes (AP) genutzt.

Der Körper

Die eigentliche Herausforderung war es, dem Körper die Optik rohen, blutigen Fleisches zu geben. Damit helle Flächen sich stark von Vertiefungen absetzen, habe ich den Körper zuerst mit einer dünnen Schicht Mummy Robes (AP) überzogen. Die nächste Schicht war verdünntes Barbarian Flesh (AP). Hier habe ich absichtlich darauf geachtet, dass diese Schicht nicht deckend ist. Ich habe also lasiert. Danach wurde die getrocknete Schicht zuerst mit Baal Red (GW), dann mit Seraphim Sepia (GW) lasiert. Nach einem weiteren Trocknungsdurchgang habe ich die Schatten nochmal mit Agrax Earthshade (GW) nachgezogen.

Um nun den Effekt rohen Fleisches umzusetzen, hat GW eine weitere Technical Colour in Petto: Blood for the Blood God. Da diese Farbe hauptsächlich für Blut an Waffen vorgesehen ist, musste ein wenig angepasst vorgegangen werden. Ich habe sie zuerst verdünnt und dann mit Medium Glaze von Vallejo (V) angereichert. Bei der Pinselführung habe ich darauf geachtet, einen dünnen Pinsel entlang der mutmaßlichen Muskelstränge zu führen. Stellen, die ich besonders „nass“ haben wollte, habe ich mit Red Glaze (V) überzogen. Highlights habe ich wiederum mit verdünntem Barbarian Flesh (AP) aufgemalt.

Krallen und Knochen wurden ähnlich bearbeitet wie die Verzierungen des Throns, jedoch ist noch ein feines Highlight mit Skull White (GW) angebracht worden.

Mantel, Schwert und Krone

Der Umhang weist die schöne Eigenheit auf, viel Struktur zu besitzen. Da ich ungerne mit einem ganzen Zoo an Farben arbeite, wurde er mit einer Grundschicht Yellow Ochre (V) bemalt. Danach habe ich mit Cthonian Nightschade (GW) lasiert und Highlights mit verdünnter Grundfarbe der ersten Schicht sanft aufgetragen.

Nicht alle wissen, dass man Messing-Effekte nicht nur mit Messingfarben hinbekommt. Für die Krone und das Schwert wurde eine Grundschicht Boltgun Metal (GW) genutzt und nachfolgend mit Seraphim Sepia (GW) lasiert. Highlights wurden wiederum mit Boltgun Metal (GW) und Mithril Silver (GW) gesetzt. Der Rosteffekt wurde mit einem Puderpinsel und Brown Iron Oxide (V) erzielt.

Der Edelstein im Heft des Schwertes wurde in hellen Blautönen bemalt – schlichtweg, um ein anderes kleines Farbelement zu haben. Um ein Juwel zu malen, nutzt man zunächst die gewählte Grundfarbe und zieht dann am unteren Bogen einen Strich einer dunkleren Farbe des gleichen Tons und dann noch einen feineren in einem noch helleren Ton. Auf der gegenüberliegenden Seite des Juwels macht man einen feinen weißen Punkt. Das soll einen Lichtreflex symbolisieren.

Abschließend wurde alles mit einer feinen Schicht Mattlack aus dem Baumarkt versiegelt.

Das Basing

Da ich bereits Agrellan Earth (GW) genutzt habe, gab es keine gesonderte Zusatzschicht an anderen Materialien. Stattdessen habe ich mich entschieden, einen Kontrast zum Braun zu nehmen und gleichzeitig die Komplementärfarbe zu Rot, also Grün, zu nutzen. Jungle Tuft (AP) kam zum Einsatz, um die Klebestellen zu verbergen, die trotz Base-Auftrag nicht verschwanden.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Games Workshop
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: sprachunabhängig
  • Preis: variierend, da nur noch über den Sekundärmarkt
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Sekundärmarkt

 

Bonus/Downloadcontent

In der Warhammer Community findet man andere Konzepte der Bemalung mit teils sehr interessanten Ansätzen.

Fazit

Bei dem Abhorrant Ghul King with Crown of Delusion, eine Miniatur aus der Commemorative Series, handelt es sich um eine interessant zu bemalende Figur. Es fehlen ihr zwar herausragende Details, dies gibt aber bei der Bemalung Zeit für die großen Flächen.

Aufpassen muss man beim Zusammenbau auf das Schwert. Durch ungünstige Verankerung im Gussrahmen neigt es zum Bruch. Auch der Knauf ist nicht das sicherste Detail. Ich musste viel Aufwand in die Reparatur stecken.

Herausfordernd war in diesem Fall die Erzeugung des Effekts von rohem Fleisch. In Summe wurden 6 Arbeitsstunden aufgewandt.

Artikelbilder: © Games Workshop
Layout und Satz: Mika Eisenstern
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Roger Lewin
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