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Nächtliche Spielrunden, tiefgründige Gespräche, schräge Scherze und Freunde, die man nur einmal im Jahr trifft: All das gilt nicht nur für Conventions, sondern auch für Veranstaltungen wie das Literaturcamp. Also packten die Romanredakteurinnen Julia und Marie ihre Sachen und begaben sich auch 2018 nach Heidelberg zum Treffen am Einhorn.

Am 16. und 17. Juni fand in Heidelberg erneut das Literaturcamp statt, mittlerweile das dritte Mal in Folge. Der Veranstaltungsort war wieder die ehemalige Feuerwache und jetziges Kulturzentrum Dezernat 16. Nachdem Marie im letzten Jahr allein das Literaturcamp besucht hatte, hatte sie das Litcamp-Virus verteilt, sodass Julia sich ihr beim Besuch des Litcamp18 angeschlossen hat.

Wer, was und warum 

Das Literaturcamp, kurz Litcamp genannt, ist eine Unkonferenz in Barcamp-Tradition rund um Literatur. In den drei Jahren seines Bestehens hat es sich zu einem wichtigen Netzwerktreffen entwickelt und findet mittlerweile Ableger in anderen Städten, wie zum Beispiel Hamburg oder Bonn. Wie bei anderen Barcamps auch, gibt es im Vorfeld kein feststehendes Programm, es wird lediglich der zeitliche Rahmen vorgegeben, die einzelnen Programmpunkte jedoch vor Ort von allen Beteiligten geplant. Dabei werden die Themen von Teilnehmenden zu Beginn eines Veranstaltungstages vorgestellt und bei ausreichend Interessenten (die sich eigentlich immer finden) in das Tagesprogramm aufgenommen. Die inhaltliche Bandbreite ist dabei riesig und schwankte in diesem Jahr von Marketingthemen über Schreibtipps, Autismus, historische Burgen und Geschlechtskrankheiten bis zur nächtlichen Runde Werwölfe vom Düsterwald, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Aufgrund der Bandbreite an Möglichkeiten finden viele Programmpunkte parallel statt. Twitter dient dabei als Möglichkeit, die Kerninformationen der nicht besuchten Sessions aufzunehmen.

In den Sessions durfte Phantastik natürlich nicht fehlen. Es wurden entsprechende Klischees zerlegt, Details zum Burgenbau erörtert, ethnische Stereotypen betrachtet und sich mit der überaus wichtigen Frage beschäftigt, ob Zentauren eigentlich alle Organe doppelt haben müssten oder nicht. Am Samstagabend wurde Rollenspiel vorgestellt und Werwölfe vom Düsterwald gespielt. Und natürlich gab es auch in diesem Jahr das Einhorn, das wieder friedlich darauf wartete, fotografiert und als Sessel genutzt zu werden.

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Das Literaturcamp geht auf das Engagement von Susanne Kasper zurück, die auch eine der führenden Kräfte bei der Phantastik-Bestenliste ist, und wird von allen Beteiligten ehrenamtlich organisiert. Es richtet sich an Menschen aller Altersgruppen und Art, die Bücher lieben. In diesem Jahr standen dafür 250 Tickets zur Verfügung, die bereits im Vorfeld schnell ausverkauft waren. Um die Ticketpreise niedrig zu halten, Catering, Kinderbetreuung und einen Livestream zu ermöglichen, werden jedes Jahr Sponsoren geworben. In diesem Jahr waren die Hauptsponsoren des Literaturcamps: Perry Rhodan, die Autorin Nina George, das digitale Label des Carlsen Verlags Impress, tolino media, GLS Bank, NetGalley, buchjournal, die Leipziger Buchmesse sowie Books on Demand.

Maries Zeit auf dem Litcamp18

Ich wusste ja bereits, worauf ich mich einlasse, nachdem mich im letzten Jahr das Litcamp-Virus erwischt hatte. Leider hatte ich wieder das Problem, nicht an allem teilnehmen zu können, was mich interessiert hat, genau genommen sogar nur an einem Bruchteil. Zeitumkehrer und ähnliche nützliche Dinge waren leider wieder einmal Mangelware und ich hatte das Gefühl, dass dieses Problem im Vergleich zum Vorjahr schlimmer geworden ist.

Mitnehmen kann ich jedoch, dass es draußen viele Menschen gibt, die Bücher lieben. Die bereit sind, sich ein Wochenende lang mit anderen zu treffen. Die sich auf Augenhöhe begegnen. Die wahnsinnig viel Begeisterung und Engagement an den Tag legen. Die ich hoffentlich spätestens im nächsten Jahr wieder auf dem Literaturcamp treffe.

Julias Zeit auf dem Litcamp18

Ich liebe Buchmenschen! Ich liebe das Literaturcamp! Ich habe viele Jahre lang intensiv LARP gespielt, wobei gespielt in meinem Fall das falsche Wort ist. Ich bin eine dieser Gewandungsgrillerinnen. Ich liebe es, mit coolen Leuten zusammenzusitzen, die meine Leidenschaft teilen und mit ihnen zu quatschen und Spaß zu haben. Doch während ich im LARP für meine Gewandungsgrillerei oftmals böse Blicke geerntet habe, war ich auf dem Literaturcamp genau da, wo ich hingehörte. So viele coole, wunderbare Menschen, die meine Leidenschaft für Bücher teilen und die selbst nichts anderes wollten, als zu quatschen, sich Sessions anzuhören und Spaß zu haben. Ich war im Himmel! Umso härter hat mich dann bereits am Sonntagabend der Litcampblues getroffen.

Ähnlich wie Marie hatte leider auch ich das Problem, dass viele coole Sessions zeitgleich stattgefunden haben. Doch ich habe mich ganz Barcamp-like in diesen Fällen zwischen den Sessions hin und her bewegt. In meinen Augen ist das ein großer Vorteil an Barcamps. Niemand sieht dich böse an, wenn du mittendrin gehst bzw. mittendrin dazustößt. Es gehört nun mal dazu und ist sogar ausdrücklich gewünscht. Die Sessions, die ich mir dennoch nicht ansehen konnte, habe ich dann über Twitter verfolgt. Ihr werdet bestimmt bemerkt haben, dass unser Twitter-Account nahezu explodiert ist. Doch das gehört bei solchen Veranstaltungen einfach dazu und ist ein Mehrwert für alle Interessierte. Daheimgebliebene hatten sogar die Möglichkeit, ausgewählte Sessions über den Livestream zu verfolgen.

Mich hat die Literaturcamp-Sucht gepackt. Leider sind die Tickets für das Literaturcamp in Hamburg bereits ausverkauft, so dass mir nichts Anderes übrigbleibt, als aufs nächste Jahr zu warten. Doch eines kann ich abschließend festhalten: Ich liebe diese Community! Beim Literaturcamp kann jeder sein, wie er ist. Niemand wurde schräg angeguckt, egal ob Mann im Kleid, Frau mit Übergewicht, Menschen mit Autismus. Also kommt, seid und habt Spaß! Ein Hoch auf das Literaturcamp!

Zentrales Fotomotiv: das Litcamp-Einhorn! Auch Gastredakteur Léo, Redakteurin Julia und Jung-Autorin Francis konnten nicht widerstehen.
Zentrales Fotomotiv: das Litcamp-Einhorn! Auch Gastredakteur Léo, Redakteurin Julia und Jung-Autorin Francis konnten nicht widerstehen.

Fotografien: Julia Weber, Marie Mönkemeyer

 

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