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Der Sommer ist nicht nur Zeit für Ferien, sondern auch für eine Vielzahl Conventions aller Art. Neben Rollenspielcons und großen LARPs dürfen auch Veranstaltungen mit Bezug zu Büchern nicht fehlen. Eine von ihnen ist das Literaturcamp Heidelberg. Romanredakteurin Marie war zum dritten Mal bei dem Barcamp mit Einhorn dabei.

Am 29. und 30. Juni fand zum mittlerweile vierten Mal das Literaturcamp in Heidelberg statt. Trotz der Rekordtemperaturen fanden sich 200 Menschen ein, um über Bücher und das Schreiben, Lesen und Publizieren ebendieser zu sprechen. Nachdem Marie 2017 das Litcamp-Virus gepackt und sie 2018 ihre Redaktionsleiterin Julia mitgenommen hatte, ist sie in diesem Jahr wieder allein aufgebrochen.

Veranstaltungsort war erneut das Dezernat 16. Die alte Feuerwache und jetziges Kulturzentrum wird seit dem ersten Literaturcamp vor vier Jahren genutzt. Zwar gab es an ihrer mangelnden Barrierefreiheit deutliche Kritik, allerdings wurde bisher keine andere passende Möglichkeit gefunden. In diesem Jahr war die Straße vor dem Dezernat gesperrt, was die Außenfläche vergrößert hat und so mehr Möglichkeiten bot, ebenerdig eine Session abzuhalten. Außerdem gab es so Platz für einen Rasensprenger, um sich bei den herrschenden fast 40 Grad zu erfrischen.

Das Einhorn vor der Sponsorenwand
Das Einhorn vor der Sponsorenwand

Aber was ist das eigentlich alles?

Das Literaturcamp, kurz Litcamp genannt, ist ein thematisches Barcamp. Bei diesen gibt es kein im Vorfeld festgelegtes Programm, dieses wird vor Ort von den Beteiligten entschieden. Lediglich der zeitliche Rahmen wird vorgegeben. Die Teilnehmenden stellen Themen vor, zu denen sie gern einen Vortrag, eine Diskussionsrunde oder Ähnliches abhalten wollen, diese Programmpunkte werden Sessions genannt. Da das Programm im Vorfeld nicht feststeht, gibt es so immer die Möglichkeit auf Überraschungen. Da sich das Literaturcamp immer wie eine Mischung aus Konferenz und Familientreffen anfühlt, aus der Freundschaften und gemeinsame Projekte entstanden sind, wurden mittlerweile auch in Hamburg und Berlin Ableger gegründet.

Die Hauptorganisatorin und Impulsgeberin der Litcamp-Idee ist in den vier Jahren seines Bestehens immer noch Susanne Kasper, danke an dieser Stelle an sie und den Rest des Orga-Teams!

Phantastische Themen

Die Sessionwand
Die Sessionwand

Auch in diesem Jahr war die thematische Bandbreite der Sessions wieder breit gestreut, das Schreiben an sich bekam wieder mehr Fokus als in den Jahren zuvor, welche Fallstricke es gibt und auch wie mit Selbstzweifeln umgegangen werden kann. Daneben ging es unter anderem um Coverdesign, die Lage des Buchmarktes, Leserunden, Hieroglyphen schreiben und Bullet Journal führen. Gleich mehrfach stand das Thema Diversity im Fokus, so gab es beispielsweise eine Session über das Schreiben von Romanfiguren of Color. Auch Nachhaltigkeit war mehrfach präsent, nicht nur als Sessionthema, auch anderweitig auf dem Litcamp, so gab es in diesem Jahr zum Beispiel keine Einwegtassen für das beliebte Slusheis mehr.
Selbstverständlich durfte Phantastisches nicht fehlen, da wären Dauerbrenner wie die beliebte nächtliche Runde Werwölfe vom Düsterwald und das aufblasbare Einhorn, das immer vor der Sponsorenwand posiert. Aus diesem Jahr sind mir zwei Sessions besonders im Gedächtnis geblieben: Zum einen die Debatte über Vigilantismus und Selbstjustiz in der Popkultur, die mit einer wissenschaftlichen Definition begann und unter der Leitung von Jessy an Batman, Bürgerwehren, Mord im Orientexpress und der Grenze zwischen Terroristen und Vigilanten (ja, wir haben da unter anderem über Civil War gesprochen) vorbei kam. Letztlich hinterließ sie bei mir die Frage, ob nicht viele Heldengruppen aus dem Rollenspiel auch als Vigilanten zu betrachten sind. Auch die Session zur Science Fiction und unserem Bild von der Zukunft mit James Sullivan, Judith und Christian Vogt hinterließ eine Menge Nachdenken, sie war im Lifestream zu sehen und schafft es hoffentlich bald auf den Youtubechannel des Literaturcamps.

Familientreffen für alle

Die Stimmung war trotz der Rekordtemperaturen wieder entspannt und offen, wobei Rasensprenger, Wassermelone und der Sessionraum im Keller sie ganz eindeutig verbessert haben, danke noch einmal an die Orga. Wie immer hatten einige ihre Kinder mitgebracht, in diesem Jahr gefühlt mehr größere Kinder, die auch an Sessions teilgenommen haben, die Buchszene hat also eine Zukunft.

Die Organisation war erneut sehr gut, bedauerlich ist jedoch, dass sich einige nicht wirklich beteiligt haben. Das Literaturcamp ist ein Barcamp, was auch bedeutet, dass alle mithelfen. Gerade für alte Litcamp-Hasen sollte es doch nicht zu viel verlangt sein, von sich aus mitanzufassen oder wenigstens ihre Flaschen nicht überall stehen zu lassen.

Im Endeffekt war das Familientreffen der Buchszene jedoch wieder sehr gelungen. Wir bedanken uns bei den Sponsoren, die das Literaturcamp möglich gemacht haben.  Außerdem können wir nur alle ermutigen, auch mal auf ein Literaturcamp zu fahren, sei es nach Hamburg, Berlin oder Heidelberg, es ist immer ein guter Ort, um den eigenen Horizont zu erweitern und andere Buchbegeisterte kennenzulernen. Wir freuen uns schon darauf, im nächsten Jahr erneut Menschen und Einhorn auf dem Jubiläums-Literaturcamp zu treffen.

 

Artikelbilder: CC-BY-SA 2.0 / Valentin Bachem, Bearbeitet von Verena Bach

 

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