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Bücher lesen und Bücher kaufen sind zwei verschiedene Hobbys. Aber auch Viellesende kennen das Problem – die Bücher stapeln sich und der Platz im Schrank neigt sich dem Ende entgegen. Doch wohin mit den ganzen Büchern, gerade wenn man sie eigentlich behalten möchte?

Egal ob Vielleser*in oder nur Vielkäufer*in, das Problem bleibt das gleiche: Bücher, so schön sie auch manchmal mit ihrem Farbschnitt, Cover oder ihren Prägungen sind, brauchen Platz. Und der ist endlich. Möchte man nun also all seine Bücher sein Leben lang sammeln und sie um sich herum in Wohnung und Haus drapieren? Oder wird irgendwann eine Grenze gezogen und sie werden, beispielsweise aufgrund bestimmter Kriterien, aussortiert und nur besondere Werke behalten? Doch wo sollte man die Grenze ziehen? Mit welcher kleinen oder großen Menge an Büchern fühlt man sich noch wohl? Es gibt verschiedene Strategien, mit dem Thema umzugehen. Dieser Artikel soll ein paar dieser verraten.

Hamstern als das einzig Wahre – mit der richtigen Lagerung

Die einfachste Lösung, dem Problem der Masse an Büchern zu begegnen, ist es, diese angemessen zu lagern. Man muss hierzu nur die entschiedene Position vertreten, alle Bücher auch tatsächlich behalten zu wollen. Aus dieser Herangehensweise folgend ergeben sich einige materielle wie immaterielle Hürden. Lange Zeit folgte ich dieser Strategie, denn als Jugendliche fehlte es mir an Geld, eine eigene Sammlung zu erstellen. So konnte ich nun im Gegensatz zu früher Bücher behalten und sammeln. Früher blieb mir nur der Büchereiausweis und damit immer wieder aufs Neue das Trennen von gelesenen Werken. Egal wie gut oder schlecht sie waren.

Mit hohen Regalen lässt sich Platz effektiv nutzen, um viel Raum für Bücher zu schaffen.
Mit hohen Regalen lässt sich Platz effektiv nutzen, um viel Raum für Bücher zu schaffen.

Unter der Prämisse, dass Partner*innen und oder Mitbewohner*innen mit der Masse und potentiell, durch Neuzugänge bedingt, auch Flut an Büchern einverstanden sind oder zumindest damit leben können, stellen sich bei dieser Herangehensweise nur zwei Fragen. Macht mich die Masse an Büchern glücklich, auch wenn ich einzelne Werke schlecht fand oder die Autor*innen mittlerweile weder lesen noch unterstützen möchte? Und als zweite Frage: Wie lagere ich die Bücher?

Während sich die erste Frage jede*r selbst beantworten muss, denn dieser Artikel kann maximal Anregungen liefern, gibt es zur zweiten Frage durchaus den einen oder anderen Trick als Lösung.

Traditionell hat sich in den letzten Jahren das Billy-Regalsystem des schwedischen Möbelkaufhauses Ikea zu einem Klassiker im Bereich der Bücherliebhaber*innen gemausert. In der weißen Version liefert es viel Platz in einem guten Verhältnis zum Preis. Da die meisten Leser*innen in Räumen mit mehr als zwei Metern Raumhöhe wohnen dürften, sei an dieser Stelle der Aufsatz zum Regalsystem empfohlen, der mit einer Höhe von 35 Zentimetern eine weitere Lagermöglichkeit für ein Regalbrett bietet. Mit Ecksystem und Aufsätzen lässt sich so Raum gut ausnutzen. Weiteren Platz schaffen Regalbretter, die über Türen, Fenstern oder nah an der Decke angebracht werden und so Raum, der ansonsten ungenutzt verbliebe, Büchern widmet.

Egal wo und wie die Bücher untergebracht werden, wichtig ist, dass sie vor Feuchtigkeit, Nässe und allgemein der typischen Witterung außerhalb der eigenen vier Wände geschützt werden. Bücher wie auch jene, die diese später wieder aus ihren Kartons befreien, mögen Keller sowie ungedämmte Dachböden gar nicht. Zumal man Exemplare, die in Kartons im Keller oder der hintersten Ecke des Kleiderschranks ihr Dasein fristen müssen, genauso gut einem besseren Zwecke hätte zuführen können. Ist nicht genügend Platz, um alle Bücher in Schrank- oder Regalsystemen unterzubringen, verbleibt die Frage, ob die Entscheidung, alle Bücher zu behalten, die richtige war.

Minimalismus – per Verkauf oder doch Bücherschrank?

„Echte“ Bücher aus Papier in der Hand zu halten, prägt das eigene Leseerlebnis und wird von einigen Lesenden dem Lesen von E-Books vorgezogen. Doch das Lesen ist nicht dem Sammeln gleichzusetzen und so gibt es durchaus Lesende, die zwar das Papier gerne in Händen halten – es aber nicht behalten müssen.

Fällt die Entscheidung, ein Buch wegzugeben, gibt es verschiedene Möglichkeiten wie Verkauf oder unentgeltliche Abgabe. Wichtig hierbei ist es, die Entscheidung zur Abgabe eines Buches möglichst frühzeitig zu treffen. So gerne viele der Lesenden an Werke aus ihrer Kindheit zurück denken, wirken Bücher mit einem gewissen Alter aufgrund von Inhalt, Zustand und auch Aufmachung einfach nicht mehr attraktiv und würden selbst kostenlos in einem Bücherschrank nur noch ein trauriges Dasein fristen.

Bücher frühzeitig zu verkaufen, vielleicht sogar, wenn sie noch als „neu“ und „angesagt“ gelten, hat bei der Zielsetzung des Verkaufs den großen Vorteil, dass noch ein relativ guter Verkaufspreis erzielt werden kann. Mit etwas Aufwand bieten sich Plattformen wie Ebay oder Ebay Kleinanzeigen an. Soll es etwas einfacher werden, so werben die Buchvertriebe Rebuy wie auch Momox sogar mit Handyapps, die den Barcode der Bücher einlesen, einen Preis anbieten und sogar den Versand übernehmen. Die hier erzielten Preise sind zumeist niedriger als jene, die man bei einem Direktverkauf erzielen würde, rechnen sich aber im Vergleich zum Aufwand wieder auf. Bedenkt man, dass die Bücher ansonsten nur in den etwaig zu kleinen Bücherregalen zu Hause ein einsames Dasein fristen würden, kann beim Verkauf erzieltes Geld reinvestiert werden – beispielsweise in neue Bücher!

Nebst Verkauf bieten öffentliche Bücherschränke sowohl zum Hinterlassen eigener Bücher als auch dem Auffinden neuer eine gute Anlaufstelle. Aus Erfahrung wirken gerade jene Bücherschränke einladend, die regelmäßig gepflegt und ausgemistet werden. Meist kümmern sich ehrenamtliche Einzelpersonen oder Gruppen um die Schränke, die von Ort zu Ort unterschiedlich gestaltet sein können. Ob alte Telefonzelle, Schrank oder Bushaltestelle bieten diese Schränke auch die Chance, mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen und Dinge zu entdecken. Während halbwegs aktuelle Fantasyliteratur hier sicherlich ihre Abnehmer*innen finden wird, sollte man mit Lexika des letzten Jahrtausends hier eher nicht das Glück versuchen. Anders kann das bei Bibliotheken oder sozialen Einrichtungen wie Jugendhilfeeinrichtungen und Tagesstätten sein. Nebst aktueller Literatur könnten gerade hier auch ältere Werke oder große Mengen an Büchern zur Dekoration gefordert sein. Klar ist, dass eine pauschale Aussage an dieser Stelle nicht möglich ist und bei solchen Orten mit dem Wunsch und Ziel, diesen die eigenen Bücher zukommen zu lassen, stets zuerst der Kontakt gesucht werden sollte. Während manch eine Stätte sich über diverse Literatur freut, ist manch andere in genau gegenteiliger Situation und stößt selbst regelmäßig Bücher ab.

So traurig es beim Aussortieren der Bücher auch ist, sei die ungeliebte Wahrheit an dieser Stelle ausgesprochen: Bücher haben ein Verfallsdatum. Nicht für alle Bücher wird man, weder im Verkauf noch geschenkt, Abnehmer*innen finden. Unter Betrachtung des einstigen Anschaffungspreis erscheint dies zwar hart, in Anbetracht dessen, dass wir, sowohl als Gesellschaft als auch als einzelne Lesende, uns weiterentwickeln, jedoch nur logisch. Es gibt nicht nur jeden Tag neue Literatur, sondern in Hinblick auf gesellschaftlichen Wandel und Inklusion, auch „bessere“ Literatur.

Repräsentanz durch Schönheit – ein Mittelweg?

Während sich manch Leser*in für das Behalten aller Bücher entscheidet und manch andere*r für das Abgeben aller, muss es doch einen Mittelweg geben. Ein wenig Regalplatz, vielleicht noch schön drapiert mit passender Deko dazwischen, ist noch frei und es stellt sich die Frage, welche Bücher behalten und welche abgegeben werden sollen.

Farbiger Buchschnitt kann ein gutes Kriterium sein, ein Buch im Regal ausstellen zu wollen.
Farbiger Buchschnitt kann ein gutes Kriterium sein, ein Buch im Regal ausstellen zu wollen.

Ein Kriterium könnte das Aussehen der Bücher sein, sei es, dass Hardcover Taschenbüchern vorgezogen werden, der farbige Buchschnitt wie früher bei Büchern mit goldenem Schnitt oder eine besondere Prägung. Schöne Bücher erfreuen das Auge und könnten auch bei Besuch Eindruck schinden. Insbesondere vollständige Reihen können Ordnung in ein Bücherregal bringen und so dem Auge schmeicheln.

Nebst der Schönheit halte ich zwei Punkte bei der Auswahl, Bücher zu behalten, für zentral. Der eine Punkt bezieht sich auf meine Freund*innen, Bekanntschaften wie auch Familie: Würde ich das Buch diesen weiterempfehlen bzw. ausleihen? Der zweite Aspekt bezieht sich auf das eigene Leseerlebnis: Hatte ich Freude am Buch und würde ich es, beispielsweise zum Wohlfühlen oder bei einer Fortsetzung, erneut lesen wollen? Bücher mit einem negativen Leseerlebnis wie auch solche, die ich zwar aus Neugierde lesen wollte, aber nicht besonders gut fand, können so aussortiert werden. Ist man sich des eigenen Leseerlebnisses bewusst, kann die Entscheidung frühzeitig getroffen werden. Erfahrungsgemäß verblassen Erinnerungen an die konkrete Handlung. Nur ein vager Eindruck der Gefühle, die uns durch das Buch begleitet haben, verbleibt. So verkommt das Buch bei einer späteren Entscheidung nur noch zu einem weiteren Gegenstand mit einem vagen Gefühl im Regal. Werden die Punkte beachtet, sollten alle gelesenen Bücher in den eigenen Lesehallen etwas Besonderes darstellen. Im Sinne des Ordnunghaltens könnte man von „they spark joy“ sprechen.

Fazit

Es gibt keinen goldenen Weg und keine Allzweck-Lösung, wie mit Büchern umzugehen und welche abzugeben sind. Vielmehr ergibt sich nach Betrachtung der verschiedenen Ansätze, entweder alle Bücher zu behalten, abzugeben oder Regeln für sich selbst aufzustellen, das Ergebnis, dass die Frage nach dem (Nicht-)Behalt von Büchern von jede*r individuell beantwortet werden muss. Die Entscheidung, welchen Weg man einschlägt, kann durch äußere Umstände wie Platz, Menschen im engsten Umfeld, aber auch der eigenen Entwicklung geschuldet sein. So kann sie im Verlaufe des Lebens unterschiedlich ausfallen.

Wichtig erscheint, unabhängig von den persönlichen Vorlieben zum Sammeln von Büchern jedoch, eine Entscheidung über den Behalt eines Buches möglichst frühzeitig zu treffen, sodass bei Verkauf eine höhere Summe sowie bei kostenloser Abgabe ein möglichst großes Interesse erzielt werden kann. Verschiebt sich die Abgabe zeitlich weit in die Zukunft, können sowohl die Verkaufssumme als auch das Interesse anderer an einem Buch gen Null tendieren.

Unabhängig von Anzahl und Aktualität an Büchern erscheint es insgesamt ratsam, sich des eigenen Ansatzes über das Ansammeln von Büchern bewusst zu werden und entsprechend (zeitnah) zu handeln, damit einem das Ganze nicht über den Kopf wächst.

Artikelbilder: © ozimicians | depositphotos
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Janina Mottl

2 Kommentare

  1. Irgendwann reichten auch die hohen Regale nicht mehr so recht, die Wohnung wächst einfach nicht mit.
    Ich lese deshalb das meiste auf dem Kindle, einige besonders tolle Autoren werden noch auf Papier erworben, extra gerne wenn sie auch noch toll aussehende Hardcover haben. Joe Abercrombie hat z.B. wahre Kunstwerke in den englisch-sprachigen Editionen.
    Auch den Bücherschrank habe ich schon genutzt, um bei einem Umzug einigen Scifi Klassikern eine neue Heimat zu verschaffen. Da freute sich jemand offenbar sehr darüber, da sie so schnell verschwunden waren wie ich sie vorbei bringen konnte.
    Jetzt ist zumindest wieder etwas Platz für Neues, die 300 ebooks könnte ich aber keinesfalls noch in echt unterbringen.

  2. Jahrelang gesammelt, und dann der radikale Schnitt. Aus tausenden sind ein paar hundert geworden
    und auch diese werden immer wieder ausgedünnt. Neuanschaffungen zu 99% nur als E-Book. Das meisste liest man eh nur einmal im Leben wozu aufheben.
    Man kann das lernen sich zu trennen und danach fühlt man sich oft besser.

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