Wer möchte nicht seine liebsten Spiele aus dem Regal ziehen und direkt losspielen? Niemand mag lange Aufbau- und Abbauzeiten. Wenige Spiele werden jedoch mit geeigneten Inserts ausgeliefert, die beim Ordnunghalten helfen würden. Berge an Ziplock-Beuteln auszukippen, macht wirklich wenig Spaß. Schafft Kraken Wargames’ Black Organizer-Reihe Abhilfe?
Als die meisten Spiele noch aus ein paar Karten, Holzfiguren und vielleicht ein paar Pappmarkern bestanden, ließ man alles locker in der Schachtel herumfliegen. Um loszuspielen, wurde die Schachtel im Zweifel einfach ausgeschüttet, und trotzdem war das Spiel schnell startklar. Je mehr Material sich in die Spiele schlich, desto mehr Inserts wurden mitgeliefert. Wobei dies meist auf einen gefalteten Trenner aus Pappe beschränkt war, der nach heutigen Maßstäben vermutlich nicht mal Insert genannt werden dürfte. Links und rechts ein paar Teile vorsortieren, das wars – und hat auch irgendwie gereicht.
Warum dann die Idee, zusätzliche Inserts zu Spielen zu kaufen? Nun, Spiele sind komplexer geworden und immer mehr unterschiedliches Spielmaterial wird genutzt und in die Spielschachteln gepackt. Das hat die Auf- und Abbauzeit deutlich erhöht und die Begehrlichkeit geweckt, diese zu reduzieren und Ordnung in der Schachtel herzustellen. Einen dritten Aspekt stellt höhere Haltbarkeit dar. Gerade Karten und andere Materialien aus dünner Pappe können schnell knicken, und Spiele, die viel transportiert werden, leiden generell. Wenn also alles gut sortiert und verstaut ist, hat man einfach länger was von seinem Spiel.
Dazu kamen technische Möglichkeiten und die Bereitschaft, zusätzliches Geld und extra Zeit in ein Hobby wie Brettspiele zu investieren. Braucht man das? Nicht unbedingt, aber vieles ist tatsächlich nicht nur hübsch, sondern auch verdammt nützlich. Oft müssen mitgelieferte Inserts von Grundspielen auch weichen, wenn Erweiterungen veröffentlicht werden. Dann hilft meist eine platzoptimierte Lösung weiter, die vielleicht sogar modulares Spielen von Erweiterungen ermöglicht. Zu guter Letzt macht es eine Menge her, wenn das Spiel in einem nett anzusehenden Insert verpackt aus dem Regal kommt, schnell aufgebaut ist und nicht nur unterstützt, sondern auch optisch aufgewertet wird.
Wir durften uns fünf unterschiedliche Exemplare der Black Organizer von Kraken Wargames anschauen. Gefragt haben wir uns dabei, worauf es bei einem Insert ankommt, damit es seinen Preis wert ist, und wann es eine sinnvolle Ergänzung für euer Spiel ist:
Inhaltsverzeichnis
Material
In den letzten Jahren wurden vermehrt Sets aus dünnen Pressholzplatten verkauft, die mit Laser-Cuttern zugeschnittene Inserts als Puzzle darstellen. Diese Inserts passen dann normalerweise exakt in die entsprechende Spieleschachtel, wenn die Teile richtig ausgelöst und ggf. mit etwas Leim dauerhaft in Form gesteckt werden.
Um ähnliche Inserts selbst aus Foamcore zu basteln, findet man reichlich Anleitungen in Foren und auf YouTube. Auch fertige Foamcore-Sets sind in der Regel deutlich günstiger zu kaufen als ihre Holz-Pendants.
Was früher aus Holz war, ist heute bekanntlich eher aus Plastik. Daher sind auch Inserts aus dem 3D-Drucker natürlich längst üblich. Wer einen eigenen Drucker hat, wird bei thingiverse.com und Co. fündig. Ohne Drucker gibt es Etsy-Shops wie Tinkering Paws, die fertig gedruckte Inserts liefern.
Zusammenbau
Hier sind die Inserts aus dem 3D-Drucker natürlich sehr praktisch, da der Zusammenbau in der Regel entfällt. Holz-Inserts müssen mindestens zusammengesteckt werden. Viele Modelle können noch gut etwas Leim vertragen, um dauerhaft zusammenzuhalten. Andere Modelle sind so genau geschnitten oder bieten so gute Stecktechniken, dass kein Kleben erforderlich ist. Foamcore-Inserts müssen eigentlich immer geklebt werden, meist relativ aufwändig mit Fixierung durch Nadeln oder Ähnliches.
Kosten
Je nach Material sind für ein Insert gerne zwischen 20 und 60 Euro fällig; bei großen Spielen oder gerade bei 3D-Druck auch deutlich mehr. Am günstigsten sind meistens Inserts aus Foamcore. Wem also nur die Zeitersparnis wichtig erscheint, der muss das Spiel schon häufig spielen, um das Kosten-Nutzen-Verhältnis sinnvoll zu finden, vor allem da der Zusammenbau ja auch einige Zeit verschlingt.
Kompatibilität
Alle Insert-Varianten stoßen an ihre Grenzen, sobald eine neue, nicht bereits eingeplante Spielerweiterung erscheint. Manchmal wird noch verfügbarer Platz dafür genutzt, das Insert mit zusätzlichen Kartenfächern oder Ähnlichem auf Erweiterungen vorzubereiten. Ansonsten gibt es bei einigen Anbietern dann Update-Packs für das Grundspiel-Insert. Schwierig wird es aber bereits, wenn es von einem Grundspiel unterschiedliche Varianten gibt. Meist ist das Insert dann nur mit einer davon kompatibel.
Ordnung
Hier ist die Minimalanforderung, dass alle Komponenten in das Insert passen. Auch, dass die Materialien in den Inserts auf den Tisch gestellt und direkt daraus verwendet werden können, ist eigentlich Standard. Sehr unterschiedlich sind die Ergebnisse dann in der Betrachtung, wie viel Luft in der Spielbox mit dem Insert bleibt. Das Spielmaterial sollte beim Transport und bestenfalls auch, wenn die Box aufrecht gestellt wird, in den richtigen Fächern bleiben. Dafür muss das Insert so ausgelegt sein, dass die Fächer sich gegenseitig stabilisieren und das Spielbrett oder spätestens der Deckel das Material an seinem Platz halten können.
Abschließend sei zu den Varianten und Kriterien gesagt: Die Branche selbst schläft auch nicht. Spiele wie Endless Winter und The Hunger zeigen, wie gut auch Inserts direkt von den Verlagen sein können.
Die Inserts von Kraken Wargames fallen in die Kategorie Holz (ohne Kleben). Wir durften uns Inserts aussuchen, für die uns auch die passenden Spiele vorlagen. Hier daher die fünf Exemplare, die wir uns angeschaut haben, und der jeweilige Eindruck aus dem Team:
Aeon’s End
Die einzelnen Teile sind anfangs mit einer Folie beklebt und so vor Beschädigung von außen durch beispielsweise den Transport geschützt. Diese Folie hat die Optik von verbranntem Pergament und könnte den Eindruck erwecken, dass dies bereits die Aufmachung des Organizers sei. Ich gebe zu, zunächst etwas erschrocken gewesen zu sein, als sich die Folie stellenweise löste. Doch als sie sich widerstandslos abziehen ließ und darunter das schicke Schwarz zum Vorschein kam, war ich beruhigt. Wenig später gab auch die Anleitung Aufschluss darüber. Man sollte diese vielleicht doch immer zuerst lesen …
Durch die verschiedenen Elemente lassen sich alle Materialien des Spiels endlich ohne Tüten und Gummibänder verstauen und sortieren. Alles findet seinen Platz, sogar die beiden Erweiterungen Das Namenlose und Aus den Tiefen passen problemlos mit rein. Für weitere Erweiterungen ist das Inlay allerdings nicht konzipiert, sodass zusätzliche Materialien leider keinen Platz mehr finden werden.
Der Preis von knapp 35 EUR ist unserer Meinung nach zwar hoch, aber gerechtfertigt. Der Organizer besteht aus robustem Holz und hält dank des raffinierten, ineinandergreifenden Stecksystems mit exakt passenden Ausstanzungen ganz ohne Klebstoff zusammen. Auch bei mehrmaligen Raus- und Reinräumen bleibt er stabil und nutzt sich nicht so schnell ab wie vergleichbare Produkte aus Pressholz oder Pappe. Beim Zusammenbauen sollte jedoch Geduld an der Tagesordnung sein. Steckt man die einzelnen Teile mit Gewalt zusammen, drohen die kleineren Stücke zu brechen oder abzublättern.
Alles in allem ist dieser Organizer ein schönes, hochwertiges Produkt, das hält, was es verspricht. Für alle, die gerne Ordnung in der Spielschachtel haben, definitiv eine Anschaffung wert.
7 Wonders Duel
Abgrundtief
Brass Birmingham
Meine Alternative sind Sortierboxen aus Plastik für das Material für die vier Mitspielenden und die allgemeinen Marker. Mit Deckeln passen diese gut in die Deluxe-Edition, und nichts verrutscht. Mit 16 EUR ist diese Sortierhilfe vergleichsweise günstig.
Dune Imperium
Fazit
Alle Inserts von Kraken Wargames haben uns gut gefallen. Das Material ist qualitativ hochwertig und die Preise sind angemessen. Alle Teile ließen sich gut aus den Pressholzplatten lösen, die Anleitungen waren gut, und vor allem die Passgenauigkeit war beeindruckend. Kein Leim war nötig, um die Inserts zusammenzuhalten; höchstens, wenn das Holz durch zu viel Druck nachgegeben hat, wurde geklebt.
Welches Insert aus welchem Material und mit welchen anderen Eigenschaften am ehesten zu dir passt, ist sicherlich Geschmacksache und eine Frage der Größe des Geldbeutels. Wir hoffen, mit dem Überblick über die unterschiedlichen Eigenschaften eine Entscheidungshilfe geleistet zu haben.
Wir meinen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, in ein schönes Insert für die eigenen Lieblingsspiele zu investieren, denn es macht den Spaß, die eigenen Lieblinge jedes Mal noch ein bisschen schneller, schöner und befriedigender auf den Tisch zu bringen.
- Sehr passgenau geschnitten
- Kein Kleben nötig
- Bricht schnell
- Nicht für alle Spielversionen geeignet
Artikelbilder: © Kraken Wargames
Layout und Satz: Verena Bach, Roger Lewin
Lektorat: Simon Burandt
Fotografien: Niko Kwekkeboom
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.