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Elf Jahre nach Lost Ideas’ erster Zombie Apocalypse gibt es unter neuen Voraussetzungen den Neustart der Reihe. Es wurde dabei ein neuer Rahmen angekündigt: zurück zu den Ursprüngen des Zombie-Larps. Nach all der Zeit eine gute Idee. Wie das im Einzelnen aussah, erlebte und überlebte Marc für uns.

Im Laufe der letzten Jahre fanden sich von Seiten der Spieler auf der Zombie Apocalypse feste Gruppen mit Häusern und einem Szenario, das weniger Bedrohung für die Spieler bot als noch auf den ersten LARPs der Reihe. Eingespielte Gruppen mit Wachschichtplänen, ganze Lazarette und spezialisierte Trupps von Überlebenden stellte Lost Ideas oft Horden von Zombies gegenüber. In den Anfängen war das auf beiden Seiten noch anders, und dahin wollte man zurückkehren. Keine Zombiehorden mehr, die in 50er-Blöcken durch das Gelände marodieren, sondern über das Gelände verteilte Zombies und auf der Spielerseite wenig Feuerkraft und mehr Nahkampf. Der einzelne Untote sollte so wieder zu einer wirklichen Bedrohung werden.

Der Spielhintergrund

Wir schreiben das Jahr 1988, zwei Wochen nach dem Auftauchen von Zombies, die sich rasch vermehren. Es wird noch gegen die Seuche gekämpft, doch klar ist, dass es sich nicht um eine Epidemie, sondern mindestens eine Pandemie handelt, wenn nicht sogar eine Zombie-Apokalypse. Nach insgesamt elf Jahren alter Kampagne schloss letztes Jahr die ZA X alles ab. Nun soll wieder zu den Wurzeln zurückgekehrt werden. Weniger Technik, weniger Zugriff auf hochkomplexe Waffentechnik, aber auch keine Zombiehorden mehr, die einen im Pulk niederwalzen. Weniger Super-Zombies beziehungsweise Spezial-Zombies waren auch angekündigt.

Spielverlauf

Am Donnerstagabend begann das Spiel nach einer extrem langen (über 60 Minuten) OT-Ansprache. Die Spieler wurden mittels Truppentransportern in Wellen von der IT-Start-Zone auf das Spielgelände gefahren. Die Anfahrt wurde durch plötzliche „Explosionen“ (Böller) sehr aufregend, auch wenn niemand wusste, warum jetzt etwas knallen oder explodieren muss. Leider war auch keinem klar, wohin man überhaupt transportiert wurde. Es war einfach OT cool. Jedoch wurde bei dem Transport überhaupt nicht auf die Sicherheit der Spieler geachtet, da viele gequetscht einfach hinten auf dem offenen Militärtransporter standen. Bei den Explosionen verloren einige vor Schreck ihr Gleichgewicht, und so wären tatsächlich ein paar Leute fast von der knapp 1,80 m hohen Ladefläche gefallen. Auch bei den Fahrmanövern kam es zu Beinahstürzen. Dies stand im Widerspruch zur häufig zitierten OT-Sicherheit in der Ansprache.

Nach Absetzen der Überlebenden im Gelände begann sofort der Angriff einer unbekannten Zahl von Untoten. Alles war verraucht, und es war schwer, die Zahl abzuschätzen. Jeder versuchte nur in ein Gebäude zu fliehen. Ab diesem Zeitpunkt war der Bedrohungsgrad bis Samstag früh konstant.

Das Spielgelände war diesmal deutlich kleiner. Es handelte sich dabei nur um etwa sechs bespielbare Häuser entlang der Panzerstraße. Das gesamte Gelände ist etwa sechsmal größer! So gingen die Zombies wie an Halloween einfach von Haus zu Haus. Man wusste also auch: Wenn beim Nachbarn die Meute wütet, sind auch wir gleich dran.

Die Donnerstagnacht wurde erwartet, die Bedrohung aufrechterhalten. Doch kamen hier nur kleine Gruppen von Zombies und die Spezialzombies, die Kriecher (Crawler), zum Einsatz. Diese basieren auf den Lickern aus dem Spiel Resident Evil 2 und sind sehr schnell und akrobatisch. Sie stecken auch mehr Treffer ein als ihre schlurfenden Pendants. Im Laufe des Freitags bis zum Mittag wurden einzelne Häuser bis zu viermal überrannt, was einige Spieler zum vierten oder auch sogar zum sechsten Charakterwechsel brachte. Es herrschte sogar so viel Frust, das mehrere Spieler abreisten.

Spieler wandten sich teilweise an die SL und teilten mit, dass es gerade einfach zu viel sei. Darauf folgte der nächste Angriff. Die Luft schien bei den Spielern und auch Zombies am Freitag dann schon raus zu sein, vor allem nach der Demotivation durch diverse Abreisen. Am Samstag kam dafür überhaupt kein Angriff von Zombies. Im Gegenteil, eine Gruppe von Mutanten fragt OT bei den Spielern nach, ob man nicht einfach Grabenkämpfe miteinander machen wolle, damit überhaupt etwas passiert.

Gegen 16 Uhr dann die Nachricht: Ein nahegelegenes Kernkraftwerk würde gegen 21 Uhr eine Kernschmelze erfahren, doch vorher bestünde die Möglichkeit, das Gebiet zu evakuieren. Einige Überlebende wollten sofort das Gebiet verlassen, dies wurde von der Spielleitung kommentiert mit den Worten „dann seid ihr tot.“ So erzeugte man weiteren Frust. Weitere Angriffe blieben aus und man musste nun über vier Stunden die Zeit bis zur Evakuierung überbrücken.

Schließlich war das Gelände völlig geöffnet und die Überlebenden irrten zum Sammelpunkt. Von Seiten der Untoten gab es jedoch Probleme, die Spieler rechtzeitig zu erreichen, so dass eine ganze Gruppe von NSC die Endschlacht gar nicht erlebte. Auf der anderen Seite war es nur geringfügig besser. Etliche erlebten das Finale bereits OT auf dem Parkplatz.

Zwischen Horror und Spaß

Die Zombie Apocalypse war schon immer eine Veranstaltungsreihe mit Augenzwinkern, die sich nicht so ernst nimmt. So fanden seit jeher persönlicher Horror, Drama und humoristische Elemente auf den ZAs statt. Diesmal war der Spielmechanismus leider geändert worden. Spieler konnten diesmal nicht nach ihrem Tod mit dem verstorbenen Charakter als Zombie wiederkehren, die noch lebenden Freunde und Gefährten so an den Verlust erinnern und für die kleiner werdende Gruppe einen persönlichen Horror schaffen und anschließend zum nächsten Charakter wechseln. Wenn sich ein Spieler diesmal entschied, zum Zombie zu werden, musste er auch Zombie bleiben und konnte nicht wieder auf die Spielerseite wechseln. Damit war ein sehr schöner Spielmechanismus, der auf mehreren Ebenen Spielfreude bot, einfach dahin. Sehr schade. Zumal es keinen erkennbaren Grund dafür gab und für viel Frustration bei den Spielern sorgte.

Schön zu sehen war, dass einige Spieler ihre Rolle als Überlebende nicht allzu ernst nahmen. So gab es zwischendurch mal Besuch von Bill und Ted (Bill-&-Ted-Filme der 1980er Jahre), Ash Williams tauchte auf und konnte durch Nennen von drei Worten Zombies wieder auferstehen lassen und so eine Armee der Finsternis erschaffen … die leider immer noch gegen die Überlebenden waren, doch zum Glück war auch der Terminator vor Ort und schaltete sie aus. Dann erklärte er, dass man mit ihm kommen soll, wenn man leben möchte – doch das endete ungewollt in der nächsten Zombiehorde. Dann konnte man auch Snake Plissken sehen, der wohl aus New York rausgekommen war, nur um in Mahlwinkel fest zu stecken. Kurzum, es fanden unabgesprochen einige Cosplays unter den Überlebenden statt, die alle ganz gut aussahen.

Doch den Vogel abgeschossen hatte Axl Rose, der mit Groopiegefolge seine Band suchte und etwas zugedröhnt wirkte – großartig, was einige Spieler dann aus dem Szenario machten. Vorher auf den früheren Apokalypsen hatte man derart viele Cosplays nicht gesehen. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Spieler hier nach dem Motto „Strafe durch Cosplay“ eine Aussage treffen wollten, ist es doch verpönt, (offensichtliches) Cosplay im LARP zu betreiben.

Blaster und Munition

Bisher gab es tatsächlich auf jeder ZA seit der zweiten vor zehn Jahren zu beiden Themen Probleme. Auf vielen der vergangenen Veranstaltungen wurden verschossene Darts gefunden, in denen Airsoft-Munition (BBs 6mm) zum Dartbeschweren oder – sogar noch schlimmer – Nägel (ja, richtig gelesen: Nägel!!!) vorhanden waren. Wer sowas macht, nimmt billigend in Kauf (rechtliche Formulierung und Sachverhalt, der nichts Gutes beim Strafmaß verheißt), dass Leute verletzt werden. Bei dieser ZA gab es dieses Problem nicht! Ein wirklich erfreulicher Punkt. Seit Jahren lässt Lost Ideas nur noch Original Nerf Elite- und Mega-Darts zu. Tipp: alle Nerf-Darts haben einen Buchstaben aufgedruckt an der Spitze.

Trotz des Verbots aller anderen Munition tauchen immer wieder China-Klone und Nerf-Accustrike-Darts auf. Diese verfügen über eine härtere Spitze und sind wegen der erhöhten Verletzungsgefahr ausgeschlossen. Durch eine Waffenkontrolle vor Spielbeginn gleich beim Einchecken könnte so etwas vermieden werden. Oder die Spieler erhalten Munition vom Veranstalter. Andere Veranstalter machen es vor (FEARZ, Game-Over-Larps).

Auch beschweren sich gerne die Zombies darüber, wie viele Militärs und Para-Militärs auf den Veranstaltungen rumlaufen. Diesmal nicht! Es waren sehr wenige automatische oder vollautomatische Blaster im Einsatz, und auch sehr wenige militärisch anmutende Spieler. Darunter einige NVA-Soldaten, die perfekt in die Umgebung und die Rahmenhandlung passten.

Alle diese Probleme lassen sich ziemlich einfach in den Griff bekommen, wenn nur noch Mega Blaster zugelassen werden. Das hätte gleich drei Vorteile:

  1. Die größeren Darts limitieren dadurch die Maximalanzahl pro Person, die mitgeführt werden kann.
  2. Die meisten Nerf Mega Blaster haben kein Moddingpotenzial in dem Ausmaß, wie es die Elite Dart Blaster haben, also gibt es weniger aggressiv gemoddete Blaster.
  3. Selbst die China-Klon-Darts der Mega-Serie sind weich an der Spitze. Also gibt es keine Probleme, auch wenn man keine Originale benutzt. Außerdem verfügen sie über eine größere Aufprallfläche, was das Auftreffen angenehmer macht. Die Joule-Zahl ist ähnlich den Elite-Darts. Wir sprechen hier immer noch über ausgewiesenes Spielzeug für Achtjährige.

 

Fazit

Von den Erlebnissen und den Besucherzahlen her war es wohl die am wenigsten positiv aufgenommene ZA, viele bekannte Gruppen blieben der Veranstaltung fern. Das 80er-Jahre-Szenario passte nicht jedem, so dass man als Veteran der Reihe kaum bekannte Gesichter sah, und auch die pausenlosen Großangriffe der Zombies sorgten auf Spielerseite für enormen Frust. Auch bei den Zombies sah es ähnlich aus, diese durften oft nicht in Kleingruppen oder einzeln auf das extrem kleine Spielfeld. So war es wie am Mittagsbuffet beim Asiaten. Jede Zombiehorde wischte alle Nase lang durch jedes Gebäude und ging von Haus zu Haus, und beim fünften war das Gelände dann auch schon zu Ende.

Die einzig schönen Momente wurden von cosplayenden Spielern auf Seite der Überlebenden und einigen Spaßzombies wie der Aerobicgruppe, den untoten Pionieren (die immer bereit waren) oder den Budo-Zombies erzeugt. 

Leider meldete sich die Orga auf Nachfrage zu einigen Punkten nicht, so dass einige Fragen offenbleiben. Eine Stellungnahme wäre wünschenswert gewesen. 

Fotografien: mit freundlicher Genehmigung von Del-Ink Fotografie

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15 Kommentare

  1. Einige Punkte stimmen sicherlich, jopp.
    Einige davon sind auch sehr schwerwiegend.
    Aber alles kann ich so dann auch nicht durchwinken.
    Vermutlich ist das aber auch alles ein Punkt wie man es selber aufgenommen hat.

    Was man aber auch nicht vergessen sollte ist das die Orga nach dem Event reagiert hat.
    Ob das nun 2019 was ändert, das wird sich zeigen müssen.

    War es die schlechteste ZA?
    Mh, nein, sie war sicherlich nicht die beste aber die schlechteste war sie nicht.

    Davon ab finde ich solche Berichte immer recht schwer, damit will ich jetzt nicht sagen das ich einem Bericht von mir eher zustimmen würde, sondern das mein Bericht anders aussehen würde und die MCs hätte auch wieder nen anderen Bericht usw.
    Schwer schwer bei LARPs und meiner Meinung nach würde es auch falsch sein sich davon abschrecken zu lassen oder eine zu feste Meinung zu bilden.

    Damit beziehe ich mich allgemein auf das Thema LARP und die verschiedenen Cons.
    Ausprobieren und eigene Meinung bilden.

    Klar, kostet Geld und ja kann scheisse werden *g* aber kann auch ziemlich fett werden. :)
    Wenn man es will, dann macht man es, wenn nicht hat man sich schon entschieden. :)

  2. Hm… Die Kritik wirkt interessant, aber mir dann doch etwas zu persönlich eingefärbt.

    Würde mir dann doch etwas weniger „Alles Blöd und ich weiß alles besser!“ – Kritik vom Author wünschen, einfach um die Veranstaltung einschätzen zu können.

  3. Danke für die Blumen und das Lob!
    Wobei ich ja mit „Äxl“ die Autogramme unterschrieben habe,Äxl von „Knarren und Blümchen“ ;-)

    Das Konzept ist tatsächlich erst ein paar Tage vor der ZA entstanden und musste dann teilweise hart improvisiert werden,
    deswegen konnte man mich natürlich auch ziemlich schnell anhand der Schuhe wieder erkennen xD
    Wir hätten niemals damit gerechnet so gut anzukommen aber die Reaktionen teilweise waren echt super und wenn einen sogar die eigenen „Leute“ erst auf den dritten Blick erkennen ist das schon Gold wert!
    Eigentlich sollte das eine einmalige Sache werden,hat aber so viel Spaß gemacht das wir das Konzept weiter ausbauen und optisch weiter anpassen werden,natürlich auch wieder mit den wildesten Storys im Gepäck!

    Äxl und sein Groupie werden also auch auf der nächsten ZA zu finden sein,wenn auch nur für ein paar Stunden ;-)

    Gruß und nie vergessen….WIR SIND VEGAN!

  4. War auch blöd das das komplette survival Spiel ins Wasser viel,..Durch die Brand Gefahrenstufe 4 war alles an Feuermachen ( kochen etc.) und das rauchen im Feld verboten, die Spieler konnten sich nur in die Häuser zurückziehen die aber ständig von Zombies belagert wurden

  5. Hallo Kay,
    bitte, es war sehr großartig und erzeugte viel Freude :-)

    Zur Erklärung warum “Wir“ Vegan sind. Ich spielte als siebten Charakter mit lauter zusammen geliehenen Sachen einen vollbärtigen Typ mit schwarzer Lederjacke, rotem Schal und Baseballschläger. Den nannte ich Vegan und ich rekrutierte immer Leute. Nachher war der Großteil unseres Hauses Vegan…Ja, doof. Genauso wie an einem Tag schon fünf Mal umziehen.

  6. Hey Vegan, ich warte auf deine Emai mit den Cosplays!:-D

    Ansonsten Grüße an alle, ich freue mich auf nächstes Jahr und bin voller neuer Hoffnung!

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