Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

42k-LARP gilt schon lange als Geheimtipp für Larper, die einem gewissen Tabletop-System zugeneigt sind. Mit Feuersturm hat die Orga nun nach kurzer Pause ihren neuesten Teil der Kampagne präsentiert. Kerstin hat sich in die unerbittlichen Schützengräben des 42. Jahrtausends geschmissen und einen Frontbericht geschrieben.

A-01123-IS-A31-774556 Imperiales Archiv 1233-Nexus 12 

Tag 1 Landung auf Pherus Tri
Ein ohrenbetäubendes Kreischen von sich verziehendem Metall war überall in dem riesigen Transportschiff zu hören, das in die Umlaufbahn von Pherus Tri eintrat. Unruhig saßen die Männer auf ihren Betten, in Uniform mit Sturmgepäck und so bereit, für den Imperator zu sterben, wie es nur ging. Die letzten drei Monate hatten sie damit verbracht, sich auf diesen Moment vorzubereiten. Stille … leises Atmen, und die Anspannung war zum Greifen nah.

Dann kam dieser Funkspruch … Unser Schwesterregiment, das X IV. Ordia, funkte von der Oberfläche verzweifelt nach Unterstützung. Sofort gaben die Offiziere Befehle. Es war soweit. Alle waren in wenigen Augenblicken bereit. Die Männer waren tapfer und gut ausgebildet. Wir betraten die Transporter der Valkyrie-Klasse, die uns zur Oberfläche von Pherus Tri bringen sollten – und dann begann es …

Dicht an dicht gedrängt standen die Männer mit Sturmgepäck und Waffen bereit, auf dem fremden Planeten zu landen. Die Transporter hatten Schwierigkeiten, die Landezone zu erreichen, der Funkverkehr der Piloten war besorgniserregend, der Flug ruckelig. Ich versuchte den Männern gut zuzureden, dabei wusste ich selbst nicht, was uns erwartete. Als der Transporter knapp über der Oberfläche war, wurden die Türen geöffnet und die ersten Feuerstöße in feindliches Gebiet abgegeben. Wir schwärmten aus, sicherten die Landezone und schlugen uns in den Wald. Das erste feindliche Feuer, die ersten Verwundeten, die Schreie verletzter Männer, das dumpfe Aufklatschen lebloser Körper.

Was uns die nächsten Tage hier erwarten wird, weiß nur der Imperator … möge er uns beistehen … Es sind so viele …

Aufzeichnungen Voice und Text, letzter orbitaler Upload
Korporal Sturm, 13. Ordia, Grenzer-Bataillon

VERSCHLUSSACHE – Eintrag ist sofort zu löschen. Position von Pherus Tri ist sofort aus dem Kartenmaterial zu löschen. Anordnung der Inquisition ist sofort Folge zu leisten.

DER IMPERATOR BESCHÜTZT

Das Spiel – Harter Einstieg, schnelle Immersion

Bereits für den Einstieg in die Con hat der CONstruktiv e.V., die Orga der 42k-Reihe, sich alle Mühe gegeben, eine möglichst starke Immersion zu schaffen. Wir starteten in einem Gebäude außerhalb des Spielbereichs, wo jede Einheit ihren eigenen kleinen Aufenthaltsbereich hatte. Spürbar konnten die SpielerInnen es kaum erwarten, in das 42. Jahrtausend zu starten.

Nach einer kurzen Beschreibung der Situation und einer letzten Orga-Ansage ging es dann los. Ausgangslage war der Anflug mit einem Raumschiff auf den Planeten. Aufwendig im Vorfeld produzierte Funksprüche, die über Lautsprecher in die Halle gespielt wurden, trugen sehr zum Raumschiff-Feeling bei. In den Aufenthaltsbereichen der Einheiten standen Betten, und die Truppen machten es sich zu einer letzten Verschnaufpause bequem. Sofort waren alle in der Rolle. Ein Kartenspiel wurde ausgepackt, ein Schluck Wasser aus der Feldflasche geteilt.

Der Einsatz beginnt

Dann ging es auch schon los: der Funkspruch vom Planeten und das Besteigen der Transportschiffe, die durch Kleintransporter mit Halteschlaufen unter der Decke dargestellt wurden. Auch hier konnte man den „Pilotenfunk“ mithören, und das Ruckeln der Fahrzeuge auf unserem Weg zu einer unbekannten “Landezone” im Gelände war absolutes Warhammer-Feeling. Kurz vor Erreichen der Landezone hörten wir schon Beschuss, und ehe wir uns darauf einstellen konnten, mussten wir auch schon absitzen. In völliger Dunkelheit betraten wir nun einen Wald, den wir eigentlich kannten, der jedoch durch das von allen getragene Weltgefühl zu einem unbekannten Planten wurde.

Trupps mussten organisiert werden, der Feind geortet und die anderen befreundeten Kräfte gefunden werden. Die ersten Soldaten wurden von Feinden getroffen und mussten ins schützende Buschwerk gezogen werden. Von Null auf Hundert innerhalb weniger Augenblicke. Überall sah man die Mündungsblitze der Muzzleflasher aufleuchten. Einige NSC hatten auch Leuchtspur-Munition geladen, die herrliche bedrohliche Feuerstöße durch die Dunkelheit jagte.

Kaum spürbar: Der Unterschied NSC und Spieler

Das NSC-zu-Spieler-Verhältnis war so gut ausgewogen, dass konstant und spürbar eine Bedrohung da war und man sich zweimal versichern wollte, ob man jetzt gerade aus dem Graben steigen konnte. Die Bedrohungen gestalteten sich dabei vielseitig und zum Setting passend: in Wellen angreifende NSC, Giftgasgranaten in den Schützengräben und bewaffnete Fahrzeuge, die uns das Leben schwermachen bzw. nehmen wollten.

Dennoch konnte kaum einer den nächsten Sturmangriff abwarten, um für den Imperator aus dem sicheren Schützengraben in den noch sichereren Tod zu stürmen.

Der Kampf als ein zentrales Element

Auf der Con wurde viel mit Pyro-Effekten und Funksprüchen gearbeitet. Sogar Artillerie-Unterstützung per Funk konnte angefordert werden und wurde dargestellt. Es war ein absolut imperiales Feeling. Am Ende waren die Gräben und wir selbst rot vom eigenen (Kunst-)Blut und dem unserer Kameraden. Die Kampfhandlungen beim 42k Feuersturm wurden mit Airsofts auf 0,5 Joule-Basis dargestellt. Alle Spieler hatten außerhalb der Basis Schutzbrillenpflicht, auf die IT wie OT von allen geachtet wurde. Innerhalb der Basis konnte ohne Schutzbrille ganz normal gespielt werden.

Sterben für den Imperator, aber nach anderen Regeln

Auch die Todesregelung auf der Con war sehr gut gelöst. Man konnte mit OT-Tuch vom Feld gehen und kam mit einer Nahtod-Erfahrung im Lazarett oder beim Heiligtum wieder zu sich. Wollte man nach einer epischen Aktion den Charakter endgültig sterben lassen, so konnte man das mit einer festgelegten Phrase ankündigen, und somit gab es auch Raum für Heldengeschichten und Trauerspiel, aber eben nur wenn der Spieler das auch wollte. Außerdem konnte man mit der Erwähnung eines „Attestes A13“ out-time Aufträge verweigern, ohne in-time Konsequenzen zu erleiden, was ich in einer Welt wie dem Warhammer-Universum sehr wichtig und somit sehr gut gelöst fand.

Es gab heiße Duschen, und das biologisch abbaubare Shampoo wurde von der Orga gestellt. In der Basis wurden für die Spieler Bunkerbetten aufgebaut. Ausreichend Dixis mit Waschmöglichkeiten, die regelmäßig gereinigt wurden, waren immer erreichbar. Die Orga sowie die SL waren permanent erreichbar und immer gut gelaunt. Die wenigen kleinen Probleme wurden schnell gelöst. Alle Rahmenbedingungen wurden im Vorfeld gesammelt, klar kommuniziert und noch einmal final per Mail verteilt. Sogar die Munitionsausgabe erfolgte in ins Setting passenden Beuteln.

Massenware – Der imperiale Soldat ist ersetzbar

Der Schwerpunkt der Con liegt auf Low-Power-Soldatenspiel, und genau das wird auch in allen Belangen gefördert. Die Verteilung von Offizieren auf Soldaten ist realistisch, und es gibt keine High-Power-Elemente oder Prestige-Rollen wie beispielsweise Space Marines oder Adeptus Sororitas, und genau das macht diese Con so ausgewogen und immersiv, weil beinahe alles darstellbar ist.

Auch die Gegner bewegen sich in einem ähnlichen Niveau, und beim Kampf gegen Chaos-Kultisten wird die finstere Zukunft des 42. Jahrtausends erlebbar. Durch dieses Spieldesign wird dann auch eine Aeldar zu einem exotischen und angsteinflößenden Element.

Einstieg leicht gemacht

Durch umfangreiche Hilfe im Vorfeld und günstige Einstiegspakete mit Basic-Uniform und Ausrüstung bleibt der finanzielle Aufwand für den Einstieg überschaubar. Die Softair außen vor, kann man so mit unter 150 EUR einen Charakter komplett für den Einstieg ausstatten. Das senkt die Einstiegshürde für Neulinge merklich. Nach oben sind natürlich fast keine Grenzen gesetzt, aber mit dem Paket für Einsteiger und etwas Zeit für kleine Details erreicht man schnell vorzeigbare Ergebnisse.

Generell galt auf der ganzen Con der Grundsatz „style over function“, was nicht nur den Warhammer-Aspekt deutlich unterstreicht, sondern viel Platz zum Austoben lässt, wenngleich der imperiale Soldat an sich nicht grade mit Individualität glänzt.

Gedanken zum Schluss

Am Samstagabend wurde dann anständig gefeiert, Heldengeschichten ausgetauscht und gelacht. Das Ganze fand in den Räumen statt, in denen alles begonnen hatte, damit man bei Bedarf auch ungestört schlafen gehen konnte. So manch einer erweckte da bereits den Eindruck, als hätte er sich insgeheim gewünscht, dass die Funksprüche wieder losgehen und ein erneuter Sprung auf den Planeten befohlen werden würde.

Eines sollte jedoch klar sein: 42k ist nicht die Geschichte von strahlenden Helden. Es ist die Geschichte von einfachen Soldaten und ein paar Offizieren. Dies setzt auch den Willen voraus, in einem Setting mit fester Hierarchie zu spielen. Wer hier spielt, lässt sich darauf ein, eben nicht nur das zu tun, worauf er IT Lust hat, sondern sich im Spiel unterzuordnen. Man sollte sich auch bewusst sein, dass eine Con in diesem Setting durchaus körperlich und psychisch fordernder ist als eine durchschnittliche Fantasy-Con. Wenn man sich aber auf Setting und Spieldesign einlässt, wird man eine besondere Con mit vielen Gänsehaut-Momenten erleben.

Im nächsten Jahr wird es die nächste Veranstaltung geben und ich persönlich kann es jetzt schon kaum erwarten, mich wieder für den Imperator in die Schlacht zu stürzen.

Artikelbild: © 42k Larp, Fotografie: © Del-Ink Fotografie, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

Über die Autorin

Kerstin ist in ihren Dreißigern, kommt aus Wuppertal, ist Kaffeesüchtig und arbeitet als Art Director in Düsseldorf. Zum LARP ist sie 2014 unter anderem über Reenactment und Pen and Paper gekommen und hat ihre Leidenschaft für das anfertigen von Gewandungen und Ausrüstung in allen Genres weiter ausgebaut. Man trifft sie heutzutage meist auf Endzeit und Sci-Fi Cons aber auch noch ab und zu im Bereich Fantasy. Wenn Kerstin nicht gerade Bastelt oder auf Con unterwegs ist, macht sie gerne Musik, spielt Airsoft oder verbringt ihr Zeit gesellig mit Freunden.

 

Anzeige

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein