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Die DoKomi, Deutschlands größte „Japan- und Anime-Expo“, begeisterte seine nunmehr rund 55.000 Besucher an zwei Tagen nicht nur mit Anime, Gaming und mehr, sondern natürlich auch mit viel Cosplay. Sowohl als Programmelemente wie Workshops und Wettbewerbe, als auch durch die unzähligen im Kostüm gewandeten Besucher selbst.

Dabei bietet die DoKomi für diese so einiges, so dass man sich recht problemlos ausschließlich mit cosplay-spezifischem Programm und Angebot die Zeit vertreiben konnte. Kein Wunder, denn gerade Manga/Anime und Gaming sind wohl klar die beiden größten Säulen der Veranstaltung – und wohl zugleich die Sparten, in denen am häufigsten Cosplays gemacht werden. Entsprechend lässt sich die Expo auch mit allem Recht als eines der größten Cosplay-Events im deutschsprachigen Raum bezeichnen.

CosplayerInnen, wenn ihr euch in den Galerien entdeckt und euer (Künstler)Name nicht dran steht, schickt uns eine kurze Mail an kontakt@teilzeithelden.de. Wir pflegen das dann schnellstmöglich nach!

Hinweis: Einen allgemeinen Artikel zur DoKomi 2019 findet ihr hier.

Wettbewerbe

Wie im Vorjahr fanden drei Wettbewerbe statt: Ein League of Legends-Wettbewerb auf der kleinen Bühne im Gaming-Bereich, den ich leider aus Zeitgründen nicht besuchen konnte, sowie die bedeutenderen Vorentscheide zum EuroCosplay und zur Deutschen Cosplay Meisterschaft (DCM).

EuroCosplay

Das Gruppenbild des EuroCosplay-Vorentscheids
Das Gruppenbild des EuroCosplay-Vorentscheids

Erneut fand der deutsche Vorentscheid auf der White Stage im Congress Center Ost statt. Eine dumme Idee, denn wie im letzten Jahr hieß das: umständlich Plätze rücken. Das Glück entschied darüber, ob man einen guten oder schlechten Platz bekam, Stehplätze für einige und Pech für die, die erst spät kamen: Sie mussten draußen bleiben. Die Moderation betonte sogar, dass sich die Besucher im Saal entsprechend glücklich schätzen könnten, und dass sie im Vorjahr auch schon viele abweisen musste. Hoffen wir, dass die DoKomi diesmal daraus lernt und die Problematik nicht wieder konsequenzlos bleibt.

Um aber auch mal etwas Gutes zu sagen: Die Technik leistete wieder gute Arbeit, und das im letzten Jahr sehr kleine Teilnehmerfeld (9) war dieses Mal immerhin 12 Personen groß. Und dabei auch qualitativ durchaus überzeugend – immerhin floss die handwerkliche Qualität auch etwas stärker in die Bewertung ein (60%) als der Auftritt selbst (40%). Lediglich der Umstand, dass ein Bild des Charakters durchgehend auf die Leinwand ergo den Bühnenhintergrund projiziert wurde, war nicht so schön – denn damit wurde auch auf die TeilnehmerInnen projiziert.

Eine umfangreiche Galerie mit insgesamt 32 Bildern findet ihr auf unserer Facebook-Präsenz.

DCM

Das Teilnehmerfeld beim DCM-Vorentscheid. Foto: Michael Fuchs
Das Teilnehmerfeld beim DCM-Vorentscheid. Foto: Michael Fuchs

Ein besseres Standing hat die DCM beziehungsweise ihr Vorentscheid auf der DoKomi. Wie in den Vorjahren fand dieser auf der großen Bühne in einer eigenen Messehalle statt, und selbst hier wurde ein wenig Plätzerücken gespielt, und es war, soweit man sehen konnte, alles ausgefüllt.

Und das völlig zu Recht! Obwohl hier ein festes, gleichbleibendes Bühnenlicht zur Verwendung kam, wurde es eine überaus gute und unterhaltsame Show. Sowohl mit ihren Auftritten, als auch mit ihren Kostümen konnten fast alle Teilnehmer überzeugen und unterhalten.

Jene waren dieses Jahr übrigens als Duos/Paare unterwegs – eine der Besonderheiten der DCM, dass Solo- und Paar-Wettbewerb jährlich im Wechsel stattfinden. Mit 13 Startern gab es dabei zwar weniger Auftritte als im Solomodus letztes Jahr (23), aber insgesamt drei teilnehmende Personen mehr. Gemäß den Regeln konnten sich vier Duos für das Finale qualifizieren:

Was es jedoch nicht gab, war ein Motto. Schade, dies war in den letzten Jahren immer unterhaltsam gewesen. Nichtsdestotrotz einer der ansprechendsten DCM-Vorentscheide, die ich bisher sehe durfte.

Eine umfangreichere Galerie mit insgesamt 83 Bildern findet ihr auf unserer Facebook-Präsenz.

Cosplay-Gäste

Als Neuerung gab es dieses Jahr die sogenannten Cosplay-Tables, an denen sich Cosplayer aus dem In- und Ausland präsentieren konnten. Interessierte Cosplayer aus der ganzen Welt konnten sich im Vorfeld hierfür bewerben, um für eine Zeit von maximal zwei Stunden eine Standpräsenz zu haben. Einzige Voraussetzung hierfür war ein gültiges Eintrittsticket.

Ein Blick auf die neuen Cosplay-Tables.
Ein Blick auf die neuen Cosplay-Tables.

Die Plätze wurden dabei quotiert vergeben nach den Regionen Deutschland, Europa und Welt. Insgesamt 28 CosplayerInnen hatte so die Möglichkeit, zu festen Zeiten ihre Fans zu treffen, Merch zu verkaufen und zu signieren, ohne wie bei einem regulären Stand für den gesamten Messezeitraum dort gebunden zu sein. Eine tolle Idee, die gerne weiter ausgebaut werden darf – zumal die Plätze kostenfrei waren.

Und überaus hochkarätig besetzt, unter anderem mit früheren geladenen Ehrengästen wie Phil Mizuno aus Kanada (Ehrengast 2018) oder Geheichou aus Spanien (Ehrengast 2017). Es spricht wohl für die Veranstaltung, wenn frühere Gäste später als Besucher (wenn auch mit zwei Stunden Standpräsenz) wiederkommen.

Daneben gab es auch wieder drei geladene Cosplay-Ehrengäste. Dies waren in diesem Jahr Hikarin aus Kanada, Angie aus Malaysia und Aza aus Korea. Bedauerlicherweise durften wir vom gemeinsamen Panel der drei kein Bild machen, da die Vorgaben des Managements von Hikarin dies nicht zuließen. Eine äußerst ungewöhnliche Vorgabe, wie wir finden, zumal es sich um einen öffentlichen Programmpunkt handelte.

Bei der Abschlussveranstaltung wurden die signierten Banner der drei versteigert und brachten mehrere hundert Euro für ein japanisches Tierheim ein.
Bei der Abschlussveranstaltung wurden die signierten Banner der drei versteigert und brachten mehrere hundert Euro für ein japanisches Tierheim ein.

Workshops

Neben dem Panel der Ehrengäste gab es auch einige weitere Workshops, die sich dem Hobby widmeten. Neben allgemeinen Workshops wie „Cosplay für Anfänger“ gab es auch etwas für Fotografen („Beauty-Retusche in Photoshop“) und diverse mehr oder weniger spezielle und spezifische wie beispielsweise „Perücken färben leicht gemacht“, „LEDs in Cosplays und Props (für Anfänger)“ oder „Schwerelose Perückenstylings“.

Die Workshop-Leiterin Lunatic hält begeistert ihren Workshop über das Färben von Perücken.
Die Workshop-Leiterin Lunatic hält begeistert ihren Workshop über das Färben von Perücken.

Das Angebot war jedoch weniger umfangreich als in den Vorjahren – „nur“ elf entsprechende Workshops standen auf dem Plan, gegenüber 16 und 17 in den Vorjahren. Hoffentlich kein schlechtes Omen für die künftige Entwicklung.

Die insgesamt fünf Workshop-Räume fanden sich dieses Jahr am Ende der hintersten Halle, hinter der Artist Alley. Die Aufbauten für die Räume bestanden lediglich aus messeüblichen mobilen Trennwänden, nach oben hin offen und mit Vorhängen an den Türen. Eine gute Geräuschisolation war so natürlich nicht möglich. Da es jedoch drumherum weitestgehend frei war und die Workshops zudem alle zusammen lagen, war es dennoch nicht zu laut.

Location(s)

Das typische Problem großer Veranstaltungen ist der Mangel an guten Kulissen für schöne Fotos, insbesondere wenn man sich in Messehallen befindet. Und natürlich auch, wenn das Event gut besucht ist. Auch die DoKomi ist hiervon betroffen, und so sehen viele Bilder, die man auf dem Gelände aufnahm, leider nicht so schön aus, wie man es sich wünschen würde.

Abhilfe schufen zumindest einzelne Foto-Locations, die genau zu diesem Zweck zu finden waren. Neben Bällebad und den zwei klassischen Kulissen aus dem letzten Jahr (Café und Schulklasse) gab es auch schöne Aufbauten von Fanständen. Insbesondere Kurotoshiro Project seien an dieser Stelle erwähnt, die einen abgeschlossen Raum voller Lichter, Waffen und futuristischen Anleihen aufgebaut hatten. Nur schade, dass es sie bislang ausschließlich auf dieser Messe zu sehen gibt. Nach ihrer Aussage ist die Arbeit einmal im Jahr mehr als genug Aufwand für sie. Verständlich, aber dennoch bedauerlich.

Für schöne Bilder gab es aber noch eine andere, sehr schöne Option – der nahezu benachbarte Nordpark.

Nordpark

Dieser ist schon lange eine beliebte Location für Fotoshootings, und wird entsprechend rege genutzt. Nicht nur für Fotos, auch für Picknicks, gemütliches Zusammensein und Zeit verbringen ist er gut geeignet – selbstredend solange es nicht regnet. Und das Wetter spielte dieses Jahr relativ gut mit – zwar war es insbesondere am Samstag ziemlich windig und zudem sehr trübe, aber immerhin trocken. Am Sonntag fand sich dagegen schönerweise auch öfters die Sonne ein.

Der Park selbst bietet außer Natur auch Blumenbeete, große Brunnen, Wasserflächen, Steinsäulen und einen kleinen japanischen Garten. In jenem fanden sich auch die meisten Besucher, während im restlichen Park hauptsächlich Fotoshoots stattfanden. Soweit ich es Sonntagabend sehen konnte, wurde auch der Aufforderung, nicht den Park mit Müll zu verunstalten, weitestgehend nachgekommen. Sehr schön!

Fazit

Die DoKomi ist nicht nur Deutschlands größte Veranstaltung zum Thema Anime und Japan, sondern auch eines der größten Cosplay-Events. Entsprechend gab es viel Angebot, so dass man sich mühelos nur mit diesem Hobby beschäftigen konnte. Zudem gab es in direkter Nähe einen schönen Park, der sich für hübsche Fotos ebenso anbot wie einige Installationen auf der Messe selbst. Allerdings war nicht alles so schön, wie es sein könnte. Beispielsweise wächst zwar die Messe (10.000 Besucher mehr gegenüber 2018), das Angebot an Cosplay-Workshops dagegen ist deutlich gesunken. Und obwohl letztes Jahr aufgrund der Wahl des kleinen Saals viele Besucher den Vorentscheid zum EuroCosplay nicht sehen konnten, hat man nicht daraus gelernt und die gleiche ungünstige Wahl wieder getroffen.

So kann man zwar durchaus festhalten, dass die DoKomi insgesamt ein durchaus schönes Cosplay-Event war und sich lohnte – aber sich im Vergleich zum Vorjahr nicht nur durch die tollen Cosplay-Tables verbessert, sondern hinsichtlich des Cosplay-Programmangebots verschlechtert hat und ungünstige Entscheidungen des Vorjahres übernommen wurden. Eben „viel Licht, etwas Schatten“.

Die nächste DoKomi wird am 23. und 24. Mai 2020 stattfinden – ausnahmsweise nicht zu Pfingsten –,dann im neuen Congress Center Süd. Wir sind gespannt, welche Änderungen damit einhergehen werden, und hoffen auf eine Ausweitung der Cosplay-Tables, des Programms und der möglichen Besuchermenge zum EuroCosplay.

Wettbewerbs-Fotos: Karsten Zingsheim und Michael Fuchs
Alle weiteren Fotos: Michael Fuchs

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