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Mit Operation Wildfire bringen Corvus Belli das inzwischen vierte Zweispielerstarterset für ihren SciFi-Skirmisher Infinity heraus. Mit der enthaltenen O-12 betritt eine bisher nur aus dem Hintergrund bekannte Fraktion das Spielfeld. Doch auch in weiteren Punkten gehen die Spanier mit dieser Box neue Wege.

Möchte man neu in Infinity einsteigen oder eine weitere Fraktion beginnen, sind die Zweispielerstarterboxen immer einen Blick wert. Dies ist auch bei Operation Wildfire weiterhin gegeben. Corvus Belli haben wieder einmal ein strammes Paket geschnürt und lassen die nächsten zwei Fraktionen mit neuen Miniaturen in einem Set gegeneinander antreten.

Doch nicht nur die enthaltenen Miniaturen sind neu. Auch das Spielmaterial wurde überarbeitet und verbessert. Dies schlägt sich allerdings auch im Preis nieder. Operation Wildfire ist fast 25 % teurer als die alten Varianten. Wir haben die Box in Augenschein genommen, um zu prüfen, ob dieser Aufpreis gerechtfertigt ist.

Der Hintergrund

Ein Angriffsteam aus Shasvastii ist unerkannt auf dem Planeten Paradiso gelandet. Bei dieser Spezies handelt es sich um die Terrortruppen der Vereinigten Armee. Sie operieren hinter feindlichen Linien, setzen dabei auf Tarnung und stiften Panik und Verwirrung. Sie planen einen Angriff auf die Insel Sálvora. Nachdem dieses strategisch wichtige Eiland in der Vergangenheit von den verschiedenen menschlichen Fraktionen hart umkämpft war, ist es nun ein neutraler Ort unter der Aufsicht der O-12. Die O-12 ist aus den Vereinten Nationen hervorgegangen und sorgt in der menschlichen Sphäre für Ordnung und Gleichgewicht.
Um von ihrer Operation abzulenken, haben die Shasvastii ein verheerendes Feuer in einem Wald auf der Insel gelegt, was der Operation ihren Namen gibt – Operation Wildfire.

Das ist drin

Corvus Belli haben ein strammes Paket geschnürt.

Wie gewohnt bekommt man in der Box alles, was man für erste Schritte bei Infinity benötigt. Öffnet man den im typischen Manga-Stil gestalteten Karton, findet man darin vierzehn Metallminiaturen im 28-mm-Maßstab (in unserem Fall handelt es sich um die Vorbestellerversion der Box, deshalb war noch eine fünfzehnte Miniatur enthalten), acht Bögen dicke Punchoutpappe mit Spielmaterial und Gelände, ein Poster als Spielunterlage, jeweils drei zwanzigseitige Fraktionswürfel und ein Begleitheft in englischer und spanischer Sprache.

Die Miniaturen

Operation Wildfire beinhaltet zwei neue Fraktionsstarter. Zusätzlich erhält jede Fraktion noch ein exklusives Modell, welches nur in diesem Set verfügbar ist. Vorbesteller erhalten noch ein weiteres Exklusivmodell. Mit Glück kann man im Handel aber auch nach dem offiziellen Release noch die Vorbestellerversion bekommen, solange der Vorrat reicht.
Die Miniaturen sind aus Metall und jedes einzeln in einem Ziptütchen verpackt. Die Gussqualität ist, wie von Corvus Belli gewohnt, sehr gut. Es finden sich kaum Gussgrate oder Formlinien. Auch setzt sich der Trend fort, nicht mehr allzu viele Einzelteile zu verwenden. Zapfen, die in entsprechende Vertiefungen passen, erhöhen den Bastelkomfort zusätzlich.

Die neuen Bases machen manuelles Markieren der Feuerbereiche überflüssig.

Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die neuen Bases, die den Miniaturen beiliegen. An diesen sind nun nämlich die Feuerwinkel der Charaktere vormarkiert. Man muss sie also nicht mehr selbst auf die Base malen. Ein kleines Detail, welches aber sehr praktisch ist.

Die O-12

Die O-12 werden in ihrem Aussehen ihrer Aufgabe als Ordnungshüter gerecht. Sie wirken sehr clean und hochtechnisiert.

Die Basis bilden drei Kappa Units, von denen zwei weiblich und einer männlich sind. Sie sind mit Kombigewehren ausgerüstet. Die Posen sind dynamisch, aber nicht hektisch. Sie wirken, als würden sie kontrolliert vorrücken.

Für die schwere Unterstützung ist die Gamma Unit zuständig. Sie steckt in einer schweren Rüstung und trägt einen Feuerbach. Das Modell ist sehr massiv und man sieht ihm das Gewicht der Rüstung förmlich an. Auch dieses Modell wirkt, als wurde es langsam vorrücken und nach dem nächsten Gegner Ausschau halten. Hierbei handelt es sich um ein Exklusivmodell, welches in diesem Design nur in der Operation Wildfire-Box erhältlich ist.

Bei der Delta Unit handelt es sich um eine Luftlandeeinheit, welche mit einem Kombigewehr ausgestattet ist. Das Modell ist halb in der Luft dargestellt und es sieht aus, als würde es gerade einschweben. Der Finger der linken Hand zeigt nach vorn, als wolle es einen Gegner herausfordern.

Auch auf einen Scharfschützen müssen die O-12-Truppen nicht verzichten. Diese Aufgabe erfüllt die Epsilon Unit. Das Modell ist im Vergleich zum Rest vergleichsweise statisch, ohne dabei steif zu wirken. Es steht aufrecht und das Scharfschützengewehr ruht nach oben gerichtet auf der Hüfte.

Feuerkraft auf kurze Distanz liefert der Gangbuster. Er trägt eine Sturmschrotflinte und hat eine kniende Pose eingenommen, in welche er sich gerade fallengelassen zu haben scheint.

Der Vollständigkeit halber wollen wir auch das Vorbestellermodell erwähnen. Die Hippolyta kann sowohl von der O-12 als auch von Aleph eingesetzt werden. In dieser Box spielt sie außerdem in der fünften Mission eine reaktive Einheit, die beide Spieler als Feinde behandelt. In der normalen Version der Box wird das Modell durch einen Marker ersetzt.

Die Hippolyta befindet sich im Sprung nach vorn, wobei sie mit ihrem Schwert über dem Kopf zum Schlag ausholt. Ihr wehender Mantel unterstreicht die Dynamik.

Die Shasvastii

Die Shasvastii sind eine sehr drahtige Spezies, was sich auch in den Modellen widerspiegelt. Die langen Beine münden in hufähnlichen Füßen. Die Köpfe haben etwas Insektoides.

Die Nox sind der Kern der Shasvastii. Die drei Modelle tragen Kombigewehre, und ihre Posen sind eher stationär. Einer legt gerade an, die anderen beiden wirken wachsam.

Der Gwailos trägt eine schwere Rüstung, was durch Panzerplatten an Armen und Torso verdeutlicht wird. Bewaffnet ist er mit einem schweren Maschinengewehr. Sein linker Fuß ruht auf dem für Infinity-Miniaturen inzwischen fast klischeehaften taktischen Stein. Sein Kopf ist leicht zur Seite gedreht, als beobachte er seine Umgebung. Auch bei diesem Modell handelt es sich um eines, welches exklusiv in diesem Set erhältlich ist.

Als Shrouded werden die Pioniereinheiten der Shasvastii bezeichnet. Das hier enthaltene Modell trägt die Kapuze des Mantels tief ins Gesicht gezogen. Das Kombigewehr trägt es nach unten gerichtet in der rechten Hand. Die linke Hand hat es vor das Gesicht gehoben.

Der Mentor ist in einer überlegenen, aufrechten Pose dargestellt. Die rechte Hand ruht hinter seinem Rücken, die Sturmschrotflinte trägt er halb nach oben gerichtet in der linken. Sein Gesicht ist zum Teil hinter einer Atemmaske verborgen.

Beim Caliban handelt es sich um einen gefährlichen Nahkämpfer. Auch hier kommt wieder der taktische Stein zum Einsatz. In der linken Hand trägt er eine geschwungene Nahkampfwaffe, in der rechten eine Sturmschrotflinte. Die Pose wirkt herausfordernd, raubtierhaft.

Das Gelände

Bestand das Gelände in den alten Boxen noch aus etwas dickerer Hochglanzpappe, welche gefaltet und verklebt werden musste, ist man dieses Mal einen Schritt weiter gegangen. Das Gelände in Operation Wildfire besteht aus 3 mm dicker Pounchoutpappe und wird ähnlich wie ein MDF-Bausatz zusammengesteckt. Daraus ergibt sich sehr ansehnliches und vor allem sehr solides 3D-Gelände.

Das neue Gelände aus dicker Pappe kann sich sehen lassen.

Den Kern des Geländes bilden zwei mittlere und zwei kleine Gebäude, deren Dächer jeweils über eine Treppe zugänglich sind. Die kleinen Gebäude passen auch auf die mittleren, so dass sich daraus ein mehrstöckiges Gebäude bauen lässt. Die Pappteile für die Gebäude sind beidseitig bedruckt, und es lassen sich je nach verwendeter Seite unterschiedliche Designs bauen. Dies schafft zusätzliche Abwechslung. Außerdem finden sich diverse Barrikaden, Terminals und Holoads, die als teilweise oder vollständige Deckung dienen.

Praktisch! Das Gelände kann platzsparend ineinander gestellt werden.

Die Gebäude sind übrigens so gestaltet, dass man sie ineinander verschachteln kann, um sie platzsparend aufzubewahren. Auch hier hat man mitgedacht.

Den Spieluntergrund bildet wie bereits in den Vorgängerboxen ein gefaltetes Hochglanzposter mit einer Grundfläche von 32“ x 24“. Für vollwertige Spiele ist dies natürlich nicht groß genug. Doch für die Einführungsmissionen aus dem Set ist es mehr als ausreichend. Wer die Unterlage nicht benötigt, findet auf der Rückseite ein Poster des Boxcoverartworks, mit dem man sich das Hobbyzimmer verschönern kann.

Das Spielmaterial

Auch das Spielmaterial besteht dieses Mal aus der dickeren Pounchoutpappe statt aus Pappe in Spielkartenstärke. Dies wertet es sehr auf und macht es griffiger und haltbarer. Man muss sich nicht mehr sorgen, dass bei Durchzug die Marker vom Tisch gefegt werden.

Die dicken Marker lassen sich auch ohne lange Fingernägel greifen.

Neben den benötigten Tropfen- und Rundschablonen für Waffeneffekte sind zwei Lineale mit Zoll- und Zentimeterskala, Silhouetten und die üblichen Marker für Befehle, getarnte Modelle und so weiter enthalten. Alle Marker sind beidseitig bedruckt und man kann je nach Bedarf die benötigte Motivseite verwenden.

Die Würfel sind jeweils auf die zugehörige Fraktion zugeschnitten und die Einserseite durch ein Fraktionssymbol ersetzt.

Das Begleitheft

Das Begleitheft zu Operation Wildfire ist auf Englisch und Spanisch vorhanden, wobei beide Versionen in einem Buch untergebracht sind.

Begonnen wird mit einer kurzen Einführung in den Hintergrund der beiden Fraktionen, und es wird erläutert, warum sie aufeinandertreffen. Auf den folgenden Seiten werden die ersten Grundregeln erklärt. Danach werden in insgesamt fünf Missionen nach und nach mehr Modelle den Armeelisten hinzugefügt und ihre Sonderregeln und Ausrüstungsgegenstände beschrieben. So erlernt man Schritt für Schritt, wie Infinity gespielt wird.

Nach dem Missionsteil sind noch einmal alle Modelle der Box mit ihren Profilen aufgeführt, und es gibt auch schon einen Ausblick auf die Profile der Erweiterungbox Beyond Operation Wildfire. Mit dieser lässt sich die Armeestärke auf die üblichen 300 Punkte heben.

Da die Box als Einführung in das Spiel gedacht ist, gibt es weiterhin einen Abschnitt über das Zusammenbauen und Vorbereiten der Miniaturen und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Bemalung. Für beide Fraktionen wird anhand eines Modells ein Farbschema vorgestellt und in Bild und Text beschrieben, wie man sie bemalt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Corvus Belli
  • Autor(en): Alberto Abal, Fernando Liste, Gutier Lusquiños, Carlos Torres
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Sprache: Englisch/Spanisch
  • Spieldauer: 60+ Min
  • Spieleranzahl: 2
  • Alter: 12+
  • Preis: 109,95 EUR
  • Bezugsquelle: Corvus Belli

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Infinity-Internetseite gibt es einen großen Downloadbereich. Hier bekommt man die vollständigen Regeln sowie alle Einheiten- und Waffenprofile auf Deutsch und anderen Sprachen. Auch Regelanpassungen und Erläuterungen in Form von Errata und FAQ werden regelmäßig veröffentlicht. Alle für das Spiel benötigten Marker sowie einige Vorlagen für Papiergelände stellen Corvus Belli hier zum Selbstausdrucken zur Verfügung.

Besonders nützlich ist das Infinity-Wiki, in welchem alle Regeln zu finden sind. Durch den Aufbau und die Verlinkungen eignet es sich sehr gut, um am Spieltisch noch einmal schnell nachzuschauen, wenn man sich einmal unsicher ist. Leider ist dieses Angebot bis jetzt nur auf Englisch verfügbar.

Für den Armeelistenbau steht das offizielle Tool Infinity Army bereit. Es kann als Webtool, als Desktopprogramm für Windows und Linux sowie als Android-App verwendet werden.

Fazit

Mit Operation Wildfire zeigen Corvus Belli eindrucksvoll, dass sich auch Gutes immer noch verbessern lässt. Die Modellqualität ist wie gewohnt sehr gut und das Spielmaterial und Gelände wurde durch die Verwendung von 3-mm-Punchoutpappe auf ein ganz neues Level gehoben. Es fällt wirklich schwer, an diesem Set noch Kritik zu äußern. Zwar ist der Preis durch das verbesserte Material deutlich angestiegen, doch ist er aufgrund der gebotenen Qualität mehr als gerechtfertigt.
Egal ob Neueinsteiger oder Veteran, hier wird wirklich jedem etwas geboten. Die Box lässt sich hervorragend mit einem Freund teilen. Aber es spricht natürlich auch nichts dagegen, die eigene Sammlung um gleich zwei Fraktionen zu erweitern.

 

Artikelbild: © Corvus Belli, Fotografien: © Dennis Rexin, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde aus den Einnahmen des Patreon-Projekts finanziert

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