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Will man sich zu zweit mittels Karten prügeln, gibt es dazu bereits unzählige Möglichkeiten. Doch nach wie vor erfreut sich das Genre großer Beliebtheit und neue Varianten kommen ständig auf den Markt. Der neueste Bewerber Riftforce stammt aus Österreich und ist ab heute auf Kickstarter.

Riftforce stammt aus der Feder von Carlo Bortolino, der zuvor mit dem Familienspiel Memoarrr! beachtlichen Erfolg erzielen konnte – den Deutschen Spielepreis für das beste Kinderspiel des Jahres 2018 sowie eine Aufnahme auf die Empfehlungsliste zum Spiel des Jahres im gleichen Jahr.

In Zusammenarbeit mit dem neu gegründeten Wiener Verlag 1 More Time Games hat er nun ein Spiel entwickelt, das in eine gänzlich andere Richtung geht: ein Duellkartenspiel. Aber anders als viele andere Spiele dieses Genres haben wir hier kein sammelbares Spiel vor uns – alle Karten erhält man mit dem Erwerb des einen Spiels und die Zusammenstellung eines Decks ist fester Bestandteil jeder Partie.

Der wenige Text auf dem Spielmaterial ist zweisprachig – auf der einen Kartenseite Deutsch, auf der anderen Englisch
Der wenige Text auf dem Spielmaterial ist zweisprachig – auf der einen Kartenseite Deutsch, auf der anderen Englisch

Spielablauf

Bei Riftforce stellen die beiden Spieler jeweils ein Bündnis aus vier Gilden zum Kampf um das sogenannte Rift auf. Es gilt, die Elementare der eigenen Gilde geschickt einzusetzen und zu aktivieren, um so die gegnerischen Elementare zu verbannen oder vollständige Kontrolle über möglichst viele der fünf Orte zu erlangen.

Für die Auswahl der Gilden stehen zehn verschiedene zur Auswahl, aus denen zu Beginn jeder Partie eine zufällig entfernt wird. Dann erhält jede Spielerin eine zufällige Gilge zugeteilt. Aus den übrigen sieben draften die Spieler sich nun ihre jeweilige Mannschaft, das heißt. sie sind abwechselnd an der Reihe und wählen jeweils eine Gilde aus, die sie in dieser Partie spielen werden. Das geht so lange, bis beide Spielerinnen je vier Gilden haben. In jeder Partie sind also acht der zehn möglichen Gilden im Spiel.

Jede Gilde besteht aus neun Elementaren, die stets die gleiche Lebenspunktverteilung haben, sowie einer Beschwörerkarte, die die Spezialfähigkeit dieser Gilde beschreibt.

Die eigentlichen Spielzüge in Riftforce werden, wie bei Duellspielen üblich, immer abwechselnd durchgeführt. Wer am Zug ist, muss sich für eine von drei Möglichkeiten entscheiden. Zu Beginn des Spiels ist die einzig sinnvolle Aktion das Spielen von bis zu drei Elementaren, die entweder der gleichen Gilde entstammen oder die gleiche Stärke haben müssen. Diese dürfen entweder alle an den gleichen Ort gespielt oder aber auf bis zu drei benachbarte Orte verteilt werden.

Nachdem dann einige Orte mit Elementaren bevölkert sind, kann man als zweite Möglichkeit eine Karte aus der Hand ablegen, um damit bis zu drei Elementare zu aktivieren. Die aktivierten Elementare müssen dabei alle in Gilde oder Stärke der abgelegten Karte entsprechen.

Jeder aktivierte Elementar hat eine Fähigkeit, die Schaden verursacht, und zwar meist auf den ersten Feind am gleichen Ort. Interessant wird Riftforce aber vor allem dadurch, dass ein paar der Elementare Fähigkeiten haben, die Bewegungen erfordern oder ermöglichen, Heilung liefern oder sonstige Spezialeffekte verursachen können. Geschickte Kombinationen der eigenen Fähigkeiten zu finden und zu nutzen ist wichtiges Element des Spiels.

Zwei der am einfachsten zu sehenden Kombinationen von Fähigkeiten
Zwei der am einfachsten zu sehenden Kombinationen von Fähigkeiten

Die dritte und letzte Zugmöglichkeit besteht darin, seine Handkarten wieder auf sieben aufzufüllen und dabei zu prüfen, ob man an einem oder mehreren der Orte alleine steht, also der Gegner keine Elementare dort hat. Ist das der Fall, so erhält man für jeden dieser Orte einen Punkt Riftforce.

Bei zwölf Riftforce für einen Spieler wird das Ende der Partie eingeleitet. Neben der alleinigen Kontrolle über Orte erlangt man Riftforce dadurch, dass man gegnerische Elementare zerstört. Jeder zerstörte Elementar gibt einen Punkt Riftforce.

Wie sich anhand der Regeln bereits erahnen lässt, ist Riftforce ein relativ schnelles Spiel. Nach spätestens zwölf zerstörten Elementaren einer Spielerin beginnt die, meist sehr kurze, Schlussphase des Spiels. Es wird dann, im Falle eines Gleichstands, so lange weitergespielt, bis ein Spieler am Ende der Runde vorne liegt. Meist ist das aber entweder gar nicht erst nötig oder dann nach einem weiteren Zug erledigt. 20 bis 30 Minuten ist als Länge für eine Partie angegeben und, abgesehen von den ersten Partien, auch realistisch. Sobald beide Kontrahenten die Gilden und ihre Fähigkeiten kennen, spielt sich Riftforce sehr zügig.

: Beispiel für einen gut geplanten Spielzug: Der Spieler aktiviert mit einer 5 die drei eigenen Elementare und verursacht erst 2 Schaden an der 7, zieht sie dann zum benachbarten Ort, richtet, da die 7 nun ganz hinten liegt, weitere 4 Schaden an ihr an und vernichtet dann beide nacheinander mit der Kettenreaktion des Blitzes
Beispiel für einen gut geplanten Spielzug: Der Spieler aktiviert mit einer 5 die drei eigenen Elementare und verursacht erst 2 Schaden an der 7, zieht sie dann zum benachbarten Ort, richtet, da die 7 nun ganz hinten liegt, weitere 4 Schaden an ihr an und vernichtet dann beide nacheinander mit der Kettenreaktion des Blitzes

Insgesamt gibt es 210 Kombinationen an Gilden für jede einzelne Spielerin. Da sich die Kombinationen aber gegenseitig behindern, ist die Gesamtmenge der möglichen Kombinationen in einer Partie 3.150 – eine beachtliche Zahl, die für viel Abwechslung sorgt. Natürlich sind dabei manche Kombinationen stärker als andere. Aber insgesamt scheint es keine Gilde zu geben, die auf sich alleine gestellt viel stärker oder schwächer als der Rest ist. Diese starken Kombinationen zu erkennen und zu nutzen ist daher unerlässlich für einen Sieg in Riftforce. Aber auch die taktische und strategische Auswahl der richtigen Aktionen und Züge ist ein wichtiger Aspekt, wobei die meisten Entscheidungen eher strategischer Natur sind, da die Lebenspunkte (5 bis 7) im Vergleich zum angerichteten Schaden (1 bis 4, meist 2) relativ hoch sind und damit stets mehrere Züge im Voraus geplant werden sollte.

Das sorgt gleichzeitig dafür, dass man mit jeder Partie besser wird, aber auch, dass es schwer ist, neue Spieler, die einen anderen Kenntnisstand haben, in das Spiel einzuführen, ohne sie direkt zu überwältigen.

Ausstattung

Riftforce besteht vor allem aus Karten. Die Elementare, Beschwörer und Orte sind alle dargestellt durch Karten in üblicher Größe. Dazu kommen lediglich noch Marker für Schaden an Elementaren sowie gesammelte Riftforce. Insgesamt enthält das Spiel 110 Karten, die illustriert sind von Miguel Coimbra. Dessen bisherige Werke zieren namhafte Titel wie 7 Wonders, 7 Wonders Duell und Small World, und auch für Riftforce liefert er stimmige Illustrationen ab. Etwas schade ist dabei, dass zumindest in der Pre-Production-Kopie, die wir erhalten haben, die Elementare einer Gilde bis auf die Zahlen alle gleich aussehen.

Das Artwork an sich ist gut gelungen. Nur schade, dass die Elementare einer Gilde alle gleich aussehen
Das Artwork an sich ist gut gelungen. Nur schade, dass die Elementare einer Gilde alle gleich aussehen

Die Karten selbst sind von guter und stabiler Qualität und die Testspiele konnten keine erkennbaren Spuren auf ihnen hinterlassen. Dennoch empfiehlt sich hier langfristig wahrscheinlich der Einsatz von Kartenhüllen – alleine schon, weil die Grafiken randlos sind und sich damit die Farben der Karten auch seitlich minimal unterscheiden.

Der Preis von 25 EUR für eine einzelne Kopie ist für das gebotene Material relativ hoch, wenn man ihn mit anderen aktuellen Spielen wie Die Crew vergleicht. Nimmt man als Vergleich aber ein Sammelkartenspiel, LCG oder etwas wie Star- oder Hero Realms, liegt er in einem normalen Rahmen für das Genre.

Die harten Fakten:

  • Verlag: 1 More Time Games
  • Autor(en): Carlo Bortolini
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieldauer: 20–30 Minuten
  • Spieleranzahl: 2
  • Alter: 10+
  • Preis: 25 EUR
  • Bezugsquelle: Kickstarter

 

Bonus/Downloadcontent

Im Gegensatz zu vielen anderen Kickstartern haben sich die Macher von Riftforce entschieden, keine speziellen Pledgelevel oder Stretchgoals einzubauen, die mehr Karten oder höherwertiges Spielmaterial mitbringen würden. Stattdessen erhält jede Käuferin das gleiche Material und es steht bereits bei Beginn der Kampagne fest, was alles enthalten sein wird.

Fazit

Zehn Gilden mit je neun Karten plus Erklärung, fünf Orte, zwei Wertungskarten und drei Karten mit Regeltext sind abgesehen von ein paar Markern alles, was Ihr für Riftforce braucht
Zehn Gilden mit je neun Karten plus Erklärung, fünf Orte, zwei Wertungskarten und drei Karten mit Regeltext sind abgesehen von ein paar Markern alles, was Ihr für Riftforce braucht

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Riftforce ist ein Duellkartenspiel, bei dem die beiden Spieler zu Beginn in einer kurzen Draftphase ihre Decks zusammenstellen und danach mittels ihrer Elementare um die Vorherrschaft um Orte kämpfen. In jeder Partei spielen dabei acht der zehn existenten Gilden mit und jedes Elementar einer Gilde, egal welcher Größe, hat die gleiche Fähigkeit. Insgesamt gibt es also nur zehn verschiedene Fähigkeiten und alle davon haben als einen Aspekt das Austeilen von Schaden.

Das klingt auf Anhieb nach wenig Varianz, aber der Eindruck täuscht. Tatsächlich sorgt die geringe Anzahl an Regeln und Fähigkeiten vor allem dafür, dass Riftforce enorm einfach zu erklären und zu erlernen ist, nicht aber, dass es auch einfach zu meistern wäre, denn die Kombinationen aus Fähigkeiten der eigenen vier Gilden, und wann welche Elementare gespielt und aktiviert werden sollten, liefern in jeder einzelnen Partie, ja sogar in jedem einzelnen Zug, spannende Entscheidungsmomente. An die Komplexität eines Magic: The Gathering oder ähnlicher Spiele kommt Riftforce natürlich nicht heran – aber das will es auch gar nicht.

Für mich persönlich wäre es lediglich wünschenswert gewesen, wenn das Spiel etwas taktischer und etwas weniger strategisch wäre. Denn obwohl man in jedem einzelnen Zug nur begrenzte Möglichkeiten hat, muss man dennoch ein paar Züge in die Zukunft planen, um dauerhaft Erfolg zu haben: für ein an sich so kurzes und knackiges Spiel wie Riftforce vielleicht etwas zu viele Züge. Das, sowie die Tatsache, dass man bei Spielbeginn eine Gilde zufällig zugewiesen bekommt – und damit eventuell einen Spielstil aufgezwungen bekommt, der einem nicht liegt, da eben nicht jede Gilde für jeden Spielstil gleich gut geeignet ist – sorgen dafür, dass am Ende die Höchstwertung knapp verfehlt wurde.

Titelbild: © 1 More Time Games, © Kickstarter
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Alexa Kasparek
Fotografien: Holger Christiansen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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