Geschätzte Lesezeit: 15 Minuten

Vor Jahrtausenden wurden Katzen als Göttinnen verehrt. Das wissen die Katzen noch heute und verhalten sich dementsprechend. Anmut, Eleganz und Wildheit verkörpern sie wie keine zweite Art. Mit den ihnen eigenen Gaben der Magie, des Gestaltwandels und des Zorns von  Lunas streifen die Bastet durch die Welt der Dunkelheit.

Der Lebensodem

Bastet sind nicht einfach nur übergroße Schmusekätzchen mit Verhaltensstörungen. Genau wie die Werwölfe sind sie übernatürliche Kreaturen in der Welt der Dunkelheit. Die Bastet und Garou haben viele Gemeinsamkeiten und, bis auf ein paar Ausnahmen, dieselben Regeln.

Das erste Quellenbuch für die Bastet wurde 1997 von White Wolf herausgegeben, etwa fünf Jahre nachdem Werewolf: The Apocalypse erschien. 1999 übersetzte Feder&Schwert das Buch auf Deutsch. Das aktuelle Quellenbuch, Die Fera, mit den aktuellen Regeln für die Bastet ist im Rahmen der Jubiläumsversion von Werwolf herausgegeben und 2017 von Ulisses Spiele übersetzt worden.

Wo die Werwölfe ihren ewigen Krieg gegen den Wyrm führen, gehen die Katzen ihren eigenen Weg. Das tun sie natürlich mit dem ihnen angeborenen Stil. Sie kämpfen ebenso wild für ihre Heimat, ihre Familie und ihre Ehre, aber sie kämpfen, weil sie es wollen, nicht weil sie es müssen. Weder Götter noch Menschen können einer Katze irgendetwas befehlen. Jeder muss sie höflich bitten.

Diese Systemvorstellung ist als IT-Geschichte geschrieben.

Verloren in Afrika – Einleitung

Komm, schöne Katze, und schmiege dich

An mein Herz, halt zurück deine Kralle.

Lass den Blick in dein Auge tauchen mich,

In dein Aug‘ von Achat und Metalle.

Charles Baudelaire (1821 –1867), französischer Dichter und Ästhetiker

Eine Straße von Château Rouge, ein Vorort von Paris 2016.

„Mademoiselle?“ Eine stilvoll gekleidete Mittdreißigerin mit schwarzer Hautfarbe erhob sich von einer mit Graffitis verschmierten Bank, klappte ein Taschenbuch zu und hob eine Hand. Bedemi musterte die ältere Frau misstrauisch und ging an ihr vorbei.

„Mademoiselle, einen Moment bitte“, sagte die Frau freundlich.

„Kein Interesse“, sagte Bedemi im Weitergehen.

„Mademoiselle Bedemi, bitte. Hören Sie mich einen Augenblick an.“

Bedemi blieb ein paar Schritte weiter stehen und musterte die Fremde misstrauisch. Die Kleidung der Frau passte ganz und gar nicht nach Château Rouge. Viel zu elegant und teuer. Die Frau lächelte sehr freundlich. Zu freundlich.

„Was wollen Sie? Wer sind Sie?“

„Sie können mich Amira nennen. Ich möchte mit Ihnen über den Vorfall in der Nähe des Club Nomade sprechen.“ Sie lächelte wie eine Katze vor einem Vogelkäfig.

Bedemi wurde blass und sah sich hektisch um.

„Keine Sorge, ich bin nicht von der Gendarmerie.“ Immer noch lächelnd zeigte sie ihre leeren Handflächen.

„Sie haben Fragen und ich habe Antworten.“

„Ich …“ Bedemi fluchte herzhaft in ihrer Heimatsprache. “Sie verwechseln mich.“ Damit drehte sie sich herum und stürmte davon.

Die Frau namens Amira sah ihr hinterher und lächelte immer noch.

Am Abend, einige Stunden später. Ein Treppenhaus in einem schäbigen Plattenbau in Château Rouge.

Als Bedemi müde und gehetzt die Treppen hinaufstieg, wartete Amira einen Treppenabsatz über Bedemis Etage. Diesmal blieb sie auf der obersten Treppenstufe sitzen, um ihre Gesprächspartnerin nicht zu provozieren.

„Bonjour Mademoiselle. Bitte, bleiben Sie ruhig.“

Bedemi erschrak und fuhr zu Amira herum. In ihrem Gesicht war der Kampf-oder-Flucht-Reflex deutlich zu sehen. Sie entschied sich und machte sich kampfbereit.
„Wer sind Sie? Wer hat Sie geschickt?“

„Mein Name ist Amira und ich bin wie Sie.“
„Ein Dreck sind Sie!“
Amira lächelte kurz und legte den Kopf schief.
„Sehen Sie jetzt genau hin, denn ich mache das nur einmal.“ Sie hob die linke Hand mit dem Handrücken zu Bedemi. Ihre Fingernägel wuchsen und verhärteten sich zu zwei Zentimeter langen spitzen Krallen. Langsam drehte sie die Hand, damit Bedemi sah, dass es kein Trick war. Dann schrumpften die Krallen wieder zu ihrer normalen Form zurück.

„Genauso wie Sie kann ich mich in eine Großkatze verwandeln.“
„Woher wissen Sie …?“

„Ich habe Ihre Krallenspuren in der Nähe des Club Nomade auf drei Leichen gesehen. Genauso wie die Gendarmerie.“ Sie machte eine dramatische Pause. „Außerdem lagen dort Ihre zerrissenen Kleider.“ Sie machte wieder eine Pause und musterte Bedemi.

„Mademoiselle, bei allem Respekt für Ihre Lage, Sie müssen mir zuhören.“

Das erste Licht – Der Hintergrund

Zehn Minuten später auf dem Dach desselben Plattenbaus.

„Ich sehe schon, dass Sie nicht an langen Geschichten interessiert sind, obwohl ich Ihnen versichern kann, dass Sie dabei etwas verpassen. Also werde ich direkt auf Ihre drängendste Frage antworten: Wir sind Gestaltwandlerinnen und nennen uns selber Bastet, die Geliebten Selines, Hamaal oder gestiefelte Katzen, wobei letzteres ungern gehört wird. Wir können uns von einem Menschen in eine Großkatze und zurück verwandeln. Es gibt noch drei weitere Gestalten zwischen Katze und Mensch, die im Kampf weitaus mächtiger sind als die Gestalt einer Großkatze. In genau so eine Gestalt haben Sie sich vor zwei Nächten verwandelt, als Sie die drei menschlichen Affen zerfetzt haben. Schauen Sie nicht so erschrocken drein. Ich bin sicher, die drei haben es verdient, nachdem sie Sie und Ihre Freundin bedrängt haben. Einige Bekannte haben sich um das Blut und die Leichen gekümmert, nichtsdestotrotz stecken Sie in großen Schwierigkeiten. Die Polizei wird Ihnen, beziehungsweise Ihrer Familie und Ihren Freunden, einige Fragen stellen wollen. Doch dazu kommen wir später. Zurück zu Ihrer Frage, wer und was Sie sind. Durch den Stress der Auseinandersetzung mit den drei Männern, brach die Macht aus, die in Ihrem Blut geschlummert hat. Diese Gabe wurde Ihnen von Ihren Eltern und deren Eltern vererbt und reicht weit zurück zu unseren Vorfahren aus den Weiten Afrikas.

Einige wie wir werden von Menschen geboren. Andere werden von wilden Katzen auf die Welt gepresst, um dann durch die harte Schule der Wildnis zu gehen. Beide Welten haben Vor- und Nachteile.“
„Was? Stopp! Auszeit! Welche Macht? Warum können wir das? Das ist doch gar nicht möglich. Physik und so“, sagte Bedemi.

„Das ist eine wichtige Frage, vielleicht die wichtigste überhaupt. Wir Bastet glauben daran, dass wir die Magie von Gaia, der Göttin der Erde, und Seline, der Göttin des Mondes, bekommen haben, als diese Welt noch jung war. Allerdings sind das nur Legenden. Kaum ein Wesen kann bestätigen, was wirklich geschehen ist. Das spielt für Sie im Hier und Jetzt auch keine Rolle.
Wichtiger und greifbarer als unsere Herkunft, sind die Gaben, die uns gegeben wurden.
Der Gestaltwandel ist schon sehr beeindruckend. Die Krallen, Zähne, Sinne und Kraft der Katzengestalt machen uns zu den besten Jägern dieser und anderer Welten. Die Kriegsgestalt, Crinos genannt, steigert die Macht unserer natürlichen Waffen noch einmal. In dieser Gestalt sind wir meist mehr als zwei Meter groß und können mit den Krallen mühelos ein Auto aufreißen – oder eben drei Menschen in einer Gasse verteilen. Verzeihen Sie mir die Anspielung, aber genau das ist dort passiert. Sie sind in Raserei geraten, haben Ihre Kriegsgestalt angenommen und diese Männer innerhalb eines Herzschlages zerfetzt. Womit wir auch bei dem Preis für unsere Gaben wären.“

„Also gibt es doch einen Haken?“, fragte Bedemi skeptisch.

„Sie haben die Wut gespürt, als die Männer Sie angegriffen haben. Können Sie sich noch an den Moment erinnern, als die Wut übermächtig wurde und Ihre Sicht vernebelt hat?“
Bedemi schwieg einen Moment.
„Ja, als der eine mich geschlagen hat“, sagte sie leise.
„Verstehe. Schmerz, Angst, Scham und Wut sind alles mächtige Gefühle, die Menschen antreiben. Uns Bastet können diese Gefühle zu maßlosen Akten der Gewalt verführen, sofern wir dem Zorn kein Ventil geben. Ohne Kontrolle bricht der Zorn seine Bahn und wir verfallen in eine Raserei, in deren Verlauf wir ohne Gnade Freund und Feind attackieren. Mit meiner Hilfe werden Sie schnell lernen, diesen Zorn in Ihrem Herzen in die richtigen Bahnen zu lenken. Eine weitere Schwäche teilen wir mit den anderen Kindern von Mutter Mond: Mondeisen, beziehungsweise Silber, kann uns verletzten und sogar töten. Unsere Selbstheilung kann mit Silber geschlagene Wunden nicht heilen. Also Vorsicht vor Silberschmuck, meine Liebe.“

Neun Leben und neun Stämme

„Ich sehe noch mehr Fragen auf Ihrem Gesicht.“

„Sie reden die ganze Zeit so, als wär’n wir verwandt“, sagte Bedemi.

„Nein, das sind wir nicht, zumindest nicht im Blute. Wir beide gehören zu einer Art, aber nicht zum selben Stamm. Aufgrund der Krallen- und Bissspuren auf den Überresten Ihrer Angreifer vermute ich, dass Sie eine Löwin sind. Natürlich könnten Sie auch eine Tigerin sein, aber in Anbetracht Ihrer Hautfarbe und Herkunft ist eine Löwin wahrscheinlicher.
Ja, es gibt Katzengestaltwandler von anderen Großkatzenarten und immer sind es die mächtigsten Katzen jedes Kontinents. Dachten Sie etwa, wir verwandeln uns in niedliche kleine Hauskatzen? Wir sind Jägerinnen, Königinnen und Göttinnen. Hauskatzen besitzen zwar die Eleganz und Anmut aller Katzen, aber nicht die ehrfurchtgebietende Macht der Großkatzen.
Die Löwengestaltwandler habe ich schon erwähnt. Sie nennen sich selbst Simba – sie verkneifen sich jetzt sofort das Grinsen!“

Bedemi versuchte mit einiger Mühe, nicht zu grinsen.

„Der Name stammt aus dem Suaheli und wurde von den Weißen einfach übernommen, wie sie es mit allem aus Afrika machen. Die Simba betrachten sich selbst als die Könige und Königinnen Afrikas und sind der Meinung, alle anderen Bastetstämme zu beherrschen.

Ich selbst entstamme dem Volk der Bagheera. Wieder ein Name, den Disney gestohlen hat. Unsere Katzengestalt ist die eines Panthers oder Leoparden.

Die Tiger werden Khan genannt. Sie sehen, dass es in einigen Medien einen Trend gibt. In den Dschungeln Südamerikas kämpfen die Balam, Jaguare, um ihre Heimat. Die Bubasti stammen von ägyptischen Wildkatzen ab, die heute ausgestorben sind.

Von europäischen Wildkatzen stammen die Ceilican ab und haben trotz der Jagd durch Inquisition und dunklen Feen überlebt. In Nordamerika streifen die Werpumas, Pumonca genannt, als Nomaden durch ihr angestammtes Land. Ebenfalls in Nordamerika, aber auch in Eurasien zuhause, sind die Qualmi, die sich in Luchse verwandeln können.

Swara sind Geparden, die eine spirituelle Kraft ihr eigen nennen, die nur wenige unserer Art beherrschen.

Manche sagen, dass es noch einen zehnten Stamm gibt, aber das sollte man nicht zu laut sagen.

Die Werhyänen, Ajaba genannt, gehören nicht wirklich zu unserer Art.

Wie Sie merken, sind wir als Volk über alle Kontinente verstreut und das ist auch gut so. Wir sind Einzelgänger und Individualisten. Würden wir zu lange miteinander zusammenleben, würde nur Streit ausbrechen. Bis auf die Simba sind wir nicht dafür geschaffen, lange zusammenzuleben.“

Sitten und Gebräuche

„So ganz allein möchten wir dann doch nicht umherstreunen. Den Menschen können wir uns nicht anvertrauen. Sie fürchten uns und verstehen uns nicht. Und was machen sie mit Dingen, die sie nicht verstehen?

Richtig, sie werden versuchen, sie zu kontrollieren oder zu vernichten. Bei allen Geschenken an die Menschheit, wurde die Tugend der Akzeptanz ausgelassen. Das schließt uns allerdings mit ein, doch das ist ein anderes Thema.

Denen aus dem Schattenvolk, wie wir die Übernatürlichen nennen, können und wollen wir uns nicht anvertrauen. Daher können wir nur anderen Bastet unsere Geschichten erzählen. Ab und an veranstaltet jemand von uns eine Versammlung, Taghairm genannt, damit wir uns untereinander austauschen und wichtige Riten begehen können. Diese Versammlungen sind Feste, zeremonielle Treffen und Gesellschaftsbälle in einem, je nachdem, was der Gastgeber wünscht.

Letztes Jahr hat ein Blutsgeschwister der Bubasti uns erklärt, dass er sein Geld als Katzentherapeut verdient. Katzenbesitzer gehen zu ihm, wenn ihre Katze ein auffälliges Verhalten zeigt, und er erklärt ihnen dann, wie sie mit den Launen ihrer Katzen umgehen können.

Er beeinflusst die ‚Besitzer‘ mit vielen Worten, sich dem Verhalten ihrer Katze anzupassen. Großartig, nicht wahr?“

Bedemi starrte ungläubig.

„Nicht? Na gut. Wenn er zum Beispiel feststellt, dass eine Katze zu dick ist, empfiehlt er auch eine Diät und Bewegung für die Katze.
Nun ja, ich schweife ab.

In den Jahrtausenden, die die Kultur der Gestaltwandler besteht, musste es natürlich auch gewisse Regeln geben. Allerdings sind wir immer noch Katzen und lassen uns daher ungern von Regeln einengen. Daher ist der Kodex der Bastet mehr eine Richtlinie:

Dies ist der Kodex unserer Ahnen.
Dies ist das Gesetz des Mondes und der Sonne.
Dies ist das Gesetz vom Formen von Geheimnissen.
Dies ist das Gesetz des Wandels. 
Ehre dich selbst.
Ehre dein Wort.
Ehre deine Art und deine Verwandten.
Ehre deine Erde.
Ehre dein Schweigen.

Diese Zeilen sind unsere Ehre und Sie sollten sie verinnerlichen, denn daran werden Sie von den Geistern und den anderen Bastet gemessen.

Doch nun werde ich Sie erst einmal mit Ihren Gedanken allein lassen. Wir werden uns morgen weiter unterhalten. Wenn Sie Fragen haben, können Sie mir diese dann morgen stellen.

Nein, Sie können mich nicht kontaktieren, denn ich werde Sie kontaktieren.

Gute Nacht.“

Katzenmagie

Einen Tag später auf demselben Dach.

Bedemi lief unruhig hin und her.

„Bonjour Mademoiselle, wie geht es Ihnen? Haben Sie besser geschlafen? Die Welt ergibt nun etwas mehr Sinn?“, fragte Amira freundlich.

„Hier ergibt überhaupt nichts Sinn“, sagte Bedemi barsch.

„Nun ja, wenn Sie meinen. Es freut mich, dass es Ihnen etwas besser geht.

Wie versprochen, beginnen wir mit Ihren Fragen.“

„Sie haben etwas von Magie erzählt. Heißt das, ich kann jetzt zaubern?“, fragte Bedemi.

„Magie? Ja, ich habe Magie erwähnt und wir Bastet haben auch Magie. Oho, und was wir für Magie haben! Wir sind durch und durch magische Wesen und haben ein Geburtsrecht auf Mysterien. Dabei ist unsere Magie vielfältig und mächtig – genau wie wir selbst.

Grundsätzlich können wir Gaben und Riten lernen. Meine Krallen sind so eine Gabe. Es sind Geheimnisse, die ergründet werden müssen. Doch diese Gaben voneinander oder von den Geistern zu lernen, kann jeder und das wird damit als schlechter Stil gesehen. Sie selbstständig zu erlernen oder die Geheimnisse anderer aus dem Schattenvolk zu stehlen, wird dagegen hoch geachtet. Besonders, wenn es eine seltene Gabe ist. Dabei ist der Kern jeder Gabe ein Rätsel.

Um ein Beispiel zu nennen:

Qualmi gelten selbst unter den Bastet als Meistermagier.

‚Um ohne Schatten zu gehen, muss man von den Wassern des Yungla-Flusses kosten. Sie auf Mutters Brüste speien und die stille Queste singen. Schaue dann in deine eigenen Wasser und beschließe beim Gehen keine Spur zurückzulassen.‘

Schauen Sie nicht so drein, das verstehen Sie irgendwann oder eben nicht.

So schnell und mächtig Gaben auch sind, erfordert doch manche Magie mehr Zeit und Materialien. Da unsere Strukturen lose und individualistisch sind, werden die meisten Riten von nur einer Katze durchgeführt. Damit kann mächtige Magie fokussiert und gebunden werden, was zu fantastischen Effekten führt.

Einige unseres Volkes haben die Magie der Menschen gemeistert und wandeln damit auf den Pfaden von Hexen und Schamanen. Diese Magie ist weder mächtiger noch schlechter als unsere Magie. Sie ist nur anders und wie die Menschheit äußerst vielseitig.“

Freunde und Feinde

„Womit wir bei den Menschen wären.“
„Warum immer wir und die? Wir sind Menschen“, fragte Bedemi.

„Weil sie nicht wie wir sind und auch nichts von uns wissen. Das soll auch so bleiben. Kennen Sie sich mit menschlicher Geschichte aus? Die Hexenjagden? Die Kriege gegen die Ureinwohner Amerikas? Genau das würde passieren, wenn die Menschen von unserer Existenz erfahren würden. Nur sehr wenige vertrauenswürdige Familienmitglieder wissen um unsere Natur.

Unter den anderen Gestaltwandlern haben wir nur wenige Verbündete und noch weniger Freunde. Warum das so ist, bleibt ein Rätsel. Sie sagen, dass wir unzuverlässig, ehrlos und feige wären. Das ist natürlich alles eine Lüge.“ Amira schmunzelte.

„Die Garou, die Werwölfe, haben mehrere Kriege gegen uns geführt. Der Grund dafür liegt weit in der Vergangenheit. Vermutlich hat es etwas mit dem Konflikt zwischen Katzen und Hunden zu tun.

Die Vampire sind einfach zu faszinierend, um sie zu ignorieren. Die Kainskinder, wie sie sich selbst nennen, haben einfach so viele schöne Geheimnisse, die es zu stehlen gibt. Allerdings kann man bei einem Spiel mit ihnen leicht eines der neun Leben verlieren. Also seien Sie gewarnt!

Mit den Zauberinnen und Magiern verband uns vor langer Zeit das Blut und auch heute noch wählen wir ab und an Partner mit Magie im Blut. Wir haben ihre Hexenküchen begutachtet, sind in ihren Laboratorien herumstolziert, haben mit ihnen in Hexennächten getanzt und uns in ihren Schößen zur Ruhe gelegt.

Mit den Feen teilen wir ebenfalls eine Verwandtschaft, denn sie ähneln uns mehr, als uns lieb ist. Wie wir jagen sie Träume und Geheimnisse. Die Ceilican haben durch die Hand der dunklen Feen viel gelitten und das sollte uns eine Warnung sein.

In Zeiten der Not können Rivalen zu Verbündeten werden.

An den Rändern dieser Welt tanzen die Geister umher. Manche, wie die Jamak, sind unsere Verbündeten, andere, wie die Asura, sind unsere Feinde. Das Lied der Asura ist Verderbnis und hat Millionen Stimmen. Jeden Tag ertönt es in Nachtclubs, Fernsehen und Internet. Lauschen Sie der Weisheit des Mondes und verschließen Sie vor den Liedern der Asura Ihre Ohren, denn sie bringen nur Wahnsinn und Verderben.“ 

Inzwischen starrte Bedemi Amira mit offenem Mund an.

„Wenn Sie jetzt Ihr Gesicht sehen könnten. Dachten Sie, die Menschheit wäre die Spitze der Evolution? Mitnichten, Mademoiselle. Was ich Ihnen heute Nacht erzählt habe, ist nur die Spitze des Eisberges. Dort draußen gibt es unzählige Geheimnisse und Geschichten zu entdecken. Ich bin gespannt darauf, in einigen Jahren von Ihnen einige dieser Geschichten zu hören.

Und nun tut es mir leid, Ihnen mitzuteilen, dass Sie nur eine Stunde haben, um ein paar Sachen zu packen und mich zu begleiten, denn die Gendarmerie ist bereits auf dem Weg.

Also, allez allez, folgen Sie mir, wenn Sie am Leben bleiben wollen!“

 

Artikelbilder: © Onyx Path Publishing
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Maximilian Düngen

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein