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World of Tanks begeistert seine Fans seit über zehn Jahren als kostenloses Online-Spiel, mit jeder Menge Bezahlinhalten. Gale Force Nine haben das digitale Erlebnis als analoge Version auf den Spieltisch gebracht. Zieht mit uns in die Panzerschlacht, ganz ohne Strom und Internet, dafür aber mit realen Kontakten.

Beim MMO World of Tanks treten zwei Gruppen in einer epischen Panzerschlacht gegeneinander an. Das besondere dabei ist, dass die Gruppen Panzer aus verschiedenen Fraktionen beinhalten. Es ist also kein historisch korrektes Gefecht, sondern ein Wettkampf, bei dem jeder sein Sportgerät frei wählen kann. Dies bietet ebenfalls eine gute Basis für ein Tabletop, welches Gale Force Nine im vergangenen Jahr umgesetzt hat. Nun können auch auf dem heimischen Spieltisch Panzerschlachten mit gemischten Gefährten ausgefochten werden. Der gewählte Maßstab von 15 mm ermöglicht dies, ohne dass es auf dem Spielfeld zu eng wird. Wir haben uns die Grundbox für das World of Tanks Miniatures Game besorgt und geprüft, ob das Tabletop mit dem Computerspiel mithalten kann.

Die Box

Der quadratische Karton besteht aus solider Pappe und ist in der Gestaltung dem Design des Computerspiels angepasst. Im Deckel befindet sich ein Sichtfenster, durch welches die enthaltenen Panzer sichtbar sind. Auf der Rückseite der Box ist eine Spielszene abgebildet und der Inhalt aufgelistet. Die Beschreibung des Spiels fällt mit einem Satz kurz aus. Unter dem Deckel befinden sich in einer Kunststoffeinlage die Panzer, Würfel und die benötigten Spielkarten. Unter der Kunststoffeinlage liegen das Regelheft und zwei Ausdrückrahmen aus bedruckter Pappe mit Markern, Messstab und 2D-Gelände. Zusätzlich befindet sich auch noch ein Blatt mit der Auflistung der in Wellen erschienenen weiteren Panzermodelle. Auf diesem Blatt erhält man auch noch einen Invite- und einen Bonus-Code für das Computerspiel.

Die Box beinhaltet alles, was zum Spielen benötigt wird.
Die Box beinhaltet alles, was zum Spielen benötigt wird.

Regeln und Spielmaterial

Zugegeben, die Regeln sind nicht ganz neu. Gale Force Nine haben hier auf ihren bereits vor einiger Zeit erschienen Panzer-Skirmisher Tanks zurückgegriffen. Da Tanks nicht mehr erhältlich ist, kann das World of Tanks Miniatures Game als Nachfolger betrachtet werden. Die Grundregeln sind weitestgehend gleich geblieben. Nur Design der Karten und auch die Aufwertungskarten für die Panzer sind an die Computerspielvorlage angepasst worden. Die Regeln sind aber übersichtlich gestaltet und leicht verständlich. Auf 24 Seiten werden Spielende Schrittweise in den Spielablauf eingeführt. Viele Darstellungen von Spielszenen erleichtern das Erlernen der Regeln. In unserem Fall sind die Regeln Englisch, die Box ist aber auch auf Deutsch und in weiteren Sprachen erhältlich.

Die Karten und Marker haben ein hochwertigeres Design als beim Vorgänger, welcher teilweise etwas altbacken wirkte.

Die Marker, der Messpfeil und das Gelände sind aus solider Pappe und sie lassen sich gut greifen. Das 2D-Gelände ist zweckmäßig, wenn grafisch auch nicht herausragend.

Auf den Profilkarten der Panzer sind alle wichtigen Informationen enthalten. Auf der Rückseite sind die Sonderregeln erläutert. Die Pappe der Karten ist recht steif und sie glänzen stark. Dies verspricht Haltbarkeit auch bei längerem, intensiven Einsatz. Die Aufwertungskarten und das Deck zur Ermittlung kritischer Treffer sind aus dem gleichen Material und machen ebenfalls einen guten Eindruck.

Die sechsseitigen Würfel des Spiels weisen keine Augen auf, sondern Symbole. Jeder verfügt über eine Seite mit dem Logo des Spiels für kritische Treffer, zwei Seiten mit einem Treffersymbol und drei blanke Seiten.

Die Modelle

In der Box befinden sich vier Panzer im Maßstab 15 mm. Dabei handelt es sich um einen sowjetischen T-34, einen britischen Cromwell, einen deutschen Panzerkampfwagen IV Ausführung H und einen amerikanischen M4A1 Sherman. Jede Fraktion, welche bisher für das Spiel erhältlich ist, ist also vertreten. Die Panzer bestehen aus Kunststoff, sind bereits zusammengebaut und in Grundfarbe bemalt. Sie können somit direkt aus der Box benutzt werden. Natürlich können sie auch noch weiter bemalt werden. Dabei kann man sich dann eine Grundierung sparen.

Die Gussschärfe der Modelle ist gut und es sind selbst kleine Details wie Nieten oder an der Wanne angebrachte Werkzeuge gut erkennbar.

Spielablauf

Der Spielablauf gestaltet sich recht einfach. Bereits das erste Spiel, Grundkenntnisse im Tabletop vorausgesetzt, verläuft flüssig. Aber auch totale Neulinge werden sich schnell zurechtfinden. Es ist möglich nur zu versuchen, alle gegnerischen Panzer auszuschalten. Das Spiel wird aber spannender, wenn man eines der Missionsziele wählt.

Das Platoon

Vor dem Spiel muss sich auf einen Punktewert geeinigt werden. Erste Spiele werden mit einem Punktelimit von 50 vorgeschlagen, Standardspiele werden mit 200 Punkten ausgetragen. Die in der Box befindlichen Panzer kosten zwischen 35 und 47 Punkten. Wie bereits erwähnt, dürfen Panzer verschiedener Fraktionen gemischt werden.

Panzerprofile können durch Karten erweitert werden.
Panzerprofile können durch Karten erweitert werden.

Jeder Panzer kann zusätzlich durch Karten aufgewertet werden. Auf den Profilkarten sind die Crew-Mitglieder angegeben, von welchen jedes jeweils eine Crew-Karte erhalten kann, die seiner Position entspricht. Jeder Panzer darf außerdem maximal jeweils drei Aufwertungskarten der Kategorien Munition, Verbrauchsgüter und Equipment erhalten. Die letzte Möglichkeit der Aufwertung sind Modul-Karten. Es darf jedes der Module Kanone, Turm, Motor, Getriebe und Funkgerät jeweils einmal aufgewertet werden. Aufwertungskarten kosten zwischen einem und acht Punkte und somit ist es durchaus möglich, mehr Punkte für Aufwertungen auszugeben als für den eigentlichen Panzer. Und gerade die Aufwertungen können im Spiel später entscheidend sein. Aufwertungskarten werden mit wenigen Ausnahmen verdeckt neben die Profilkarte gelegt und erst beim Einsatz offengelegt. Um Gegenspielenden eine bessere Übersicht zu ermöglichen, sind dafür die Punktewerte der Karten auf die Rückseite gedruckt.

Der Spielfeldaufbau

Das Spiel wird auf einem 90 cm x 90 cm großen Spielfeld gespielt. Nachdem eine der vier Missionen festgelegt worden ist, wird per Würfelwurf entschieden, wer das erste Geländestück platzieren darf. Danach wird abwechselnd Gelände platziert, bis alle in der Box enthaltenen Geländeteile platziert sind. Hierbei muss eine feste Reihenfolge eingehalten werden. Zuerst werden Hügel und Wälder platziert, danach Gebäude und zuletzt Mauern.

Die Mission gibt den Spielfeldaufbau vor.
Die Mission gibt den Spielfeldaufbau vor.

Ist das Gelände platziert, erfolgt ein weiterer Würfelwurf um festzulegen, wer angreift und wer verteidigt. Wer den Wurf gewinnt, darf wählen, ob er*sie angreift und damit den ersten Vorteil erhält oder ob er*sie lieber verteidigen möchte und sich dafür eine Spielfeldhälfte aussuchen darf. Der*die Angreifende erhält dann die gegenüberliegende Seite.

Aufgestellt wird in umgekehrter Initiative innerhalb einer Messpfeillänge der eigenen Aufstellungszone. Panzer mit niedriger Initiative werden also zuerst aufgestellt. Haben beide Spieler*innen Panzer mit der gleichen Initiative, kommt der Vorteil zur Anwendung. Dieser bricht nämlich ein Unentschieden der Initiativen.

Die Bewegungsphase

In der Bewegungsphase werden Panzer, erneut in umgekehrter Initiativreihenfolge, bewegt. Jeder Panzer verfügt über einen Mobilitätswert. Dieser gibt an, wie viele Bewegungen pro Runde maximal durchgeführt werden dürfen. Für eine Bewegung wird das Ende des Messpfeils an irgend einem Punkt des Panzers angelegt und der Panzer dann an irgendeinem Punkt hinter der Pfeilspitze platziert. Die Ausrichtung nach der Bewegung ist frei wählbar, wobei aber immer eine Seite des Panzers glatt am Pfeil anliegen muss. Somit sind vier Ausrichtungen möglich. Es ist also wichtig, wie man den Pfeil vor der Bewegung angelegt hat. Gelände behindern Bewegungen nicht. Nur Gebäude müssen umfahren werden. Überfährt ein Panzer ein Mauerstück, wird dieses als zerstört entfernt.

Bewegungen werden mit dem Messpfeil durchgeführt.
Bewegungen werden mit dem Messpfeil durchgeführt.

Die Zahl der durchgeführten Bewegungen wird mittels eines Markers neben dem Modell vermerkt. Diese beeinflussen später nämlich das Schießen maßgeblich. Ein Panzer darf aber auch Bewegungsmarker erhalten, wenn er sich nicht bewegt hat. Damit wird defensive Bewegung dargestellt. Man kann sich vorstellen, dass der Panzer vor- und zurücksetzt, zugunsten der Spielzeit dies aber einfach durch das Platzieren der Marker dargestellt wird.

Die Schussphase

Die Schussphase erfolgt in Initiativereihenfolge. Panzer mit hoher Initiative beginnen also. Über Reichweiten braucht man sich dabei keine Gedanken zu machen. Es wird davon ausgegangen, dass alle Kanonen über ausreichend Reichweite für das Spielfeld verfügen.

Beschossen werden kann ein Panzer, wenn der*die Angreifende von der Mitte des Turmes eine Sichtlinie zu irgend einem Teil des Zieles ziehen kann. Sturmgeschütze, also Panzer ohne drehbaren Turm, messen von der Mitte ihrer Front und können nur Ziele im 180 Grad-Bereich vor ihnen erfassen.

Die T-34 stehen beide in Deckung und sind teilgedeckt.
Die T-34 stehen beide in Deckung und sind teilgedeckt.

Panzer, Gebäude und Hügel können Sichtlinien blockieren, Mauern und Wälder geben Deckung. Ist die Sichtlinie zu mindestens zwei Eckpunkten eines Zieles blockiert oder verläuft durch anderes Gelände, erhält das Ziel Deckung. Erhält ein Ziel Deckung durch einen Hügel oder eine Mauer, gilt es außerdem als Hull Down (teilgedeckt).

Ist ein gültiges Ziel ermittelt, wirft der*die Angreifende eine Anzahl an Würfeln, welche dem Feuerkraftswert des Panzers entspricht. Jedes erzielte Treffersymbol erzeugt einen Treffer, jedes World of Tanks Logo einen kritischen Treffer.

Der*die Verteidigende ermittelt die Zahl der Verteidigungswürfel. Die Basis bildet hierbei die Überlebensfähigkeit des Profils. Bei den Panzern der Box ist diese immer eins. Nun wird jede Bewegung des verteidigenden, sowie jede Bewegung des angreifenden Panzers hinzugezählt. Ein weiterer Würfel wird hinzugefügt, wenn der Panzer in Deckung steht. Abgezogen wird jeweils ein Würfel für einen Angriff, der nicht aus dem Frontbereich erfolgt und für Angriffe innerhalb einer Messpfeillänge. Die Summe darf aber nie sechs übertreffen.

Der Angreifer erzielt einen normalen und zwei kritische Treffer.
Der Angreifer erzielt einen normalen und zwei kritische Treffer.
Der Verteidiger erhält fünf Verteidigungswürfel.
Der Verteidiger erhält fünf Verteidigungswürfel.

Der*die Verteidigende wirft den Verteidigungspool und vergleicht diesen mit dem Angriffswurf. Jeder kritische Treffer kann entweder einen kritischen Treffer oder einen Treffer negieren. Jeder Treffer kann einen Treffer negieren. War das Ziel teilgedeckt, kann außerdem ein weiterer Treffer entfernt werden.

Übrige Treffer erzeugen jeweils einen Schadenspunkt. Kritische Treffer verursachen keinen direkten Schaden. Stattdessen wird eine Karte aus dem Schadensdeck gezogen und der Effekt angewendet. Sollte der Effekt auch Schaden beinhalten, wird dieser ebenfalls hinzugezählt.

Wenn ein Panzer alle seine Trefferpunkte verliert, gilt er als ausgeschaltet. Er verbleibt aber als mögliche Deckung auf dem Spielfeld.

Ausgebrannte Panzer bleiben als Deckung auf dem Feld.
Ausgebrannte Panzer bleiben als Deckung auf dem Feld.

Die Kommandophase

In der Kommandophase wird die Runde beendet und das Spielfeld aufgeräumt. Es wird überprüft, ob ein*e Spieler*in bereits die Siegesbedingungen der Mission erfüllt und gewonnen hat.

Jeder Panzer mit reparierbaren kritischen Schäden kann versuchen, einen davon zu reparieren. Hierfür wird ein Würfel geworfen. Wird etwas anderes als eine blanke Seite erzielt, ist der Effekt repariert, nicht aber die erlittenen Schadenspunkte.

Zuletzt wird der Vorteil durch einen Würfelwurf für die nächste Runde ermittelt und Marker werden vom Spielfeld entfernt. Abgelegte Karten für kritische Treffer werden zurück in das Deck gemischt.

Die harten Fakten:

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Homepage zum Spiel finden sich die Regeln auf Englisch als Gratis-Download. Außerdem gibt es ein How to Play und mehrere Guides, welche den Einstieg zusätzlich erleichtern sollen.

Fazit

Das World of Tanks Miniatures Game ist ein schnelles Spiel, bei dem es viel um Bewegung und Positionierung geht. In der Grundbox ist alles, was zum Spielen benötigt wird, enthalten. Die Regeln sind sehr übersichtlich gestaltet und können schnell erlernt werden. Mit etwas Übung sind durchaus Spiele in 30 Minuten abschließbar. Reine Vernichtungsschlachten arten allerdings schnell in ein Katz-und-Maus-Spiel aus. Missionsziele machen das Spiel deutlich interessanter. Wünschenswert wären vielleicht noch zusätzlich Aufgaben durch ein Kartenset, um mehr Varianz zu erzeugen. Ein weiterer Punkt, der nicht unterschätzt werden sollte, sind die Aufwertungsmöglichkeiten der Panzer durch die Zusatzkarten.

Die Modelle sind detailliert und hochwertig und da sie bereits zusammengebaut und in Grundfarbe bemalt sind, sofort einsetzbar.

Gerade weil das System recht gradlinig ist, bietet es sich als Turnierspiel an. Aber auch für schnelle Spiele zwischendurch, ohne lange Regeln wälzen zu müssen, ist es gut geeignet.

  • Leicht zu lernen
  • Alles, was zum Spielen benötigt wird
  • Hochwertige Modelle
 

  • Nur eine kleine Auswahl an Missionen

 

Artikelbilder: © Gale Force Nine
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Katrin Holst
Fotografien: Dennis Rexin
Dieses Produkt wurde durch die Einnahmen auf Patreon finanziert.

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